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Klangbilder 2014

Inhaltsverzeichnis

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November 2014 / Frank Hakopians

Am Freitag empfängt uns Wien mit diesigem Wetter. Doch der Regen bleibt aus, nur hin und wieder nieselt es etwas. Eigentlich ganz gute Bedingungen, um eine Messe zu besuchen. Das Ziel heißt Klangbilder 2014 (www.klangbilder.eu) und verspricht vom 7. November an für drei Tage wieder eine Symbiose aus musikalischem Live-Event und highendiger Leistungsshow zu werden. Der ein oder andere Gaumenkitzel, zumeist in flüssiger Form, wird ebenfalls in Aussicht gestellt.

Allerdings muss die österreichische HiFi-Messe dieses Jahr eine besondere Herausforderung meistern, denn die Location wurde vom innerstädtischen Hilton Plaza, wo sie in den Jahren zuvor regelmäßig gastierte, in das Arcotel Kaiserwasser auf der anderen Seite der Donau verlegt. Ringstraßenpalais und die imperialen Prachtbauten des ersten Bezirks sucht man hier vergebens. Es sind die wolkenkratzerähnlichen Hochhäuser der sogenannten UNO-City, welche die Skyline dominieren. Dank gegenüberliegender U-Bahnstation ist das Arcotel gut erreichbar. Hinter dem Hotel versprüht das Kaiserwasser, ein alter Nebenarm der Donau, dann doch noch etwas wild-romantisches Flair.

UNO-City
In der Wiener UNO-City sieht es (ungewohnt) modern aus …

In knapp vierzig Räumen präsentieren sich die Aussteller, viele davon vertreten mehrere Marken und Hersteller, einem durchweg interessierten und verständigem Publikum. Vermisst werden einige interessante Hersteller aus dem Vorjahr, so zum Beispiel Trenner & Friedel, Nubert oder Yamaha. Vermutlich warten manche angesichts der Messeumsiedlung erst mal ab, wie sich die Lage entwickelt, doch mag sich hier auch eine dieses Jahr zeitgleich in Warschau stattfindende HiFi-Show tendenziell ungünstig auf die Quantität der Aussteller auswirken. Aber nun hinein in den Messetrubel und sehen, was die Klangbilder 2014 an Interessantem bereithalten. Wie immer mit höchst subjektiver Sicht auf die Dinge und ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit.

Let's rock!
(Foto: Pia Bimasdorfer)

In der Lobby herrscht rund um den großen Tisch mit den Project-Drehern, der wie ein alter Bekannter zu grüßen scheint, geschäftiges Treiben. Besucher und Aussteller sind damit beschäftigt, sich in regen Dialogen auszutauschen als plötzlich gespannte Ruhe einsetzt. Grund ist Yuri Revich, ein junger russischer Profigeiger, der vom Klavier begleitet Pablo de Sarasates „Carmen Fantasie“ anstimmt. Eine überaus gelungene Performance. Schön, dass das Konzept lebendige Musik und Reproduktion auf Topniveau nebeneinander zu präsentieren beibehalten wurde. Hier im hinteren Lobbybereich des Arcotel Kaiserwasser werden im Laufe des Wochenendes noch weitere Künstler, wie die Bluesgitarristin Katie Kern, das Akkordeontrio Trio Fidelio, der junge Viktor Sarkezi mit seiner Konzertgitarre und noch andere mehr ihren Auftritt haben.

Trio Fidelio
(Foto: Pia Bimasdorfer)

In Interviews werden den Künstlern, wie beispielsweise dem auch in Deutschland bekannten Pianisten Markus Schirmer vom Messechef Dr. Ludwig Flich in gewohnt einfühlsamer Weise reichlich Details zu künstlerischem Wirken und zu aktuellen Produktionen entlockt. Auch das Thema High-End-Wiedergabe wird hier nicht ausgespart. Dabei erweisen sich die eingeladenen Künstler doch unerwartet sattelfest auf diesem Gebiet. Viele hören privat ebenfalls mit durchaus gehobenem Equipment.

In den Sälen im Erdgeschoss treffen wir auf die ersten Aussteller aus Deutschland. Messenewcomer Frank Koglin hat Elektronik von Audreal (www.audreal.de) und Emiral im Gepäck. Natürlich wird über die im Vertrieb befindlichen Elektrostaten von Silberstatic gehört. Hier setzt sich vor allem die von uns schon getestete Silberstatic Nr.1 in Szene.

Audreal/Silberstatic

Detailreich, farbig und ausgesprochen räumlich perlt die Musik aus dem 9.990 Euro teuren Elektrostaten. Dem hat in dieser Konstellation sogar das Topmodell Nr.8 zum immerhin fast fünffachen Preis, außer noch mehr Fläche, wenig entgegenzusetzen. Entwickler Dirk Jesberger gibt aber zu bedenken, dass der eingesetzte Triodenverstärker Emiral SE 833 mit der Senderöhre 833C nicht unbedingt die Leistung bereitstellen kann, die der wirklich große Elektrostat für eine optimale Performance benötige. Die passenden Verstärkerdickschiffe von Audreal mussten mangels Platz im Hänger leider zuhause bleiben.

Frank Koglin und Dirk Jesberger
Frank Koglin vom Vertrieb mit Silberstatic-Entwickler
Dirk Jesberger

Gleich nebenan gibt der Berliner Hersteller Voxativ (www.voxativ.com) ebenfalls sein Messedebüt. Die in echtem Klavierlack gewandeten Breitbandlautsprecher glänzen im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur mit edlem Look, sondern warten auch mit einem feinen, detaillierten Klangbild auf. Auf das Einstiegsmodell PI ist Entwicklerin Ines Adler besonders stolz, da bereits ab 11.900 Euro wesentliche Eigenschaften der größeren Modelle Ampeggio und Ampeggio Due II (27.000 bzw. 88.000 Euro) wie unmittelbares, direktes Ansprechverhalten und weiträumige Raumabbildung geboten würden. Was aber nichts daran ändert, dass die Ampeggio Due im direkten Vergleich nicht nur das hörbar komplettere, sattere Klangbild gelingt, sondern sich auch im Frequenzkeller noch so einiges tut, wenn die kleinere PI nur noch höflich mit den Schultern zucken kann.

Voxativ-Lautsprecher: Pi und Ampeggio Due
Voxativ-Lautsprecher: Pi und Ampeggio Due

Befeuert werden die Voxativwandler übrigens mit eigener Verstärkerelektronik. Der eingesetzte Musikserver und D/A-Wandler verteilt sich auf sage und schreibe vier Gehäuse und kommt von Totaldac aus Frankreich. Extrem High End eben. Leider ist auch das Preisschild extrem und mit 28.500 Euro wahrscheinlich außerhalb der Reichweite normalgroßer Budgets. Vielleicht ist ja der kleinste Totaldac, der d1-single für knapp unter 7.000 Euro eine Alternative für Interessierte.

Auf der Freifläche vor den Sälen treffen wir auf Herrn Draabe von Draabe Technologies (www.vinyl-master.de), der uns seine halbautomatische Plattenwaschmaschine Nessie vorführt. Die kann, von der gleichzeitigen Reinigung beider Plattenseiten mal abgesehen, so ziemlich alles, was ein solches Gerät heutzutage können muss. Wer Nessie zum Preis von 1.690 Euro erwirbt, schont darüber hinaus Nerven und Ohren. Die Maschine arbeitet wirklich mustergültig leise. Aber warum heißt dieses Wundertier ausgerechnet Nessie? Nun, vermutlich hätte ein naheliegendes „Draabie“ zu fehlgeleiteten Assoziationen bezüglich der tatsächlich vorhandenen Qualität geführt.

Herrn Draabe von Draabe Technologies
Herr Draabe und seine Plattenwaschmaschine

Claus Zapletal berät einen Fabs-Interessierten Besucher
Claus Zapletal berät einen Fabs-interessierten Besucher

Nebenan schaut es aus, als würde einem Besucher ein neues Hörgerät verpasst. Das ist natürlich der Stand von Diplom-Ingenieur Claus Zapletal und seinen Fabs-fabulous earphones (www.fabsearphones.de). Jeder einzelne der Im-Ohr-Kopfhörer wird der individuellen Form des Ohrs genauestens angepasst. Auch fairaudios Kopfhörerexperten haben sich schon von den Vorteilen dieser Technik überzeugen können und vor zwei Jahren sogar einen fairaudio-favourite Award vergeben. Wer möchte, erhält gleich vor Ort eins auf die Ohren, pardon, eine kostenlose Probeanpassung natürlich.

Einen der größeren Räume im Erdgeschoß belegen Heinz und Jozefina Lichtenegger mit ihren Marken Project und EAT (www.project-audio.com). Die EAT-Chefin Jozefina Lichtenegger stellt höchstpersönlich ihren neuen Plattenspieler C-Sharp vor, der mit einigen sehr interessanten Details aufwarten kann.

Echt Sharp!

So besitzt der ultraflach bauende Dreher ein Subchassis, dessen Aufhängung mittels Sorbothan-Dämpfern realisiert ist. Die obere Basisplatte scheint aus Carbon zu bestehen, was dem Dreher einen ausgesprochen coolen Look verleiht. Eine ganz besondere Verlockung ist der Tonarm, welcher zusammen mit dem Plattenspieler für 3.200 Euro geliefert wird. Die Fertigungsqualität scheint hervorragend und die technische Umsetzung mit einer Mischung aus kardanischer und Einpunktlagerung, inklusive der Option, den Arm mit einem Silikonfett zu bedämpfen, nicht minder spannend. Bald soll er auch einzeln zu erstehen sein. Liebe Jozefina Lichtenegger, echt „sharp“ wäre noch eine Zwölfzollversion! Bei Project hat sich seit der Münchener High-End nichts Grundsätzliches getan.

Schöne Project-Dreher

Schöne Eyecatcher sind zwei vom Musiker Parov Stelar optisch veredelte Project Dreher PS501. Der Preis von 550 Euro ist sicher nicht zu viel für das Gebotene, zumal die Edition limitiert ist.

Bei Audio Tuning (www.audiotuning.com) sorgte ein Pärchen Sonus Faber Lilium (50.000 Euro/Paar) für die Beschallung. Leider konnten die elegant und edel wirkenden Lautsprecher in Kombination mit Audio Research Röhren-Elektronik im neu designten Look nicht an die vielbeachtete Darbietung der großen Schwester Aida auf der vorletzten High End in München heranreichen.

Sonus Faber Lilium

Dort spielte die Aida allerdings auch an den so beeindruckenden, wie teuren Momentum-Verstärkern von Dan D’Agostino. In meinen Ohren eine sehr, sehr stimmige Paarung. Tatsächlich entdecken wir auf einem der Tische auch den ziemlich neuen Dan D’Agostino Momentum Integrated Amplifier. Kommt denn keiner auf die Idee, den 48.000 Euro teuren und 2 x 200 Watt leistenden integrierten Boliden mal mit den Liliums zu verbandeln?

D'Agostino Momentum Integrated Amplifier

Der Amp ist übrigens ein wahnsinniges Schmuckstück, dessen Leistungsanzeige wohl nicht von ungefähr an feines Schweizer Uhrmacherhandwerk erinnert.

Musical Fidelity NuVista

Eine Klasse moderater bezüglich des geforderten finanziellen Aufwandes gibt sich der 10.000 Euro teure neue Vollverstärker Nu-Vista 800 von Musical Fidelity. Auch den gibt es leider nur zu sehen, oder besser zu berühren, denn der Nu-Vista 800 ist geradezu ein Handschmeichler geworden. Da passt dann auch das Preisschild.

Kennen sie Straussmann (www.straussmann.de)? Nicht so wirklich? Nun, wir begegneten dem Berliner Hersteller erstmals auf den Westdeutschen HiFi Tagen 2014 in Bonn und anschließend wieder auf dem Analogforum in Krefeld 2014.

Herr Straussmann von - na was wohl - Straussmann
Herr Straußmann von – na was wohl?! – Straussmann

Es geht um Elektronik, genauer um den Steuerverstärker Control Center CC, der zwei mit 6C33 Röhren bestückten Monovollverstärkern E-50 Steuerbefehle übermittelt, aber auch als Streamer fungieren kann. Das Trio ergänzt der Phonopreamp MC Phono 2010. Allen Amps ist gemein, dass sie zum einen mit Röhren und vollsymmetrisch arbeiten, zum anderen komplett auf Koppelkondensatoren verzichten. Ach ja, auch die Preisgestaltung wirkt ausgesprochen einheitlich. 50.000 bis 60.000 Euro ruft Jürgen Straußmann (kein Schreibfehler!) pro Einheit auf. Was bieten die optisch ein wenig auf Retro gebürsteten Verstärker für diesen ansehnlichen Kaufpreis? An einer 12.000 Euro teuren und wohlbeleumundeten Tannoy Kensington spielen sie ausgewogen, neutral und stimmig. Keinesfalls verraten sie den Röhrenantrieb durch Mittenverliebtheit oder weiche, undefinierte Bassperformance.

Straußmann-Kette na Tannoy

Ob der schottische Schallwandler und seine Koaxialtreiber allerdings das ganze Potential der Straussmann’schen Kreationen offenbaren können, möchte ich dann doch bezweifeln. Man darf jedenfalls gespannt sein, ob und wie sich die junge Firma auf dem nicht ganz konkurrenzlosen Terrain zukünftig bewegen wird.

Billboard
AudioQuest Mythical Creatures Series

Messebericht: Klangbilder 2014

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