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Kopfhörer auf der High End 2015 – Messe-Bericht fairaudio

Inhaltsverzeichnis

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Kopfhörer auf der High End 2015
mit Michael Bruß

Auch wenn die mobile Musikwiedergabe besonders im Trend liegt und viele Hersteller entsprechende Lösungen geradezu panisch auf den Markt werfen, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass im entsprechenden Fahrwasser die Themen Kopfhörer, Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler auch im stationären Heimbereich geradezu wie Phönixe aus der Asche emporsteigen. Auf der High End 2015 wurde jedenfalls offensichtlich, dass insbesondere im High-End-Bereich so einiges auf uns zukommt, das nach Beachtung schreit und diese großteils auch verdient. Aber ebenfalls im preislichen Mittelfeld beglücken die Hersteller ihre Kundschaft mit neuen Modellen, die immer mehr können und zudem immer besser klingen (sollen).

KEF M100
Mit vielen Farben und mit stylischer Form spricht der KEF M100 insbesondere eine hippe Kundschaft an

KEF (www.kef.com) zum Beispiel zeigt mit den M100 erschwingliche In-Ear-Aufsteigermodelle, die nicht zuletzt aufgrund ihrer vier trendige Farben umfassenden Designauswahl (Racing Blue, Sunset Orange, Champagne Gold und Titanium Grey) besonders eine stilbewusste junge Kundschaft ansprechen dürfte. Nach eigener Aussage will man aber mit den M100 nicht nur in Sachen Design Best in Class sein, sondern auch in puncto Klang. Verhelfen sollen dem brandneuen M100 dazu seine bedämpften 10-mm-Treiber mit Neodym-Magneten und eine „einzigartig winkelförmige“ Resonanzkammer. Beides soll Verzerrungen minimieren und dem nur 149 Euro teuren Newcomer zu einer „livehaftigen“ Wiedergabe verhelfen.

KEF M400
Der On-Ear KEF M400 steht dem M100 in Sachen Farbauswahl in nichts nach

Dem KEF M100 zur Seite steht ein anderer Neuling, der KEF M400. Er ist als On-Ear konzipiert und ebenfalls in vier Farben (Racing Blue, Sunset Orange, Deep Black und Champagne White) erhältlich. Er spricht mit seinem Verkaufspreis von 249 Euro schon ein etwas anspruchsvolleres Klientel an und bietet zur Erfüllung der Erwartungen unter anderem einen 40 mm großen Treiber mit CCAW-Schwingspule. CCAW ist „Copper Clad Aluminum Wire“, was so viel wie mit Kupfer beschichtetes Aluminium bedeutet. Aluminium kommt auch beim Gehäuse des KEF M400 zum Zuge. Dank der unsichtbaren Gelenke lässt sich dieser zusammenklappen und somit leichter transportieren. Ebenfalls ist das Leichtmetall der Gewichtsreduktion zuträglich: Nur 175 Gramm bringt der M400 auf die Waage. Wie der KEF M100 lässt sich auch der 400er laut Hersteller mit allen erdenklichen portablen Geräten betreiben, worauf auch schon die mittlere Impedanz von 32 Ohm hindeutet.

Pendulimic Stance S1+Bedientaste und Lautstärkeregler des Pendulimic Stance S1+ sind sehr einfach zu erreichen

Ebenfalls für die mobile Wiedergabe gedacht ist der Pendulumic Stance S1+ (239 Euro, www.pendulumic.com). Er spielt die Rolle des praktischen Alleskönners und bietet Bluetooth-Konnektivität, eine vollwertige Freisprecheinrichtung, kann aber ebenso per Kabel betrieben werden und das entweder mit interner Verstärkung oder passiv, also von einem externen Verstärker angetrieben. Sein Alleinstellungsmerkmal aber dürfte sein, dass man seine Batterien beziehungsweise Akkus einfach mal schnell austauschen kann, wenn sie leer sind. Bis es soweit ist, dauert es zwar ein bisschen (30 Stunden gibt der Hersteller als Spielzeit mit einer vollen Ladung an), doch so ist auf jeden Fall Schluss mit Frust, sollte man vergessen haben, den Bluetooth-Kopfhörer aufzuladen. Vorausgesetzt natürlich, es wurde an Ersatzbatterien gedacht …

Pendulimic Stance S1+
Austauschbare Batterien – einfach und gut

Besonders nett sind die Bedienung des Kopfhörers über den großen Druckknopf auf der rechten Ohrmuschel und der griffige Lautstärkeregler an derselben. Klanglicher Eindruck: Für die Preisklasse recht neutral, ohne echte Schwächen, mit knackiger Dynamik. Sehr interessant!

Sennheiser HD 630VB
Retro-Vorbild (links) für den Sennheiser HD 630VB

Vom Design her nicht unähnlich, jedoch an eine ganz andere Zielgruppe gerichtet, kommt der neueste Streich von Sennheiser (www.sennheiser.com), der HD 630VB daher, mit dem Sennheiser audiophilen Klang auf die Straße bringen will – bei nur 23 Ohm Impedanz sollte es auch für keinen Porti ein Problem sein, den HD 630VB zu betreiben. Er versteht sich als „erster geschlossener High-End-Kopfhörer“ (wir fügen „von Sennheiser“ hinzu) und kommt ohne Wireless-Funktionen aus. Sein retromodernes Design lehnt sich stark an das klassische Sennheiser-Design der 1970er-Jahre an, auch wenn die komfortableren, austauschbaren Ohrmuscheln und die noch aufwändigere Technik das Ganze etwas dicker machen.

Sennheiser HD 630VB
Von wegen Zahn der Zeit!

Der neue geschlossene Sennheiser kann mit iOS- und Android-Geräten kommunizieren und bietet hierbei volle Steuerungsfunktionalitäten per Inline-Fernbedienung und Mikrophon. Der Clou des HD 630VB ist ohne Zweifel das große Drehrad an einer seiner Ohrmuscheln: Es handelt sich dabei um eine stufenlose Bassregulierung, die (in Maßen) den Druck im Tiefton an den Geschmack des Hörers beziehungsweise die Umgebungsbedingungen anpasst. Das funktioniert erstaunlich gut und ohne den Klang bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen, wie ein erster Hörtest beweist. Der machte auf jeden Fall gleich Lust auf mehr … Der Preis des ab Juni erhältlichen HD 630VB beträgt in Anbetracht der Features und des Klangs noch schlanke 499 Euro.

AudioQuest Nighthawk
Bio-Kopfhörer – der AudioQuest Nighthawk

Einen glatten Hunderter teurer ist der AudioQuest Nighthawk (www.audioquest.com), einer der wahrscheinlich mit der größten Spannung erwarteten Kopfhörer des Jahres. Der halboffene NightHawk besitzt zum Beispiel 50-mm-Membranen aus Bio-Zellulose sowie eine Abdeckung aus dem 3D-Drucker: Der „biomimetische“ Grill ist der Flügelstruktur von Schmetterlingen nachempfunden und soll Resonanzen optimal bedämpfen. Die Ohrmuscheln bestehen aus einem neuartigen Material namens „Liquid Wood“. Hierzu wird echtes Holz mit recycelten Fasern gemischt, erhitzt, verflüssigt und so verarbeitet, dass es gussfähig wird. Anders als normales Plastik besitzt Liquid Wood laut AudioQuest außerordentlich günstige akustische Eigenschaften und ist wesentlich umweltfreundlicher.

AudioQuest Nighthawk

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, und das tropenholzartig anmutende Liquid Wood des NightHawk trifft nicht so hundertprozentig meinen persönlichen Geschmack – aber meine Herren, der Klang ist in der Tat phänomenal, soweit ich das nach den 15 Minuten Klangcheck beurteilen kann. Klar, direkt, natürlich, dynamisch, frei, eher schlank-präzise als fett. Zum kommunizierten Preis von 599 Euro wird der AudioQuest NightHawk den hohen Erwartungen wohl mehr als gerecht und ist somit eine der interessantesten Neuerscheinungen des Jahres – zu haben ist er ab „demnächst“.

Perfect Sound D902
Doppeltes Lottchen aus Taiwan: Der Perfect Sound D902

Perfect Sound (www.reson.de) aus Taiwan kam mit einer ungewöhnlichen Neuheiten im Gepäck nach München. Der Perfect Sound D902 ist nicht nur mit unterschiedlichen Kopfbügeln zu haben – schwarzes Leder, braunes oder rotes Krokoleder stehen zur Auswahl –, sondern bringt gleich zwei unterschiedlich große Ohrmuschelpaare mit und somit handelt es sich eigentlich um zwei Kopfhörer in einem Paket. Beide sind Over-Ear-Typen und sehen meines Erachtens sehr stylish aus. Das kleinere der Ohrmuschelpaare besitzt einen 40-Millimeter-Treiber, hat ein 1,2 Meter langes Kabel mit 3,5-mm-Klinkenstecker und ist nicht zuletzt aufgrund seiner 16 Ohm Impedanz bestens für die Benutzung mit portablen Geräten geeignet. Das größere der beiden Paare ist für den stationären HiFi-Bereich gedacht und macht diesen Anspruch mit einem zwei Meter langen Kabel und 6,3-mm-Klinkenstecker deutlich. Die Treiber durchmessen hier 52 mm und haben eine Impedanz von 50 Ohm – immer noch sehr verstärkerfreundlich. Beide Paare sind relativ leicht, wenngleich sie mit 234 beziehungsweise 327 Gramm nicht zu den absoluten Fliegengewichten gehören. Hören konnte man die D902 auf der Messe leider nicht – doch das kann man beim Händler nachholen, denn der Perfect Sound d902 ist bereits erhätlich, und zwar für 980 Euro.

Perfect Sound D902

Mit Lyrus Audio betritt ein neuer Hersteller den Markt – die in Hongkong sitzende Firma hat Niederlassungen in Colorado (USA) und Frankfurt am Main und ist mitnichten ein unbeschriebenes Blatt: Firmenmitgründer und Investor Randall Patton hat schon renommierte Hersteller wie PS Audio und Threshold geleitet, und in seiner enthusiastischen Art erklärt er gerne, welche proprietären Technologien (von denen mehr als irgendwo sonst in den eigenen Produkten stecken sollen) die Modelle von Lyrus Audio von Wettbewerbern unterscheiden.

Lyrus Audio

Tropenholzoptik scheint spätestens seit dem Erfolg der Audeze-Modelle in zu sein – so wie hier bei Lyrus Audio

Da wären zunächst die Planar-Magnetischen Treiber, wie man sie bereits von Audeze kennt – hier aber mit deutlich größerem Membrandurchmesser aufwartend. 50 mm im Model Four (Preis noch unklar), 80 mm im Model Six (1.290 $ ohne Mehrwertsteuer) und satte 90 mm im Model Nine (1.790 $ ohne Mehrwertsteuer). Aufgrund der besonders dünnen Ausführung sollen die Membranen leichter sein als alles bisher dagewesene. Im Zusammenspiel mit den von Lyrus Audio selbst „magnetisch aufgeladenen“ und daher bei geringer Größe extrem leistungsfähigen Neodymmagneten (Patent angemeldet) und der echten, vollflächigen Push-Pull-Anordnung der Magnete entsteht so ein extrem dynamischer und schneller Antrieb.

Lyrus Audio

Das Abdeckgitter des Lyrus Model Nine ist noch nicht final designt

Auch bedient man sich der im Kopfhörerbereich sonst nicht wirklich beachteten Thiele/Small-Parameter zur Berechnung des Bassresonanzraums. Die Ducted-Port-Technologie (DPT) soll den Frequenzgang auf unglaubliche 5 Hz nach unten erweitern (Model Nine). Alle Kopfhörer sitzen sehr angenehm auf dem Kopf, obwohl sie mit 350 Gramm (Model Four) bis 490 Gramm (Model Six) keine ausgesprochenen Federgewichte sind. Der Klang des Model Nine ist ein Augen- und Ohrenöffner: Schnell, leichtfüßig, luftig, sehr offen, sehr präzise, sehr angenehm, mit wahnsinnig tiefer Frequenzausdehnung und angemessenem Druck gesegnet – spannend! Die Euro-Preise sollen den Dollarbetrag plus etwa 5 -10 % zuzüglich Mehrwertsteuer betragen. Für das Model Nine wären dann im schlechtesten Fall knapp 2.400 Euro zu berappen. In Germany zu haben sind die vielversprechenden Kopfhörer von Lyrus Audio jedenfalls ab Ende Juli.

Final Sonorous X
Glanz und Gloria? Der Final Sonorous X

Bei Final (ehemals Final Audio Design, www.sintron-audio.de) gab es gleich zwei der am hochwertigsten anmutenden und auch hochpreisigsten Kopfhörerneuigkeiten der High End 2015 zu begutachten. Die neuen Modelle der Sonorous-Familie markieren eine Abkehr vom Einsatz der Hybridtechnologie mit dynamischen und Balanced-Armature-Treibern der (ehemaligen) Pandora-Modelle. Statt auf eine solche Zweiwege-Konfiguration setzt Final hier auf einen einzelnen dynamischen Treiber mit 50 mm Durchmesser.

Fnal Sonorous VIII
Etwas einfacher gehalten ist der Final Sonorous VIII mit teilweisem Kunststoffgehäuse statt Metall

Beide Sonorous-Modelle verfügen über Titanmembranen und den BAM-Mechanismus (Balanced Air Movement), durch den die Luftbewegung im Gehäuse optimiert wird. Beim teureren Sonorous X ist das Hauptgehäuse aus gefrästem Aluminium, beim „kleineren“ Sonorous VIII aus einem robusten Kunststoff (Acrylnitril-Butadien-Styrol, ABS) gefertigt. Ein anderer offensichtlicher Unterschied liegt in der Treiberplatzierung: Beim Final Sonorous X wurde der Treiber direkt in die Vorderseite der Schallwand montiert, während er beim Sonorous VIII weiter hinten sitzt. Ob diese Unterschiede allein den Preisunterschied (!) von fast 1.800 Euro begründen, ließ sich Final nicht aus der Nase ziehen. So oder so sind der Final Sonorous VIII mit 2.799 Euro Verkaufspreis und der Final Sonorous X mit 4.599 Euro unverbindlicher Preisempfehlung keine Schnäppchen. Erhältlich ist die neue Top-Serie der Japaner ab Juli 2015.

Final
Teurer als so mancher Highend-Kopfhörer: Die neuen Final-Kabel sind mit allen erdenklichen Steckern lieferbar

Billboard
Clearaudio Concept Signature

Messebericht: High End 2015

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