25. Mai, 05:20 Uhr in der Früh. Die Reise aus Stuttgart nach Hamminkeln am Niederrhein beginnt. Ziel ist die Hausmesse in der neuen Firmenzentrale von Kii Audio (www.kiiaudio.com), wo nicht nur manufakturhaft gefertigt, sondern vor allem sehr eigenständig gedacht wird. Wenn ein Hersteller seinen Firmensitz verlegt, ist das häufig ein Hinweis darauf, dass die Lager- oder Produktionskapazitäten nicht mehr ausreichen, man positiv in die Zukunft blickt und die Entwicklungsabteilung bestimmt ein paar neue Pfeile im Köcher hat. All das verheißt gute Stimmung und hält meine Augen beim Fahren wach.
Gut angekommen – der erste Plausch, die ersten Eindrücke …
Das gilt umso mehr, wenn ein anerkannter Entwickler wie Bruno Putzeys freie Entfaltung findet. So oder so sei man stolz auf das neue Gebäude, wie Wim Weijers – der für das internationale Geschäft (Amerika und außereuropäisch) zuständige Kii-Mitbegründer – im Gespräch zu verstehen gibt. Kii Audio produzierte nach Gründung zunächst in zwei kleinen Räumen, während die steigende Nachfrage sowohl die räumlichen als auch logistischen Kapazitäten an ihre Grenzen führte. Heute verkauft Kii Audio Lautsprecher in 40 Länder – ein Wachstum, das sich in einem Zeitraum von gerade mal fünf Jahren vollzog.
Dabei war von Anfang an wichtig, fügt Chris Reichardt – CEO und ebenfalls Mitgründer von Kii Audio – hinzu, ein offenes Konzept zu fahren. Transparenz und technische Nachvollziehbarkeit standen und stehen hoch im Kurs. In Zukunft werden interessierte Besucher am neuen Firmensitz nach Anmeldung willkommen geheißen, inklusive umfänglicher Beratung lassen sich im neu eingerichteten Demo-Raum die eigenen Lieblingstracks genießen.
Wer mag, kann die beim Händler oder direkt bei Kii Audio bestellten Lautsprechersysteme persönlich abholen – und noch ein paar schöne Tage am Niederrhein oder in Belgien beziehungsweise den Niederlanden verbringen. Auch Händler, Distributoren aus aller Welt sowie Pressevertreter sollen sich in Zukunft in Hamminkeln einfinden.
Rui de Campos Mendes, Produkttrainer und zuständig für den Vertrieb in der DACH-Region, ergänzt, dass in naher Zukunft kleinere Events in regelmäßigen Abständen geplant sind und neben Musik, Kulinarik oder Wein weitere verschiedene Themen eine Rolle spielen werden.
Äußerlich fügt sich die Kii-Audio-Firmenzentrale unauffällig in ein Konglomerat identischer Bauten ein, typisch für Industriegebäude in solchen Gebieten. Der rechteckige Flachdachbau verfügt über mehrere Eingänge sowie ein rückseitiges großes Rolltor für Wareneingang und -ausgang. Im Haupteingangsbereich im Erdgeschoß wird der Besucher von einem halben Dutzend Kii Threes begrüßt, die mit den neuen Exklusivfarben ins Auge fallen. Zu meinem Favoriten küre ich kurzerhand Phoenix Orange Metallic, wobei sich Tempranillo Red Metallic, High Gloss White sowie auch Nardo Grey, Spring Green und Azurro High Gloss allgemeiner Beliebtheit erfreuen. Wer die Wahl hat, hat manchmal eben die Qual. Linksseitig führt eine Treppe nach oben in die Büro-Räumlichkeiten, doch das Interesse gilt zunächst der Fertigung.
Die Lautsprecherfertigung bei Kii Audio
Die zeigt sich bereits nach ein paar Schritten: Über die rechte Schulter geblickt, eröffnen sich zwei größere, hallenartige Räume, unterteilt in unterschiedliche Bereiche. Die Metamorphose vom Gehäuse-Rohling bis hin zu einer Kii Three oder einem BXT-System beginnt im ersten Hallenbereich. Hier kommen die gegossenen Polyurethan-Rohlinge aus dem Schwarzwald an und werden nach der Endkontrolle für die Lackierung vorbereitet.
Danach geht es in die zweite Halle, wo es für die Lautsprechergehäuse heißt, in Reih und Glied aneinandergereiht zu warten, bis der nächste Montageschritt erfolgt. Ist es schließlich so weit, geht‘s entweder im Duett (Kii Three) oder als Quartett (Kii Three & BXT-System) weiter durch die Produktion. Verstärkermodule, Verkabelung sowie die Chassis werden von Hand montiert, wie man das bei „Made in Germany“ erwartet. Während viele Hersteller unter dem vorherrschenden Bauteilemangel ächzen, hat Kii Audio früh auf deutsche sowie europäische Komponenten gesetzt oder eben kurzerhand umgestellt. Jeder Arbeitsschritt sitzt und die freundlichen Kii-Monteure erwähnen wie beiläufig, dass sie durch die verbesserten Abläufe in den neuen Räumen die Fertigungszeit einer Kii Three deutlich verringern konnten. Anschließend steht neben der Qualitätskontrolle – inklusive individueller Einmessung eines jeden Lautsprechers sowie Matching auf +/- 0,3 dB – und Funktionstest noch eine amtliche Politur an, ehe die Kiis professionell verpackt werden.
Bezugsfertig wurde die neue Produktionsstätte im Sommer letzten Jahres. Im Grunde war sie zunächst nur eine leere Hülle. Eine optimale Arbeitsstruktur musste während des laufenden Betriebs eingerichtet werden, was das Ganze nicht unbedingt einfacher machte. Es wurde entsprechend stärker angepackt; den finalen Ablaufprozess von der Anlieferung der Gehäuse-Rohlinge bis hin zum fertig verpackten Produkt optimierte das gesamte 15-köpfige Team (inklusive CEO). Ich muss gestehen, dass ich eigentlich einen größeren, unübersichtlicheren Auflauf an Verantwortlichen und Mitarbeitern erwartet hatte – aber ein motivierter Mitarbeiter ersetzt bekanntlich mehrere unmotivierte.
Chillen und probehören bei Kii Audio
Von der Produktion zurück führt mein Weg wieder in den Eingangsbereich. Hält man sich rechter Hand, betritt man einen mit zwei Holztischen angenehm eingerichteten Aufenthaltsbereich. Ein Ort der Begegnung nicht nur für die Mitarbeiter, die hier ihren Kaffee trinken oder auch die tatsächlich gelebte gemeinsame Mittagszeit verbringen. Der Raum dient zudem als erste Anlaufstelle für externe Besucher, bevor es nach einem kurzen Schnack und vielleicht Snack in den angrenzenden Hörraum geht. Genuss in Form eines mehrere Sinne ansprechenden Gesamterlebnisses, so erwähnt Chris Reichardt erneut, geht mit Musik ziemlich gut. Weswegen ich meinen Nichtalkoholvorsatz mit Hinweis darauf, dass es erst halb elf und damit viel zu früh sei, bei den ersten Tönen des Kii-Three-BXT-Systems und einem gereichten Glas Riesling-Sekt des Weinguts Reichsrat Von Buhl augenblicklich über Bord werfe.
Der mit einem dicken Teppich gedämpfte, 30 Quadratmeter große Hörraum ist zwar akustisch optimiert, orientiert sich aber eher an einer normalen Einrichtungskonstellation. Auf Deckensegel, unzählige Absorber und Diffusoren hat man bewusst verzichtet. Bequem in zentraler Position platznehmend, werde ich von Chris Reichardt informiert, dass man noch immer auf die bestellten Sitzmöbel warte und dies momentan nur ein Provisorium darstelle. Alles ist übrigens über eine API-Steuerungen via iPad zu bedienen, ja sogar die Lichtatmosphäre lässt sich per Knopfdruck steuern. Der etwa dreißig Quadratmeter messende Hörraum präsentiert sich mit einer durchaus Kii-typischen Hörsituation: Das System aus Kii Three und BXT-Modul ist neben einem Thorens TD-124 das einzige sichtbare Audiogerät. Alle weiteren Komponenten finden sich unsichtbar in einem USM-Haller-Regal integriert. Neben einem „Innuos Statement“-Musik-Server sowie einem „Grandinote“-Phono-Pre findet sich dort zu meiner Überraschung auch eine Playstation 5. Alle im Team, so Chris Reichardt, hätten Freude an der Kii Three und ließen es in der Pause oder abends nach Dienstende an der Konsole gerne mal krachen. Die Kii Three sollen beim Kunden zuhause ja auch von allen in der Familie bedient werden.
Wer mit der Überlegung spielt, das Kii-Three-BXT-Gespann mal in Ruhe beim Händler oder direkt bei Kii Audio anzutesten, sollte diese unbedingt in die Realität umsetzen. Die Mühelosigkeit der gesamten Darstellung, die Transparenz und Durchhörbarkeit im Mittenhochtonband sowie die extrem präzise Urgewalt im Bassbereich sind par excellence. Ich freue mich schon drauf, das BXT-Modul mit meinen Kii Three (siehe Test Kii Three) im eigenen Hörraum verheiraten zu dürfen – und einen Testbericht über meine Erfahrungen zu verfassen. Wir hören „Emergence in Nature“ von Hannah Peel (Album: Fir Wave) und ich staune über den definierten Schub in den tiefen Lagen und den irrwitzigen Speed, mit dem das Kii-System unterwegs ist. In Sachen authentischer Reproduktion von natürlichen Instrumenten zeigt sich das Kii-Three-BXT-Doppel dann beim Stück „The Dance #9“ von Cecilie Strange (Album: Blikan) von seiner besten Seite. Das sorgt für gänsehautverdächtige Momente und hinterlässt beim Autor nachdrückliche Begeisterung.
Später gesellt sich noch der CEO von Thorens, Gunter Kürten, in die Hörrunde. Die symmetrische Verbindung eines Thorens-Plattenspielers mit den Kii Three gerät mit einem hochwertigen Phono-Pre zum Kinderspiel. Anstatt Zeit mit theoretisch denkbaren Verlusten durch die A/D-Wandlung des DSPs zu vergeuden, hört der Toningenieur Gunter Kürten auch privat seine Thorens-Plattenspieler über ein Kii-Three-BXT-System.
Ein letzter Gedanke
Während der Tag zu Ende geht, und der Heimweg ansteht, bleibt zu konstatieren, dass beim Kii-Team neben einer großen Begeisterung fürs Thema Lautsprecher auch eine besondere Verbundenheit zueinander sowie zum Unternehmen zu spüren ist. Ganz gleich, ob man sich mit Chris Reichardt, Wim Weijers, Rui de Campos Mendes, Tom Jansen oder Bruno Putzeys unterhält, eine ausgeprägte Begeisterung ist stets wahrnehmbar. Wertschätzung, auch den Kunden gegenüber, wird bei Kii Audio offenbar generell großgeschrieben. Irgendwie hört man das.
Hersteller/Vertrieb:
Kii Audio GmbH
Uhlandsweg 6b | 46499 Hamminkeln
Telefon: +49 (0) 2852-94582-66
E-Mail: info@kii.audio
Web: https://www.kiiaudio.com/