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Es gibt Städte, die sind immer eine Reise Wert – Heidelberg beispielsweise. Hier lädt nicht nur die Stadt zum Verweilen und Genießen ein, Gleiches praktiziert Thomas Halbgewachs mit seiner Headphone Company, die nunmehr als „Headphone Shop“ firmiert (Web: https://headphone.shop/).

Thomas Halbgewachs, Eigentümer des Headphone Shop in Heidelberg

Thomas Halbgewachs, Eigentümer des Headphone Shop in Heidelberg

Das Feinkostpaket aus kompetenter Beratung und ausgewählten Produkten blieb nicht unbemerkt und sprach sich bundesweit, ja sogar im gesamten deutschsprachigen Raum schnell herum. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde die bisherige Anlaufstelle für Kopfhörer-Aficionados im Herzen der Heidelberger Innenstadt schlicht zu klein – und auch für die vielen Ideen des umtriebigen Unternehmers schienen die Platzverhältnisse nicht ausreichend. Etwas Neues musste her.

Neue Location, frische Ideen

„Welcome to the pleasuredome“ prangt in großen Lettern an der Türe des neuen Headphone Shop in der Heidelberger Bahnstadt, unweit des Stadtzentrums. Da lasse ich mich doch nicht zweimal bitten! Schon beim Eintreten wird klar, dass das hier alles, aber keine gewöhnliche Verkaufsörtlichkeit sein will. Ein gängiges Setting, so Halbgewachs, wäre einfach zu eindimensional. Mehr aus der Idee zu machen, das habe ihn von Anfang an gereizt. Schließlich sei die Verbindung von Musik und ihrem Transportmedium – ob Kopfhörer, Digitale Audio Player oder stationäre Verstärker – mehr eine emotionale als eine rein technische. Kunst, Kultur, Technik und Genuss lägen nah beieinander, genau hier gälte es anzusetzen und sämtliche Sinne der Besucher anzusprechen, um das Thema Kopfhörer zu einem echten Erlebnis zu gestalten.

Welcome to the pleasuredome - Eingang Headphone Shop

Dafür hat Halbgewachs lange nach einem passenden Rahmen gesucht – er fand ihn schließlich in der neu gebauten Bahnstadt in unmittelbarer Nähe zur Heidelberger City. Da passt es ziemlich gut, dass die Bahn direkt vor der Türe hält. Praktisch, denn so kann, während die bessere Hälfte sich beim Schlendern durch die Gassen der Stadt auf das Mittagessen freut, ohne viel Aufhebens noch ein kleiner Abstecher gemacht werden, um sich in Ruhe beraten zu lassen und das Objekt der Begierde anzuhören … Nebenbei bemerkt, ist der Headphone Shop aka „Pleasuredome“ auch mit dem Auto gut zu erreichen, selbst das leidige Parkplatzproblem ist hier schlicht nicht existent.

Kunst im Headphone Shop

Das Headphone Camp

Da man im Ländle gerne Nägel mit Köpfen macht, entschloss man sich, den Startschuss des neuen Heidelberger Standorts auch gleich mit einem Event zu verbinden. Solche Events sollen künftig in regelmäßigen Abständen mit besonderen thematischen Schwerpunkten abgehalten werden. Kurzerhand wurde also gleich zum ersten Headphone Camp geladen, und wer jetzt an ein Bootcamp denkt, kann beruhigt werden. Es steht etwas ganz anderes im Vordergrund, nämlich der Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten. Hier kann man, egal ob Einsteiger oder Kopfhörer-Nerd, testen, genießen, fachsimpeln oder einfach nur entspannt vergleichen und hören. Dafür bietet der „Pleasuredome“ auch beste Voraussetzungen, denn dem Interessenten wird statt vollgestopfter, zugestellter Verkaufsräume ein ebenso großzügiges wie außergewöhnliches Ambiente mit zum Verweilen einladenden Rückzugsflächen dargeboten.

Headphone Shop: Statt zugestellter Verkaufsräume bietet der Heidelberger Kopfhörer-Spezialist ein großzügiges, offenes und lichtdurchflutetes Ambiente

Headphone Shop: Statt zugestellter Verkaufsräume bietet der Heidelberger Kopfhörer-Spezialist ein großzügiges, offenes und lichtdurchflutetes Ambiente

Für reichlich Licht sorgt eine die gesamte Ladenfläche ausfüllende, bodentiefe Fensterfront, und da durchgängig keine Wände vorhanden sind, die die Sicht unterbrechen könnten, erstreckt sich dem Betrachter ein eher an eine Kunstgalerie erinnernder Raum, der sich in drei Abstufungen nach hinten verbreitert. Gut möglich, dass auch die nicht kahl belassenen, sondern mit musikalischen Bezügen ausstaffierten Wände diesen Eindruck noch unterstreichen.

Das großflächige Bild eines Livekonzerts weckt Erinnerungen und macht gleich Lust auf eine erste Hörsession. Da passt es ganz gut, dass sich direkt darunter, auf einem eigens angefertigten, tresenartigen Tisch nicht nur großkalibrige Kopfhörer vom Schlage eines Meze Elite (3.999 Euro) und amtliche Röhren-Kopfhörerverstärker des polnischen Herstellers Feliks Audio, sondern auch Astell & Kern Audio Player als zuliefernde Quellgeräte anbieten.

Im Headphone Shop gibt's reichlich Hörgelegenheiten

Im Headphone Shop gibt’s reichlich Hörgelegenheiten – so auch an diesem tresenartigen Tisch, der zum Headphone Camp mit unterschiedlichen Kopfhörern und passenden Verstärkern ausgestattet war

Bereits mit dem magnetostatischen Empyrean zeigten die Entwickler von Meze Audio ihr Können, und natürlich ist auch der kostspieligere Elite kein Kind von Traurigkeit. Deshalb überraschte mich die vollmundige Seidigkeit nicht über Gebühr, die im Zusammenspiel entstand. Die großen Röhrenamps von Feliks Audio, speziell der Euforia (2.199 Euro), sind meiner Meinung nach ein Geheimtipp und harmonieren mit der eher gradlinigen Gangart der koreanischen DAPs ganz wunderbar. In der Kooperation mit dem Meze Elite ergab das eine sehr farbintensive, auf der wärmeren Seite von neutral gelagerte Charakteristik, dargereicht mit reichlich Energie und Luftigkeit. Angenehm? Geradezu einladend für schwelgerische Stunden!

Impression vom Headphone Shop Heidelberg

Auf einem mittig im Raum positionierten, großen Holztisch warteten gleich mehrere im Line-up des Headphone Shops befindliche In-Ear-Kostbarkeiten darauf, Gehör zu finden. Während Hardcore-User nicht nur aus hygienischen Gründen ihre eigenen Ohrstöpsel mitbrachten, lagen fürs „normale“ Publikum Ear-Tipps in allen gängigen Größen bereit. Und dieses, wie auch meine Wenigkeit, griff so nur all zu gerne zu einem Campfire Audio Trifecta (3.799 Euro). „Holla, die Waldfee“, hörte ich mich gedanklich aussprechen, als die Black Keys mit „Your Touch“ (Album: Magic Potion) die Gehörgänge fluten. Da ist mächtig Schub dahinter, farbintensive Mitten und nicht übertrieben wirkender Hochtonglanz inklusive. Der Tiefton agiert üppig-druckvoll, doch trotz aller Fülle nie unkontrolliert. Ganz anders zeigte sich danach der japanische Final Audio A8000 (1.999 Euro), der dank seines schlanker und straffer gehaltenen Grundtons und einer vornehm-kultiviert wirkenden Transparenz ein unaufgeregteres Klangbild ablieferte.

Basskräftiges Schmuckstück: Der In-Ear Empire Odin

Basskräftiges Schmuckstück: Der Empire Ears Odin

Als gänzlich anderes Kaliber entpuppte sich der unbescheiden Odin (3.699 Euro) genannte Empire-Ears-In-Ear, der unglaublich kraftvoll und satt im Bass und gleichzeitig straff und wendig wie ein junges Rehlein wirkte. Dabei derart enorm lebendig und mit hoher Feinauflösung unterwegs, dass man freudig erstaunt nur noch die Augenbrauen hebt. Wäre die Neugier auf die weiteren Kopfhörer an diesem Tag nicht so groß gewesen, ich hätte sicherlich noch länger verweilt. Dazu trug auch die gelöste und entspannte Atmosphäre im Headphone Shop bei. Ruhig und gelassen wurden die In-Ears untereinander ausgetauscht, man kam ins Gespräch und fühlte sich unter unbekannten Gleichgesinnten gar nicht fremd.

Blick in den Headphone Shop

Gespannt galt es für mich nun, den neuen Meze Audio 109 Pro (799 Euro) irgendwie in die Finger und auf die Ohren zu bekommen. Den in München auf der diesjährigen High End erstmalig vorgestellten offenen Over-Ear in Ruhe zu hören, erwies sich an diesem Tag als Herausforderung. Er fand sich ständig auf anderen Köpfen wieder! Mal bei jemandem auf dem zentral positionierten, ultragemütlichen roten Sofa, mal bei einem anderen bei den beiden Stehtischen, die mit ihren unterschiedlichen Verstärkerlösungen, sei es ein Astell&Kern Acro CA1000 (2.299 Euro) oder gleich der große Feliks Audio Envy (6.490 Euro) oder auch ein Paltauf Audio HPA-100 SP (3.990 Euro), zum Probehören einluden. Klar, das ist natürlich interessant zu erleben, wie ein und derselbe Kopfhörer unterschiedlichen Kopfhörerverstärkern aufspielt … und ehrlich gesagt heutzutage in dieser Form kaum noch möglich. Aber eben Teil der Headphone-Shop- aka „Pleasuredome“-Philosophie: Hören, vergleichen, weiter hören und noch ein gutes Glas Wein dazu in die Hand bekommen.

Meze 109 Pro

Den neuen Meze 109 Pro wollten beim Headphone Camp so einige hören….

Den brandneuen Meze 109 Pro konnte ich dann doch noch irgendwann erhaschen, und er band sich dann gleich länger an mich. Sehr offen und luftig agierend, zeichnet der Meze ein weit nach außen und authentisch in die Tiefe staffelndes räumliches Bild. Er verkneift sich donnernde Wuchtigkeit im Bass, bietet Tiefgang verbunden mit Schlankheit, was dem Mittenband wiederum mehr Beweglichkeit zu verleihen scheint. In den obersten Lagen ist er eher auf der analytischen Seite unterwegs, was dem Klangbild eine insgesamt detailtreue und transparente Note gibt.

Kopfhörer-Museum und Reliquien

Mein geduldiges Warten auf den Meze lohnte sich auch deshalb, weil ich in der Zwischenzeit eine zunächst unentdeckt gebliebenen Empore fand, die Ruhe bot. Dieser „Rückzugsort“ ermöglicht ungestörtes Hören auf bequemen Sitzkissen und versteckt sich hinter einer Regal-Installation, die nicht nur den Raum abgrenzt, sondern auch als Kopfhörer-Museum dient. Die wie Reliquien präsentierten Modelle aus vergangenen Tagen geben einen Einblick in die Anfänge der Kopfhörer-Entwicklung, während die portable Mini-Disc und der erste iPod thematisch in die „Neuzeit“ führen.

An gemütlichen Hör- und Sitzgelegenheiten mangelt es dem Headphone Shop wahrlich nicht

An gemütlichen Hör- und Sitzgelegenheiten mangelt es dem Headphone Shop wahrlich nicht

Überhaupt finden sich im Headphone Shop so einige Schätze, die der Erwähnung wert sind. So staune ich nicht schlecht über die Demo-Tapes von Michael Jackson, die das Sammlerherz von Halbgewachs aus dem fernen England herangetragen hat. Ebenso bewundern lassen sich ein originales Tonband von Franky Goes To Hollywood, signiertes Vinyl oder von Amy Winehouse und Angus Young signierte E-Gitarren.

Im Headphone Shop finden sich so einige Schätze - zum Beispiel eine von Amy Winehouse signierte E-Gitarre

Im Headphone Shop finden sich so einige Schätze – zum Beispiel diese von Amy Winehouse signierte E-Gitarre

Nicht zu vergessen die aus New York stammende Jukebox, die in Hannover liebevoll restauriert wurde. Dass sie nicht nur zur Dekoration dient, bewies sie abends, als zum Abschluss des Events nicht nur zu Antipasti, Sushi und passender Weinbegleitung geladen wurde – es gab auch vom Gastgeber persönlich gegrilltes Steak, sodass an diesem Tag eigentlich kaum ein Wunsch offenblieb.

Wunderschön restaurierte Jukebox im Heidelberger Headphone Shop

Wunderschön restaurierte Jukebox im Heidelberger Headphone Shop

Kopfhörer und Kino

Während die abendliche Lichtstimmung den Raum flutete, konnte ich auf alten, originalen Kinositzen fläzend den Tag noch mal Revue passieren lassen. Ein Highlight war sicherlich der aus drei Komponenten (DAC, Clock, Verstärker) bestehende dCS Lina (circa 32.850 Euro), an dem ein magnetostatischer Abyss AB1266 Phi TC (6.590 Euro) angeleint war. So ein kompromissloses Setup hört man wirklich nicht alle Tage. Auch wenn für eine tiefere Einschätzung sicherlich mehr Zeit und Ruhe nötig wäre: Dieses verblüffend „ganzheitlich richtige“ Klangbild beeindruckte mich nachhaltig.

dCS Lina an dem ein magnetostatischer Abyss AB1266 Phi TC

Eine Kopfhörerkette, die man nicht alle Tage hört: dCS Lina mit dem magnetostatischen Abyss AB1266 Phi TC. Gesamtpreis circa 40.000 Euro

Sie erinnern sich an die vorhin erwähnten Kinositze? Die befinden sich hier nicht rein zufällig, ebenso wenig wie die Wache stehenden, lebensgroßen Stormtrooper aus dem Star-Wars-Universum in den Ecken des Raumes. Eigentlich angekündigt, wurde das Kopfhörer-Kino im Headphone Shop aber leider nicht rechtzeitig fertig.

Lebensgroßer Stormtrooper im Headphone Shop Heidelberg

Hält Wache: lebensgroßer Stormtrooper im Headphone Shop Heidelberg

Hinter dem Kopfhörer-Kino verbirgt sich ein ambitioniertes Projekt, bei dem die Software „Headphone.studio“ anhand hinterlegter Impulsantworten die Akustik von Dolby-Kinosälen über Kopfhörer generiert. Da bei Kopfhörern, im Gegensatz zu Lautsprechern, keinerlei Raumanregung stattfindet, kann die virtuelle Kinosaal-Atmosphäre ungefiltert zum Tragen kommen. Wer das ausprobieren mag, der findet in nächster Zeit sicherlich Gelegenheit hierzu. Lizenzen werden dann auch online erhältlich sein. Eine interessante Geschichte, die sich auch für den Filmgenuss zu später Stunde, ohne die Nachbarn aus dem Bett zu werfen, empfehlen dürfte.

Spannend wird es auch sein, dieses Erlebnis mit einem Kii-Three-BXT-Ensemble zu vervollständigen – dieses gibt es nämlich bald im Headphone Shop zu bestaunen und zu hören. Chris Reichardt, der CEO von Kii Audio (hier geht’s zu unserem Firmenbericht), wird es sich nicht nehmen lassen, die Kii Three BTX im Rahmen des nächsten „Camps“ vorzustellen. Der geplanter Termin für dieses Event ist der 12. November 2022. Interessierte sollen sich das schon einmal vormerken – es dürfte spannend werden. Hier finden Sie weitere Infos zum kommenden Headphone Camp.

Kontakt

Headphone Shop
Langer Anger 201
69115 Heidelberg

Telefon: +49(0)6221-889211
E-Mail: info@headphonecompany.com
Web: https://headphone.shop/

Thomas Halbgewachs zeigt die Jukebox im Headphone Shop

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Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Plattenspieler: Linn LP12, Pro-Ject Perspective Anniversary

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Mytek Brooklyn DAC+ CD-Player: Sony CDP X-707 ES Musikserver: Innuos ZENMini MK3, Roon Nucleus Streamer: Auralic Aries Femto, Wattson Audio Emerson Digital Sonstiges: Mutec REF10 SE120 und MC-3+USB, Innuos PhoenixNET und PhoenixUSB

Vollverstärker: Cayin MT-34L

Vorstufen: Hochpegel: Sony TA-E 80 ES Phonoverstärker: Mytek Brooklyn DAC+

Endstufen: 2 x Sony TA-N 80 ES (Bi-Amping)

Lautsprecher: Kii Three, KEF LS 50 Meta

Kopfhörer: Beyerdynamic DT 1990 PRO, Beyerdynamic T1 (3rd. Gen.), HiFiMAN Deva PRO

Kopfhörerverstärker: Mytek Brooklyn DAC+

Mobiles HiFi: Astell&Kern AK 380, Chord Mojo