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Kopfhörer & Mobilaudio auf der High End 2023

Inhaltsverzeichnis

  1. 5 Kopfhörer & Mobilaudio auf der High End 2023

mit Dr. Martins Mertens

Der Kopfhörer-Boom hat viele Hersteller motiviert, ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet zu verstärken, neue Technologien zu entwickeln und das klangliche Niveau von Kopfhörern und Kopfhörerverstärkern auf ein bisher unerreichtes Level zu führen. Entsprechend spannend geriet, was auf der Münchener High End in Halle 1 im Rahmen der „World of Headphones“, wo  Aussteller mit dem Schwerpunkt Kopfhörer versammelt waren, vorgestellt wurde. Natürlich gab’s auch in anderen Messebereichen Highlights für Kopfhörer-Liebhaber zu entdecken. Neben frisch gelaunchten Lösungen wurden darüber hinaus Ausblicke auf das, was dieses Jahr noch zu erwarten ist, geboten.

Eine ganze Reihe interessanter Marken hat der headphone.shop (https://headphone.shop) von Thomas Halbgewachs, früher als headphonecompany bekannt, im Vertrieb. Mir gefällt vor allem, dass die Heidelberger sich sehr engagiert um mein Lieblingsthema kümmern: höchstwertige In-Ear-Monitore (IEM). So gab es hier etwa die komplette Modellpalette von Campfire Audio, einer meiner favorisierten Hersteller, zu sehen. Das Unternehmen sitzt mal nicht, wie zahlreiche kreative Startups der Audio-Szene, in Kalifornien, sondern etwas höher, in Oregon, genauer in Portland. Was Kreativität betrifft, braucht sich Campfire aber nicht zu verstecken. Das gilt sowohl für Technik als auch fürs Design. Der neue Trifecta „Astral Plane‟ (4.000 Euro) zum Beispiel zeigt in einem durchsichtigen Gehäuse die drei dynamischen 10-Millimeter-Treiber, die für unbändige Dynamik sorgen sollen.

In-Ear-Kopfhörer Astell & Kern Aura

Der In-Ear-Kopfhörer Astell & Kern Aura ist mit neun Balanced-Armature-Treiber ausgestattet

Einen weiteren spannenden In-Ear zeigte Astell & Kern: Den A&K Aura haben die koreanischen DAP-Experten zusammen mit den Kölner IEM-Spezialisten von Vision Ears entwickelt. In den winzigen Gehäusen aus präzisionsgefrästem Aluminium stecken je zwei dynamische und neun Balanced-Armature-Treiber (BAT), die ein Fünf-Wege-Hybridsystem bilden. Dieses Wunderwerk der Feinmechanik kostet 4.799 Euro.

Wer eher auf Over-Ear-Kopfhörer steht, bekam hier ebenfalls einiges auf die Ohren. So stellte der rumänische Kopfhörerhersteller Meze Audio eine Sonderedition des zusammen mit Rinaro Isodynamics aus der Ukraine entwickelten Modells Elite vor. Anlässlich der 40. High End gibt es 40 Exemplare des Ausnahmekopfhörers mit isodynamischen (magnetostatischen) Treibern in einer exklusiven „Sunset Boulevard‟-Edition. Die Kopfhörer sind handbemalt, die Farbgebung ist der von Al Di Meolas Les-Paul-Gitarre nachempfunden. Al Di Meola ist als Markenbotschafter das Gesicht der diesjährigen High End. Der Preis des Meze Elite „Sunset Boulevard‟ liegt wie der des Serienmodells bei 3.999 Euro.

Meze Elite in der "Sunset Boulevard"-Edition

Auf 40 Kopfhörer limitiert: der Meze Elite in der „Sunset Boulevard“-Edition.

Eine völlig andere Ästhetik als die schnieke gefertigten Meze-Kopfhörer verfolgt Raal Requisite aus Kalifornien. Der neue Raal requisite CA-1a arbeitet, wie das erste Modell von Raal, der SR-1b, mit einem Vollbereichs-Bändchen als Treiber, ist aber ohrumschließend gebaut und sieht deshalb eher wie ein normaler Kopfhörer aus. Die Betonung liegt dabei auf „eher‟, denn die technisch-eckige Anmutung des CA-1 ist schon sehr eigen. Dafür liefert Raal Requisite die Schalen in unterschiedlichen Designs. Preislich liegt der Raal requisite CA-1a bei 3.000 Euro inklusive des zum Betrieb der Bändchen erforderlichen Übertragers.

Raal requisite CA-1a

Der Raal requisite CA-1a kommt mit einem Vollbereichs-Bändchen

Zum Antrieb hochwertiger mobiltauglicher Kopfhörer bietet sich ein ebenfalls hochwertiger DAP – Digital Audio Player – an. Eine der bekanntesten Marken für solche „Taschenspieler“ ist sicher Astell & Kern. Auf der High End gab es das neue Spitzenmodell der A&futura Baureihe zu sehen, den SE300. Der setzt nicht nur optisch mit seiner geschwungenen Seitenlinie und dem an die Krone einer Fliegeruhr erinnernden Lautstärkeregler neue Akzente. Technisch verwendet A&K hier zum ersten Mal einen diskret aufgebauten „R2R DAC“ (Ladder-DAC), der diskret aus 96 Hochpräzisionswiederständen mit jeweils 0,01 % Toleranz besteht und eine Wortbreite von 24 Bit bietet.

A&futura SE300 von Astell & Kern

Der A&futura SE300 von Astell & Kern arbeitet mit einem R2R DAC

Dank eines von Astell & Kern selbst entwickelten FPGA-Chips, der die Daten für den R2R DAC aufbereitet, kann der SE300 PCM-Formate bis 32Bit/384 kHz und Ein-Bit-Streaming bis DSD256 (11,2 MHz) verarbeiten. 2.199 Euro kostet dieses audiophile Kleinod.

Der chinesische Hersteller Cayin (https://cayin.com/) und sein rühriger, von Thomas Deyerlein geführter, deutscher Vertrieb sind vor allem für eindrucksvolle Röhrenverstärker bekannt. Ein weiteres, weniger bekanntes Geschäftsfeld von Cayin umfasst das Thema „Mobilaudio“. Auf der High-End-Messe feierte ein ultrakompakter DAC/Kopfhörerverstäker seine Premiere: Beim Cayin RU1 handelt es sich um einen „Adapter‟, also einen extrem kleinen DAC, der per USB-C oder Lightning an Smartphone/iPhone oder Laptop/MacBook angeschlossen wird. Leider gab es über das spannende Teil noch wenig zu erfahren. Die Beschriftung „Discrete 1Bit DAC‟ lässt auf ein technisches Schmankerl im Miniformat schließen und auf exzellenten Klang hoffen. Toll für alle, die einen hochwertigen kabelgebundenen IEM am Smartphone oder iPhone betreiben möchten. Den Preis reichen wir an dieser Stelle nach, sobald uns Informationen vorliegen.

Cayin RU1

Cayin RU1 – audiophiles Tuning für Smartphone/iPhone oder Laptop/MacBook

Mega Audio (https://www.megaaudio.de/) vertritt seit einiger Zeit neben Fostex auch Audeze auf dem deutschen Markt. Während man sich bei Fostex mit Sondereditionen bestehender Modelle wie etwa dem Fostex T50RP 50th Aniversary zum 50-jährigen Firmenjubiläum oder limitierten Varianten des Fostex TH900mk2 begnügte, präsentierte Audeze mit dem MM100 einen neuen Einstiegskopfhörer der vom Toningenieur und mehrfachen Grammy-Award-Gewinner Manny Marroquin abgestimmten Studiokopfhörer-Serie. Der Fostex T50RP 50th Aniversary liegt preislich bei 264 Euro, der Audeze MM100 kostet 494 Euro.

Fostex T50RP 50th

Der Fostex T50RP 50th ist eine Sonderedition zum 50-jährigen Firmenjubiläum

Audeze MM100

Audeze MM100 – der neue Einstiegskopfhörer der vom Toningenieur Manny Marroquin abgestimmten Studiokopfhörer-Serie

Nicht ganz neu und dennoch spannend ist der Bricasti M3 DAC (https://bricasti.de/) mit (optionalem) Kopfhörerverstärker. Spannend am M3 ist, dass er PCM-Daten vor der Wandlung hochrechnet (8-faches Oversampling) und dann mithilfe zweier aktuell eher selten anzutreffender Analog Devices AD1955 wandelt, während zum Umwandeln von DSD-Daten ein eigener Ein-Bit-Wandler zum Einsatz kommt. Das gesamte Gerät ist komplett in Doppelmono aufgebaut und kostet 6.600 Euro zuzüglich 600 Euro für die Kopfhörer-Option.

Bricasti M3 DAC

Der Bricasti M3 DAC arbeitet mit 8-fach-Oversampling und zwei Analog Devices AD1955

Mich persönlich hat es sehr überrascht, dass Yamaha das Thema Kopfhörer wieder aufgenommen hat. In der Tonstudio-Sparte waren und sind Yamaha-Kopfhörer für die Musikproduktion eine feste Größe. Die 2014 auf den Markt gebrachten HiFi-Kopfhörer der „Pro‟-Serie konnten sich im Heimbereich allerdings nicht durchsetzen und auch der vor technischen Innovationen nur so strotzende Bluetooth-Kopfhörer YH-L700A fand in meinen Augen nicht die Aufmerksamkeit, die er verdient hätte.

Die Vorstellung des YH-5000 im letzten Jahr, mit einem Preis von 5.500 Euro ganz oben im Kopfhörer-Olymp angesiedelt, war da eine kleine Sensation. Vor allem, weil Yamaha hier auf orthodynamische (magnetostatische) Treiber setzt. Auf der High End setzte Yamaha noch einen drauf und präsentierte mit dem HA-A7 einen passenden DAC/Kopfhörerverstärker. Das Gerät ist schaltungstechnisch in Doppelmono gehalten, was man nicht zuletzt an den beiden Trafohauben auf dem quasi-separaten Netzteil sieht. Mündlich war zu erfahren, dass die Japaner hier ihre neusten Entwicklungen im Bereich der Digitaltechnik eingebracht haben. Details wollte allerdings niemand nennen, ebenso wenig den Preis. Der dürfte sich in Anbetracht des avisierten „Spielpartners‟, dem YH-5000 im engagierten vierstelligen Bereich bewegen.

Yamaha HA-A7

Der Yamaha HA-A7 ist der passende DAC/Kopfhörerverstärker zum YH-5000

HiFiMan (https://www.sieveking-sound.de) präsentierte – neben Überarbeitungen der bekannten, großen, magnetostatischen Modelle wie etwa dem Arya Organic (1.500 Euro) oder dem Sundara Silver (400 Euro) – seinen ersten True-Wireless-Kopfhörer der Referenzklasse: den HiFiMan Svanar Wireless. Die Konstruktion beruht auf dem kabelgebundenen Spitzen-IEM Svanar (ca. 2.000 Euro). Der Svanar Wireless wartet mit allen gängigen TWS-Features wie ANC oder Transparency Mode auf. Darüber hinaus legt HiFiMan natürlich ein besonderes Augenmerk auf maximale Soundqualität: So verrichtet in den winzigen Gehäusen je ein „Himalaya‟-Modul von HiFiMan seinen Dienst. Das besteht aus einem winzigen R2R Ladder DAC und einem extrem verzerrungsarm arbeitenden Kopfhörerverstärker. Die akustische Konstruktion samt Treibern mit nanopartikelbeschichteten Membranen stammt vom Svanar, das Gehäuse des Svanar Wieless besteht aus Gewichtsgründen jedoch nicht aus einer Kupfer-Zink-Legierung wie beim Svanar, sondern aus ultraleichtem Carbon. Der Preis wird um die 500 Euro liegen.

HiFiMan Svanar Wireless

True-Wireless-Kopfhörer der Referenzklasse: HiFiMan Svanar Wireless

Final (https://www.audiotra.de/) zählt definitiv zu meinen Kopfhörer-Lieblingsmarken. Kaum eine andere Firma ist dermaßen innovativ und experimentierfreudig wie die Japaner. Egal, ob es um neue Materialien, Fertigungsmethoden oder Bauformen geht – Final ist ein regelrechtes Labor. Ich hoffe, dass es da in Japan eine Art Museum gibt, wo man je ein Modell der wirklich vielen und vielfältigen Entwicklungen aufbewahrt. Schön ist nicht zuletzt, dass man selbst bei kleinen Serien stets ein durchdachtes und durchentwickeltes Produkt bekommt. Und nicht zuletzt die Verpackungen sind fast immer eine Show.

Auf der High End gab es die ersten Vorserienmodelle eines neuen, filigranen, superleichten und extrem stabilen Over-Ears zu sehen. Der X8000 wird das neue Flaggschiff von Final und ist zu großen Teilen aus Titan gefertigt. Auch die Ohrpolster bestehen aus einem neuen Material. Alles ist auf extremen Leichtbau ausgerichtet. Die ausgestellten Vorserienmodelle sahen beeindruckend aus und klangen schon sehr vielversprechend. Einen Preis konnte der deutsche Vertrieb ATR noch nicht nennen.

Final X-8000

Das künftige Flaggschiff von Final: der X-8000

Obravo (https://www.obravo.de/) hat sich der AMT-Technik (Air Motion Transformer) verschrieben. Die Taiwanesen bauen für ihre Kopfhörer AMTs zwischen sechs und 40 Millimetern. Alternativ gibt es eine Serie, die mit Bändchen gleicher Größen arbeitet.

AMTs von Obravo

Obravo setzt in seine Kopfhörer AMTs zwischen sechs und 40 Millimeter Größe ein

Das aktuelle In-Ear-Referenzmodell Ra von Obravo

Das aktuelle In-Ear-Referenzmodell Ra von Obravo

Mich haben auf der Messe vor allem die In-Ear-Monitore begeistert. Das aktuelle Referenzmodell Ra (nach dem altägyptischen Sonnengott) arbeitet mit einem dynamischen 16-Millimeter-Treiber für den Bass, während ein 8-Millimeter-AMT den Rest des Frequenzspektrums verantwortet. Die Gehäuse bestehen aus Kupfer, Keramik und Akazienholz. Der Klang ist traumhaft – mit tiefen, perfekt kontrollierten Bässen, extrem fein aufgelösten Mitten und klar durchgezeichneten Höhen. Allerdings sind die In-Ears recht schwer. Auf der High End waren dann auch Versionen mit leichteren Gehäusen aus Alu zu bewundern. Der Preis ist allerdings astronomisch und liegt bei rund 10.000 Euro.

Auch wenn Audio Technica keine Neuheiten präsentierte, ist mir deren Analog-Hörstation aufgefallen. Das auf Rollen stehende Flightcase beinhaltet einen Plattenspieler mit austauschbaren Headshells, Headshells mit verschiedenen Audio-Technica-Tonabnehmern sowie Phonovorverstärker, Kopfhörerverstärker und verschiedene Kopfhörer der Marke. Mein persönliches Highlight war dabei der integrierte Kopfhörerverstärker: Der Audio Technica AT-HA5050H wird leider nicht mehr gebaut, ist meiner Meinung nach aber einer der besten DAC-Kopfhörerverstärker, die ich bisher gehört habe. Der Preis lag seinerzeit bei 6.000 Euro.

Audio Technica "Analog-Hörstation" auf der High End 2023

Die Audio Technica „Analog-Hörstation“

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Nubert: 2.Wahl-Aktion

Messebericht: High End 2023 in München

  1. 5 Kopfhörer & Mobilaudio auf der High End 2023

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Digitale Quellen: D/A-Wandler: RME ADI-2 DAC FS (mit AKM-Chip) Musikserver: Antipodes S40

Vollverstärker: Audio Analogue ABsolute S

Lautsprecher: Divine Acoustics Bellatrix, JBL 4305P

Kopfhörer: Campfire Equinox, Pioneer SE Monitor5, Austrian Audio Hi-X65

Kopfhörerverstärker: SPL Crimson 3 (Audio-Interface), RME ADI-2 DAC FS (mit AKM-Chip)

Kabel: Lautsprecherkabel: Cardas Clear Light NF-Kabel: Cardas Clear Light Digitalkabel: Audioquest Coffee

Rack: Horns EX

Zubehör: Stromfilter: Audes ST-3000 Sonstiges: Netzteil (für DAC, Musikserver): Keces P8

Sonstiges: Raumakustikelemente von Vicoustic

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 17 m² Höhe: 2,6 m