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Design
Wir wechseln über die Budapester Straße ins „Bikini Berlin“. Hier befindet sich nicht nur der Teufel/Raumfeld-Flagship-Store, hier sitzen auf vier Etagen auch weitere Abteilungen der Firma. Und im Keller des Gebäudes gibt es auch noch einige Überraschungen, dazu später. Zunächst geht es hoch in die 4. Etage.
Die ersten Designentwürfe entstehen in Handarbeit
Hier erwartet uns Produktdesigner Robert Reinke, der für das Raumfeld-Design zuständig ist. Ich freue mich über die gezeichneten Skizzen, die die Wände fast komplett bedecken. Das sieht noch richtig nach „handgemachtem“ Design aus.
Und ja, Herr Reinke bestätigt mir, dass solche Skizzen in den ersten Entwurfsphasen eine große Hilfe für ihn seien. Natürlich kämen recht schnell Entwürfe am Computer dazu, insbesondere wenn es darum ginge, bereits konkrete technische Spezifikationen wie vorgegebene Größen – z. B. für technische Komponenten wie Elektronik oder Volumina für Lautsprecher – zu berücksichtigen. Neben den technischen Vorgaben gelte es natürlich auch weitere Aspekte einfließen zu lassen, etwa die Beibehaltung und Weiterentwicklung einer bestimmten Designsprache, Nutzerfreundlichkeit und Ergonomie, sowie das beabsichtigte „Look and Feel“, bei dem auch die vorgesehenen Materialien berücksichtigt werden müssten. Sicherheitsaspekte spielten ebenfalls eine Rolle, etwa wenn ab einer bestimmten Größe eines Gerätes die vorgegebene Kippsicherheit beachtet werden müsse. Über allen schwebe die Maxime, „Technologie zu kommunizieren und zu inszenieren“.
Sobald ein Entwurf konkretisiert wird, geht die Arbeit am Computer weiter. Links im Bild Designer Robert Reinke
Eine wichtige Rolle spielen ab einem bestimmten Entwicklungsstand auch Modelle. Die wurden früher von speziellen Dienstleistern gebaut, heute kommt bei kleineren Exemplaren oder einzelnen Bauteilen ein professioneller 3D-Drucker zum Einsatz. Größere Modelle oder Rohgehäuse für Lautsprecher, mit denen auch akustische Messungen durchgeführt werden, fertigt dagegen ein fest angestellter Schreiner, der die besonderen Anforderungen bei der Produktentwicklung kennt. Ein Besuch der Schreinerei steht auch noch auf meiner Agenda.
Einen eigenen Design-Aspekt stellt das physische User Interface der Produkte dar. Ulrike Gollner, die für diesen Bereich Zuständige, besitzt Musterbücher der einschlägigen Hersteller von Tastern, Schaltern, Reglern, Potis und was es sonst noch an Bedienelementen gibt. Zusammen mit den durch das Design festgelegten Größen und Positionen der Elemente ist sie sowohl für die richtige Ergonomie zuständig – schließlich soll ein Taster nicht so schwergängig sein, dass man beim Betätigen das ganze Gerät von der Stellfläche schiebt – als auch dafür, dass der Benutzer ein gutes Bediengefühl vermittelt bekommt. So muss der Drehwiderstand eines Potis hinter einem großen Knopf höher sein, damit sich ein vom Nutzer gewünschtes „sattes“ Drehgefühl einstellt; bei einem kleinen Knopf darf das Poti dagegen nicht zu schwergängig sein. Auch Displays werden von ihr ausgesucht, getestet und schließlich wird das komplette Bedienkonzept in Versuchsaufbauten ausprobiert.
Eines der Musterbücher, aus denen die geeigneten Schalter, Taster oder Drehregler ausgesucht werden
Technik
Unser Weg zur nächsten Station, der Akustik-Entwicklung, führt an der technischen Entwicklung vorbei. Hier wird die Elektronik, die in die Raumfeld- und Teufel-Komponenten eingebaut wird, entworfen, werden Prototypen gefertigt und geprüft. Aber auch Geräte, die defekt zurückgekommen sind, werden hier auf Fehlerursachen untersucht. Insgesamt sieht es hier genauso aus, wie man sich ein Elektronik-Labor vorstellt: Messgeräte, Lötkolben, Bildschirme sowie Kabel, Leiterplatten und Elektronikbauteile in wilden Haufen, die jeden freien Platz im Raum ausfüllen. Ob das herrschende konstruktive Chaos der Grund ist, aus dem mich Sebastian Thümmel hier schnell wieder hinauskomplimentiert? Oder sind es die spannenden Produkte in der Ecke, die ich bisher noch nicht im Sortiment von Raumfeld gesehen habe und die vermutlich die Prototypen zukünftiger Produkte sind?
So stellt man sich doch ein Elektronik-Labor vor, oder?
Akustik-Entwicklung
Um zur Akustik-Entwicklung, die weiterhin Hoheitsgebiet von Teufel ist, zu gelangen, geht es zunächst ins Erdgeschoss in den Flagship-Store. Von hier führt eine Treppe ins Untergeschoss, wo sich ein weiterer Ausstellungsraum, der auch für Veranstaltungen und Konzerte genutzt wird, befindet. Daneben gibt es noch zwei Vorführ-Heimkinos, die mit der modernsten Technik ausgestattet sind – schließlich ist Heimkino-Sound eine absolute Domäne von Teufel, waren sie doch auch die ersten, die nach THX zertifizierte Heimkino-Anlagen anboten. Vom Ausstellungsraum hat man auch einen Blick in einen höchst aufgeräumten Messraum – der allerdings eher repräsentativen Charakter hat, wie mir Herr Thümmel ins Ohr raunt.
Durch eine unauffällige Seitentür gelangen wir dann in das Reich von Akustikentwickler Andreas Dausend. Hier sieht es schon deutlich mehr nach Arbeit aus als im „Show-Messraum“.
Akustikentwickler Andreas Dausend im Messraum
In den Regalen stapeln sich schier endlose Mengen unterschiedlichster Lautsprecherchassis, viele davon von Hand beschriftet. „Das meiste davon sind Prototypen“, erklärt mir Herr Dausend. Die Chassis lasse man nach eigenen Vorgaben fertigen. Wo genau, will er nicht verraten. Wie zum Beweis stehen auf einem beeindruckenden Steckpult sechs sehr ähnlich aussehende 18-Zentimeter-Tiefmitteltöner, die sich hauptsächlich durch verschiedene Magnetsysteme und unterschiedliche Schwingspulen unterscheiden. Das Steckpult dient übrigens dazu, Frequenzweichen durch einfaches Zusammenstecken der im Innern verborgenen Spulen, Kondensatoren und Widerstände zu simulieren. Änderungen können dann ohne Lötarbeiten, einfach durch das Umstecken von ein paar Kabeln vorgenommen werden.
Das Steckpult dient zur Entwicklung von Frequenzweichen
Bauteile um Frequenzweichen zu verlöten sind ausreichend vorhanden
Eine Glasscheibe gibt den Blick in den Messraum frei. Es handelt sich in diesem Fall nicht um einen sogenannten „schalltoten“ Raum – der ist bei der Verwendung moderner Messmethoden gar nicht zwingend notwendig. Der Anteil des Raumschalls wird einfach separat bestimmt und später aus der Messung des Lautsprechers in diesem Raum herausgerechnet. Versteckt in einer Ecke verbirgt sich auch ein modernes Klippel-Mess-System. Dabei wird per Laser unmittelbar die Bewegung der Lautsprechermembran gemessen. So kann man präzise feststellen, wie exakt ein Chassis dem elektrischen Eingangssignal folgt.
Das Klippel-Mess-System ergänzt die akustischen Messungen
Doch auch bei Teufel ist messen nicht alles, also geht es nach dem Besuch im Untergeschoss wieder hinauf in den wohnzimmermäßig eingerichteten Hörraum. Hier werden Lautsprecher in verschiedenen Entwicklungs- und Prototypen-Stadien ausführlich gehört.
Zum Vergleich stehen jeweils Modelle von Mitbewerbern daneben, die von der Zielgruppe und Preisklasse vergleichbar sind. Fotos darf ich nicht machen – zum einen, damit niemand sieht, welche Modelle man zum Vergleich heranzieht, zum anderen, weil hier schon ein paar recht weit gediehene eigene neue Produkte stehen, über die man noch nicht zu viel verraten will.
Schreinerei
Nach einem kurzen Mittagessen geht es quer durch Berlin zur Schreinerei von Neil Hughes. Herr Huges arbeitet schon lange für Teufel und baut in seiner Werkstatt Mustergehäuse für Boxen. Große Lautsprecher stehen hier zurzeit nicht herum. Dafür ist er mit kleinen Gehäusen für ein tragbares Soundsystem und eine modulare Soundbar beschäftigt.
Neil Hughes bei der Arbeit an Mustergehäusen
Hier ist noch unklar, ob die Gehäuse später in der Serienfertigung auch aus MDF hergestellt werden oder ob ein Kunststoff zum Einsatz kommen wird. Ich bin beeindruckt, mit welcher Akribie Herr Huges auch die kleinen Gehäuse präzise auf Gehrung arbeitet.
Schon die Prototypen müsste man eigentlich nur noch lackieren und hätte dann ein Produkt, für das man sich nicht schämen müsste. Aber bis zur Serienfertigung sind noch viele Entwicklungsschritte notwendig.
Das Gehäuse für ein neues portables Musiksystem samt Bauplan
Mein Fazit
Was mich bei meinem Besuch bei Raumfeld und Teufel am meisten beeindruckt hat? Die Verbindung von Professionalität und Leidenschaft. Die Professionalität wird für mich vor allem durch die klar formulierten Arbeitsabläufe, die enge Zusammenarbeit und die strukturierte Kommunikation zwischen den verschiedenen Bereichen deutlich. Hier wirkt alles perfekt organisiert. Die Leidenschaft spürt man dann im Gespräch mit den einzelnen Mitarbeitern – hier ist jeder auf seinem Gebiet Experte und arbeitet mit Überzeugung an seiner Aufgabe. Raumfeld und Teufel sind aber auch ein eindrucksvolles Beispiel für ein sehr gelungenes Management. Zwei Firmen mit so unterschiedlichen Kulturen und einem so dynamischen Wachstum derart professionell aufzustellen, muss einem erst einmal gelingen.
Kontakt:
Lautsprecher Teufel GmbH
Telefon: 030 – 300 9 300
eMail: info@teufel.de
Web: www.teufel.de | www.raumfeld.com
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Firmenbericht: Teufel & Raumfeld