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November 2013 / Frank Hakopians
In Wien kann man eigentlich keine drei Schritte machen, ohne über Komponisten oder Musiker zu stolpern. Sei es, dass sie dort geboren sind, begraben wurden, gewohnt oder etwas Wichtiges komponiert haben. Auch die aktuelle Musikszene, insbesondere der klassische Sektor, gibt sich in der österreichischen Hauptstadt nach wie vor die Klinke in die Hand. Ein wahres Eldorado für Musikliebhaber. Kein Wunder das Ludwig Flich, promovierter Musikwissenschaftler und Journalist, hier die Messe „Klangbilder“ (www.klangbilder.eu) installiert hat.
Als Erlebnismesse für die Sinne konzipiert, werden dem Gast nicht nur feine HiFi-Anlagen aller Preisklassen präsentiert, es ist auch für reichlich Livemusik gesorgt. Ebenfalls zum festen Programm gehört ein Messechef, der nicht müde wird, Besucher höchstpersönlich durch die Räume zu führen und ihnen dabei ausgewählte Audiotechnik und handverlesene Musik nahe zu bringen. Dazwischen findet Dr. Ludwig Flich immer wieder Zeit, den anwesenden Künstlern per charmant geführtem Interview allerlei Wissenswertes zu aktuellen Produktionen zu entlocken. Wer nach all dem etwas Durst verspüren sollte, kann beim Verkosten von Produkten lokaler Winzer das sensorische Ereignis treffend ergänzen. Kurzum ein Event mit Lokalkolorit, viel Charme und inzwischen Österreichs größte Messe rund um HiFi, High-End und Hometheater.
Der Ort der Klänge, das Wiener Hilton Plaza am Schottenring
Wie in den Jahren zuvor war das Hilton Plaza am Schottenring Veranstaltungsort der Klangbilder. Vom 8. bis 10. November 2013 konnte sich der geneigte Besucher hier über die neuesten Trends auf dem HiFi- und Highend-Markt informieren. Außerdem war es möglich, Künstler wie Bluesgröße Hans Theessink, Jazzlegende Kurt Prohaska, die Pianisten Matea Leko, Giorgi Latso und Hagia Pastor sowie etliche andere live zu erleben. Die Aussteller verteilten sich auf insgesamt vier Etagen. Während Samstag und Sonntag recht gut besucht waren, scheint es am Freitag traditionell etwas verhaltener zuzugehen.
Im Erdgeschoss stach zunächst der große gläserne Flügel ins Auge, genau derjenige, an dem schon Udo Jürgens seine Hits performte. Dieser fehlte zwar auf den Klangbildern, wurde aber von den anwesenden Pianisten würdig vertreten. Auch die drei Damen des Trio Frühstück (Violine, Cello, Klavier) absolvierten hier einen viel beachteten Auftritt.
Das Trio Frühstück bei einem Auftritt
Pro-Ject wußte die Blicke auf sich zu ziehen
Ein zweiter Blickfang in der Lobby war der riesige Tisch, auf dem sich die Plattenspieler der Firma Pro-Ject (www.project-audio.com) ein Stelldichein gaben. Deren Chef, der Österreicher Heinz Lichtenegger, kann sich auf die Fahne schreiben, mit seinem Erstling, dem Pro-Ject1, vor über zwanzig Jahren ein Stück analoger Geschichte geschrieben und damit nicht wenig zu Rettung der Schallplatte und deren anschließender Renaissance beigetragen zu haben. Und nebenbei haben wohl nur wenige mehr Plattenspieler auf der Welt verkauft als eben jener Heinz Lichtenegger.
Hans Theessink, in Wien lebender niederländischer Bluesmusiker, war auf den Klangbildern zugegen
Richtig voll wurde es im Erdgeschoss, als der in Wien lebende Bluesspezialist Hans Theesink sein neuestes Album Wishing Well vorstellte und natürlich auch live zu hören war. Übrigens pflegt der Mann nicht nur auf seinen Platten einen relaxten Stil, auch im Gespräch wirkte er lässig, sympathisch und souverän.
Bei Elac gab es Dreikanaliges aus den 1960er-Jahren zu hören
Ein Stockwerk höher konnte man dann sehen und hören, was sich der Kieler Lautsprecherhersteller Elac (www.elac.com) unter highendigem Klang vorstellte. Interessanterweise wurde hier ein Set-Up mit drei Elac FS 507 VX Jet (9.980 Euro/Paar, Test der Elac FS 507 VX Jet) gewählt. So konnten unter anderem die original dreikanaligen Abmischungen der Labels Mercury und Living Stereo aus den frühen sechziger Jahren zu Gehör gebracht werden. Es war gut nachvollziehbar, wie Raumabbildung und Klangfarben von den zusätzlichen Informationen des mittleren Kanals profitierten.
Nubert hatte groß aufgefahren
Nubert (www.nubert.de) hatte seinen großen Standlautsprecher NuVero14 (3.880 Euro/Paar) mitgebracht. Wie anderswo auch erfuhren die Vorführungen des Herstellers aus Schwäbisch Gmünd einen regen Zuspruch. Nuberts Spitzenmodell hatte naturgemäß wenig Probleme, die versammelten HiFi-Freunde zufriedenzustellen. Dass die neuen kleinen Aktivmonitore NuPro A-100, A-200 und A-300 (ab 570 bis 1.050 Euro) den recht großen Raum von Nubert schon ordentlich mit Musik zu beschallen vermochten, sorgte dann aber doch für einige erstaunte Gesichter.
Trenner & Friedls neuer Lautsprecher Isis darf mit Fug und Recht als „Box“ bezeichnet werden
Just in jenem Raum, in dem um die Jahrtausendwende der erste Lautsprecher von Lumen White seine Weltpremiere feierte, präsentierte die österreichische Lautsprechermanufaktur Trenner & Friedl (www.trenner-friedl.com) ihr neues großes Lautsprechersystem Isis (ab 19.990 Euro/Paar). Wenn das mal kein gutes Omen ist. Optisch eine recht große, quaderförmige Box, klang die Isis an der Elektronik von Crayon doch überraschend frei von Effekten, neutral und feinsinnig.
Ein Aspirant auf den Best-Sound-of-the-Show, nach meiner rein subjektiven Einschätzung, erwartete mich in der neunten Etage des Hilton. Hier steuerte eine Kette von Ayon Audio (www.ayonaudio.com), bestehend aus CD-Laufwerk CD-T, Röhrenwandler Skylla und dem Vollverstärker Mercury II den neuen Schallwandler Black Arrow (11.800 Euro/Paar) an. Das Setup beeindruckte mit exzellenter Hochtonauflösung, farbigen, körperhaften Mitten und einem rabenschwarzen, dabei trotz reichlich Substanz immer federnd wirkenden Bassbereich.
Ayon Audio lieferte eine beeindruckende Vorführung ab
Inwieweit der Raumklangresonator PMR von Highendnovum (www.highendnovum.de), den ich in einer Ecke entdeckte und der auch bei mir zuhause segensreich resoniert, zu der gelungenen Performance beitrug, kann ich nur vermuten. Jedenfalls ließ sich der Aussteller nicht dazu bewegen, ihn aus dem Raum zu entfernen.
Für Artkustik war’s fast ein Heimspiel
Fast ein Heimspiel hatte Othmar Spitaler von Artkustik (www.artkustik.at) im Raum nebenan. Artkustik hat sich in Deutschland vor allem mit quarzgefüllten Audioanimatoren einen Namen erworben. Eigentlich etwas unverständlich, denn auch die Komplettanlage konnte sich hören lassen. Insbesondere wenn schwarze Scheiben den Ton angaben, wirkte die Musik sehr entspannt und frei. Zugegeben, das Plattenlaufwerk war auch schon ohne einen Ton zu spielen ein echter Hingucker.
Das beeindruckende Artkustic-Laufwerk
Gänzlich ohne Vinyl ging es bei Lindemann (www.lindemann-audio.de) und Manger (www.manger-msw.de) zu. Norbert Lindemann hatte Geräte aus seiner aktuellen MusicBook-Serie dabei. Das sind netzwerkfähige Music Player, D/A-Wandler, Vorverstärker und CD-Spieler in kleinem Format.
Smart designt: Lindemanns aktuelle MusicBook-Gerätschaften
Auch eine symmetrische Class-D-Endstufe gibt es. Die kam allerdings während meiner Anwesenheit nicht zum Zuge, da die Lindemänner Mangers aktive Standbox MSM s1 zu versorgen hatten. Wem ausufernde Gerätestapel zuwider sind, findet mit dieser Kombi eine designtechnisch gelungene, technisch hochprofessionelle und klanglich vielversprechende Lösung.
Mal was anderes: Mo°Sounds Lautsprecherkugel
Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt Mo°Sound (www.mo-sound.com) mit Lautsprechern aus Porzellan (ab 760 Euro/Paar). Hier entschied man sich für die klanglich vorteilhafte Kugelform und kleine Breitbandchassis. Optisch mal was anderes. An kleinen Röhrenamps hat es sogar richtig relaxt geklungen. Dafür sorgt natürlich schon der Breitbänder, der in verschiedenen Materialvarianten erhältlich ist. Mein Favorit war aus Bambuspapier. Sicher keine Konkurrenz für die großen Jungs, aber ein sympathische Idee aus der Lifestyleecke.
Messebericht: Klangbilder Wien 2013