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Die IFA in Berlin (www.ifa-berlin.de) ist nicht unbedingt als Leitmesse für Klangfetischisten und High-Ender bekannt, sondern eher für Leute, die Spaß an elektronischen Spielereien, Gadgets, Innovationen im Mobile-Device-Bereich oder in Sachen Haushaltsgeräte haben. Allerdings findet man auf der Berliner Funkausstellung auch Firmen, die ihre neuesten HiFi-Gerätschaften ausstellen und im gehobenen Qualitätsbereich unterwegs sind. Wir haben uns umgeschaut und die interessantesten Neuvorstellungen unter die Lupe beziehungsweise vor die Linse genommen.
In Halle 1.2 (darf ich hier anmerken, dass die Berliner Messe mit einigem Abstand die furchtbarste Architektur und die verwirrendsten Ausschilderungen bereithält?) tummeln sich die meisten Firmen, die man als HiFi-Hersteller bezeichnen kann: Pioneer und Onkyo, Magnat und Heco, Yamaha und Audio Technica sowie Saxx und JIB Germany. Wie bitte? Wer sind denn Saxx und JIB Germany?? Die Frage ist nicht ganz unbegründet, aber aufmerksame fairaudio-Leser dürften mit den Namen etwas anfangen können.
JIB Germany (www.jib-germany.de) ist ein junger Hersteller auf dem deutschen Markt, der seine Kabelprodukte unter dem Markennamen Boaacoustic vertreibt – und das auch in den USA und in Asien. Auf der IFA stellen die Berliner ihr neues Einstiegskabel aus der Silber-Reihe vor. Der Lautsprecherverbinder Silver Actinium ist ab 1.340 Euro für 2 x 2,5 Meter zu haben und wird mit zwei mehrlitzigen Innenleitungsadern aus versilbertem OCC- beziehungsweise OFC-Kupfer symmetrisch aufgebaut. Besonderes Augenmerk legt man auf den Schutz des Kupfers: Es wird mit Hochdrucktechnologie bei hohen Temperaturen mit einem besonderen Werkstoff umspritzt. So sollen insbesondere die Schnitt- und Lötstellen des Kupfers versiegelt und vor externer Unbill geschützt werden. Übrigens sind alle Stecker des Kabels schraubbar, sodass man einfach von Bananen auf Gabelschuhe und umgekehrt wechseln kann – das nennt man dann zukunftssicher. Die entsprechenden Teile liegen bei.
Zu den weiteren News zählt das Silver Galaxy Phonokabel, das mit besonderer Flexibilität trotz eines stattlichen Leiterquerschnitts aufwarten kann und sogar einen versilberten Erdungsleiter besitzt (erhältlich mit 5-Pol-DIN-Stecker oder RCA, ab 380 Euro/m) und das Silver Digital Xeno USB-Kabel (ab 300 Euro/m). Alle genannten Kabel kommen im schwarz-weiß-karierten Familienkleid aus Baumwollgewebe daher.
Der Lautsprecherhersteller Saxx (www.saxx-audio.de) ist ebenfalls ein relativer Frischling in der Szene, hat aber schon recht gut Fuß gefasst. Die Saxx Coolsound CX90 haben dem Kollegen Tobias Zoporowski schon vor etwa anderthalb Jahren sehr gut gefallen, und nun schieben die Neustädter die neue Flaggschiffserie Saxx Clubsound nach, die preislich deutlich über den bisherigen Modellen angesiedelt ist, optisch aber die Firmendesignsprache mit ihren Hochglanzgehäusen und abgerundeten Treiberfassungen fortsetzt. Vier Modelle stehen zur Wahl, wobei die geschlossenen Lautsprecher CLX 4 und CLX 5 face sich formal nur von der Ausrichtung des Hochtöners und damit der Abstrahlcharakteristik her unterscheiden. Beide Kompaktboxen liegen bei einem Stückreis von 799 Euro und sind entweder als D’Appolito-artiges Stereopaar (CLX 4) oder als Center (CLX 5 face) einzusetzen.
Preislich und in Sachen unterer Grenzfrequenz etwas niedriger spielen die CLX-3-Zweiwegler im Bassreflexgehäuse. Mit 1.198 Euro für ein Paar liefern sie für 200 Euro weniger einen minimal tiefer reichenden Frequenzgang (sie sollen erst bei 40 Hz aussteigen). Am anderen Ende der Skala sollen sie wie ihre Geschwister bis zu 35000 Hz hinauf Schall produzieren, dem hier „XPAND“ getauften AMT-Hochtöner sei’s gedankt. Den besitzt natürlich auch das Familienoberhaupt, der stattliche Dreiwege-Lautsprecher CLX 9, der mit einem Nettogewicht von über 30 Kilo und einer Höhe von 122 cm auch größere Räume beschallen kann.
Für 2.398 Euro fürs Paar kann man hier wohl einiges an Gegenwert erwarten – ein Test ist in Planung. Neben dem AMT-Treiber teilen sich alle Modelle in den mittleren und unteren Frequenzen Chassis mit Fiberglas-Membranen, eine hochwertige Innenverkabelung und ein sehr solide anmutendes Terminal.
Apropos hochwertige Lautsprecher: Von Neustadt geht’s nach Norden, denn die Dänen von Dali (www.dali-speakers.com) stellen auf der IFA eine neue Familie aktiver und drahtloser Lautsprecher mit Wireless-Controller vor, die ab Ende 2017 im Handel erhältlich sein werden. Die Callisto 6 sind genau 999 mm hohe Standlautsprecher mit dem von Dali bekannten Hybrid-Hochtöner-Modul, bestehend aus einer Kalotte und einem Bändchentreiber, und zwei 16,5-cm-Mittel- beziehungsweise Tieftontreibern mit einer Holzfasermembran und einem SMC-Magnetsystem (weichmagnetisches Kompositmaterial). Der Controller namens Callisto Hub wandelt ankommende Digitalsignale (auch Bluetooth mit aptX HD), hat einen analogen Eingang zu bieten und steuert die Lautstärke der mit jeweils 250-Watt-Class-D-Endstufen bestückten Lautsprecher.
Das Signal gelangt drahtlos und in 96 kHz/24 Bit-Auflösung zu den Callisto 6 – oder zu den kompakten Calisto 2, die mit einem anvisierten Verkaufspreis von etwa 2.600 Euro pro Paar 800 Euro unter den Callisto 6 (3.400 Euro) liegen sollen. Beide Lautsprecher lassen sich übrigens über ein kleines Touchfeld auf der Deckenplatte des Gehäuses in der Lautstärke regeln – sehr nette Spielerei! Da das Ganze „Made in Denmark“ ist und Dali auch die Treiber selbst produziert, darf man gute Verarbeitungsqualität erwarten.
Zurück nach Deutschland geht es mit Magnat (www.magnat.de), die auf der IFA einen beeindruckenden Lautsprecher als perfekten Partner für den hauseigenen Hybrid-Vollverstärker RV4 vorstellen. Der Magnat Signature 1109 ist das größte Modell der Signature-1100-Serie und kommt mit zwei 200-mm-Tieftönern sowie einem 170-mm-Mitteltöner. Ein neues Hochtonmodul, bestehend aus je zwei Fmax-Signature-Tweetern mit Membranen aus spezialbeschichteter Kunstseide, lässt den Signature 1109 bis zu 55 kHz hinauf spielen – eine Voraussetzung für die Hi-Res-Audio-Zertifizierung.
In den Genuss derselben Hochtonbestückung kommen natürlich auch die kleineren, wohnraumfreundlichen Signature 1105. Die Mittel- und Tieftöner der Signature-Serie besitzen Ceramic-Alu-Cone-Membranen (CAC), eine Magnat-Eigenentwicklung in Sandwich-Bauweise mit einer Kernschicht aus Aluminium, die auf beiden Seiten von Keramik eingefasst wird.
Auf dem Yamaha-IFA-Stand (www.yamaha.com) stehen natürlich nicht nur HiFi-Gerätschaften herum, sondern auch ein Motorrad und Konzertflügel – die weit gefächerten Konzernfelder machen’s möglich. Die seit einigen Jahren erfolgreich im Retro-Design auftretenden Japaner zeigen zwei, nein drei besonders interessante Geräte.
Einmal wäre da der Streaming-Receiver R-N803, der, erstmals für ein Stereogerät von Yamaha, ein Raumakustik-Einmesssystem bietet. Damit soll er auch in nicht perfekten Hörräumen sehr naturgetreu spielen können. Natürlich kommt der Yamaha RN-803 mit allem, was man heute so braucht: AirPlay, vTuner und Phonoeingang. Zu haben ist der Receiver in Schwarz und Silber für 799 Euro. Ähnliche Features, aber ohne Verstärker, bietet der Streaming-Client NPS-303, der bereits für 349 Euro erhältlich ist.
Für alle Musiccast-Streaming-Geräte entwickelt Yamaha zur Zeit ein Alexa-Skill, der auf der IFA bereits im Prototypenstadium getestet werden konnte. So kann der Kunde optional seine Yamaha-Geräte über den Amazon Echo oder Echodot per Sprache steuern – sinnvoll insbesondere in Multi-Room-Installationen.
Eher klassisch wirken dagegen die wirklichen Highlights des IFA-Standes von Yamaha: Die geradezu unverschämt puristisch anmutenden Dreiwege-Lautsprecher NS-5000 sollen ab November 2017 im High-End-Revier wildern und bedienen sich dazu der größten Mitteltonkalotte der Welt (8,7 Zentimeter Durchmesser), eines 30-Zentimeter-Basschassis und des in allen Treibern verwendeten Membranmaterials Zylon.
Bei einem anvisierten Paarpreis von um die 15.000 Euro wäre eine entsprechend hochwertige Elektronik-Unterstützung aus eigenem Hause sicher ein sinnvoller und nicht undenkbarer nächster Schritt.
Messebericht: IFA 2017