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Bleiben wir noch einen Augenblick in der Abteilung Kuriositäten. Unter dem Namen Idealsound werden Lautsprecher der Firma Klangsäulenmanufaktur (www.klangsaeulen.com) vertrieben. Im Prinzip omnidirektional nach oben abstrahlende Wandler, wie sie in ähnlicher Form auch von anderen Herstellern angeboten werden. Da man vom Raumklangpotential des Bauprinzips absolut überzeugt ist, hat man zwecks Demo das klassische Stereodreieck aufgehoben und die Hörer gleich zwischen die Lautsprechersäulen gesetzt.
Aus der Abteilung Kuriositäten?
Diese Hörerfahrung wurde netterweise durch einen mehrfach nachgeschenkten italienischen Schaumwein intensiviert. So blieb genug Zeit, um auch von dem therapeutischen Nutzen der auf diese Art verabreichten Musik zu erfahren. Also Wohlbefinden und Gesundheit durch HiFi-Technik. Soweit sind wir gar nicht auseinander. Kann ich noch einen Prosecco bekommen …?
Backes & Müller hatte großes Besteck mitgebracht
Leider kann ich an dieser Stelle nicht allen Ausstellern gerecht werden und so bleibt ein Bericht immer nur ein Appetithäppchen. Eines, das vielleicht dazu ermuntert, demnächst einmal selbst nach Wien zu kommen. So gab es denn auch weitere interessante Vorführungen bei Audio Physic (www.audiophysic.de, Classic-Line-Lautsprecher), Ascendo (www.ascendo.de, Lautsprecher D9, ab 9.300 Euro/Paar) und Backes und Müller (www.backesmueller.de), die mit ihrem zweitgrößten System, der der BM 35 (65.990 Euro/Paar) durchaus schon großes Besteck aufgefahren hatten.
Dass andererseits Preisgünstiges nicht schlecht klingen muss, bewies Schnell Audio (www.schnellaudio.de). Neben Media Streamern, Blue-Ray- und CD-Spielern umfasst das Programm der Brandenburger auch eine erkleckliche Anzahl an Verstärkern in Mono-, Stereo- oder Mehrkanaltechnik – und natürlich auch Lautsprecher in diversen Ausführungen.
Wasami, nicht Wasabi, aber trotzdem recht scharf: Vollverstärker Wasami MS-300C für 1.198 Euro
Ebenfalls in die Abteilung Gut und Günstig gehören die Röhrenamps des chinesischen Herstellers Wasami (www.wasami.at). Zumindest dürfte deren Röhrenequipment ein aussichtsreicher Anwärter auf einen der ersten Plätze in der Kategorie Kilo-pro-Euro sein.
Herr Fromme mit seiner beeindruckenden Zero1
Eine Ecksuite hatte Holger Fromme, Chef von Avantgarde Acoustic (www.avantgarde-acoustic.de), mit seinen Plug’n’play-Hornlautsprechern Zero1 belegt. Plug’n’play bedeutet hier, dass die Lautsprecher bereits sämtliche Wandler-, Weichen- und Verstärkertechnik beinhalten und sogar untereinander Wireless kommunizieren. Die beeindruckende Lautstärke, zu denen die wirklich toll designten Aktivlautsprecher in der Lage sind, ließ mich fast um die Bausubstanz des Hilton fürchten. Auch bei fiesen Elektrobässen blieb die Zero 1 absolut souverän und Herrin der Lage. Dank der extremen, den eingesetzten FIR-Filtern geschuldeten Phasenrichtigkeit, klang es auch sehr räumlich und körperhaft. Allerdings konnten Stimmen eine gewisse Körnigkeit im Hochton nicht verbergen. Hier mag die Ansteuerung mittels Tablet-PC eine Rolle gespielt haben. Bei einem Paarpreis ab 9.990 Euro ist die Zero 1 jedenfalls drauf und dran, eines der spannendsten und wahrscheinlich auch spaßversprechendsten Produkte auf dem HiFi-Markt zu werden.
Zu den ausgesprochen genussvollen klanglichen Momenten gehörte auch die Vorführung von Accustic Arts (www.accusticarts.de). Die Verstärkung wurde vom Tube Preamp II (7.990 Euro) in Zusammenarbeit mit den erst kürzlich vorgestellten Monoendstufen Mono II (12.500 Euro) übernommen.
Accustic Arts und Totem führten in Wien zusammen vor
Lautsprecherseitig kam Totem Acoustics (www.totemacoustic.com) Element Metal (15.800 Euro/Paar) zum Einsatz. Die Kombination spielte fein ausgewogen und natürlich. Bei Bedarf ließ die Element Metal aufblitzen, zu welch heftigen dynamischen Sprüngen sie fähig ist und zeigte, dass weit aufgespannte Klangbilder nicht zwingend an sehr große Schallwandler gebunden sind.
Garrard-Laufwerke haben mehr als Retroflair zu bieten
Zwei weitere Highlights möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Martina Schöner brachte wieder einige von ihr perfektionierte Garrard-Laufwerke (www.garrard501.com) mit auf die Klangbilder. Verstärkerseitig waren Prototypen aus der Süsskind-Entwicklungsabteilung von Joachim Gerhard beteiligt. Am Ende der Kette stand ein Lautsprecher, der die Aufhängung eines tibetanischen Gongs mit der Optik einer afrikanischen Buschtrommel zu verbinden suchte.
Origin Live: tibetanischer Gong meets afrikanische Buschtrommel?
Origin Live (www.originlive.com), mir bisher als Hersteller feiner Tonarme und Laufwerke bekannt, hat mit seinem Lautsprecher Acute 8 offenbar fremdes Terrain betreten. Der ungewöhnliche Schallwandler, der auf den Support eines passenden Subwoofers angewiesen ist, bot eine äußerst akkurate Auflösung, weite räumliche Abbildung und natürliche Klangfarben. Es machte einfach Freude, diesem ungewöhnlichen Konstrukt zu lauschen.
Wer meinte, in einem Hotelzimmer keine Top-Performance erwarten zu dürfen, konnte sich im Raum von Tonart eines Besseren belehren lassen. Die Kette, bestehend aus Audiodatas (www.audiodata.eu) teilaktiver Spitzenbox Avancé limited (31.000 Euro/Paar, Test der „normalen“ Avancé) und Elektronik von Symphonic Line (www.symphonic-line.de), wurde durch selbst entwickelte Laufwerke und Netzleisten ergänzt. Die von Tonart Inhaber Franz Stöger präsentierte Anlage spielte sehr homogen, dynamisch und überzeugte durch ihren felsenfesten Bassbereich.
Links hinten im Bild: Audiodatas Avancé limited
3D-Audio: So klingt Zukunft! Die Ankündigung machte natürlich neugierig. Was es mit dem Kürzeln „3D Audio“ und dem verwandten „2222+“ auf sich hatte, versuchten die Toningenieure Gregor Zielinsky (Sennheiser), Jean Marie Geijsen (Penatatone) und Werner Dabringhaus (MDG) den Messebesuchern nahe zu bringen. Die mehrkanaligen Aufnahmeverfahren erfordern auf der Wiedergabeseite den Einsatz von immerhin bis zu neun Lautsprechern. Subwoofer sind noch nicht mitgezählt!
Vortrag zum Thema 3D-Audio
Die Tonmeister zeigten sich von den neuen Verfahren ausgesprochen angetan. So priesen sie nicht nur die verbesserte räumliche Darstellung der neuen Aufnahmetechnik, sondern sahen diese auch in Bezug auf Tonalität vorn. Wohlgemerkt, es geht dabei nicht um besseren Ton zum Film, also kein weiterentwickeltes 5.1-Surround, und auch nicht um vordergründige Effektspielereien. Die neue Aufnahmetechnik ermöglicht auf der Hörerseite den Ersatz des klassischen Stereodreiecks durch einen Raumklang, welcher dem am Aufnahmeort nahezu vollständig entsprechen soll. Freie Platzwahl eingeschlossen. Dass es dann links hinten deutlich anders und vielleicht auch ungewohnter klingt als in der zweiten Reihe Mitte, liegt in der Natur der Sache. Auch im Konzert sind nicht alle Plätze gleich gut. Vom Sweet Spot im herkömmlichen Sinne muss man sich jedenfalls verabschieden, denn den gibt es bei 3D nicht mehr.
Das gewählte Setup mit kleinen, aktiven Monitoren konnte sicherlich deutlich hörbare Klanggewinne gegenüber der Wiedergabe im Stereomodus mit nur zwei Lautsprechern verzeichnen. Ob allerdings eine wirkliche Top-Anlage sich in Bezug auf Tonalität und Räumlichkeit so schnell die Butter vom Brot hätte nehmen lassen, wage ich leise zu bezweifeln. Zudem könnten sich die Prozessoren, welche zum Entschlüsseln des Multikanalsounds erforderlich sind, als klangliches Nadelöhr erweisen. Einen der heutigen handelsüblichen Surround-Vorverstärker würde ich jedenfalls nur ungern in meiner Anlage dulden. So bleibt die 3D-Technik, wie angekündigt, zunächst ein Blick in eine vermeintlich bessere, vielleicht gar nicht so ferne Zukunft. Wie und in welcher Qualität sie dereinst den Weg in die häuslichen Wohnzimmer respektive Hörraume finden wird, erscheint zur Zeit allerdings noch ungewiss.
Und was ist mit der ebenfalls vorgestellten Pure-Audio-Blu-Ray-Disc? Nun, sie bietet zunächst einmal wesentlich mehr Speicherkapazität (bis zu 50 GB) als eine herkömmliche CD oder SACD. Die im Red Book festgeschriebene zeitliche Beschränkung einer CD auf die Dauer von Beethovens Neunter ist damit endgültig Geschichte. Ob das Mehr an Speicher letztlich auch zu einem Mehr an Auflösung führen wird, ist aktuell nicht sicher. Bereits die DVD-Audio und auch die SACD lassen diesbezüglich ja wenig zu wünschen übrig. Letztlich konnte man im Vergleich zu diesen ebenfalls hochauflösenden Formaten, zumindest was reine Stereoproduktionen angeht, nur marginale klangliche Vorteile für Pure Audio Blu-Ray heraushören. Die zu Klangvergleichen eingesetzten Multiplayer waren dabei durchaus schon recht hochwertig, nichtsdestotrotz erscheint mir hardwareseitig noch Luft nach oben zu bestehen.
Der Organisator der Klangbilder, Dr. Ludwig Flich, in vollem Einsatz
Als die Messe am Sonntagabend ihrem Ende zuging, hatten etwa 4.000 Interessierte die Klangbilder 2013 besucht. Viel Lob wurde dem besonderen Flair und Konzept der Wiener Klangbilder vonseiten der Aussteller und Besucher zuteil. Demzufolge strahlten die Gesichter der Akteure auch durchweg Zufriedenheit aus.
Als kleiner Wermutstropfen erwies sich die Nachricht, dass das Hilton Plaza im nächsten Jahr einer grundlegenden Renovierung entgegensieht und daher als Standort für die Klangbilder 2014 nicht zur Verfügung stehen wird. Keinen Zweifel ließ Organisator Dr. Ludwig Flich allerdings daran, dass die Klangbilder auch im nächsten Jahr wieder stattfinden werden, und fügte hinzu, dass man bereits auf der Suche nach einem geeigneten Standort sei. Wir werden Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden halten und Ihnen Termin und Ort rechtzeitig bekannt geben. Vielleicht sehen wir uns ja dann auf den Klangbildern 2014!
Web: www.klangbilder.eu
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Messebericht: Klangbilder Wien 2013