Inhaltsverzeichnis
- 1 High End 2015
- 2 High End 2015 - Devialet Phantom, Audiodata Master One u.a. - Report fairaudio
- 3 Extreme Lautsprecherkonzepte auf der High End 2015 - Messe-Bericht fairaudio
- 4 Kopfhörer auf der High End 2015 - Messe-Bericht fairaudio
- 5 Computer/Streaming-Audio auf der High End 2015 - Messe-Report fairaudio
- 6 Plattenspieler und Analoges auf der High End 2015 - Report fairaudio
- 7 Klangeindrücke auf der High End 2015 - fairaudio
Plattenspieler und Analoges auf der High End 2015
mit Frank Hakopians
„Schlender mal gemütlich durch das MOC und schau, was es Neues, Interessantes oder Skurriles aus dem Phonobereich zu berichten gibt“, so ähnlich lautete meine Mission auf der diesjährigen High End. Was zunächst nach ein oder zwei entspannten Nachmittagen in den Hallen des MOC und der im Kielwasser der großen Veranstaltung segelnden Hotelmesse HiFi Deluxe klang, entpuppte sich am Ende als Job für drei ausgewachsene Tage.
Auf der Pressekonferenz der High End Society
Hätte ich eigentlich ahnen können, schließlich bin ich mit dem Trubel in München vertraut und natürlich ist die High End auch 2015 wieder ein Stück größer geworden. 502 Aussteller gegenüber 452 in 2014, wussten der High-End-Society-Vorstandsvorsitzende Kurt Hecker und Geschäftsführer Branko Glisovic auf der Pressekonferenz zu berichten. Da sind selbst mit gutem Schuhwerk qualmende Socken am Messeschluss kaum zu vermeiden. Schließlich sind Laufwerke, Phonovorstufen, Tonarme und Tonabnehmer natürlich nicht an einem Ort konzentriert zu begutachten, sondern verteilen sich über die weitläufigen Hallen und Atrien.
Aber wo anfangen? Wen erwähnen, wen verschweigen? Verdient hätten es wohl die meisten, die sich um den guten Klang aus den schwarzen Rillen bemühen. So wie der Anfang der 1970er-Jahre vom Markt verschwundene Plattenspielerhersteller Perpetuum Ebner (www.in-akustik.de) aus dem Schwarzwald, der nun auf der High End 2015 mit neuen riemengetriebenen Laufwerken einen Relaunch erlebte.
Oder auch Thorens (www.thorens.com), wo man das Subchassisprinzip wieder aufleben ließ. Gleich drei neue Modelle in klassischem Gewand präsentierten sich den interessierten Besuchern. Im Bild oben der TD 905, das mittlere Modell der Serie.
Eine mit Sicherheit hoch spannende Entwicklung ist der Tonabnehmer DS-WI von DS Audio (www.high-fidelity-studio.de), der Tochterfirma eines japanischen Spezialisten für Laseroptik. Nein, für die Abtastung wird kein Laserstrahl bemüht, sondern ganz konventionell ein Diamant mit Shibata-Schliff. Damit hat es sich dann aber auch schon mit der Konvention: Die Auslenkungen des Nadelträgers werden nämlich nicht per elektromagnetischem Generator übertragen, sondern von einer hochleistungsfähigen Photozelle erfasst. Deren Energieversorgung übernimmt ein recht schmuckloses Versorgungsnetzteil, das allerdings auch noch eine passive RIAA-Entzerrung beinhaltet. Weil die Photozelle eine Ausgangsspannung von 500 mV bereitstellt, kann dann verstärkerseitig der Anschluss an jeden normalen Hochpegeleingang erfolgen. Dafür stehen zwei Cinchausgänge am Versorgungsteil zur Verfügung, einer davon mit Subsonicfilter.
Klingt nach einem ausgewachsenen Paukenschlag, denn eine masselosere und damit schnellere Übertragung der Rillenauslenkungen als mit Licht scheint fast nicht denkbar. Dann auch noch den herkömmlichen Entzerrervorverstärker entfallen zu lassen, das hat schon echten Pioniercharakter. Die 8.800 Euro für den im Vertrieb des Hifidelity-Studios Augsburg befindlichen Tonabnehmer sind zwar kein Pappenstiel, aber man spart sich die Anschaffung einer sicher auch nicht ganz billigen Phonovorstufe. Der Klang? Unter Messebedingungen und auf einem AMG Giro mit AMG-Tonarm montiert entwickelte sich ein Klangbild, das sauschnell, beachtlich dynamisch und keinesfalls klangfarblich unterbelichtet erschien. Sind nun alle anderen Tonabnehmerentwicklungen nur noch Gaslicht, um es einmal mit den Worten eines ehemaligen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker zu sagen?
Das bleibt uns wahrscheinlich erspart, denn auch die klassischen Tonabnehmer haben aufgerüstet. Beispielsweise das Ortofon A 95 (http://audiotra.de), dem Nachfolger des A 90 aus gleichem Hause. Wie bereits beim Vorgänger wird der minimalistische Korpus aus Titanpulver mittels Selective Laser Melting (SLM), einem 3-D-Druckverfahren, hergestellt. Am Ende des Nadelträgers aus Bor befindet sich ein Diamant mit einem Ortofon-spezifischen Replicantschliff. Die Ausgangsspannung fällt, wie bei vielen Top-MCs, mit 0,2 mV eher gering aus. Dafür soll dank einer niedrigen Impedanz des Systems die Kombination mit den meisten Phonovorstufen problemlos gelingen.
Bereits der Vorgänger A 90 bot großes analoges Kino, das Ortofon nun mit dem neuen A 95 für 4.975 Euro nochmals toppen möchte. Wie letztjährig das SPU 95 gehört auch das A 95 zur Riege der Spitzentonabnehmer, mit denen Ortofon sein 95-jähriges Firmenjubiläum feiert. Dazu gehört auch, dass es in einer auf 500 Stück limitierten Auflage erscheint. Anders als beim bereits vergriffenen Porsche 918 Spyder scheinen aber glücklicherweise derzeit noch einige Exemplare verfügbar zu sein.
Auf der Suche nach einer adäquaten Phonovorverstärkung dürfte man ebenfalls in München fündig geworden sein. Ein besonders reizvolles Exemplar, welches neben vier (!) Phonoeingängen auch noch zwei Hochpegelinputs bereitstellt und so als vollwertige Vorstufe anzusehen ist, steuerte EMT bei (http://emt-international.ch).
Den JPA 66, dessen zahlreiche Phonozüge in allen Parametern getrennt justierbar sind, gibt es freilich schon ein paar Jahre, aber auch EMT begeht ein Jubiläum, und zur Feier des 75-jährigen Bestehens ziert nun die Mk II-75-Jahre-Jubiläumsausgabe des röhrenbestückten Preamps den Ausstellungsraum des Mahlberger Herstellers. Natürlich limitiert auf 75 Stück. Wenn es nicht schon die zu erwartenden klanglichen Fähigkeiten vermögen, wird die auffällig gelb-goldene Frontplatte des Edelverstärkers in jedem Fall für ausreichend Aufmerksamkeit im heimischen Rack sorgen. Oder man „vergisst“ einfach, das Preisschild (34.000 Euro) abzuknibbeln.
Nicht beeindruckt? Dann wäre vielleicht ein Abstecher ins Mariott zur HiFi Deluxe das Richtige gewesen. Nein, die Überraschung wartete nicht im Vorführraum von FM-Acoustics (www.fmacoustics.com), wo es trotz Anwesenheit des Firmengründers Manuel Huber deutlich weniger inspiriert zuging, als noch mit ähnlichem Setup im letzten November auf den Wiener Klangbildern, sondern in einem etwas versteckt gelegenen, nur über einen anderen Raum zugänglichen Zimmer, wo Audio-Tekne-Röhrenverstärker an Hornlautsprechern von dc10Audio ein analoges Statement ablieferten, das es in sich hatte.
Quellenseitig fungierte ein Lyra Etna (www.fastaudio.com) auf einem großen Dreher von Martina Schöner mit speziell abgestimmten Conqueror-Tonarm von Origin Live (www.originlive.com), im „Bundle“ zusammen immerhin auch schon jenseits von 50.000 Euro teuer. Dann folgte eine der wahrscheinlich „größten“ Phonovostufen der Welt, Audio Teknes (www.audiotekne.com) TEA 9501 Dual-Mono-Phonostage, sowie die Vorstufe TFA 9501 desselben Herstellers. Auch die beiden Röhrenmonos steuerte Audio Tekne bei.
Die optisch ungewöhnlichen Kabuki Ohaku Lautsprecher des überraschenderweise in Santa Fe im amerikanischen Bundesstaat New Mexico ansässigen Herstellers dc10Audio kannte ich bisher noch nicht. Es klang aber lange nicht so ungewöhnlich, wie es vielleicht die Optik der mit zwei Zwölfzöllern und einem Hochton-Bändchentreiber bestückten Speaker nahegelegt hätte, sondern dynamisch souverän, klangfarblich ausbalanciert und sehr weiträumig. Die Essenz analoger Wiedergabe? So könnte sie klingen.
Freuen Sie sich bitte nicht zu früh, wenn Sie die 154.000 Euro für die mit reichlich Übertragern bepackte Phonovorstufe gerade noch herumliegen haben, denn dazu gesellt sich zwingend der Preamp TFA 9501 zu 69.000 Euro, da dieser die Stromversorgung der Phonostufe bereitstellt. Zuletzt eine gute Nachricht: Die Lautsprecher gibt’s ab 25.000 Euro. Leider drängten die Termine und ich sah mich gezwungen, den Hörraum, der in gewisser Weise auch eine Oase der Ruhe inmitten des gewohnt hektischen Messetreibens darstellte, wieder zu verlassen und den Shuttlebus zurück ins MOC zu nehmen.
Dort angekommen, präsentierte der gut aufgelegte Chef von Audio Reference Mansour Mamaghani (http://audio-reference.de) die wahrscheinlich im Herbst lieferbare Phonovorstufe des amerikanischen Verstärkerherstellers D’Agostino. Fünf Eingänge, alle vollsymmetrisch ausgelegt. Der vorrausichtliche Preis liegt bei 30.000 Euro.
Mit einem kleineren Bruder des Plattenspielers EAT C-Sharp, hat Herr Mamaghani auch noch etwas Analoges für den eher gesitteten Geldbeutel im Angebot. Unter 2.000 Euro soll der schicke Dreher inklusive des technisch vom Arm des C-Sharps abgeleiteten, ebenfalls hochwertig verarbeiteten Tonarms kosten.
Bevor wir jetzt endgültig zu der Abteilung Laufwerke wechseln, sollten Sie unbedingt noch einen Blick auf Einsteins (http://einstein-audio.de) neue Phonovorstufe The Phono Amp werfen. Die als Nachfolger der The Turntables Choice konzipierte Vorstufe hat deutlich an Statur zugelegt und kann nun auf Wunsch zwei komplette Verstärkerzüge in ihrem eleganten, aus dicken Edelstahlblechen geschweißten Gehäuse aufnehmen. Im zweiten Chassis verbirgt sich die Stromversorgung. Die Klangqualität soll sich über dem Niveau der Vorgängerin bewegen. Der angestrebte Preis um 6.000 Euro leider auch.
Das passende Laufwerk dazu gibt es ebenfalls von Einsteins Volker Bohlmeier, der den Deutschlandvertrieb für TechDas organisiert. Gaben sich die bisher angebotenen Plattenspielermonumente Air Force I und Air Force II in finanzieller Hinsicht mindestens so anspruchsvoll wie in technischen Aspekten, ist das neue Laufwerk TechDas Air Force III mit 24.000 Euro zwar kein unmoralisches Angebot, bietet aber immerhin einen realen Gegenwert. So muss weder auf die Luftlagerung des direktgetriebenen Aluminiumtellers noch auf eine Vakuumansaugung für das Vinyl verzichtet werden. Ein etwa gleichteurer 1er-BMW klingt jedenfalls mit seinem Dreizylinderaggregat lange nicht so gut wie der Japaner und es macht auch keinen Sinn, auf ihm vier Tonarme montieren zu wollen. Beim kleinen TechDas sieht das naturgemäß ganz anders aus. Und auch das schlichte Chassis des Air Force III hat es in sich. Es wird nämlich wie bei den Großen aus einem massiven Alublock gefräst. Gut, die rechteckige Form lässt sich der CNC-Fräse wahrscheinlich ein gutes Stück leichter nahebringen als die opulenten und abgerundeten Formen von Air Force I und II. Klanglich soll sich das laut Volker Bohlmeier aber nur geringfügig auswirken. Was auf ein ebenso stabiles wie im besten Sinne neutrales Klangbild hoffen lässt.
Auch Altmeister Aalt Jouk van den Hul (www.bthifi.com) hatte ein eigenes Laufwerk nach München mitgebracht. Sein The Point One hat es in der Tat in sich. Erst bei der Demontage wurde ersichtlich, dass der Antrieb des 20 kg schweren Tellers über einen Subteller und einem berührungsfrei daran vorbeilaufenden Magnetkranz erfolgt. Der Clou ist, dass die gleichmäßig von außen einwirkende Magnetkraft den Teller in der Horizontalachse stabilisiert und somit die übliche Lagerbuchse entfallen kann.
Vertikal steht die Achse auf einer Kugel, welche nunmehr die einzige Verbindung zum Teller darstellt (daher der Name des Laufwerks) und gleichzeitig die Ableitung klangschädlicher Resonanzen gewährleistet. Die Verarbeitung des in Kleinstserie hergestellten Laufwerks erschien makellos. Der Preis dürfte sich in der Gegend von 30.000 – 32.000 Euro bewegen.
Auch Ansgar Sperling und Michael Bönninghoff von Sperling Audio (www.sperling-audio.de) bauen nicht gerade Einsteigerplattenspieler. Das wird sich mit dem neuen Sperling L3 für 15.700 Euro nicht grundlegend ändern. Dennoch sollte es engagierten Analogisten nun etwas leichter fallen, sich den Traum eines echten Sperling-Laufwerks zu erfüllen. Zwei Tonarme können auf dem kleinen Sperling montiert werden. Einer davon könnte der ebenfalls brandneue Tonarm TA-1 sein. Der aufwendig magnetgelagerte Arm wird in verschiedenen Längen zu haben sein und verfügt über ein ausgezeichnetes Finish. Kenner werden vermutlich rasch auf Robert Fuchs als Urvater des Tonarms tippen und liegen damit natürlich goldrichtig. Auch wenn der genaue Verkaufpreis noch nicht in Stein gemeißelt wurde, um die 7.000 Euro dürften es am Ende wohl werden.
Können große HiFi-Messen ohne wahre Superlative auskommen? Ohne die Monumente des Laufwerkbaus, die den Besucher je nach Gusto in Erstaunen oder Kopfschütteln versetzen?
Acoustic Signature Invictus – hier gilt wohl nomen est omen. Jedenfalls gab es auch schon mal ein Schlachtschiff mit diesem Namen. Die „Panzerung“ des großen Acoustic-Signature-Flaggschiffs (www.acoustic-signature.com) muss glücklicherweise keinem Beschuss standhalten, außer vielleicht den mit schwarzen Scheiben. Zur effektiven Verteidigung wurden vier hauseigene Tonarme montiert. Dreimal findet sich der fast schon unter Schnäppchenverdacht stehende TA-1000, den es je nach angeforderter Länge zwischen 1.099 (9 Zoll) bis 1.299 Euro (12 Zoll) gibt. Daneben der TA 9000, welcher mit seinem fertigungstechnisch sehr aufwändigen, ultrasteifen Tonarmrohr glänzt und sich darüber hinaus mit 16.000 Euro preislich in die Luxusklasse verabschiedet. Und der Invictus? 104.000 Euro. Inklusive passendem Stand mit Innenbeleuchtung. Ob es mit Licht wirklich besser klingt?
Zum Schluss möchte ich die Aufmerksamkeit auf das Caeles-Laufwerk von Physical Emotions (www.physical-emotions.de) lenken. Zwar ist diese Wahl nicht das Ergebnis klanglich überprüfter Meriten, doch das Laufwerk des Newcomers aus Ganderkese kann mit einem Füllhorn an Ideen aufwarten, die sicher Lust darauf machen, das Caeles mal in ruhiger Atmosphäre und mit gut bekannter Software zu erleben.
Ein hochpräzises Luftlager für den Teller, die ebenfalls luftgelagerte Subchassiskonstruktion oder die ausgeklügelte Resonanzableitung sind nur einige der Highlights, mit denen das Caeles aufwartet. Natürlich hat der getriebene Aufwand auch seinen Preis, und der stellt mit guten 50.000 Euro die Highend-Welt auch nicht gerade auf den Kopf …
Vordenker von Physical Emotion ist Diplomingenieur Stephan Götze, der sich im Hauptberuf der professionellen Messtechnik verschrieben hat. Im Gespräch fallen immer wieder Begriffe wie Spacelab und AWACS, mit denen der Diplomingenieur beruflich wohl zu tun haben muss – und dann blitzt immer wieder eine fast kindliche, ja regelrecht ansteckende Freude an der Musik auf. Die Mischung scheint zu stimmen. Ob es wohl nächstes Jahr auch was zu hören geben wird vom Caeles und Physical Emotions? Ich für meinen Teil würde mich sehr freuen.
Messebericht: High End 2015
- 1 High End 2015
- 2 High End 2015 - Devialet Phantom, Audiodata Master One u.a. - Report fairaudio
- 3 Extreme Lautsprecherkonzepte auf der High End 2015 - Messe-Bericht fairaudio
- 4 Kopfhörer auf der High End 2015 - Messe-Bericht fairaudio
- 5 Computer/Streaming-Audio auf der High End 2015 - Messe-Report fairaudio
- 6 Plattenspieler und Analoges auf der High End 2015 - Report fairaudio
- 7 Klangeindrücke auf der High End 2015 - fairaudio