Inhaltsverzeichnis
- 1 High End 2014
- 2 High End München - Rosso Fiorentino, Definitive Technology, Audioengine u.a. - Messebericht 2014 fairaudio
- 3 Plattenspieler und Analoges auf der High End 2014 - Messereport fairaudio
- 4 High End 2014 in München Computer-HiFi- und Streaming-Trends - Messebericht fairaudio
- 5 Kopfhörer auf der High End 2014 - Report fairaudio
- 6 Klang-Eindrücke auf der High End 2014 in München - Messebericht fairaudio
Plattenspieler und Analoges auf der High End 2014
mit Frank Hakopians
Trotz des anhaltenden Booms, den Computer-HiFi seit einigen Jahren erlebt, lassen sich bei vielen Musikfreunden wieder Plattenspieler auf den oberen Regalebenen ausmachen. Tendenz durchaus zunehmend. An diesem Trend sind gar nicht selten auch Jahrgänge beteiligt, deren frühe Sozialisation nicht mehr durch abendliches Abhören munter vor sich hinknisternder Märchenplatten geprägt wurde. Da würde es doch recht gut passen, wenn noch mehr Aussteller den Mut fänden, ihre Vorführungen mit analogem Equipment zu bestreiten.
Keine Frage, auch auf der High End 2014 sind in vielen der Messeräume Plattenspieler nebst Zubehör zu entdecken. Beim Vorführen bevorzugen etliche Aussteller letztlich aber doch den bequemen Druck aufs Knöpfchen und verzichten darauf, sich den vermeintlichen Risiken einer rein analogen Wiedergabe auszusetzen. Schade, denn wo Vinyl eingesetzt wird, klingt es in der Regel keineswegs schlechter, fast immer aber weniger angestrengt, irgendwie stressbefreiter. Was bei dem hektischen Messebetrieb im MOC an sich schon an ein kleines Wunder grenzt.
In eine solche audiophile Wohlfühloase verwandelt in Halle 2 Sperling Audios (www.motordose.de) „kleiner“ Dreher L-2 ausgerechnet eine jener berüchtigten Hörcontainer, die sonst in klangtechnischer Hinsicht zu Recht als relativ schwer beherrschbar gelten. Klar, auch die eingesetzten Audiograde-Lautsprecher (hier mehr zu diesen Boxen) tragen ihr Scherflein zum gelungenen Ergebnis bei. Aber getreu Ivor Tiefenbruns Motto „garbage in, garbage out“ fängt ja alles bei der Quelle und damit beim immerhin 26.180 Euro teuren Laufwerk der Analogspezialisten aus dem westfälischen Soest an. Nicht nur Präzision und Souveränität dieses Setups sind absolut erstklassig, es lässt auch, was auf Messen eher selten gelingt, den Hörer tief in den musikalischen Fluss eintauchen.
Später treffe ich die beiden Entwickler und Firmenchefs Ansgar Sperling und Michael Bönninghoff im Atrium, wo sie versuchen, mir an ihrem großen Laufwerk L1 (ab 29.900 Euro) die Vielzahl ihrer findigen Detaillösungen zu erläutern. Schon allein die patentierte mehrteilige Montageplatte für Tonarme kann mächtig beeindrucken. Dabei dient die Kombination aus Buchstaben, Zahlen und Markierungen nicht etwa zur Positionsbestimmung von Satelliten im All (was wahrscheinlich auch möglich wäre), sondern der millimetergenauen Ausrichtung verschiedenster Tonarme in Rekordgeschwindigkeit.
Dass die Analogingenieure auf dem Foto doch ein wenig ernst dreinschauen, muss an einer Extraportion Messeadrenalin liegen. Keine Angst, die beiden tun eigentlich nichts (außer Laufwerke zu entwickeln) und wollen bloß (Platten) spielen.
Eher am anderen Ende der Preisskala manövrierten bisher die Plattenspieler von Pro-Ject (www.audiotra.de), einem der weltweit größten Anbieter von analoger Hardware.
Den überdimensionierten Tisch, auf dem Pro-Ject sein Angebotsportfolio auszubreiten pflegt, sollte man aber nicht mit einem Grabbeltisch verwechseln. Vielmehr demonstriert der tschechische Hersteller mit österreichischen Wurzeln hier seine enorme Produktvielfalt, die neben den klassischen „Brettspielern“ für ein paar Hundert Euro inzwischen auch Laufwerke der 10.000-Euro-Klasse umfasst. Natürlich ist man damit dem oft zitierten studentischen Budget schon deutlich entwachsen. Das dürfte auch für das hochinteressante Laufwerk RPM 10 Carbon mit massivem Messingteller und einer in Kohlefaser gewandeten Zarge gelten, einem der Hingucker auf dem Pro-Ject-Stand.
Auf Nachfrage ist zu erfahren, dass dieses optisch vielversprechende analoge Statement gerade rechtzeitig zur High End fertig geworden ist. Preis? Noch nicht kalkuliert …
Schon eher kundenfreundlich kalkuliert dürften hingegen die Superpack genannten Komplettpakete ausfallen, die der deutsche Vertrieb ATR geschnürt hat. Ausgesuchte Pro-Ject-Plattenspieler sollen in Kombination mit einem Ortofon MC und inklusive Phonokabel eine deutliche Ersparnis gegenüber den Einzelpreisen ergeben. Näheres auf Nachfrage bei ATR.
Nicht abschließend kalkuliert heißt es auch beim bt-Vertrieb, wenn man sich nach dem Abgabepreise für die elegante Gold- oder die nicht minder schicke Vogelaugenahorn-Ausführung des Laufwerks Woodpecker (ab 3.990 Euro) erkundigt. Das größere, für den Zweiarmbetrieb ausgelegte Laufwerk Blackbird (ab 5.990 Euro) kann man ebenfalls in den beiden Edelversionen bewundern.
Klanglich brauchen sich die Konstruktionen von Dr. Feickert Analogue (www.feickert.de) bekanntlich in keinem Finish zu verstecken, was wohl nicht wenige Aussteller (unter anderem Soulution und van den Hul) bewog, mit einem Blackbird oder gar dem Top-Laufwerk Firebird die eigene Vorführung zu bestreiten.
Eine interessante Weiterentwicklung des Einsteigerplattenspieler Wow (1.250 Euro inklusive Rega RB 202) hat Acoustic Signature (www.as-distribution.de) mit nach München gebracht.
Gegenüber der Normalversion verfügt der Wow XL über eine zusätzliche 10 mm starke Aluplatte auf der MDF-Zarge und über einen 34mm-Aluminiumteller. Ohne Tonarm werden 1.649 Euro für den Wow XL fällig. Die elegante und hochwertige Anmutung lässt den Preis keineswegs überzogen erscheinen. In einer gänzlich anderen (Preis-)Klasse debütiert der Novum, ein neues, großes Laufwerk von Acoustic Signature. Drei äußerlich nicht sichtbare Motoren treiben hier einen Subteller, der kegelförmig Verbindung zum eigentlichen, mit reichlich Messingbolzen, den Silencern, versehenen Plattenteller aufnimmt. Die Zarge ist aus einem Block Aluminium gefräst. Immerhin 16.499 Euro werden für das in Schwarz oder Alu natur eloxierte Laufwerk verlangt.
Mit sichtlicher Freude demonstriert Herr Frohnhöfer dann das Tonarmrohr seines neuen, noch in der Entwicklung befindlichen Tonarmes. Das mithilfe einer speziellen 3D-Software konstruierte Rohr ist dank seines ausgesprochen filigranen und komplexen Inneren sehr steif, so der Entwickler. Der ausgeklügelte Innenaufbau, der auch die Dämpfung des Tonarmrohres bewerkstelligt, wird erst in der Aufrisszeichnung so richtig erfassbar.
In den Hallen im Erdgeschoss kann man auch die Zunft der Plattenwaschmaschinenhersteller finden. Ob herkömmlich saugend, mit und ohne Faden, oder sogar mittels Ultraschall, der Kunde hat die Qual der Wahl. Visuell zumindest unterscheiden sich die gewaschenen Platten an den verschiedenen Ständen kaum. Als ausgesprochen ausgereift dürfen gemeinhin die Produkte des Solinger Herstellers Hannl (im Vertrieb bei MHW-Audio, siehe auch Firmenreport) gelten.
Eine Mera ELB Eco 24V, auffällig in transparentem Acryl gestaltet, hat es mir angetan. Mit ihrer blauen LED-Beleuchtung ist sie allerdings in erster Linie als Eye-Catcher für den Messestand gedacht. Mission erfüllt, könnte man sagen. Einzelanfertigungen auf Kundenwunsch sind immerhin möglich (ab 3.099 Euro).
Den Maschinen von Keith Monks (www.isenbergaudio.de) haftete ja immer schon der Nimbus besonderer Reinlichkeit an, genauso wie eine Tendenz zur preislichen Orientierung am Niveau anderer britischer Luxusmarken, beispielsweise den Schuhen von John Lobb oder Fahrzeugen aus dem Hause Bentley. Inzwischen ist Jonathan Monks angetreten, das Lebenswerk seines 2012 leider verstorbenen Vaters zu beerben. Und was macht der Junior? Halbiert die Preise, schließt Selbiges aber kategorisch für die Waschleistung seiner Maschinen aus. Wie schafft man so etwas?
Na ja, das was aussieht wie ein preiswertes Diskolaufwerk ist tatsächlich auch ein solches, soll aber den geforderten Funktionen vollumfänglich nachkommen können. Wer auf das automatisierte Aufbringen der Waschflüssigkeit verzichtet, spart 350 Euro und zahlt für eine echte Keith Monks am Ende 1.550 Euro. Saubere Arbeit!
In einer der weitläufigen Messehallen begegne ich Dietrich Brakemeier. Ende der neunziger Jahre ein bekannter Händler seltenen und meistens auch sehr teuren Vinyls, außerdem auch Initiator des legendären Über-Laufwerks Apolyth. Dann wurde es ruhig um ihn. Nun also steht besagter Dietrich D. Brakemeier mit gewinnendem Lächeln vor mir und präsentiert mit dem Acoustical Systems Axiom einen ausgesprochen kostspieligen Tonarm.
16.000 Euro ruft man bei Acoustical Systems (www.arche-headshell.de) dafür auf. Und wem das noch zu wenig Glam-Faktor versprüht, wählt bitte die goldene Version für 18.800 Euro. Natürlich ist der Axiom in allen relevanten Parametern justierbar, sogar die Lagerebene lässt sich mit drei Schrauben wunderbar einfach ins Wasser stellen. Ja, die Lagerebene!
Wer gerade etwas klamm bei Kasse ist, muss aber keineswegs auf Produkte aus dem Hause Acoustical Systems verzichten. Den MC-Tonabnehmer The Archon gibt es für 2.580 Euro, Titankorpus, Silberspulen und gesunde 0,5 mV Ausgangsspannung inklusive. Die hoch selektierte und mit vergoldetem Systemkörper versehene Edelversion The Astron, soll 4.500 Euro kosten. Pech, wenn Sie sich gerade dafür interessieren. Die komplette, auf 18 Stück limitierte Serie hat bereits während der Messetage neue Besitzer gefunden. Ja, der Name Brakemeier hat seinen Klang unter uns Analogis in all den Jahren wohl nicht verloren. Zum Trost gibt’s sein neues, extrem niederkapazitive Phonokabel Synapse, 125 cm zu 895 Euro oder man riskiert einen Blick auf die Präzisionsheadshell, die eine sehr feinfühlige Azimutjustage erlaubt (495 Euro).
Wir verweilen beim Zubehör. Das LPOne ist ein Plattengewicht aus dem Hause HighendNovum (www.highendnovum.de). Für 450 Euro erhält man ein Auflagegewicht, welches aus der gleichen Glockenbronze gegossen wird, wie die Klangschale PMR dieses Herstellers.
Einige Audiophile berichten von sehr deutlich wahrnehmbaren Veränderungen, hat der LPOne einmal Kontakt mit der Schallplatte aufgenommen. Im Zweifel heißt es: Probieren geht über Studieren. Ich bleibe da sicherlich mal dran.
Bevor es nach oben ins Atrium geht, bemerke ich noch einen mir unbekannten italienischen Schallplattenspielerhersteller: Audio Silente (www.audiosilente.com). Das Design werden einige wohl in die Schublade „ambitioniert“ ablegen. Geschmacksache. Was aber wirklich meine Aufmerksamkeit erregt, ist die Antriebstechnik, die den „Blackstone“ genannten Dreher in Bewegung setzt: ein Reibradantrieb, wie weiland beim guten alten Thorens TD 124 oder den Laufwerken der britischen Marke Garrad.
Einige Analogfreunde stehen bis heute zu diesem Antriebskonzept, welches in meinen Ohren mindestens einen unbändigen Drive und ebensolche Dynamik zu entfesseln vermag. Schade, dass der Blackstone nicht zu hören ist. Die sauber und präzise gefertigten Teile des Antriebs machen Appetit auf mehr. Der Preis leider weniger. 11.000 bis 18.000 Euro sind – je nach Ausführung – zu berappen.
Im Atrium hat Transrotor (www.transrotor.de) traditionell sein Quartier bezogen, Analog-Urgestein Jochen Räke und Sohn Dirk sind sichtlich stolz darauf, dass David Giffin von Goldring für die Messetage seinen Arbeitsplatz von Great Britain ins MOC verlegt hat.
Der junge Engländer fertigt bei Goldring MC-Tonabnehmer. Eine Tätigkeit, die neben einer ruhigen Hand auch ein extrem wachsames Auge erfordert, misst der feine Kupferdraht doch lediglich 1/100 mm.
Die staunenden Gesichtern des Messepublikums dürften dem cool agierenden Briten nicht entgangen sein, als dieser auf seiner Wickelmaschine die Spulen für Transrotors neues Top-MC, das Figaro wickelt. Die Tonabnehmer aus England sind nicht nur seit langer Zeit im Vertrieb der Bergisch-Gladbacher, Goldring fertigt auch sämtliche Transrotor-Tonabnehmer an. Das Figaro steht mit 2.500 Euro in der Preisliste und ist damit das bisher kostspieligste MC der Transrotoren.
Es verfügt über eine Ausgangsspannung von 0,25 mV und dürfte damit den meisten hochwertigen Phonovorstufen noch keine Problem bereiten.
Unbedingt vorstellen möchte ich Ihnen auch das „kleine“ Laufwerk Air Force Two des japanischen Herstellers TechDas (www.techdas.jp), dessen Erzeugnisse hierzulande von Volker Bohlmeier (Einstein Audio) angeboten werden. Was bekommt man für den Preis von 36.000 Euro?
So einiges: unter anderem einen luftgelagerter Plattenteller mit Vakuumansaugung für das Vinyl und, nicht zu vergessen, eine schwere, resonanzarme Zarge aus Metallguss. Klingelt da etwas bei Ihnen? Natürlich, diese Konstruktionsprinzipien haben der leider verblichenen Marke Micro Seiki einst zu Legendenstatus verholfen. Da verwundert es kein bisschen, dass hinter TechDas einer der ehemals maßgeblichen Ingenieure von Micro steht. Ist der Airforce Two schon ein echter Bolide, sprengt der zeitgleich auf der kleinen Parallelmesse „hifideluxe“ präsentierte Airforce One dann sämtliche Dimensionen, leider auch preislich: 78.000 Euro. Aber dafür sind Traumteile ja nun mal da, zum Träumen halt.
Meine nächste Anlaufstelle ist der Raum von Brinkmann Audio (www.brinkmann-audio.de). Nachdem das Toplaufwerk LaGrange in den Ruhestand geschickt wurde und der Balance ebenfalls angezählt sein dürfte, kündigt sich bei Brinkmann für Freunde riemengetriebener Laufwerke eine schmerzliche Lücke an. Die aktuellen Laufwerke Bardo und Oasis sind ja bekanntlich mit dem proprietären Brinkmann-Direktantrieb versehen.
Das scheint auch Helmut Brinkmann so zu empfinden und bringt mit dem Spyder nun einen neues, riemengetriebenes Laufwerk auf den Markt.
Die Besonderheit des Spyder besteht unter anderem darin, ihn mittels leicht zu montierender, modularer Ausleger zur Aufnahme von bis zu vier Tonarmen vorbereiten zu können. Ein echter Brinkmann hat natürlich seinen Preis. Los geht es wohl ab etwa 8.000 Euro.
Im Obergeschoss bei Amazon (www.amazon-audio.de) treffe ich auf einen gut gelaunten Hartmut Janßen, der mir gleich den neuen Phonopre von B-Lab (3.950 Euro) präsentiert.
Optisch ein wenig an eine Herdplatte erinnernd, gewährleistet das aus dem vollen Aluminium gefräste Gehäuse Schutz vor Mikrophonie und thermische Stabilität, so Janßen. Clou des Ganzen sei die selbstständige Wahl der optimalen Impedanz über einen weit gespreizten Bereich unter Einbeziehung der Spulenparameter. Noch deutlich mehr her macht aber das Laufwerk Grand Referenz. Das mit einem Schuss Bauhaus versehene Design und für Amazon typisches schwarzes Acryl lassen den Plattenspieler ausgesprochen elegant wirken. Preislich schiebt er sich mit 9.600 Euro zwischen Amazon Referenz und das Toplaufwerk First Choice. Montiert ist der große Moerch-Arm DP8.
Entwicklerlegende Hendrik H. Moerch ist ebenfalls anwesend und erklärt bereitwillig, wie die lateral angesetzten Zusatzgewichte die Bassperformance weiter verbessern helfen. Übrigens wird jeder Tonarm von ihm selbst und einigen wenigen Mitarbeitern in seiner Werkstatt im dänischen Gentofte bei Kopenhagen hergestellt. Angesichts dessen, und wegen der erstklassigen Verarbeitung der Arme, darf man die Preise zwischen 1.080 und 3.390 Euro als fair kalkuliert ansehen.
Auch in den Räumen des High-Fidelty Studios (www.high-fidelity-studio.de) ist man guter Dinge. Gerade im Analogbereich sind die Augsburger, die Benz– und Sumiko-Tonabnehmer vertreiben und auch die Distribution von Aesthetix und Fosgate verantworten, gut aufgestellt. Seit etwa zwei Jahren kümmert man sich ebenfalls um die Produkte der Analog Manufaktur Germany. Deren großes Laufwerk, die AMG Viella mit Zwölfzolltonarm ist übrigens derzeit bei fairaudio im Test.
Zur Messe hat man nun ein kleineres Laufwerk, das Gyro mitgebracht. Das Design der mit dem neuen Neunzoll-Tonarm ausgestatteten und insgesamt 7.200 Euro teuren Analogkombi wirkt sehr ansprechend.
Erstklassige Verarbeitung und intelligente technische Lösungen scheinen bei AMG sowieso Standard zu sein. So verwendet man beim Gyro und der Viella dasselbe hochwertige hydrodynamische Lager für den Plattenteller, wenn auch beim Gyro in einer, der kleineren Ausmaße wegen, angepassten Version. Ein eigenes MC-Tonabnehmersystem, das Teatro (2.000 Euro) und sogar einen Phonopre, allerdings in Vorserienausführung, hatte AMG-Mastermind Julian Lorenzi, der seit dem Tod seines Vaters Werner Röschlau die Manufaktur leitet, ebenfalls noch im Gepäck.
Aesthetix-Eigner Jim White ist verständlicherweise stolz darauf, mit der Io Eclipse eine ausgesprochen aufwändige, insgesamt immerhin 24 Röhren beinhaltende Super-Phonovorstufe vorstellen zu können.
Die, so war ihm zu entlocken, auch bei der MC-Verstärkung völlig ohne Übertrager auskommt und dank eines Lineeingangs auch noch die komplette Vorverstärkung einer Kette übernehmen könnte. 22.000 Euro werden den glücklichen Interessenten dafür in Rechnung gestellt. Wer sich die Ausführung mit zwei kanalgetrennten Röhrennetzteilen gönnen will, darf noch etwas tiefer in die Tasche greifen. Ein weiteres Traumteil, im wahrsten Sinne des Wortes.
Das passende Phonokabel dazu? Wie wäre es mit dem Odin II von Nordost, 125 Zentimeter zu 9.150 Euro. Günstiger kommt davon, wer sich mit dem Valhalla II Phono bescheidet.
Für 4.120 Euro zu haben, inklusive der Konfektionierung mit original Nordost HoloPlugs. Die Präsentation der superb gemachten Kabel erinnert mich ein wenig an die Auslagen feinster Juweliergeschäfte, alles sehr, sehr edel und sehr, sehr teuer.
Für die weniger liquiden Phonofreunde empfiehlt Andreas Proske vom deutschen Vertrieb Connect Audio (www.connectaudio.de) die Phonoverbinder der Serien Blue Heaven, Heimdall II und Frey II. Bei Preisen von 349 und 549 Euro, bis hin zum Frey für 749 Euro, kann man schon mal ohne Verarmungsrisiko zugreifen. Zumal die Strippen sich nach meinen Erfahrungen mit der Heimdall II Serie in klanglicher Hinsicht vor kaum einer Konkurrenz wirklich zu verstecken brauchen.
Apropos Juwelierauslagen. Tri Mai, der die Firma Tri-Planar (www.activeaudio.com) aus den Händen des Gründers Herb Papier 1999 übernommen hat, stellt in München seine Preziosen aus der Serie VII vor. Fürs Foto durfte ich sie auch außerhalb ihrer schützenden Acrylboxen bewundern.
In den frühen Zeiten der Firma machten die Wheaton Tri-Planar-Arme durch Top-Klang bei eher etwas rustikaler anmutenden Verarbeitung von sich reden. Bitte schauen sie sich diese Tonarme nun genau an. Würde die Nasa einen Sextanten zur Vermessung der Jupitermonde benötigen, er könnte nicht präziser und feiner verarbeitet sein als diese Arme.
Aalt Jouk van den Hul (www.bthifi.com), man könnte ihn einen Nestor der hochwertigen Analogwiedergabe nennen, lässt es sich nicht nehmen, sein neuestes Tonabnehmersystem, das Crimson, zu präsentieren.
Dieses verfügt über einen Korpus aus Koa-Holz, hat Goldspulen und einen Samarium-Kobalt-Magneten. Mit 0,65 mV ist es auch recht laut, dennoch hält sein Schöpfer es für eines seiner gelungensten Systeme. 4.190 Euro sind dafür zu entrichten. Dann entdecke ich noch ein weiteres interessantes System, dessen auffällige, massive Verdrahtung mit gelackten Silberdrähten so recht nach meinem Geschmack ist. Kaufen kann ich es leider nicht, es ist eines von Aal Jouk van den Huls ganz persönlichen Tonabnehmersystemen. Als Ersatz könnte ich mir die Phonovorstufe The Grail zulegen.
Im roten Finish schick wie nie, leider mit 6.790 Euro nicht mehr aus der Portokasse zu finanzieren.
Bevor wir zum Schluss dieses naturgemäß ebenso unvollständigen, wie auch persönlichen Neigungen folgenden Berichts kommen, möchte ich ihre Aufmerksamkeit noch auf drei Aussteller und ihre (Lauf)Werke lenken, die ich ihnen einfach nicht vorenthalten kann:
Wilson Benesch (www.taurus.net) feiert 25-jähriges Bestehen und hat sich dazu den White Circle inklusive 25-Aniversary-Tonarm ausgedacht. Der optisch mal erfrischend anders aussehende Dreher und der Carbonfaser-Tonarm kosten jeweils 3.098 Euro. Die Zarge des White Circle besteht übrigens nicht, wie zunächst vermutet, aus Korian, sondern aus Delrin.
Bei Steinmusic (www.steinmusic.de) kann man einen der wahrscheinlich weltgrößten Drehknöpfe zur VTA-Justage bewundern. Natürlich „on the fly“ einstellbar.
Er ziert den koreanischen Tonarm Pyon Iris Reference, einen zwölf Zöller mit magnetisch stabilisiertem Einpunktlager. Montiert ist das Schmuckstück auf einem Pyon Ultimate Turntable. Da würde ich gerne mal etwas ausgiebiger dran drehen …
Geduldig lässt sich schließlich Thomas Woschnik, Inhaber und Konstrukteur bei TW-Acustic (www.tw-acustic.de) von mir mit Fragen löchern. Es passiert ja nicht alle Tage, dass man eines Laufwerks ansichtig wird, das kurz zuvor von einem Kollegen der Printmedien zum Gipfel des Laufwerkbaus erklärt wurde. Das Masselaufwerk Black Hawk (29.000 Euro) verfügt über einen ziemlich einmaligen Dreimotorenantrieb und einen 20 Kilo schweren Plattenteller, der zum größten Teil aus massivem Kupfer besteht. Im Zusammenspiel mit großen Lautsprechern von Cessaro, den Liszt, ergab sich denn auch ein unglaublich dynamisches und druckvolles, gleichermaßen aber auch räumlich und detailliert wirkendes Klangbild. Für mich ganz sicher eine der gelungensten Vorführungen der High End 2014.
Messebericht: High End 2014 in München
- 1 High End 2014
- 2 High End München - Rosso Fiorentino, Definitive Technology, Audioengine u.a. - Messebericht 2014 fairaudio
- 3 Plattenspieler und Analoges auf der High End 2014 - Messereport fairaudio
- 4 High End 2014 in München Computer-HiFi- und Streaming-Trends - Messebericht fairaudio
- 5 Kopfhörer auf der High End 2014 - Report fairaudio
- 6 Klang-Eindrücke auf der High End 2014 in München - Messebericht fairaudio