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Im „Showroom“ stehen Maschinen, bei denen der Kleber noch trocknen muss
Durch seine vielen Versuche, die Rückmeldungen seiner Kunden und die Expertise seines Reinigungsmittelherstellers ist für Herrn Hannl klar, dass Schallplatten für ein optimales Reinigungsergebnis in erster Linie gewaschen werden müssen. Bei starker Verschmutzung darf der Reinigungsvorgang auch lange laufen, damit die Reinigungsflüssigkeit den Schmutz in den Rillen lösen und ihn aus den feinen Strukturen auswaschen kann. Das Absaugen sei da lediglich der letzte Schritt, um die Waschflüssigkeit und den darin gebundenen Schmutz endgültig von der Platte zu entfernen. Von Konzepten, bei denen die Saugleistung zum Maß der Dinge erhoben wird, hält Herr Hannl wenig. Genauso wenig überzeugen ihn Maschinen, bei denen die Reinigungsflüssigkeit mehrfach verwendet wird. Und das Trockenpusten von Schallplatten gehe gar nicht. Beide Technologien sind seiner Meinung nach nicht geeignet, um wirklich alle Verunreinigungen aus der Rille zu holen.
Die letzte bedeutende Entwicklung in Sachen Reinigungswirkung stellt die rotierende Rundbürste dar. Der Arm mit der Rundbürste kann übrigens auch nachträglich auf jede Hannl-Maschine montiert werden. Er wird, nachdem die Reinigungsflüssigkeit aufgetragen ist, über die Platte geschwenkt und abgesenkt. Über eine Reibradkonstruktion, die auf dem Rand des Plattentellers aufsetzt, wird die Bürste nun entgegen der Drehrichtung des Tellers in Rotation versetzt.
Herr Hannl erklärt dazu, dass es seinen Erkenntnissen nach nicht nur die Bürstenhaare selber seien, die den Schmutz aus der Rille „fegen“, einen wesentlich stärkeren Effekt habe es vielmehr, dass die Reinigungsflüssigkeit durch die Bürstenbewegung stark verwirbelt werde und deshalb die Rillen noch effektiver durchspült würden. Konsequenterweise gibt es für den Einsatz der Rundbürste ein spezielles Reinigungsmittel, dem kein sogenanntes „Netzmittel“ beigesetzt wird. Netzmittel verringern die Oberflächenspannung von Wasser und sorgen dafür, dass es besser fließt. Beim Einsatz mit der konventionellen, starren Bürste ist der Zusatz eines solchen Mittels von Vorteil, da die Reinigungsflüssigkeit so besser in die Rillen eindringen kann. Beim Einsatz der Rundbürste ist die Oberflächenspannung aber gewünscht. Zum einen, weil sich dann mehr Flüssigkeit auf die Plattenoberfläche auftragen lässt, zum anderen, weil die Borsten der Rundbürste die Flüssigkeit so auch besser „greifen“ und in die Rillen spülen können.
Der Traum aller Analogfans: Eine fertige Hannl Mera ELB in Vollausstattung
Dass es die Rundbürste überhaupt zur Serienreife gebracht hat, ist wiederum einem Kunden zu verdanken. Nachdem Herr Hannl den ersten Prototyp fertiggestellt hatte, wollte er das Projekt eigentlich schon wieder aufgeben. Zu aufwändig und damit zu teuer erschien ihm die Produktion. Den Prototypen hatte er dann aber einem Kunden zum Ausprobieren mitgegeben. Und der postete seine Begeisterung über die enorme Reinigungswirkung gleich in mehrere Internetforen – die Folge: Hannl wurde mit Bestellungen überschüttet. Allerdings mussten sich die Kunden noch über ein halbes Jahr bis zur Auslieferung gedulden – so lange dauerte es, biss die Bürste letztendlich serienreif war. Den aufwändigen Arm lässt Hannl inzwischen von einem Spezialunternehmen, das ansonsten Formel-1-Technik baut, auf einer 3-D-CNC-Fräse in einem Stück herstellen. Das erwies sich als robuster als die ursprüngliche Konstruktion aus vier verschraubten Einzelteilen.
Blick in die Hannl-Werkstatt
Den nächsten Evolutionsschritt der Hannl-Maschinen hat wiederum ein Zulieferer angestoßen. Diesmal allerdings nicht, indem er etwas Neues – wie das oben genannte Reinigungsmittel – geliefert hätte, sondern indem er etwas nicht mehr lieferte: nämlich Saugturbinen mit 110-Volt-Motoren. Die benötigte Herr Hannl aber, da seine Schallplattenwaschmaschinen inzwischen überall hin exportiert wurden, und in einem großen Teil der Welt hat das Stromnetz nun mal eine Spannung von 110 Volt. Es lag nahe, gleich auf 24-Volt-Motoren umzusteigen, da auch der Plattentellermotor ein 24-Volt-Exemplar ist. (Übrigens wird dieser Motor eigentlich zum Antrieb von Lkw-Scheibenwischern eingesetzt – irgendwo musste sich der KFZ-Mechaniker in Herrn Hannl ja bemerkbar machen.) Ein ausreichend leistungsstarker 24-Volt-Motor benötigt allerdings ein ebenfalls leistungsstarkes Netzteil. Hier griff Herr Hannl nun auf ein Schaltnetzteil aus der Computertechnik zurück. Die neue „Eco 24 V“ getaufte Gerätelinie war geboren.
Die Kabelbäume werden vorgefertigt
Ganz so reibungslos gelang der Umstieg auf die neue Motortechnik dann aber doch nicht. Durch den Einsatz der 24-V-Gleichstrommotoren benötigten die Geräte nämlich auch eine neue Steuerelektronik. Entwicklung und Produktion selbiger vergab Hannl an ein externes Unternehmen.
So sieht Kleinserienfertigung aus …
Mittlerweile werden viele der Plattenwaschmaschinen aus Remscheid in den Fernen Osten exportiert. Besonders in Japan gibt es eine große Szene von Schallplattensammlern und -liebhabern. Dort gelten die Plattenwaschmaschinen „Made in Germany“ als die ultimativen Geräte zur Plattenpflege. Der Weg dahin war allerdings nicht ganz gradlinig, man musste sich zunächst einmal etwas besser kennenlernen …
Herr Hannl (links) hat für seine Mera ELB Eco 24 V in Japan eine Auszeichnung verliehen bekommen
Deshalb wurde eines Tages Hannls japanischer Geschäftsmann aktiv und stattete ihm – in Begleitung einer kundigen Übersetzerin – einen Besuch ab. Die Dolmetscherin vermittelte den beiden Männern erst einmal etwas über die unterschiedlichen Umgangs- und Kommunikationsformen in Deutschland und Japan, räumte Missverständnisse aus und half dabei, technische Probleme zu klären. Inzwischen hat Herr Hannl viel über Japan und insbesondere über die speziellen Ansprüche der dortigen Kundschaft gelernt. Eine piekfeine Verarbeitung ist dort Pflicht, Japaner haben diesbezüglich sehr hohe Ansprüche. Aber auch über Probleme, die bei einem feuchten Klima bei Maschinen und Verpackung auftreten, konnte man sich verständigen. Sein japanischer Geschäftspartner gehört inzwischen zu seinen liebsten Kunden.
Kontakt:
Hannl Vinyl Care
Beyenburger Straße 21 | 42899 Remscheid
Telefon: 02191 – 842976
eMail: vinylcare@t-online.de
Web: www.vinylcare.de
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