Demnächst im Test:

Billboard
Arcam Radia Serie

Die unterschiedlichen Mikrofontypen

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Die unterschiedlichen Mikrofontypen

Der Tontechniker muss anhand der Gegebenheiten und anhand des gewünschten Klangresultats (wenn es denn schon feststeht) die für die Aufnahme passenden Mikrofone aussuchen. Die Anzahl der verfügbaren Mikrofone ist kaum noch zu überblicken, da der Markt besonders im letzten Jahrzehnt förmlich explodiert ist. Allerdings kann man die Mikrofone nach bestimmten, wichtigen Eigenschaften unterscheiden.

Es gibt nur zwei wirklich regelmäßig genutzte Systeme, mit denen aus Schwingung der Luft eine analoge TauchspulenmikrofonSpannung wird (denn das ist es, was ein Mikro nun mal tut). Fast allen Systemen ist gemein, dass eine runde, dünne Folie durch den Schall zu schwingen angeregt wird. In einem dynamischen Mikrofon wird dabei durch die Bewegung eines elektrischen Leiters in einem Magnetfeld eine Spannung induziert – vom Physikunterricht kennen wir das als „Generatorprinzip“.

Sieht man sich den Aufbau der meist als sogenannte Tauchspulenmikrofone ausgeführten dynamischen Wandler als HiFi-Freund an, wird man feststellen, dass Membran, Spule und Topfmagnet eine nicht unerhebliche Ähnlichkeit mit Lautsprechertreibern gleichen Namens aufweisen. Kunststück: Das Prinzip ist das gleiche, nur wird es umgekehrt betrieben. Und tatsächlich kann man aus manchen Mikrofonen Musik hören, wenn man sie an einen Kopfhöreranschluss anschließt (bitte lieber nicht ausprobieren!) und mit den meisten Lautsprechern auch Signale aufnehmen – was stellenweise tatsächlich gemacht wird!

Sicher eines der bekanntesten Tauchspulenmikrofone ist das Shure SM58 mit seiner charakteristischen, simplen Eistütenform. Im Studio kommt jedoch häufiger das Geschwisterchen SM57 zum Einsatz, aber auch eine ganze Bandbreite anderer derartiger BändchenmikrofonWerkzeuge mit unterschiedlichen Eigenschaften und Fähigkeiten. Generell werden Tauchspulenmikrofone vor allem für ihren recht geringen Preis und ihre Robustheit geschätzt. Durch die auf die Membran aufgeklebte Kupferspule schwingen Tauchspulenmikros eher etwas behäbig und übernehmen üblicherweise eher die „gröberen“ Aufgaben, etwa das Abnehmen von Lautsprecherboxen oder Schlaginstrumenten.

Eine Besonderheit unter den dynamischen Mikros ist das Bändchenmikrofon, bei welchem ein oft nur ein oder zwei Mikrometer dünnes, längliches Aluminiumbändchen den Schall aufnimmt. Diese Ribbon-Mikros sind durch die geringe Masse etwas schneller, haben aber üblicherweise recht auffällige Klangeigenschaften, die zwar nicht immer passend sein können, aber bei Bedarf eine gewisse Sämigkeit und Gutmütigkeit liefern.

Ist klangliche Neutralität und möglichst detaillierte Darstellung das Ziel, wird meist zu Kondensatormikrofonen mit einem Membrandurchmesser von etwa einem halben Zoll gegriffen, die man üblicherweise an der simplen Stäbchenform erkennt.

KondensatormikrofonEine dünne Membran und eine feste Rückplatte bilden hierbei Anode und Kathode des namensgebenden „Kondensators“. Dabei besitzt die Kondensatorkapsel entweder aufgrund der externen Spannungsquelle, meist bezogen aus der 48-Volt-Phantomspeisung des Mikrofonvorverstärkers, oder aber durch die Dauerpolarisation mittels eines auf der festen Rückplatte aufgebrachten Elektret-Materials, eine bestimmte Ladungstrennung. Auf der einen Seite ist also ein Überschuss, auf der anderen ein Mangel an Elektronen vorhanden. Wenn eintreffender Schall die Membran zur Rückplatte hin und wieder von ihr wegbewegt, ändert sich mit dem Abstand der beiden zueinander die Kapazität der Kapsel und damit auch die Spannung. Diese auftretenden Spannungsschwankungen entsprechen der Bewegung der Membran und somit der Bewegung der Luftmoleküle vor dem Mikrofon – also dem aufzunehmenden Signal. Übrigens: Elektrostaten-Lautsprecher nutzen dieses Prinzip in der umgekehrten Richtung: Hier wird eine Spannungsänderung einem „Platten-Kondensator“, den Statoren, zugeführt, um eine in dessen Mitte befindliche, unter Spannung stehende Membran in Schwingung zu versetzen – und somit auch die Luft.

Kondensatormikro - Kapselaufbau
Kapselaufbau eines Kondensatormikros

Kondensatormikrofone können einen sehr linearen und weiten Frequenzgang haben. Ist der Membrandurchmesser größer (ab etwa einem Zoll), so spricht man von Großmembran-Kondensatormikrofonen, welche auch anhand ihrer größeren Bauform erkannt werden können und daran, dass sie nicht auf die Schallquelle „zeigen“, sondern meist seitlich besprochen werden. Dies sind die typischen Gesangsmikrofone, man setzt sie allerdings auch bei der Mikrofonierung verschiedenster anderer Klangquellen ein. Einer der wesentlichen Unterschiede von Großmembran- und Kleinmembran-Kondensatormikrofonen ist, dass Erstere stärkere charakterliche Eigenschaften liefern und das Signal schon mit gewissen klanglichen Eigenheiten, wie etwa Nonlinearitäten im Frequenzgang, versehen. Neben der Kapsel ist es aber vor allem die nachgeschaltete Elektronik (insbesondere im Falle von Röhren und Übertragern), welche auch mehr oder weniger stark klangfärbend sein kann – ein Umstand, der vor allem bei Großmembranen oft bewusst eingesetzt wird. Wen wundert’s, dass das beabsichtigt sein kann? Manchmal ist Natürlichkeit eben überhaupt nicht gewünscht, so klingen die meisten Bassdrums auf Aufnahmen deutlich anders als man sie als Schlagzeuger – oder als unter dem Schlagzeuger leidender Mitmusiker – im Raum wahrnimmt.

Kapsel eines Kondensatormikrofon
Kapsel eines Kondensatormikrofons

Billboard
Raidho Lautsprecher

Musikproduktion: Musikproduktion heute, Teil 1: Mikrofon und Mikrofonierung

  1. 2 Die unterschiedlichen Mikrofontypen