Inhaltsverzeichnis
- 1 High End 2014
- 2 High End München - Rosso Fiorentino, Definitive Technology, Audioengine u.a. - Messebericht 2014 fairaudio
- 3 Plattenspieler und Analoges auf der High End 2014 - Messereport fairaudio
- 4 High End 2014 in München Computer-HiFi- und Streaming-Trends - Messebericht fairaudio
- 5 Kopfhörer auf der High End 2014 - Report fairaudio
- 6 Klang-Eindrücke auf der High End 2014 in München - Messebericht fairaudio
Klangeindrücke auf der High End 2014
mit Martin Mertens
Im Frühjahr wird München regelmäßig zum Mekka aller High Ender – nämlich dann, wenn die High End ihre Tore öffnet. „Mekka“ ist dabei gar nicht so falsch: München gilt als die Stadt in Deutschland, in der die Frauen arabischer Ölscheichs am liebsten shoppen. Meist, wenn sich die Herren der Schöpfung in mondänen Privatkliniken behandeln lassen. Und da auch die nach überstandener Behandlung ein Trostpflästerchen brauchen, kaufen sie halt ein bisschen HiFi, gerne mal im Wert eines mittleren Einfamilienhauses.
Weil die High End ein internationales Publikum anzieht, gibt es immer mehr Satellitenveranstaltungen – sei es die Hifideluxe im Marriott oder diverse weitere kleine Vorführungen, die sich auf verschiedene Hotels der Stadt oder einzelne Händler verteilen. Auf der High End im Münchner MOC selber wurde wieder mächtig aufgefahren. Natürlich waren die meisten Verdächtigen, die mir letztes Jahr schon aufgefallen waren, wieder mit überzeugenden Vorführungen dabei.
Dieses Jahr ist mir die Firma Göbel High End (www.goebel-highend.de) besonders aufgefallen. Herz der Göbel Lautsprecher sind Biegewellenwandler. Ähnlich wie bei Manger werden die Frequenzen vom Grundton bis in den Hochton von einem einzigen Chassis übertragen. Der Biegewellenwandler ist eine Eigenentwicklung von Göbel und hat eine rechteckige Form. Den Bass übernehmen konventionelle dynamische Wandler. Dass das Ganze hervorragend funktioniert, bewiesen die Epoque Reference (175.000 Euro) an Artemis Endstufen des Herstellers Analog Domain. Als Quelle diente „The Beast“ von ReQuest Audio. Das ganze wurde im Bass noch vom neuen aktiven Baforce Subwoofer (87.500 Euro) unterstützt. Natürlich fanden die hauseigenen Kabel der Lacorde Serie Verwendung.
Der Klang war atemberaubend. Ein großes Lob verdient die Tatsache, dass man ob der unzweifelhaft vorhandenen Basspotenz der Anlage darauf verzichtet hat, alles zuzudröhnen, wie dies leider vielerorts der Fall war. Gerade durch diese Zurückhaltung kam die ungeheure Souveränität und Leistungsfähigkeit der Biegewellenwandler bestens zum Ausdruck. Das Klangbild war schnell, hoch aufgelöst und in einem Maße einfach unangestrengt, dass die geballt aufgefahrene Technik sofort in den Hintergrund trat und der Musik das Feld überließ. Für mich eine der gelungensten Vorführungen der High End. Carolin Göbel, stellvertretende Geschäftsführerin, wies noch darauf hin, dass es von Göbel auch kleinere Systeme gibt und präsentierte die Epoque Fine, die „nur“ 115.000 Euro kosten.
Von der Menge der aufgefahrenen Lautsprechertechnik her das krasse Gegenteil war die Vorführung von Progressive Audio (www.progressiveaudio.de). Im Fokus standen hier die neuen Kompaktlautsprecher Extreme 1, die im Münchner MOC in einer aktiven Version ihre Premiere feierten. Die Preise liegen bei rund 4.000 Euro für die passive und 7.000 Euro für die aktive Version. Die Extreme arbeiten mit einem einzigen 16-cm-Koaxialchassis, das in einem Acrylgehäuse sitzt. Die Aktivelektronik ist im Lautsprecherständer untergebracht. Allerdings war es Ralf Koenen, Entwickler und Firmeninhaber von Progressiver Audio, preislich und aus Platzgründen nicht möglich, hier die Technik seiner großen Class-A-Verstärker einzusetzen. Stattdessen kommen kompakte Verstärkermodule zum Einsatz.
Koenen sieht als Zielgruppe seiner Extreme 1 vor allem ein jüngeres Publikum, das nicht die gesamte Wohnzimmereinrichtung HiFi-Aspekten unterordnen und trotzdem auf hohem Niveau Musik hören möchte. Pläne, die aktive Extreme 1 mit DAC und Bluetooth-Empfänger auszustatten, damit man sie gleich vom Smartphone aus ansteuern kann, hat er bereits in der Schublade. In der Vorführung diente ein PC als Medienserver, der hauseigene CD-Player CD2 übernahm die D/A-Wandlung und der Prototyp eines Vorverstärkers, der im Wesentlichen aus der Vorverstärker-Elektronik des Vollverstärkers A1 bestand, übernahm die Ansteuerung der aktiven Extreme 1. Was diese Kombination leistete, war mehr als beachtlich. Wenn Ralf Koenen auch sicher nicht die Gesetze der Physik aushebeln kann, ist es ihm zumindest gelungen, sie bis an die Grenze des technisch Machbaren auszureizen. Die kleinen Lautsprecher füllten den nicht gerade kleinen Vorführraum mit einem Klang, der angesichts der doch recht kompakten Lautsprecher unglaublich schien. Dabei fielen mir vor allem die extrem gute Raumabbildung und Plastizität auf, die das Klangbild kennzeichneten. Aber auch Dynamik und Auflösungsvermögen lagen weit über dem, was ich vom Anblick der Lautsprecher her erwartet hätte. Für mich eine kleine Sensation.
Weniger sensationell, sondern eher erwartungsgemäß richtig gut klang es bei Chord (http://chordelectronics.co.uk). Der englische Hersteller hat in den letzten Jahren häufiger den Vertrieb gewechselt, aktuell scheint sich allerdings niemand um den deutschen Markt zu kümmern. Deshalb konnte ich auch keine Preise für Deutschland in Erfahrung bringen. Allerdings dürften die Preise der vorgeführten Komponenten jeweils im deutlich fünfstelligen Bereich liegen. Schade, denn ich gebe zu, dass ich hier öfter zu Gast war. Nämlich immer dann, wenn ich nach klanglich eher grenzwertigen Vorführungen ein „Reset“ brauchte, mein Hörempfinden wieder auf „Normalnull“ bringen wollte und mich davon überzeugen musste, dass man auch einfach nur richtig gut Musik hören kann – ohne Show, billige Effekte, künstliche Artefakte und Ähnliches.
Wobei: Optisch war die Referenz-Kette von Chord, bestehend aus dem Netzwerkplayer DSX 1000, dem CD-Player Red Reference MkIII, dem Vorverstärker CPA 8000 und zwei SPM-14000Mk-II-Mono-Endstufen durchaus eine Show, bei der die eindrucksvollen Studiomonitore BB5 von PMC (25.000 Euro) mit ihren mächtigen Tieftönern, den riesigen Mitteltonkalotten und vor allem der den TML-Gehäusen geschuldeten Bautiefe locker mithalten konnten. Klanglich gab sich die Kette auf höchstem Niveau neutral, gelassen und einfach spektakulär unspektakulär. Ganz großes Kino auf Referenz-Niveau. Für Studio-Profis und alle die, die es ganz genau wissen wollen.
Nicht gaaanz so neutral, dafür aber sehr beeindruckend klang es bei Fischer & Fischer (www.fischer-fischer.de). Die Spezialisten für Lautsprechergehäuse aus Naturschiefer komplettieren gerade ihre neue, mit Air-Motion Wandlern ausgestattete x70-Serie. Neben den seit einiger Zeit erhältlichen SN 570 gab es auf der High End die neuen, „kleineren“ SN 470 zu bewundern. Preislich liegen die schwarzen Preziosen bei 13.800 Euro. Sicher kein Pappenstiel, dafür gibt es aber gewichtige, präzise gefertigte Lautsprechergehäuse und modernste Lautsprechertechnologie.
Vorgeführt haben Fischer und Fischer mit Besteck aus der Top-Line von Burmester (CD Player 089, 15.000 Euro, Vorverstärker 088, 15.000 Euro, Endstufe 911, 16.000 Euro). Den analogen Part übernahm passenderweise der Transrotor La Roccia mit Schieferzarge (um 8.000 Euro). Immer wieder beeindruckend ist es zu hören, welch trockene Bässe Fischer & Fischer auf ihren Lautsprechern herauskitzeln. Da stellt man sich hinsichtlich des bei den Schiefergehäusen getriebenen Aufwandes keine Fragen mehr. Immer wieder kontroverse Eindrücke hinterlässt dagegen der recht präsente Grundton, der Gesangsstimmen gerne ein bisschen nachhilft, in anderen Fällen aber auch mal etwas üppig klingen kann. Sicherlich eine Geschmacksache, beeindruckend klang das Ganze auf alle Fälle.
Nicht, dass es auf der High End nicht noch weitere Highlights gegeben hätte. Aber einen Abstecher zur Hifideluxe musste ich mir gönnen. Und hier, abseits des Rummels der „großen“ Messe, ging es deutlich entspannter zu. Bisweilen herrschte regelrecht ausgelassene Stimmung. So etwa beim französischen Digital-Spezialisten La Rosita (www.larosita.fr). Hier sorgten neben dem Music Streamer π (10.990 Euro) noch der Vorverstärker Cloud 9 und zwei TendeR Mono Endstufen für die Musik (4.900 Euro, 9.900 Euro/Paar).
Unumstrittene Stars der Vorführung waren aber die brandneuen Ipanema-Lautsprecher (voraussichtlich um 30.000 Euro/Paar), die hier auf der Hifideluxe ihre Premiere feierten. Ein 15-Zoll-Coax-Treiber von Great Plain Audio in einem Leimholzgehäuse aus Teak auf speziellen Schwingfüßen montiert sorgte für knackigen Sound, wie ihn einfach nur große Pappen mit mächtig viel Luft im Rücken hinkriegen. Dynamisch gab es hier auf jeden Fall keine Grenzen, was den Zuhörern ein breites Grinsen ins Gesicht trieb und die Vorführenden sogar zu einem kleinen Tänzchen mit den Lautsprechern verführte – die schwangen nämlich auf ihren Schwingfüßen lustig hin und her, sobald man sie einmal angestoßen hatte. Wobei: klanglich war das, was man hier zu hören bekam, jenseits aller Spaß-Aspekte absolut ernst zu nehmen. Tolle Vorführung und eine Empfehlung für alle, die es auch mal gerne krachen lassen und genug Platz zum Aufstellen von Lautsprechern haben, neben denen sich eine handelsübliche Waschmaschine zierlich ausnimmt.
So richtig ernst wurde es dann wieder beim Studioausstatter KSdigital (http://home.ksdigital.de). In der Vorführung waren die Modelle KSD C 120 (7.000 Euro), die primär als Abhörmonitore für den Studiobetrieb konzipiert sind sowie die flammneuen Modelle für den Heimbereich, die KSD 2080, die preislich voraussichtlich bei 17.000 Euro liegen werden. Bei beiden Modellen handelt es sich um digital entzerrte Aktivlautsprecher, die elektronisch auf linearen Frequenzgang und exakte Phasentreue getrimmt wurden. Als Zuspieler im Taschenformat diente ein Astell & Kern AK 100. Zum Umschalten zwischen den beiden vorgeführten Lautsprechern hing lediglich noch eine Umschaltanlage aus dem Studiobereich dazwischen.
Und schon mit dem kompakten KSD C 120 gab es keine Fragen mehr. Erwartungsgemäß gaben sich die kompakten Studioabmischen extrem neutral, nicht ganz erwartungsgemäß machte die Sache unglaublichen Spaß, denn auch die Dynamik kam nicht zu kurz. Die 12-Zoll-Treiber mit den koaxial angeordneten Hörnern waren offenhörbar in der Lage, Luftmoleküle quasi explosionsartig in Schwingung zu versetzen. Die großen KSD 2080 klangen recht ähnlich, legten im Bass dabei noch etwas mehr Souveränität an den Tag. Wobei: wer mag, kann die C 120 um jeweils zwei aktive Bassmodule ergänzen. Und nun sind sie wieder da, diese Zweifel: Warum baut man zuhause umfangreiche Geräteparks auf, wenn sich mit einer auf einen hochwertigen mobilen Player und zwei Aktivboxen reduzierten Anlage auf so hohem Niveau Musik genießen lässt?
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Messebericht: High End 2014 in München
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