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Computer, DAC & Streaming-Audio auf der High End 2017

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Computer, DAC & Streaming-Audio auf der High End 2017

von Michael Bruß
Die digitale Welt und die IT entwickeln sich seit Jahren mit atemberaubender Geschwindigkeit, und auch im Audiobereich dürften die vergangenen 20 Jahre die umfassendsten Umbrüche mit sich gebracht haben – dank effizienter Codierungsverfahren und vor allem dank des Internets. In diesem Jahr jedoch hatte ich zum ersten mal seit Langem wieder den Eindruck, dass die Entwicklung von echten Neuheiten etwas stagniert – zumindest ausgehend von dem, was auf der Münchner High End präsentiert wurde.

Es scheint, als habe man in Sachen Bitraten und Abtastfrequenzen einen Punkt erreicht, an dem es nicht mehr wirklich sinnvoll weitergeht. MQA war im letzten Jahr eine technologische Neuheit, die nun langsam in der gehobenen Preiskategorie Einzug hält (nicht ganz ohne Kritik, zum Beispiel und am prominentesten vielleicht von Linn und vom Streamer-Experten Auralic), doch ansonsten konzentriert sich die Branche augenscheinlich auf die Verfeinerung und Optimierung des Bestehenden, seien es jetzt Technologien oder die Geräte selbst.

Xunanquian Wang von Auralic präsentiert das vollmetallgehäuse des neuen Aries G2

Xunanquian Wang von Auralic präsentiert das Vollmetallgehäuse des neuen Aries G2

Um gleich bei Auralic (www.audionext.de) zu bleiben: Die Chinesen haben einen der wichtigsten Kritikpunkte an ihrem Bestseller Aries (LE) erhört und ihm in der G2-Variante endlich ein neues Kleid in Form eines massiven Metallgehäuses spendiert. Selbiges wurde aus dem Vollen gefräst und ist beileibe nicht das Einzige, was den Auralic Aries G2 von seinem Urahn unterscheidet. Der wandlerlose „Wireless Streaming Transporter“ wartet mit neuen Transferprotokollen, einem deutlich flotteren Prozessor (1,2 GHz Quadcore mit 2 GB System- und 8 GB internem Datenspeicher) und einem speziellen, die Baugruppen voneinander isolierenden Design auf. Im Gegensatz zum Aries (LE) lässt sich im G2 auch eine HDD oder SSD beliebiger Speichergröße einsetzen.

Das Display Auralic Aries G2

Das Display des Auralic Aries G2

Das nun integrierte „Dual-Purer-Power“-Netzteil wurde nochmals störungsfreier ausgelegt, um geringstmöglichen Einfluss auf die Audioschaltkreise sicherzustellen. Last, but not least hat man dem Aries G2 auch ein 3,97 Zoll großes, vollfarbiges Display mit Retina-Auflösung verpasst – so sieht das Ganze schon ein wenig ansprechender aus als das orangefarbene Pünktchen-Display des Vorgängers … Leider ist mit der Qualität des Gehäuses auch der Preis ganz schön gestiegen: Statt 1.800 Euro für den „alten“ (immer noch erhältlichen) Aries stehen nun angepeilte 4.300 Euro auf der Rechnung des Käufers.

Auralic Aries G2Noch 2.000 Euro mehr, also 6.300 Euro, kann man ausgeben, wenn man sich statt der reinen Streaming-Bridge gleich den Auralic Vega G2 gönnt. Selbiger bietet neben den gleichen Streamingfähigkeiten des Aries G2 (hier mit einer anderen „Femto Master Clock“) auch PCM-Wandlung bis 384 kHz / 32 Bit und kann natives DSD bis zu DSD512 in analoge Signale konvertieren (diese Raten kann auch der Aries G2 streamen, aber eben nicht ins Analoge übersetzen) und eine Lautstärkekontrolle zum direkten Ansteuern von Endstufen. Statt 1,2 GHz bringt es der Quadcore im Vega G2 allerdings nur auf 1 GHz und muss mit jeweils der Hälfte der internen System- und Datenspeicherkapazitäten auskommen. Eine Festplatte lässt sich hier nicht einsetzen.

Am Newcomer-Stand anzutreffen: das Team von B.audio

Am Newcomer-Stand anzutreffen: das Team von B.audio. V.l.n.r: Gerard, Cedric und Sébastien Bermann

Einen ganz klassischen D/A-Wandler mit oder ohne Lautstärkeregelung bringen die Newcomer B.audio aus dem französischen Mutzig bei Straßburg im Sommer 2017 auf den Markt. Für angepeilte 12.000 Euro respektive 14.000 Euro bringen der wunderschön gestylte B.dac beziehungsweise sein lautstärkeregulierter Zwillingsbruder B.pre zwar keine bahnbrechenden technischen Wundermittel mit, wollen aber mit bestmöglichen Teilen und einer optimierten Verarbeitung klanglich das „Digital“ aus Digital-HiFi entfernen – so die beiden jungen Entwicklerbrüder Cedric und Sébastien Bermann.

Der B.audio B.dac

Der B.audio B.pre

Besonderes Augenmerk legen die beiden auf den Jitter, den sie mit einer zum Patent angemeldeten Lösung quasi eliminiert haben wollen. Der Quell-Jitter sei maßgeblich für den Eindruck eines „Digitalklangs“ verantwortlich, so die Franzosen. Die recht unromantisch „Source Jitter Removal“ (SJR) getaufte Technologie kommt ohne externe Clock aus und soll den Jitter aus jeder Quelle und über jeden Eingang nahezu vollständig eliminieren können. Zwei Ringkerntrafos kümmern sich strikt getrennt um die Stromversorgung der digitalen beziehungsweise analogen Signalverarbeitung. Die B.audio-Geräte kommen ohne Kondensatoren im Signalweg aus, da die Franzosen einen speziellen Multi-Pol-DC-Servo entwickelt haben, der Offset-Spannung am Ausgang verhindert.

B.audioEbenso aus Frankreich kommen weitere spannende Neuigkeiten für Streaming-Liebhaber: Der Streamingdienst Qobuz (www.qobuz.com) erlaubt nun erstmals HighRes-Streaming des gesamten in hochauflösenden Formaten verfügbaren Katalogs – und zwar im Rahmen der neuen Flatrate „Sublim+“. Für 349 Euro im Jahr können Audiophile und qualitätsbewusste Musikfans ab sofort in der bestmöglichen Qualität streamen. Da der Qobuz-Dienst in den meisten hochwertigen Endgeräten nativ verfügbar ist, muss man sich auch keine Gedanken über Datenraten limitierende Übertragungsprotokolle wie AirPlay machen.

Malcolm Ouzeri von Qobuz stellte ein neues Hi-Res-Streaming-Abo vor: Sublime+

Malcolm Ouzeri von Qobuz stellte ein neues Hi-Res-Streaming-Abo vor: Sublim+

Malcolm Ouzeri, der Marketing-Chef des Streaming-Dienstes, ist sichtbar stolz auf das neue Angebot und verweist unter anderem darauf, dass die Nutzerzahlen auch im immer noch eher „konservativ kaufenden“ statt streamenden Deutschland sich langsam aber sicher in Richtung Streaming entwickeln. „Zurzeit haben wir in Deutschland noch etwa 60 % Umsatzanteil durch Store-Käufe, im Gegensatz zu etwa 45 % international. Aber das verändert sich gerade nachhaltig, auch durch solche Angebote wie Sublim und Sublim+.“ Bereits ein Drittel der Nutzer von Qobuz nutzen Sublim, ein Viertel belässt es bei der günstigen MP3-Streamingvariante – der Rest wählt das HiFi-Streaming, mit dem sich der gesamte Katalog in CD-Qualität anhören lässt.

Angesprochen auf die Bedenken von Labels und vor allem Musikern in Bezug auf die Entlohnung betont Malcolm Ouzeri, dass sich die Nutzung bei Qobuz sehr viel breiter und deshalb auch auf unbekanntere Künstler verteile und nicht wie bei den marktbeherrschenden Diensten hauptsächlich auf die größten Mainstream-Acts konzentriere. „So kommen bei uns auch die Kleinen an ihre Tantiemen und deshalb sind Labels und Künstler uns eher zugeneigt und arbeiten gerne mit uns zusammen“, so Ouzeri. Das vom Konkurrenten Tidal unterstützte Kodierungsverfahren MQA sieht man in Paris dagegen kritisch – aus Lizensierungsgründen und den damit einhergehenden weiteren Kosten für Labels und Künstler sowie ganz generell, weil man den Nutzen bezweifelt: „Warum sollten wir angesichts immer größerer verfügbarer Bandbreiten einen weiteren Codierungsschritt einsetzen? Wir bieten lieber gleich die bestmögliche, unveränderte Qualität – das HighRes-Studio-Master und keine irgendwie anders codierten Formate.“

Ayre stellte die neue „8“-Serie vor - allerdings nur im Prototypenzustand. die Markteinführung soll im Spätsommer 2017 sein

Brent Hefley von Ayre präsentierte die neue „8“-Serie – allerdings im Prototypenzustand. Die Markteinführung soll im Spätsommer 2017 stattfinden

Aus Frankreich springen wir nun über den Teich nach Amerika, und zwar nach Boulder, Colorado. Dort ist die Heimat des Traditionsherstellers Ayre (www.ayre.com, www.sunaudio.de), den ich schon seit Anbeginn meiner HiFi-Begeisterung mit einer gewissen Faszination beobachte. Daher freut es mich, auf der High End 2017 ein neues Lebenszeichen der Amis zu sehen – nur leider noch nicht zu hören. Denn die neue Einstiegsserie „8“ mit den Modellen AX-8 und QX-8 wird hier nur als Prototyp vorstellt, bis zur Markteinführung im Spätsommer dieses Jahres wird noch an der optimalen Funktion gefeilt.

Ayre AX-8

Ayre AX-8

Wenn dann alles fertig ist, wird der AX-8 ein DAC-Vollverstärker mit Netzwerkplayer sein, während der QX-8 sich als „Digitaler Hub“, also als Sammelpunkt zur Verarbeitung aller digitalen Signale versteht und ohne Verstärkerteil auskommen muss – das lässt ihm Streamingfunktion, D/A-Wandlung und Pegelregelung. Beide Geräte sind laut Hersteller das Destillat der Technologien der größeren Ayre-Modelle und können somit auf gut ein Vierteljahrhundert Erfahrung zurückgreifen. Das hört sich nach Marketinggewäsch an, ist in diesem Falle aber angesichts der nicht mehr ganz so unerreichbaren Preise auch ein echtes Versprechen. Ab 4.300 Euro nämlich soll der digitale Hub QX-8 an den Start gehen, der AX-8 wird mit 7.000 Euro angepeilt. Beide Geräte verstehen, per USB gefüttert, PCM-Daten bis zu 384 kHz / 24 Bit und können via DoP (DSD over PCM) auch DSD-Daten bis zu DSD128 verarbeiten. Über S/PDIF und AES/EBU sind 192 kHz und DSD64 drin. Die bekannt gute Verarbeitung kommt auch schon bei den beiden ausgestellten Prototypen zum Vorschein.

MSB Technology - noch auf dem Teppich?

MSB Technology – noch auf dem Teppich?

Bleiben wir in den USA und gehen ins sonnige Kalifornien (ich hoffe, es ist da gerade wirklich sonnig und ich dresche hier keine Phrasen!). MSB Technology (www.hifi2die4.de) hat kürzlich ja bereits mit einem sechsstellig bepreisten und bis zu dreiteiligen Über-Wandler von sich reden gemacht – und liefert nun einen (haha!) günstigeren, nicht ganz so aufwendigen DAC hinterher. Während man den „The Select DAC“ und seinen Surround-Bruder „The Theater Master DAC“ mit Optionen von Basispreisen ab 90.000 Dollar bis hinauf zu knapp 200.000 Dollar pimpen kann, bleibt der „The Reference DAC“ mit einem Einstandspreis von 50.000 Euro ja noch auf dem Teppich. Also fast. Auf dem Seiden-Perser. Vor dem Kamin im Schweizer Chalet. Die unter Umständen erkennbare leichte Ironie soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier ganz offensichtlich jemand mit viel Gehirnschmalz und noch mehr Aufwand versucht hat, das Optimum an Qualität herauszuholen.

MSB The Reference DAC

MSBs „The Reference DAC“

Die Gehäuse sind nach allen Kriterien makellos gearbeitet und gehören ästhetisch sicher mit zum Besten, was der Markt zu bieten hat. Dass das Netzteil auch hier ausgelagert ist, überrascht nicht – man kann sogar sogenannte „Mono-Powerbases“ ordern, wobei der Name irreführend ist: Nicht kanalgetrennt, sondern jeweils für die analoge respektive digitale Sektion zuständig sind die Flachmänner. Man unterstützt PCM-Daten bis zu 384 kHz und 32 Bit und DSD bis zu – per Modul optional möglich – DSD512, wobei DSD256 ab Werk funktioniert und noch nativ verarbeitet wird. Netzwerkfähig ist der MSB Technology The Reference DAC ebenfalls ab Werk, modular aufrüsten kann der stolze Besitzer ihn mit allerhand Eingangsmodulen: den genannten Mono-Powerbases und einem Vorverstärkermodul sowie mit zwei verschiedenen Femtosecond Clocks. Am Ende kommt man dann bei deutlich über 80.000 Euro raus. Und darauf einen Chateau Margaux!

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Messebericht: High End 2017

  1. 3 Computer, DAC & Streaming-Audio auf der High End 2017