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Im Luxman-Hörraum …

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  1. 2 Im Luxman-Hörraum ...

Mein Blick wandert auf das Regal mit den Tonträgern. „Gibt es eigentlich eine bestimmte Produktion, die besonders oft gehört wird oder vielleicht sogar als eine Art interne Referenz genutzt wird?“ Meine beiden Gesprächspartner scheinen sich sehr über diese Frage zu freuen, Nagatsuma-san zaubert eine Aufnahme hervor: Es ist Franz Schubert. Wir werden das Lied „Seid mir gegrüßt“ hören (D 741, op. 20-1), in einer Interpretation von Elly Ameling (Sopran) und Dalton Baldwin (Piano) – eine Aufnahme, die 1982 ihren Weg auf Tonträger gefunden hat und als CD bei Philips erschienen ist.

CDs im Luxman Hörraum

Während die leere Hülle bei mir auf dem Tisch neben Grüntee und meinem kleinen Notizbuch Platz findet, wandert die Silberscheibe in die Vertiefung der Schublade des Luxman D-08u, der mit seinem ruhigen Motor den Schlitten in sein Innerstes zieht, unhörbar den Spin-Up des Tonträgers vornimmt, das Inhaltsverzeichnis der CD ausliest und durch die Anzeige der Zeit klarmacht … dass er jetzt zur Wiedergabe bereit wäre. Der kurze fragende Blick von Herrn Nagatsuma, mit der Fernsteuerung in der Hand, bedeutet quasi das gleiche. Ein Nicken meinerseits, ein Druck auf das nach rechts gerichtete Dreieck auf der Fernbedienung – und der Spaß kann beginnen.

Luixman Elektronik

Ich habe natürlich eine hohe Erwartungshaltung gehabt, doch was da meine Trommelfelle in Bewegung versetzt, macht mich sprachlos. Stimme und Instrument sind absolut scharf gezeichnet, mit einer enormen Detailtreue dargestellt und werden vom System in absoluter Mühelosigkeit dynamisch umgesetzt. Dabei wird gleichzeitig deutlich, dass Luxman dem selbstgesteckten Ziel, ein ermüdungsfreies Hören zu ermöglichen, äußerst nah ist. Besonders der so kritische Präsenzen- und Schärfebereich, der entweder schnell ermüden lässt oder für einen lauen, indirekten Klang sorgt, ist schlicht und einfach ideal austariert. Der Bassbereich kommt trocken und kontrolliert. Und wer hat noch gleich gesagt, dass es Surroundsysteme, ja sogar Wellenfeldsynthese bedarf, um Schallquellen auf einer raumfüllenden Bühne abzubilden? Die gehörte Kombination konnte mühelos Signale weit vor den Lautsprechern positionieren. Eine qualitativ hervorragende Anlage ohne jegliche Effekthascherei. Nach einem ausführlichen Lob, welches natürlich dankbar und freudig aufgenommen wird, kommt mir eine Frage in den Sinn:

Gibt es in dieser Produktion etwas, worauf ständig und ganz besonders geachtet wird, wenn eine Anlage beurteilt wird?

Sueyoshi-san: Ja, besonders die sehr kritische Balance zwischen Gesang und Piano in sämtlichen Lagen. Sehr schnell wird nämlich der Gesang vom Piano an manchen Stellen verdeckt oder umgekehrt. Ein sauberes System ist in der Lage, alle Details transparent darzustellen. Auch die Ausgeglichenheit von linker und rechter Hand sollte stimmen und vor allem die Position des Klaviers sowie die der Stimme im Stereobild. Das Piano und der Raum sollten möglichst natürlich klingen, keine künstlich wirkenden Färbungen oder sonstigen Störungen enthalten.

Wie groß ist eigentlich die Rücksichtnahme auf die Wünsche und Eigenheiten der Kundschaft?

Nagatsuma-san: Wir bleiben bei der tonalen Abstimmung ganz einfach auf unserem Weg und lassen uns nicht beeinflussen. Wir glauben an uns, unsere Sicht der Dinge und unsere Produkte. Natürlich hat die Nachfrage Auswirkung auf das Angebot, weshalb wir beispielsweise in Japan teilweise andere Produkte anbieten …

Ja, der Anteil Kopfhörernutzer ist in Japan ja viel höher. Die Welt des Musikhörens hat sich ja für viele geändert. Nicht nur was die zunehmende Mobilität angeht. Die klassischen „großen Brocken“ werden weniger und es gibt im Portfolio von Luxman nun auch digitale Medienspieler, denen etwa MP3 kein Fremdwort ist. Wo positioniert sich Luxman da momentan und in Zukunft?

Sueyoshi-san: Nicht jeden Trend werden wir mitmachen. Wenn wir etwas ändern, dann nur, wenn es zu unserer Unternehmensphilosophie passt und sinnvoll erscheint. So steht beispielsweise neben dem Rack vorne unser erstes Stand-alone-Netzteil ES-1200, das nach langer Ingenieursarbeit und reichlicher Überlegung demnächst erscheint. DSD als Alternative zu PCM bieten wir an, weil es nach unserem Empfinden ein atmosphärisches Gegenmodell zum „energetischeren“ PCM-Format darstellt. Es gibt ja so einige „junge“ Trends, aber besonders hier auf unserem Heimatmarkt sind viele HiFi-Liebhaber älter – und von diesem Personenkreis gibt es sehr, sehr viele, da die japanische Gesellschaft nun mal stark altert. Andererseits hat der USB-fähige D/A-Converter DA-200 seit seiner Markteinführung dafür gesorgt, dass das Durchschnittsalter der Luxman-Besitzer um etwa fünf Jahre gesunken ist! Wir sehen es auch unter diesem Aspekt: „Modernere“ Gerätekonzepte können Interessen wecken und den Einstieg in eine neue Welt eröffnen, in die Welt des Highend-HiFi!

Apropos neu – die zweite vor uns aufgebaute Anlage kommt 2017 auch in Deutschland auf den Markt, ist aber gestalterisch kaum von ihrem eindrucksvollen „Museumsregal“ zu unterscheiden. So eine „Zeitlosigkeit“ im Design ist wirklich erstaunlich … um ehrlich zu sein, ich kann es kaum erwarten, auch diese Anlage zu hören!

Sueyoshi-san und Nagatsuma-san willigen ein, verkabeln LX-380 und D-380, und nach kurzer Zeit ist die Anlage betriebsbereit. Sie unterscheidet sich nicht nur optisch, sondern auch technologisch stark vom zuvor gehörten System.

Luxman LX-380
Luxman LX-380

Zunächst freut mich, dass sie ebenfalls über zackig-knackige Tiefen verfügt und an keiner Stelle zum „Schwimmen“ neigt. Die wesentlichen Veränderungen geschehen dort, wo sie zu erwarten sind: Kurze Konsonanten der Stimme wie S und F sind ein wenig dichter und dicker, da sie von der Röhre in der Ausgangsstufe des CD-Players (die sich bei Bedarf aber auch umgehen lässt) und natürlich dem Tube-Amp mit Harmonischen angereichert werden. Die Anschläge durch die Hämmer des Flügels durchlaufen die gleiche Prozedur. Die Höhen klingen insgesamt etwas sämiger, das Signal ist griffiger, aber insgesamt ein kleines Stückchen weniger detailliert und bei Pegelspitzen im Material dynamisch ganz leicht komprimiert. Besonders Sueyoshi-san freut sich über meine Spontananalyse und bekräftigt sie. Die festzustellenden Differenzen sind auch kein Wunder, schließlich ist die Transistoranlage ungefähr dreimal so teuer und deutlich leistungsfähiger – und eben eine Transistoranlage. Dennoch kann man an der Gegenüberstellung festmachen, was einem klanglich mehr liegt.


Der CD-Player D-380 besitzt eine Röhre in der Ausgangsstufe

Nun interessiert mich natürlich auch das „Heiligtum“ – die Entwicklungsabteilung. Nachdem Blicke zwischen den drei Luxman-Mitarbeitern hin- und herwandern und ich aus dem kurzen Gespräch zwischen ihnen das Wörtchen „shashin“ („Foto“) herauspflücken kann, wird mir klar: Es geht – nur bitte keine Fotos. Das ist schade, aber da ist wohl nichts zu machen. Vielleicht nur so viel: Es finden sich im großen Service- und Entwicklungsbereich beileibe nicht nur Messgeräte und Lötkolben. Im gleichen Rahmen wird auch gehört, denn Tonträger finden sich en masse und sehr viel spielt sich im dortigen Hörraum ab. Nicht nur Lippenbekenntnisse also, tatsächlich spielt Musik eine wichtige Rolle bei der Entwicklung – so soll es sein!

Links Nagatsuma-san, rechts Sueyoshi-san, in der Mitte der Autor dieser Zeilen, Nick Mavridis
Links Nagatsuma-san, rechts Sueyoshi-san, in der Mitte der Autor dieser Zeilen, Nick Mavridis

Nach kurzen Gesprächen dort verabschiede ich mich von den freundlichen Menschen bei Luxman und gehe wieder zurück auf die Straße, von der mich ihr President vor wenigen Stunden buchstäblich aufgegabelt hat – und denke mit Freude an ein Unternehmen zurück, dem man die Liebe zur Musik, das Gefallen an der eigenen Tätigkeit und den Stolz auf die entstehenden Produkte in jedem Moment anmerken kann. Und in einem der zahlreichen Plattenläden im musikverrückten Japan werde ich sicher diese Schubert-Aufzeichnung finden …

Vertrieb:

IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Straße 11 | 41352 Korschenbroich
Telefon: 02161 – 61 78 30
eMail: info@iad-audio.de
Web: www.luxman-deutschland.de

Internationale Website: www.luxman.com

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Grimm Audio / Hoerzone

Firmenbericht: Luxman Corporation

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Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: Thorens TD-316 MkII mit Nagaoka MP-110

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Lavry DA-11, Merging Technologies HAPI (AD/DA-Wandler) CD-Player: Rega Apollo

Vollverstärker: Rega Mira

Endstufen: Abacus Electronics 60-120D Dolifet

Lautsprecher: Harbeth Super HL5 Plus XD, Genelec 8010A, JBL Control 1C, Piega TMicro 5, Vogel Custom Blue, Vogel Custom White

Kopfhörer: Stax SRS-2170, Focal Celestee, AKG K240DF, Beyerdynamic DT150, Beyerdynamic Custom One, Beyerdynamic Free Byrd, Sony MD-7506, KOSS Porta Pro

Kopfhörerverstärker: integrierte Lösungen im Lavry DA-11, Merging Technologies HAPI, Harrison-Mischpult

Mobiles HiFi: iFi iDSD nano

All-In-One: Arcam Solo Mini DAB+

Kabel: Lautsprecherkabel: Oehlbach Ultrastream NF-Kabel: Vovox Link, Vovox Sonorus

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 51 m² und 12 m² Höhe: 2,3 m und 2,1-2,6 m