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Höreindrücke aus München

Inhaltsverzeichnis

  1. 7 Höreindrücke aus München

von Martin Mertens

High End 2013

Natürlich gab es auf der High End 2013 einiges zu hören. Wobei die Hersteller und Vertriebe mit den Widrigkeiten des Messebetriebs zu kämpfen hatten. Um adäquate Hörbedingungen zu schaffen, hatten einige in den Hallen Hörkabinen aufgebaut, viele andere im Atrium des MOC Räume gemietet und für ihre Vorführungen eingerichtet. Aufgrund des permanent hohen Geräuschpegels durch die parallel stattfindenden Vorführungen und lebhaften Gespräche sowie durch das ständige Kommen und Gehen in den Vorführräumen waren die Bedingungen für ein geruhsames Hören in den meisten Fällen eher suboptimal. Dennoch – zumindest einen guten Eindruck konnte man sich hier und da durchaus verschaffen.

Ich möchte vorwegnehmen, dass meine hier vorgestellten „Highlights“ nicht repräsentativ sind. So haben einige Hersteller oder Vertriebe komplett auf Vorführungen verzichtet. Vor dem Hintergrund, dass eine Präsentation unter den schwierigen Rahmenbedingungen vielleicht keinen guten Eindruck hinterlässt, halte ich die Entscheidung für legitim. Andere Firmen versuchten in ihre Vorführungen Ruhe zu bekommen, indem sie zu festgelegten Zeiten geschlossene Präsentationen veranstalteten. Keine schlechte Idee, aber so konnte ich an vielen Vorführungen nicht teilnehmen, da entweder alle Plätze belegt waren oder ich immer zum falschen Zeitpunkt kam.

High End 2013

Auffallend war, dass vor allem „großes Besteck“ auf der High End beeindrucken konnte. Was sicher nicht zuletzt daran lag, dass richtig große Lautsprecher meist auch richtig laut können und so am ehesten in der Lage sind, sich gegen den allgemeinen Messetrubel durchzusetzen.

Richtig auftrumpfen konnte zum Beispiel Tidal (www.tidal-audio.de). Der Hersteller aus Hürth bei Köln stellte nicht mal sein größtes Modell vor. Mit ihren 1,70 Metern Höhe wirkte die vorgeführte Agoria dank ihrer gefälligen Form sogar ausgesprochen schlank und elegant. Und so klang die Agoria an den neuen, hauseigenen Impulse-Monobloc-Verstärkern auch.

Tidal

Während einige Hersteller mit satten Bässen Eindruck zu schinden versuchten, überzeugte die Agoria mit Zurückhaltung. Sie klang ausgesprochen neutral, präzise und dynamisch sehr agil, tendenziell eher nüchtern und exakt, was im Vergleich zu einigen anderen Vorführungen eine echte Wohltat war. Und das Auflösungsvermögen, das die vorgeführte Kette bot, dürfte seinesgleichen suchen. Allerdings – billig ist der Spaß definitiv nicht: Die Agoria kosten 79.000 Euro, die Endstufen Impulse Monobloc 49.500 das Paar.

Etwas farbkräftiger ging es bei Lansche (www.lansche-audio.com) zu. Mit der 8.2 präsentierte der Hersteller aus Konstanz sein größtes Modell. Die Lautsprecher arbeiten im Bass mit zwei aktiv angetriebenen 48 cm Bässen und spielen angeblich bis 10 Hz herunter. Nach oben soll es dank des von Lansche entwickelten „Corona“-Ionenhochtöners bis 150 kHz gehen. Klar, so hohe Töne nimmt man nicht mehr wahr – zumindest nicht bewusst.

Lansche

Was man aber wahrnimmt, ist die ungeheure Leichtigkeit, mit der diese massiven Lautsprecher Musik einfach im Raum entstehen lassen. Dynamik ohne Ende, wunderschöne Klangfarben und ein unglaublich feiner Hochtonbereich ohne jede Schärfe zeichnen diese Lautsprecher aus. Diese Über-Lautsprecher haben allerdings ihren Preis: 160.000 Euro. Lansche führte mit Elektronik von Mola Mola vor.

Audio Components aus Hamburg (audiocomponents.de) präsentierte gleich in mehreren Räumen. Kein Wunder, hat der Vertrieb aus Hamburg doch einige Schwergewichte des High-End im Portfolio. Mich hat besonders die Vorführung der Wilson Audio Lautsprecher Alexia (52.500 Euro) in Verbindung mit den gigantischen Pass Xs 150 Monoendstufen (69.000 Euro) beeindruckt. Den Vorverstärkerpart übernahm die dreiteilige Pass XP 30 (17.900 Euro).

Wilson Audio

Im Größenvergleich scheinen die Verstärker reichlich überdimensioniert – nahmen sie doch etwa so viel Raum ein wie die Lautsprecher. Als Class-A-Verstärker machen die Endstufen aus den 500 Watt, die sie kontinuierlich ziehen, aber lediglich eine Ausgangsleistung von 150 Watt (8 Ohm). Und wie klingt’s? Unglaublich geschmeidig, feinstofflich und differenziert. Mich hat das Feuerwerk an Nuancen, klanglichen Schattierungen und Details fasziniert.

Pass

Dass man auch mit gezielter Beschränkung ins High-End-Nirwana gelangen kann, bewies Swissonor (www.swissonor.ch). Neben einer Limitierung des Preisniveaus hieß das allerdings auch eine an den Enden des Hörspektrums. Die kleine Kette der Vorführung bestand aus den Lautsprechern B.A.C.H.8e (3.000 Euro), die mit einem Breitbänder in einem recht eigenwilligen Horngehäuse arbeiten.

Swissonor

Die wurden vom kleinsten Röhrenverstärker des Schweizer Herstellers angetrieben, dem V.S.O.P.(3.500 Euro). Der beschränkt sich auf eine Leistung von acht Watt, kann dafür an den passenden Lautsprechern zaubern. Unglaublich ausdrucksstarke Mitten sind der Lohn. Besonders Stimmen klingen zum Dahinschmelzen. Und auch lautstärkemäßig kommt man dank der 94 dB W/m, die der Hersteller als Wirkungsgrad der Lautsprecher angibt, mit dem Acht-Watt-Verstärker erstaunlich weit.

Die Vorführung der aus Frankreich kommenden Marken La Rosita (www.larosita.fr) und Apertura (www.apertura-audio.com) konnte mich ebenfalls überzeugen. Wunderbar lebendig und dynamisch klang es hier. Irgendwie fühlte ich mich sofort in meinen positiven Vorurteilen über HiFi aus Frankreich bestätigt.

LaRosita

Hier zählte vor allem der „Esprit“, also der Geist, aber auch der Witz der Musik. Zackig, knackig, dabei aber auch tiefgründig klang die Kombi der neuen „Kalya“ getauften Kompaktlautsprecher von Apertura an der La-Rosita-Elektronik.

Ein persönliches Highlight war für mich die Vorführung der kanadischen Totem-Lautsprecher (totemacoustic.com) bei der High End Company aus der Schweiz.

Totem

Die Lautsprecher der Element-Reihe (siehe auch Test der Element Ember) – Element Metal (15.800 Euro) und Element Fire (7.300 Euro) – spielten dabei an Elektronik von VTL. Vince Bruzzese, der Entwickler, war extra aus Kanada angereist, um seine Preziosen persönlich vorzuführen – und schonte seine Schützlinge kein bisschen. Bei einem wilden Galopp quer durch die Musikstile wurde schnell klar: Das ist ganz großes Kino. Was die eigenwillig bis unscheinbar aussehenden Lautsprecher an Drive rüber brachten, war phänomenal.

Totem

Egal welche Musikrichtung, egal ob Club-Lautstärken die Wände (beziehungsweise das Blechdach) wackeln ließen oder feinste Streicherklänge durch den Raum ziselierten – jede Form von Musik gaben die Lautsprecher mit einer Spannung und gleichzeitig mit großer Selbstverständlichkeit und Souveränität wieder.

Etwas abseits der High End fand parallel zu ihr im Marriott Hotel die hifideluxe statt. Hier hat mich vor allem die Vorführung von Audioplan (www.audioplan.de) begeistert. Thomas Kühn hatte ganz oben ins Regal gegriffen und seine Konzert III mit der großen Jadis-Elektronik vorgeführt: Jadis JA 120 Röhrenendstufen, JPS2/JP80 Vorverstärker und das Calliope CD-Laufwerk in Verbindung mit dem D/A-Wandler JS1. Natürlich alles mit Audioplan Kabeln verdrahtet.

Audioplan

Die Stromversorgung lief selbstverständlich auch über Netzzubehör von Audioplan. Und ja: Eine so durchgetrimmte Kette klingt einfach. Intensiv, dynamisch, eindringlich – vielleicht lässt sich mit diesen schnöden Begriffen am ehester beschreiben, wie man mit der großen Audioplan-Anlage Musik wahrnimmt. Eindrucksvoll.

Last not least hat mir die Vorführung von Duevel (www.cd-konzert.de) an Audiomat-Elektronik (h-e-a-r.de) im Marriott sehr gut gefallen. Sicher eine nicht ganz alltägliche Kombination – französische Röhrenverstärker und deutsche Rundumstrahler.

Duevel

Die Duevel Sirius (21.500 Euro) vertrug sich dabei ausgesprochen gut mit dem Audiomat Solfege Reference 20 (7.990 Euro). Neben der hervorragenden Dynamik und den sauberen Klangfarben ist mir vor allem die präzise Räumlichkeit aufgefallen, die ich in dieser Form von Rundumstrahlern eigentlich nicht kenne.

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High End 2024

Messebericht: High End 2013 in München

  1. 7 Höreindrücke aus München

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: SME Model 15 Tonarm: SME 309 Tonabnehmer: MC: Denon DL-103R, Dynavector DV-20X2 H, Transrotor Figaro; MM: Shelter 201 Sonstiges: Flux-HiFi (Nadelreiniger), VPI HW-16.5 (Plattenwaschmaschine)

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight Musikserver: Antipodes K22 G4 Sonstiges: Pink Faun LAN Isolator

Vorstufen: Hochpegel: Pass XP-12 Phonoverstärker: BMC Audio MCCI Signature ULN

Endstufen: Pass X250.8 (Stereo)

Lautsprecher: Acapella High BassoNobile MK2

Kopfhörer: Beyerdynamic DT-990, Sony MDR-1000X, Teufel Supreme In

All-In-One: Ruark Audio R4

Kabel: Lautsprecherkabel: Dyrholm Audio Phoenix, fis Audio Studioline NF-Kabel: Dyrholm Audio Phoenix XLR, Boaacoustic Blueberry Signal.xlr, fis Audio Livetime (Cinch), Vovox und andere Digitalkabel: Audioquest Cinnamon (Toslink), Audioquest Vodka 48 (HDMI/I2S), Boaacoustic Silver Digital Xeno (USB), fis Audio Magic (LAN-Kabel), Wireworld Series 7 Starlight Gold (Koax-S/PDIF) Netzkabel: fis Audio Blackmagic, fis Audio Studioline Netzleiste: fis Audio Blackmagic

Rack: Creaktiv Trend 3

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 40 m² Höhe: 2,45 m