Demnächst im Test:

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My Sound - Nagra

Diesig und regnerisch präsentierte sich das erste Februarwochenende. Für eine Hotelmesse, wie die Norddeutschen Hifi-Tage fast schon Idealbedingungen. Über Besuchermangel konnten sich die Organisatoren und gut 140 Aussteller dann auch nicht beklagen. Dennoch kam bei manchem ein wenig Wehmut auf, denn die alljährlich in Hamburg stattfindenden Norddeutschen Hifi-Tage markieren nicht nur den Beginn der Messesaison, sondern sind für viele auch fest mit der Location, dem Holiday Inn an den Elbbrücken, verbunden. Wo sonst lässt sich highendiger Wohlklang mit grandiosem Blick aus der 18. Etage auf Hafen und City genießen? 

Ausgerechnet nach dieser nun 15. Ausgabe der beliebten Hifi-Messe steht ein Umzug ins elegante Privathotel Lindtner in Hamburg-Harburg an, wie der Messeführer und gut sichtbar aufgehängte Plakate mit Blick auf die nächsten Norddeutschen Hifi-Tage am 6. und 7. Februar 2021 verkündeten.

Ivonne Borchert-Lima, Geschäftsführerin der ausrichtenden Messegesellschaft, erklärte dazu, dass im nächsten Jahr umfassende Renovierungsarbeiten im Holiday Inn anstünden und daher ein, zumindest vorläufiger, Umzug unvermeidbar sei.

Ein Grund mehr, gleich zu Anfang den Fahrstuhl in den luftigen obersten Stock zu besteigen und dort den  Hörtest 2020, das Motto der Veranstaltung,  zu beginnen.

DeVore Fidelity Orang Utan O/93

DeVore Fidelity Orang Utan O/93 an Audiomat-Elektronik

Belohnt wurde der „Aufstieg“ mit einer klanglich wirklich reizvollen Vorführung der nach dem goldenen Schnitt gestalteten DeVore Fidelity Orang Utan O/93 des New Yorker Entwicklers John DeVore. Mit stupender Natürlichkeit und einem angenehm homogenen Klangfluss empfehlen sich die pro Paar 9500 Euro kostenden Orang Utans als besonders langzeittaugliche Begleiter für audiophile Connaisseurs. Natürlich sollen auch die Elektronik von Audiomat und die Verkabelung von Tellurium Q dabei nicht unerwähnt bleiben. Alle Komponenten befinden im Vertrieb von H.E.A.R (https://h-e-a-r.de).

Pre-Audio DE-1800

Pre-Audio DE-1800

Fast schon eine kleine Sensation gab es nebenan bei LEN-Audio (www.lenhifi.de) zu entdecken. Der Plattenspieler Pre-Audio DE-1800 dürfte wohl der einzige  Plattenspieler unter 2000 Euro sein, der mit einem  Tangentialtonarm, welcher dem ersten Eindruck nach auch funktionieren dürfte, aufwarten kann. Das ausgestellte Modell mit Granitzarge und einem magnetisch entkoppelten Tellerlager ist zwar um etwa 600 Euro teurer als der Einstiegsdreher, soll aber, so Björn Kraayvanger von LEN-Hifi auch gehobene audiophile Ansprüche erfüllen.

Der Weg nach unten führte über den 17. Stock und  in den Raum von Lyravox (https://lyravox.com), deren Karlina Pure ja bereits im Hörraum des Kollegen Werner zu Gast gewesen ist. Dessen positives Urteil über Auflösungsvermögen, Klangfarbenreichtum und Feinsinn des Testprobanden ließ sich angesichts der Performance der kleinen Karlsson, die hier mit Unterstützung eines passenden Subwoofers musizierte, gut nachvollziehen.

Lyravox Karlina

Lyravox Karlsson

Dass der neu im Portfolio des Hamburger Herstellers befindliche Monitor sogar mit einem – optionalen – Diamanthochtöner glänzen konnte, setzte dem exquisiten Klang noch ein besonders exklusives Sahnehäubchen obenauf. Grobdynamisch gab Karlsson ebenfalls keine schlechte Figur ab, vielleicht auch, weil das Gehäuse aus einem extrem soliden und fast resonanzfreien Kunststein hergestellt ist. Nötigenfalls ließe sich der Monitor tieftonseitig auch von bis zu drei Subwoofern pro Kanal unterstützen. Selbst solo sollen aber Räume bis 30 Quadratmeter locker bespielt werden können. Dank DSP-Steuerung natürlich optimal den räumlichen Gegebenheiten angepasst. Ganz billig ist dieses Vergnügen freilich nicht. Zwar soll ein Pärchen Lyravox Karlsson für 16.500 Euro zu erstehen sein, doch bringt jedes Paar Subwoofer einen Aufschlag von 12.000 Euro mit sich. Im Maximalausbau inklusive der 5.500 Euro für die Diamanthochtöner, die unseren Karlsson ganz weit in den audiophilen Himmel katapultieren, werden dann, ups, 58.000 Euro fällig.

Musikelektronik Geithain (www.me-geithain.de, siehe auch fairaudio-Firmenbericht) ist dem Autor nicht unbekannt, denn einige Jahre stand der große Regielautsprecher RL901 in meinem Hörraum. Eine Zeit, an die ich mich noch gern erinnere.

ME Geithain RL901 mit Auditorium

ME Geithain RL921K

Und nun das Déjà-vu-Erlebnis, denn was der neue aktive Drei-Wege-Koaxiallautsprecher RL921K der Sachsen unter sicherlich nicht optimalen Bedingungen im Hotelzimmer von sich hören ließ, war verdammt nahe an dem, was seinerzeit der große Bruder unter Idealbedingungen zu leisten vermochte. Mit einem 30 Zentimeter Basschassis (40 Zentimeter sind es  bei RL901K) ausgestattet, stellte der Geithain RL921K  unglaublich souveräne, räumlich glaubwürdige und tonal nahezu perfekte Klangbilder in den Raum, die dazu noch mit einer sehr realistischen Dynamikentfaltung überzeugten.

ME Geithain RL901

Die für ME Geithain typische Koax-Konstruktion kommt bei der RL921K mit einem 30-cm-Basschassis

Das alles ohne die digitalen Zaubereien eines DSP oder superkräftiger Class-D-Verstärkertechnik! Dieser Monitor gehört unbedingt auf jede audiophile Shortlist.

Navis ARF-51

Stilvoll: Elac Navis ARF-51

Eine Etage tiefer, bei ELAC (www.elac.de) aus Kiel, spielte ebenfalls ein aktiver Schallwandler, der mittelgroße Standlautsprecher Navis ARF-51. Ein wohnzimmertauglicher Begleiter für qualitätsbewußte Hörer, die auch die Möglichkeit einer drahtlosen Anbindung ihrer Lautsprecher zu schätzen wissen. Jedenfalls konnten die pro Stück 1999 Euro teuren ARF-51 ihre Zuhörer mit einem schlüssigen, und in Anbetracht der großen ELAC-Suite auch basskräftigen Sound unterhalten. Bei Einbindung eines Fernsehers dürften die Kieler Aktivisten ziemlich sicher auch mit exzellenten Heimkino-Qualitäten glänzen.

Noch eleganter und primär feinstem Klang verpflichtet, gab sich Elacs neue Concentro S 507 für knapp 11000 Euro pro Paar.

Elac Concentro S 507

Kompromisslos: Elac Concentro S 507

Mit Features der großen Concentro-Lautsprecher, wie den vier nach dem ICD-Prinzip (Impulse Compensated Design) seitlich angeordneten Langhubchassis, speziellen Mitteltönern mit Aluminiummembran und neuen Jet5c-Hochtönern dürfte die Elac S 507 technologisch für höhere Aufgaben bestens gerüstet sein. Nicht zu vergessen, die mittels des sogenannten „Directivity Control“-Rings mögliche Raumanpassung im Mitteltonbereich. Zum Lieferumfang gehören drei unterschiedliche, aus Aluminium gefertigte DCRs. Schade, dass ich die Concentro S 507 bei meinem Besuch nur betrachten und nicht hören konnte – das lässt sich demnächst aber sicherlich noch nachholen.

Kompaktlautsprecher von Einstein Audio

Großer kleiner Clou?

Dass man seinen Ohren keineswegs immer trauen darf, bewies diesmal Einstein Audio (www.einstein-audio.de). In dem relativ großen Hörraum der Bochumer glaubte man mit geschlossenen Augen mindestens einen mittelgroßen Standlautsprecher zu hören. Tiefe Bässe und raumfüllendes Klangbild? Alles da, keine Frage. Die stellte sich erst, nachdem Annette Heiss den „Verursacher“ des Spektakels präsentierte: Einen Zweiwegemonitor mit der Frontfläche eines Din A 4-Heftes. Ganz klassisch spielten hier zwei Chassis in einem geschlossenen Gehäuse, was gemeinhin nicht gerade einen besonders hohen Wirkungsgrad verheißt. Immerhin 87 dB schafft die 8 Ohm Box dann doch.

Annette Heiss von Einstein Audio

Annette Heiss von Einstein Audio

Im Zusammenspiel mit einem neuen, kleineren Einstein-Vollverstärker, der noch im Prototypengehäuse debütierte, und pro Kanal 50 propere Watt abliefere, fehlte hier eigentlich … nichts. Außer dem endgültigen Namen. Beim Lautsprecher wird momentan „The Clou“ heiß gehandelt. Passt auf jeden Fall. Weniger niedlich als die physischen Abmessungen wird wohl der Preis ausfallen. Um 7500 Euro soll die kleine Einstein-Box kosten. Ich empfehle daher: Augen zu und das Gehör entscheiden lassen.

Keith Monks Plattenwaschmaschine

Prodigy by Keith Monks

Auf dem Flur kam ich beim Stand von Keith Monks Plattenwaschmaschinen (www.keithmonks-rcm.co.uk/) vorbei, die ja nun aus dem EU-Ausland kommen. Als ob es gelte, den Exotenstatus perfekt zu machen, hat Jonathan Monks seinen neuen, mit erschwinglichen 895 Euro etikettierten Plattenwäscher „Prodigy by Keith Monks“ in ein Bambusgehäuse gesteckt. Neben der ungewöhnlichen Optik  sei das Material robust und, da schnell nachwachsend, besonders nachhaltig. Greta T. wird’s freuen und da weder auf eine Punktabsaugung (diesmal allerdings ohne den für Monks typischen Faden) noch auf eine effektive Geräuschdämmung verzichtet wurde, kann sich auch der Nutzer des Prodigy wohl nicht beschweren. Die Reinigungsflüssigkeit muss allerdings händisch aufgetragen und eingearbeitet werden, denn für automatische Waschprogramme wurde das Budget dann mit Blick auf den günstigen Preis wohl doch etwas zu knapp.

Unten in den Sälen war es mitunter schwierig, einen guten Sitzplatz in den Vorführungen zu ergattern.

B&W 800 D3 an Rotel Verstärkerelektronik aus der Michi-Serie

B&W 800 D3 an Rotels neuer Top-Verstärkerelektronik aus der Michi-Serie

Gleichwohl konnte man über die B&W-Präsentation (www.gute-anlage.de) sagen, dass es hier souverän, dynamisch und im besten Sinn neutral tönte. Informationen zur Raumdarstellung ließen sich auf meinem Platz rechts hinten leider nur sehr spärlich erhaschen. Doch haben mich diesmal in der Tat weniger die ja schon bekannten Qualitäten der eingesetzten Schallwandler B&W 800 D3 interessiert, als Rotels Top-Verstärkerelektronik aus der Michi-Serie in Aktion zu erleben. Die fast 60 Kilo wiegende Endstufe S5 leistet lustvolle 2 x 500 Watt an 8 Ohm, während es die Monoblöcke M8 sogar auf potenziell infernalische 2 x 1080 Watt bringen. Allesamt in bewährter AB-Schaltung – und auch dosengroße Siebkondensatoren scheinen ihr Comeback zu erleben. Das angenehm reduzierte Design und das multifunktionale Farbdisplay wissen ebenso zu gefallen. Die Preise, 5990 Euro für die Stereoendstufe und genau dieselbe Summe pro Monoblock, erscheinen bei alledem auffallend fair kalkuliert.

Rotel Michi P5

Anregung zum Händeschütteln? Rotel Michi P5 Vorstufe

Ungläubig zweimal fragen musste ich dann beim Preis der Vorstufe P5, die Rotel für 3500 Euro anbietet. Denn der Pre ist nicht nur piekfein verarbeitet, sondern bietet auch noch ein sattes Technikpaket.  Neben analogen Eingängen (Cinch und XLR) gibt’s 75-Ohm-Digitaleneingänge (elektrisch und optisch) nach S/PDIF-Norm, wobei bekannt gute AKM-32 Bit-Wandlerbausteine zum Einsatz kommen. Für das Zuspiel per USB-Kabel hält die P5 ebenfalls Eingänge parat, die selbstredend MQA zertifiziert sind.  Schlussendlich runden Phono-MM- und MC-Eingänge das Featurepaket ab. Wer durch den transparenten Gehäusedeckel der ausgestellten Vorstufe blickte, konnte seine Augen an einem absoluten sauberen und mit hochwertigen Bauteilen realisierten Innenaufbau laben. Im Zeitalter ständig steigender Preise hochwertiger Hifi-Geräte möchte man Rotel für die Michis geradezu die Hand schütteln.

Wessen Erspartes dafür noch nicht ausreicht, braucht sich dennoch nicht zu grämen. Gerade auf den diesjährigen NDHT sind mir etliche gute Geräte aufgefallen, die normale Haushaltskassen nicht in bedrohliche Schieflagen bringen.

Triangles Borea BR 09

Zum Freundschaftspreis: Triangles Borea BR 09 (vorne) an Elektronik von Musical Fidelity

So führte Reichmann Audio Systeme (www.reichmann-audiosysteme.de) gleich nebenan Triangles Borea BR 09 vor. Von Musical Fidelitys neuem Integrierten M6 (um 2600 Euro) befeuert, verbreitete sich im Saal ein wohldifferenzierter, erstaunlich erwachsener Klang, der es an solider Bassenergie und gut eingebundene Höhen keineswegs missen ließ. Richtig klasse, wie Candy Dulfers Saxophon mit typisch warm-metallischem Schmelz so angenehm ins Ohr ging. Dabei kostet ein Paar der weiß lackierten Säulen gerade einmal 1200 Euro. Und sogar darunter hält die Borea-Linie des französischen Lautsprecherherstellers noch einige interessante Angebote bereit.

Canton Chrono SL 536.2

Canton Chrono SL 536.2

Canton Smart Amp 5.1

Canton Smart Amp 5.1 mit AVM-Receiver als Basis und Zuspieler

Eine weitere Offerte machte Canton (www.canton.de/de/), wo man den neuen Smart Amp 5.1 (699 Euro) kurzerhand mit einem Paar Chrono SL 536.2 (1058 Euro) verbandelte. Zusammen mit einem CD-Laufwerk oder einer günstigen Streamingbridge ergibt dies eine kleine Kette, die man klanglich nicht unterschätzen sollte, denn Cantons Smart Amp hat erstaunlich viel Dampf und performt neutral ohne ausgezehrt oder gar harsch zu wirken.

Magnat Signature 905

Magnat Signature 905 an Vollverstärker MA1000 und CD-Spieler MCD1050

Etwas teurer zwar, aber mit entsprechend überzeugender Leistung ging’s zur Sache, als Magnats (www.magnat.de) Standlautsprecher Signature 905 (2398 Euro) vom hauseigenen Vollverstärker MA1000 (1699 Euro) und dem CD-Spieler MCD1050 (1699 Euro) angefeuert wurden. Insbesondere das im kleinen Hotelzimmer fast schon beängstigend tiefe Bassfundament wusste zu beeindrucken (ja, ich habe den Subwoofer gesucht).

Gegentakt GGNTKT M1

GGNTKT M1

Obwohl für ein Paar GGNTKT M1 6000 Euro (https://ggntkt.de/) angelegt werden müssen, zählen die Aktivlautsprecher für mich, wenn es um audiophile Leistungen geht, durchaus zu den preiswürdigen Systemen. Wie bereits auf den Westdeutschen Hifi-Tagen bestachen die Newcomer mit einer, trotz aller digitaler Technik, sehr natürlichen Ansprache. So konnte man mit Mercedes Sosas Misa Criolla den lärmenden Messetrubel für einige Augenblicke ausblenden und tief in die Konzeratmosphäre eintauchen. Dabei verblüffte ein ums andere Mal, zu welcher Präzision die auch optisch außergewöhnlichen Schallwandler fähig waren, ohne dass die Detailflut im Mindesten von musikalischen Inhalten abgelenkt hätte.

Gegentakt GGNTKT Team

Das taktvolle Gegentakt-Team Katrin und Roland Schäfer

Andrejs Staltmanis von Ultraudio (www.ultraudio.de) ist bekannt dafür, bei seinen Projekten meist auf eine etwas rustikalere Technik zu setzen, eine solche, die sich zur Not auch mit einem Schraubenschlüssel und gebrauchten Kaugummi wieder in Gang setzen ließe. Das soundet keineswegs schlecht, wie er schon oft bewies. Klar aber auch, dass es da meist eine sehr direkte, ungeschönte und dynamisch anspringende Performance aufs Ohr gibt. Dazu schien der hier installierte Lautsprecher „Green Machine“, ein Projekt des Selbstbaumagazins Klang +Ton, wie geschaffen.

Ultra Audio Green Machine

Ultra Audio und Green Machine

Reed Muse 1c

Laufwerk Reed Muse 1C mit dem innovativen Tonarm 5T

Die zwei Monacor-PA-Treiber mit Papiermenbranen und ein Druckkammer-Treiber mit Horn im 90 Liter großen Gehäuse aus Fichtensperrholz mit vorgesetztem Eichenbrett lieferten ein erdig-griffiges Klangbild und einen eher unverstellten, als weiträumigen Blick auf das Geschehen. Die edle Quelle, eine Kombi aus Reeds Laufwerk Muse 1C (11000 Euro) und dem tangential abtastenden Tonarm 5T aus gleichem Hause (14900 Euro), ist sicher auch für höhere Weihen geeignet, war sich aber nicht zu schade, hier an der Elbe für mächtig Dampf und beste Laune zu sorgen.

Weniger ungezügelt, aber durchaus dynamisch hellwach habe ich die Hörner von Odeon in Erinnerung, bei denen Röhrentauglichkeit bekanntermaßen vorausgesetzt werden darf. Daluso (www.daluso.com/), bislang als Vertrieb des Zubehörprogramms von Harmonix und der britischen Triology-Verstärker bekannt, hat zum Jahresbeginn auch den Vertrieb der Odeon-Lautsprecher übernommen. Inhaber Ed Doggen präsentierte stolz Midas und Orfeo (5000 und 2800 Euro/Paar), die kleinsten und handlichsten Lautsprecher des Haltener Herstellers. Da Daluso auf einem der Flure ausstellte, blieb es leider nur beim Beschnuppern der Schallwandler.

Odeon Audio bei Daluso Ed Doggen

Ed Doggen von Daluso mit Odeon Midas und Orfeo

Horn hören ging dafür bei Acapella (www.acapella.de) und Rike Audio (https://rikeaudio.de). Acapella-Entwickler Richard Rudolph hatte die Basso Nobile des Duisburger Herstellers komplett neu abgestimmt und sie in dieser Form erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein fast schon alter Bekannter, der Röhrenvollverstärker Romy von Rike Audio sorgte zusammen mit dem großen Röhrenphonovorverstärker Sabine für eine adäquate Verstärkung.

Acapella Basso Nobile

Acapella-Lautsprecher an Rike-Elektronik

Obwohl der Raum eigentlich etwas zu klein für den gut eins-sechzig hohen Schallwandler war, zauberte die Basso Nobile verblüffend greifbare, klangfarbstarke, musikalische Gemälde ins Hotelzimmer. Wobei mir insbesondere Präzision und Homogenität im Vergleich zur Urversion weiter perfektioniert schienen.

Rike-Chef Georg Arsin

Play it again, Georg

Die Partytauglichkeit ebenfalls, denn Rike-Chef Georg Arsin, der schon als Radio-DJ gearbeitet hat, legte etliche Scheiben auf den Teller des Acapella-Drehers, deren Titel wahrscheinlich nur ihm selbst geläufig waren, deren Beats aber nicht nur meine messemüden Knochen umgehend zu rhythmischem Zucken verleiteten.

Ähnliches mag Analogfreunden widerfahren sein, die sich das neue Laufwerk von MHW (https://mhw-audio.de) und Dieter Molitor näher angesehen haben.  Nicht nur der schwere Teller ist magnetisch gelagert, auch Zarge und Füße beinhalten Magnetlagerungen. Da haben parasitäre Schwingungen kaum eine Chance bis zur Nadel vorzudringen. Der Tonarm ist übrigens Bestandteil des Systems und pyramidenartig so auf mehreren Kugeln gelagert, dass nur eine minimale Reibung zwischen ihnen entsteht. Für einen Prototypen war das Finish des Ausstellungsstücks schon enorm gut, nur die Motordose bedarf noch einiger Anpassungen.

Laufwerk von MHW und MFE-Verstärker

Laufwerk von MHW und MFE-Verstärker

Laufwerk von MHW und Dieter Molitor

Ob das komplett in Deutschland gefertigte Referenzlaufwerk letztlich tatsächlich unter dem Produktnamen Levar auf den Markt kommen wird, war noch nicht hundertprozentig gesetzt. An der Kette mit MFE  Röhrenendstufe TA120 und dem Vorverstärker Tube One sowie den Koaxiallautsprechern Live Act Emotion Line 108 spannte sich im Zusammenspiel mit dem Laufwerk und Tonarm ein fein detailliertes, tonal und räumlich absolut überzeugendes Klangbild auf. Der Preis für das Laufwerk soll sich um 11000 Euro bewegen.

Thorens TD 1600

Thorens TD 1600

Wer eher nach Plattenspieler mit Zargen aus Holz im klassischen Stil schielt, wird nach wie vor bei Thorens (www.thorens.com/de/) fündig. Inzwischen nach Bergisch Gladbach umgezogen, wird die Produktpalette unter Inhaber Gunter Kürten kontinuierlich erneuert und, kein Geheimnis, qualitativ weiter verbessert. Der neue Thorens TD 1600 und sein Pendant TD 1601 mit automatischer Endabschaltung (2499 Euro/2999Euro) verfügen zwar weiterhin über Riemenantrieb und die vertraute Optik, sind aber technisch tiefgreifend aktualisiert worden, unter anderem in den Bereichen Subchassisaufhängung und Motorsteuerung.

Thorens TD 124 DD

Thorens TD 124 DD

Darüber rangiert noch der Thorens TD 124 DD, die Renaissance des Klassikers TD 124. Optisch und technisch ein Leckerbissen für jeden Liebhaber, der, nun mit Direktantrieb statt rumpelndem Reibrad auch klanglich Highendiges leisten soll. Der endgültige Preis war noch nicht bekannt, mit fünf Stellen sollten Interessenten aber rechnen.

Zeit bei Oks-Audio (http://oks-audio.de/) vorbei zu schauen. Inhaber und Designer Eugen Oks hatte bislang mit individueller und ein wenig futuristisch anmutender Gestaltung für Interesse an seinen Geräten gesorgt. Wie es scheint, wurde nun die Produktpalette etwas gestrafft und vermehrt Augenmerk auf die klanglichen Fähigkeiten der Geräte aus Oks‘ Manufaktur gelegt. Herausgekommen ist die Incredible, ein Monitor mit Breitbandchassis und integriertem 20-cm-Dipol-Subwoofer. Obwohl der Lautsprecher nicht besonders groß ist, gibt der Hersteller eine dafür enorme untere Grenzfrequenz von 25 Hz an. Ziemlich einmalig ist die Option, das Echtholzfurnier (Satin-Light) mittels LEDs zu hinterleuchten, wozu Furnierblätter mit einer Schichtdicke von gerade einmal 0,45 Millimetern Verwendung finden. Allemal ein echter Hingucker. Die Preise für ein Paar dieser individuell gefertigten Lautsprecher liegen je nach Ausführung zwischen 1900 und 2400 Euro.

Oks Incredible

Oks Audio Incredible

Oks Audio

Oks Audio

Am Oks-Vollverstärker für 750 Euro (2 x 100 Watt, Class-T) durfte die Incredible beweisen, dass sie mehr ist als ein Designstück. Eine gewisse klangliche Leichtigkeit hat sich auch die Incredible bewahrt. Sie bietet eine ungewöhnlich weiträumige Bühne, auf der sie Klangquellen durchaus klassengemäß zu fokussieren weiß. Dipoltypisch fällt der Bass federnd und schnell aus. Das klingt vielversprechend und fordert eigentlich den Anschluss an einen richtig guten Röhrenamp oder ein klassisches Class-A-Konzept.

Valvet Audio

Vor/End-Kombi von Valvet

Vielleicht an die Valvet A4MkII Monos (5590 Euro) von Knut Cornils (www.valvet.de)? Die machen an den Silberstatic-Flächenstrahlern nämlich eine ausgezeichnete Figur. Optisch noch cooler (oder trifft es hotter bei Röhrenamps besser?) ist eine Sonderversion von Valvets Preamp Soulshine2 MkII (ab 6950 Euro), die allerdings bereits nach Übersee verkauft sein soll. Bliebe sie in Deutschland, müsste sie die stolz zur Schau gestellten Röhren wohl verschämt unter einem Gitterkäfig verstecken. Wie schade.

Die Amps von Dan D´Agostino lagen bislang nicht so ganz in der Reichweite meines monatlichen Salärs. Daran hat sich zwar nicht grundsätzlich etwas geändert, doch ein wenig näher dran darf man sich mit Erscheinen des neuen Vollverstärkers Progression Integrated der Verstärkerspezialisten schon wähnen. Ab 19900 Euro gibt es wie üblich bei Dan D´Agostino richtiges Schwermetall und Anzeigeinstrumente, die direkt aus Kapitän Nemos Unterseeboot Nautilus stammen könnten. Wer die Phonoplatine, einen DAC und die Streamingoption mit an Bord haben will, zahlt 25000 Euro. Wetten, dass sich viele Kunden für genau diese Optionen entscheiden werden, denn mit Einzelgeräten könnte es in dieser Klasse schnell teurer werden.

Dan D´Agostino Progression Integrated

Dan D´Agostino Progression Integrated

Wer dazu passende Lautsprecher sucht, sollte sich bei Starke Sound aus LA, California umsehen. Das hat auch Mansour Mamaghani, Geschäftsführer und Inhaber von Audio Reference (https://audio-reference.de), getan und sich gleich die Vertriebsrechte für die Boxen aus dem Sunny State gesichert. Vorgeführt wurde der Standlautsprecher aus der Halo-serie IC-H5 Elite, der ganz selbstverständlich den großen Raum dominierte und für knapp unter 17000 Euro eigentlich kaum Wünsche übrig ließ.

Starke Audio IC-H1 Elite

Mansour Mamaghani von Audio Reference freut sich über seine neuen Starke Audio IC-H1 Elite im frischen Gelb

Mein heimlicher Favorit allerdings wäre Starke Sounds Dreiwege-Monitor IC-H1 Elite für 3500 das Paar. Womit im Paket mit Dan D´Agostinos Integriertem noch ein paar Euro für vernünftige Kabel übrigblieben, bevor die komplette Anlage die 30000 Euro-Marke reißt.

Auf Messen wie hier in Hamburg war es stets lohnend, nach ungewöhnlichen Produkten Ausschau zu halten. Zwei Vertreter dieser sehr speziellen Gattung möchte ich Ihnen zum Abschluss dieser Norddeutschen Hifi-Tage nicht vorenthalten.

Michael Symann Lautsprecher

Michael Symann mit seinen Soundboards

Zum einen war es Michael Symann (https://soundboards-symann.de/), der das Thema Lautsprecher tatsächlich einmal ganz anders angegangen ist. Dabei ist der Mann aus Verl durchaus jemand, der weiß, wie es klingen muss. Symann ist nämlich Klavierbauer und verdient seine Brötchen mit Verkauf, Reparatur und dem Restaurieren von Flügeln, Cembalos und eben Klavieren. Daneben sorgt er auch für die korrekte Stimmung der Instrumente. Auf YouTube gibt es Videos, auf denen Symann im Alleingang und mittels eines von ihm entworfenen Tools (Flügelkippsystem) einen Konzertflügel mal eben auf einen Rollwagen wuchtet. Jetzt also Lautsprecher. Die Konstruktion erinnert an den Resonanzdeckel eines Flügels und ist natürlich aus Holz, nämlich dem von langsam in große Höhe wachsenden Fichten. Im Inneren der mannshohen, aber relativ schmalen Schallwandler übernehmen sogenannte Transducer die Übertragung der elektrischen Impulse auf das Holz und regen vorderes und hinteres Panel zum Schwingen an. An einigen Stellen sind Resonatoren montiert, die wohl heilloses Aufschwingen verhindern sollen. Und es funktioniert tatsächlich. Angenehm sonor und mit einer überraschend hohen Auflösung musizieren Symanns Holzwände. Der Instrumentenbauer gibt einen Übertragungsbereich von 20-20000 Hz an. 16990 Euro soll ein Paar dieser ungewöhnlichen Schallwandler kosten.

Noch ein wenig skurriler mutete es bei Arakas (www.arakas.de) an, der Nummer zwei auf meiner Liste. Arakas steht für „Akustische Raumklang-Systeme“ und führte zusammen mit Suesskind Audio vor.

Arakas

Akustische Spiegel von Arakas

Die Idee dahinter ist es, die Schallwellen möglichst unmittelbar zum Hörer zu leiten, so dass ungerichtete, vom Raum reflektierte Schallwellen das Gehör nicht mehr irritieren können. Dazu werden ähnlich wie Spiegel funktionierende Reflektoren auf den Lautsprechern positioniert, während gleichzeitig weitere „Spiegel“ im Raum verteilt und mit Hilfe einer Art Laserpointer präzise ausgerichtet werden. Am Ende soll sich nicht nur der Klang positiv verändern, sondern der Hörer gleichsam immersiv in das Klanggeschehen einbezogen werden. Zu guter Letzt kann mit dem Arakas-System auch die Klangabstrahlung so verändert werden, dass nicht nur der Hörer im „Sweet Spot“ besten Ton genießt, sondern weitere Zuhörer einbezogen werden, was für jene nicht zuletzt Raumabbildung und Tiefenstaffelung fördert.

André Grunewald von Arakas

André Grunewald von Arakas

Glauben Sie nicht?  Immerhin geriet die Demonstration von Entwickler Dipl.-Ing. André Grunewald so vielversprechend, das fairaudio sich demnächst näher mit Arakas beschäftigen wird.

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Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: TW-Acustic Raven AC Tonarm: Graham Phantom B-44, Analog Tools, Pyon Sound Iris Tonabnehmer: Steinmusic Aventurin 6, Lyra Titan i, Clearaudio Charisma V2, modifiziertes Denon DL 103R Sonstiges: Plattenklemme Musikus von LaMusika, Plattentellermatten von LaMusika, Dereneville und Steinmusic, externer Plattenspielerantrieb Dereneville DAE-01SP

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight Musikserver: Innuos Zenith SE Sonstiges: Electrocompaniet EMP-2

Vollverstärker: Analog Domain Isis M75D, SRA Röhrenverstärker Melissa

Vorstufen: Hochpegel: Silvercore Linestage Two Phonoverstärker: Chord Symphonic, Rike Audio Sabine III, TW-Acustic Raven Phono

Endstufen: Dartzeel NHB-108 (Stereo), Tenor Audio 75 Wi (Monos)

Lautsprecher: Acapella La Campanella, Acapella Harlekin 2

Kabel: Lautsprecherkabel: Vovox Textura Fortis, Analog Tools Reference Serie NF-Kabel: Bastanis Imperial, Analog Tools Reference Serie, Akeno Audio Ultimate, Symphonic Line Reference Netzkabel: Acoustic Revive Absolute, Steinmusic Highline Netzleiste: Eigenbau mit Furutech-FI-E30-NCF-Steckdosen Sonstiges: Analog-Tools-Phonokabel (Reference Serie)

Rack: Racks von Copulare und Audio Lignum, Basen von Symposium Acoustics und Acapella, Symposium Precision und Ultra und Super-Coupler

Zubehör: Stromfilter: Isotek EVO3 Super Titan, Trenntrafos von Steinmusic Sonstiges: Harmonix RFA-7800 Room Tuning Devices, Sicherungen: AHP-Klangmodul IV G, Steinmusic Harmonizer, AHP II Kupfer, Hifi-Tuning Supreme 3 und Audio Magic SHD Beeswax Ultimate & Premiere Ultimate

Sonstiges: Racks von Copulare und Audio Lignum, Basen von Symposium Acoustics und Acapella, Symposium Precision und Ultra-Coupler, Harmonix RFA-7800 Room Tuning Devices, Highendnovum Passiver Multivocalresonantor PMR

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 23,4 m² Höhe: 2,64 m