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So manches wird mit der Zeit immer besser. Etwa ein edler Barolo. Auch ein in Ruhe gereifter Parmigiano reggiano oder ein dry-aged Rib-eye-Steak gewinnen so an Qualität. Oder der inzwischen ikonische Zuffenhausener Sportwagen, dessen dreiziffrige Typenbezeichnung wohl in fast allen Winkeln der Welt bekannt sein dürfte. Selbst vermeintlich profane Dinge wie etwa meine elektrische Zahnbürste haben über die Jahre eine Entwicklung hingelegt, die zu Beginn kaum abzusehen war. Auch Friedrich Schäfer oder besser: seine Verstärker, deren Bau er sich seit über vierzig(!) Jahren vornehmlich widmet, passen in diese Aufzählung.

Was es umso reizvoller macht, ASR Audio Systeme (https://asraudio.de/) im hessischen Herborn, dem für seine malerischen Fachwerkhäuser bekannten Ort an der Dill, einen Besuch abzustatten. Und zu erkunden, wie und wo genau Schäfer und sein Team die weltweit anerkannten Vollverstärker und Phonostufen mit den für ASR so typischen rauchfarbenen Acrylgehäusen entwickeln und fertigen.

ASR Emitter 2 ohne Acrylglas

Ein noch nackter Vollverstärker ASR Emitter 2 ohne typisches Acrylglasgewand. Die Netzteile finden sich in separaten Gehäusen

Bereits die Anfahrt durchs Sauerland und die Ausläufer des Westerwaldes ist ein Erlebnis, besonders wenn man ein Faible für wildromantische Mittelgebirgslandschaft hegt.

Ein recht warmer und sonniger Sommertag kündigt sich an und bereits bei meiner Ankunft im etwas außerhalb gelegenen Stadtteil Seelbach zeigt das Thermometer satte 25 Grad an. Doch im ASR-Firmengebäudes ist es noch angenehm kühl, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Firma vor etwa zwanzig Jahren in ein Gebäude einer ehemaligen Bundeswehrkaserne zog, dessen Wände doch höchstwahrscheinlich schusssicher ausgelegt wurden und mithin ordentlich dick sein dürften.

Das Team von ASR Audio Systeme

Das fast vollständige Team von ASR Audio Systeme. Vierter von rechts: Firmenchef Friedrich Schäfer

Dann begrüßt mich der Firmengründer und alleinige Inhaber Friedrich Schäfer. Schäfer, Jahrgang 1956, tut dies mit verbindlichem Händedruck und sorgt dankenswerterweise zunächst einmal für einen ordentlichen Kaffee zum Gespräch. 

Verdammt lang her … die Geschichte von ASR Audio Systeme

Wir sprechen über die Historie von ASR Audio Systeme. Nach 42 Jahre währender Tätigkeit im Metier ist klar, dass es da Einiges zu berichten gibt. Ich erfahre: Schäfer ist gebürtiger Herborner und studierte in den achtziger Jahren Wirtschaft und Ökonomie im nahen Gießen. Für Technik im Allgemeinen und Elektronik im Besonderen hat sich der junge Herr Schäfer schon früh begeistern können. Doch zu Anfang ist es die Fotografie, der seine Leidenschaft gehört. Verbürgt ist auch die Teilnahme am renommierten Wettbewerb „Jugend forscht“, wo er als Schüler für seinen Entwicklungsautomaten einen respektablen dritten Platz einheimst.

Auf dem Marktplatz von Herborn

Auf dem Marktplatz von Herborn – dem 20000-Seelen-Heimatstädtchen von ASR Audio Systeme Friedrich Schaefer

Als er während der Studienzeit wieder auf seinen ehemaligen Schulkameraden Michael Rompf trifft, teilen beide bereits die Begeisterung für feine Hifi-Technik. Die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens soll schließlich etwas Geld in die Taschen spülen. Schäfer + Rompf, wie die gemeinsame Firma nun heißt, befasst sich anfangs mit dem Bau von Lautsprechern. Das Topmodell verkaufen sie für damals beachtliche 6.000 D-Mark. 1981 folgt der erste selbst entwickelte Verstärker, der Phonoverstärker „Basis“. 1982 läuft der erste Vollverstärker vom Stapel, womit gleichzeitig der erste der langen Reihe sogenannter „Emitter“ das Licht der Welt erblickt, die ab 1983 mit dem „Emitter 2“ erweitert wird. Ein Testbericht in einem der angesagten Hifi-Magazine jener Zeit, in dem der Debütant sogleich eine ganze Reihe bekannter Platzhirsche klanglich ziemlich alt aussehen lässt, sorgt dafür, dass sich Schäfer + Rompf fortan auf den Bau von Verstärkertechnik konzentriert. Wie dem Emitter wird auch der Basis eine langjährige, bis heute weiterlaufende Zukunft beschert sein: Beide durchleben eine Vielzahl von Entwicklungsschritten, die sie zu den zuverlässigen und ausgereiften Hifi-Geräten werden lassen, die sie heute sind. Verstärker fürs Leben eben, was man, wie mir Friedrich Schäfer bestätigt, gerne wörtlich nehmen darf.

Obwohl wirtschaftlich ein Erfolg, nimmt die Zusammenarbeit mit Michael Rompf, der sich anderen Projekten zuwenden möchte, 1994 ein Ende. Friedrich Schäfer entscheidet kurzerhand, die Firma allein weiterzuführen. 1995 wird aus Schäfer + Rompf ganz offiziell ASR Audio Systeme Friedrich Schäfer.

Vollverstärker, Phonovorstufen – und sonst (fast) gar nichts

Herr Müller misst die fertige Platine eines Minibasis Exclusive durch

Alle Spezifikationen müssen präzise eingehalten werden: Herr Niko Müller misst die fertige Platine eines Phonovorverstärkers „ASR Mini Basis Exclusive“ durch

Sowohl der  ASR Emitter I als auch der ASR Emitter II sind also bis zum heutigen Tag im Programm. Die Leistungsdaten können sich hüben wie drüben sehen lassen: 2 x 140 Watt werden für den Emitter I und 2 x 280 Watt für den großen Bruder jeweils an 8 Ohm angegeben. Bei Friedrich Schäfer dürfen Sie sicher sein, dass es sich um eher konservative Angaben handelt und sich die Amps ausgesprochen stabil an realen Lautsprecherlasten verhalten, wie nicht zuletzt die beinahe doppelte Leistung an 4 Ohm nahelegt.

ASR Emitter 1 und Emitter 2 in der Exclusive-Variante

Links oben der ASR Emitter 1, rechts oben der ASR Emitter 2 – jeweils in der Exclusive-Variante. Die zugehörigen Akkunetzteile befinden sich in den dritten Stockwerken der Racks, die restlichen Etagen besetzen die Endstufennetzteile beziehungsweise ein T+A Multi-Source-Player MP 3100 HV

Im Vergleich zu früher etwas eleganter und moderner gestylt, sind sie auch optisch dennoch weiterhin leicht als typische Emitter zu identifizieren. Unter dem Acryl allerdings fand stets rege Entwicklung statt, immer mit dem Ziel, die Performance noch weiter voranzutreiben. Übrigens: Friedrich Schäfer führt akribisch Buch über die jeweiligen Änderungen, die auf der Firmenwebsite dann für jedermann einsehbar sind.

Neben den Emitter-Vollverstärkern sind die Phonovorstufen Mini-Basis und Basis fester Bestandteil des Herborner Portfolios. Wie die Integrierten erfuhren auch sie beständig Evolution. Mit verblüffend deutlich hörbarem Effekt auf den Sound, wie ich beim Test der Basis Exclusive HV feststellen konnte.

ASR Emitter I, Acryl Vorderseite

Der ASR Emitter I mit transparentem Acrylglas

Nicht so bekannt ist, dass ASR Audio Systeme neben Verstärkern auch Netzkabel anbietet. Das Magic Cord, welches zum Lieferumfang der ASR Verstärker gehört, und das Active Magic Cord. Die Besonderheit des letzteren ist die Integration einer aktiven Gleichspannungsunterdrückung und eines verlustarmen, niederohmigen Netzfilters zur Eliminierung hochfrequenter Störungen. Da diese Technik bereits in den Netzteilen der ASR-Geräte integriert ist, dürfte das Active Magic Cord natürlich vor allem für Besitzer markenfremder Geräte interessant sein.

Keine Kombis!?

Nicht selten kommt die Frage auf, warum ASR keine klassischen Vor-Endverstärker-Kombinationen an den Start bringt. Das ist leicht erklärt: Friedrich Schäfer sieht schlicht keinen Sinn darin, die Funktionen auf zwei getrennte Gehäuse zu verteilen und dafür zusätzliche Schnittstellen und lange Kabelwege in Kauf zu nehmen. Getrennte und ausgelagerte Netzteile sieht er dagegen als klaren Vorteil an, die feisten Trafos werden daher schon lange gerne in separate Behausungen verbannt. Diese Form der räumlich getrennten Arbeitsteilung ist inzwischen wesentlicher Bestandteil der technischen „Philosophie“ von ASR Audio Systeme. Im Falle eines mit Akkunetzteil ausgerüsteten Emitter II Exclusive kann das bedeuten, dass neben dem eigentlichen Amp gleich weitere drei zusätzliche und keineswegs leichtgewichtige Kästen im Hörraum verstaut werden müssen: Anschaulich zu sehen im Test des Emitter II Exclusive. Zum Batterienetzteil kommen also noch die zwei externen Netzteile, in denen jeweils ein Duo großformatiger Philbert-Mantelschnitt-Transformatoren einen der mit zehn MOSFET-Transistoren bestückten Verstärkerkanäle des Emitters versorgt.

ASR Emitter II Exclusive - Netzteil mit „Philbert-Mantelschnitt“-Trafos

Leistungsnetzteil mit „Philbert-Mantelschnitt“-Trafos

Wer nun glaubt, mit dem kleineren Emitter I aus dieser Bredouille zu entkommen, irrt. Der lässt sich in der Exclusive-Version nämlich ebenfalls mit einem zusätzlichen Akkunetzteil ausstatten. Damit sind auch hier drei Ebenen im Rack belegt.

Dass der unbescheidene Platzbedarf seiner Verstärker nicht unbedingt jedermanns Wohlwollen trifft, weiß Friedrich Schäfer natürlich. Doch ein ASR Emitter muss so sein, wie er ist. Ein nicht unwesentlicher Teil seiner Magie liegt eben in der aufwändigen Stromversorgung. Zu dieser Einstellung kann ich den ASR-Chef nur beglückwünschen. Solche authentisch-kompromisslosen Lösungen sind ja genau das, was dem Thema Highend seinen besonderen Reiz verleiht und Austauschbarkeit und Beliebigkeit einen Riegel vorschiebt.

Die Hauptplatine des Emitter I

Eine auf ihre Bestückung wartende Hauptplatine des Emitter I

Apropos Austauschbarkeit und Riegel: Seinen ASR-Verstärker nach Lust und Bedarf feinanpassen zu können, ist ein weiterer Aspekt der Firmenphilosophie. Sie benötigen zusätzliche Hochpegeleingänge, einen zweiten Lautsprecheranschluss – oder einen Kopfhörerausgang? Alles ebenso wenig ein Problem wie verschiedene Designvarianten: So gibt es auf Wunsch alufarben eloxierte Kühlrippen und klares Acryl oder eine andere Displayfarbe. Mein Favorit wäre die Kombi aus Kühlrippen in „Alu-natur“ und blauem Display.

Reparaturen & Nachhaltigkeit

Bevor wir uns zu einem Rundgang durch die ASR-Produktionsstätten aufmachen, noch ein Wort zum Thema Nachhaltigkeit. Die große Mehrheit aller jemals produzierten ASR-Amps spiele, so Friedrich Schäfer, auch heute noch einwandfrei. Natürlich kann nach 30 oder 40 Betriebsjahren mal das eine oder andere Bauteil den Dienst quittieren. Kein Drama, denn fast alle ASR-Verstärker können im Werk wieder instandgesetzt werden. Häufig lassen sich dabei sogar Neuerungen nachfolgender neuerer Baureihen in die älteren Modelle integrieren, so dass sie anschließend besser als zuvor performen.

Elektroauto bei ASR Audio Systeme

Sicherlich auch ein Aspekt der Nachhaltigkeit: Friedrich Schäfer ist bekennender Fan der Elektromobilität

Sollte die Reparatur eines sehr alten Schätzchens doch einmal nicht mehr möglich sein, etwa weil es nach Jahrzehnten das eine oder andere Bauteil schlichtweg nicht mehr gibt, versucht das ASR-Team zusammen mit dem Besitzer eine wirtschaftlich vernünftige Lösung zu finden. Wenn nötig, zögert man bei ASR auch nicht, Kunden originale Schaltpläne zur Verfügung zu stellen. 

Von Herborn aus in die ganze Welt

Zum Export nach China vorbereitete, bereits verpackte Verstärker

Nein, nix aus Fernost – diese Verstärker reisen in die umgekehrte Richtung

So viel Offenheit und Transparenz findet man nicht oft in einer Branche, in der sich häufig berechtigte, bisweilen übertriebene Sorgen vor Plagiaten und Kopien umtreiben. Etwas, das Friedrich Schäfer nur ein mildes Lächeln entlockt. Und den Kommentar, dass in Asien der Umstand kopiert zu werden, als Zeichen höchster Wertschätzung gelte.

Dorthin verkauft ASR Audio Systeme etwa 30 Prozent der Produktion. Weitere 15 Prozent gehen jeweils in die USA und den Rest der Welt, im Inland verbleiben gute 40 Prozent aller ASR-Verstärker. Während der internationale Handel wie üblich über lokale Vertriebe und Händler erfolgt, hat sich ASR bereits 2019 entschieden, den heimischen Markt nur noch im Direktvertrieb zu bedienen. Einer der Gründe dafür war, dass sich der Handel zunehmend schwerer tat, Kunden von den Vorteilen der mehrteiligen Geräte zu überzeugen. Groß und gewichtig lag einfach nicht mehr so im Trend. Außerdem ermögliche der Direktverkauf die aufgerufenen Preise in einem vernünftigen, nachvollziehbaren Rahmen zu halten. Optimierte Beratungsqualität und größere Kundennähe seien weitere Argumente gewesen. Letztlich zeigt man sich sehr zufrieden, diesen Schritt gewagt zu haben.

ASR Emitter in der Endkontrolle

Sämtliche Verstärker, hier drei Emitter II, verlassen ASR erst nach einem umfangreichen Prüflauf

Unter dem Stichwort „Emitter at Home“ können sich Interessierte den ASR-Amp ihrer Begierde probeweise für vierzehn Tage ausleihen. Oder sie lernen die Wunschkandidaten auf den „Emitter-Days“, die ASR regelmäßig in Herborn veranstaltet, kennen – zumindest war das vor der Corona-Pandemie so. Natürlich hofft man, bald wieder solche Events am Firmensitz anzubieten. Darüber hinaus sind Friedrich Schäfer und seine Mitarbeiter für alle Interessierten telefonisch erreichbar.

Gute Laune bei den Mitarbeiterinnen von ASR Audio Systeme

Das Betriebsklima scheint bei ASR Audio Systeme nicht das schlechteste zu sein … Frau Kati Welsch und Frau Maritta Liebl beim Bau der Mini Basis, die optische Endkontrolle obliegt ebenfalls ihrer Verantwortung

Hier in Herborn sind, einschließlich Firmenchef, zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Entwicklung, Fertigung, Service und Instandsetzung der ASR-Verstärker beschäftigt. Die meisten davon bereits seit vielen Jahren, die Fluktuation in der Belegschaft ist sehr gering. Neben dem offensichtlichen Stolz besondere Produkte für einen besonderen Markt zu fertigen, fiel mir, bei aller Professionalität, der fast  familiäre Umgang untereinander auf. Auch die Freundlichkeit, mit der mich alle begrüßten und später wieder verabschiedeten, ist nicht überall selbstverständlich. Friedrich Schäfer erklärt mir, dass er Wert auf flache Hierarchien lege und für seine Mitarbeiter stets ansprechbar zu sein versuche. Da muss er so Einiges richtig machen, denn ein ähnlich entspanntes Arbeitsklima wie hier in Herborn findet sich heutzutage sicher nicht überall.

Dicke Mauern, viel Platz und natürlich ein Soundcheck ­– Rundgang durch das ASR-Firmengebäude

Nachdem die Bundeswehr die Herborner Aartal-Kaserne im Jahr 1992 aufgab, erwarb Friedrich Schäfer acht Jahre später das Gebäude des heutigen Firmensitzes – ein über 50 Meter langer, dreigeschossiger Zweckbau – und verfügte damit schlagartig über etwa 2000 Quadratmeter Betriebsfläche. War man zuvor eher beengt untergebracht, wurde die Version Schäfers vom Arbeiten mit reichlich Luft, Platz, Tageslicht und einem Blick ins Grüne nun Realität.

Das Firmengebäude von ASR Audio Systeme

Nicht schön, aber mit viel Platz und Licht: das Firmengebäude von ASR Audio Systeme war früher mal eine Kaserne

Soweit möglich, arbeitet ASR mit Zulieferern aus der Region zusammen. Dies gilt für die nackten Platinen, wie für die computergesteuert zugeschnittenen Acrylplatten der Verstärkergehäuse. Die elektronischen Bauteile bezieht ASR aus aller Welt, nicht umsonst sitzt der Firmeninhaber des Nachts manchmal sehr lange am Computer und versucht, das am besten geeignete Bauteil für eine bestimmte Anwendung zu finden. So erfüllt es ihn schon ein wenig mit Stolz, dass es ihm gelungen ist, die Hochvoltkondensatoren in seine Verstärker zu implementieren und dass diese speziellen Typen inzwischen sogar das ASR-Logo tragen.

Auf der linken Seite des Gebäudes erstreckt sich ein gut 50 Meter langer Flur. Nach vorn raus liegen die Studios für Entwicklung, Reparaturen und Updates. Nicht zuletzt findet hier die penible Bestückung der Platinen statt.  Diesen sensiblen Part übernimmt bei ASR Audio Systeme in der Regel der weibliche Part der Belegschaft, was wohl mit der besonderen Feinfühligkeit zusammenhängt, die der Chef seinen hier tätigen Damen zuschreibt. Sobald die benötigten Platinen fertig gestellt sind, werden diese durchgemessen und in Chargen zur weiteren Verwendung bereitgestellt.

Flur im Firmengebäude von ASR Audio Systeme

Lang, länger, am … Flur im Firmengebäude von ASR Audio Systeme

Beim Durchschreiten der Räume fallen in den Regalen immer wieder ältere Emitter-Verstärker, Basis-Phonos oder mal eine der seltenen Collector-Vorstufen ins Auge. Sie warten dort auf ihre sachgemäße Instandsetzung oder Überholung. Einige davon besitzen eine bemerkenswerte Historie. Etwa der defekte Emitter, welchen ein eiliger Kunde zur Reparatur abgab, dann aber vergaß, Telefonnummer oder Adresse zu hinterlegen. Das überholte Geräte steht inzwischen seit bald zehn Jahren zur Abholung bereit. Falls sie also einen Emitter vermissen sollten, oder jemanden kennen, der …

Im hinteren Räumen des Flurs wird vor allem gelagert: Bauteile, Verpackungsmaterial ebenso wie fertige Geräte, die auf den Versand warten. Außerdem steht hier eine Graviermaschine, mit der die Acrylplatten beschriftet werden. Klar, hätte man das outsourcen können, doch die geforderte Qualität wäre dann immer ein Problem gewesen – und außerdem sei man so viel flexibler, zumal aufgrund der gern genutzten Sonderoptionen viele der Amps keine Standardgravur tragen.

Die Endmontage bei ASR Audio Systeme mit Produktionsleiter Ingo Cuntz und Udo Eckhard

Die Endmontage bei ASR Audio Systeme mit Produktionsleiter Ingo Cuntz und Udo Eckhard

Biegt man hinter dem Eingang in den rechten Flügel des Gebäudes ab, gelangt man in die Endmontage. Dies ist das Reich von Produktionsleiter Ingo Cuntz und seinem Mitarbeiter Udo Eckhard.

Beide könnten im Notfall einen Emitter oder Basis auch mit verbundenen Augen zusammenbauen, ist zu vernehmen. Haben sie dies (im Regelfall ohne Augenbinde) getan, werden alle ASR-Verstärker und -Netzteile in einem mehrtägigen Prüflauf auf Herz und Nieren getestet. Erst wenn sie diesen Hindernisparcours einwandfrei absolviert haben, gelangen sie in die Hände ihrer neuen Besitzer.

Hauptplatinen der ASR Mini Basis Exclusive

An den knallgelben Hochvolt-Kondensatoren leicht erkennbar: Hauptplatinen der ASR Mini Basis Exclusive

Angekommen im zweiten Stock, präsentiert mir Friedrich Schäfer stolz den für ihn vielleicht wichtigsten Raum in seinem Hifi-Reich: Den ASR-Hörraum. In ihm finden nicht nur Vorführungen für Kunden oder ausländische Distributoren statt, hier werden auch neueste Entwicklungen und Modifikationen ausgiebig zur Probe gehört. Da kann schon mal schnell die eine oder andere Nacht schlaflos vorübergehen, weiß der Firmenchef schmunzelnd zu berichten.

Im Hörraum: ASR Emitter I und Emitter II mit Fink Team WM-4

Im Hörraum: ASR Emitter I und Emitter II mit Fink Team WM-4

Wer wollte hier wohl nicht einmal versehentlich am Ende des Tages eingeschlossen werden? Es stehen ASR Emitter I und II in Vollausstattung zur Verstärkung bereit. Als digitale Quelle dient ein T+A Multi-Source-Player MP 3100 HV, während vinylaffine Zuhörer auf Transrotors Massimo zugreifen dürfen. Natürlich in der klanglich überlegenen Ausführung mit zwei Motoren. Die Phono-Vorverstärkung obliegt, wie könnte es anders sein, dem mir wohlbekannten ASR Basis Exclusive HV. Echte Hingucker sind auch die Schallwandler WM-4 vom Essener Fink-Team. Nicht mehr und nicht weniger die Referenz-Lautsprecher des weltweit renommierten Lautsprecherspezialisten Karl-Heinz Fink und gute 40.000 Euro schwer. Für Kenner veritable Prachtstücke mit – für Highend-Verhältnisse – ausgezeichnetem Preis-Sound-Verhältnis. Das Problem dürfte eher sein, welche zu finden. Denn die mit 15-Zoll-Bässen, zwei proprietären Fink-Mitteltonsystemen sowie einem Air-Motion-Transformer in D’Appolito-Anordnung bestückten Lautsprechermonumente sind rar und begehrt.

Fink Team WM-4

Rar und begehrt: Fink Team WM-4

Nicht zu Unrecht, wie rasch klar wird, sobald der ASR-Chef einige bekannte Referenzaufnahmen auf den schweren Teller des Massimo legt. Esther Ofarims „Rataplan“ von der ATR-Ausgabe ihres Soloalbums Esther klingt nicht nur wie gewohnt betörend, sondern überzeugt mit einer ausnehmend plastisch-realistischen Abbildung, die ich, wenn überhaupt, so nur von Ketten der absoluten Top-Klasse kenne, welche in der Regel mehr als so manche Beste-Lage-Immobilie kosten.

Apropos beste Lage, dort verkehrt höchstwahrscheinlich kein Choo-Choo-Train. Hier im Hörraum aber schon, denn das in Highend-Kreisen so bekannte „Stimela“ von Hugh Masakelas Album Hope ist als nächstes dran. Ja, echte Livelautstärke ist mit dieser Anlage wahrlich kein Problem. Und wenn am Ende dieses audiophilen Dynamikkrachers nochmals so richtig garstige Impulse rausgehauen werden, dann schüttelt der angeschlossene ASR Emitter II diese nicht nur knallhart, sondern darüber hinaus mit solcher Lässigkeit aus dem Ärmel, dass sich jeder Gedanke an womöglich doch übertriebene Motorisierung schlagartig pulverisiert.

ASR-Phonoverstärkung und Transrotor Massimo

Friedrich Schäfer neben seinem analogen Referenz-Turm inklusive eines Transrotor Massimo

Basspower und herausragende dynamische Fähigkeiten sind nicht die einzigen Qualitäten der ASR-Verstärker. Die Höhen etwa zelebrieren sie mit Feingeist und der nötigen Portion Präzision, nerven gleichwohl nicht mit harschem, hyperanalytischem Hochton-Gezischel. Die Mittenwiedergabe ist ebenfalls von der Handschrift Friedrich Schäfers geprägt, offenbart sie zuweilen doch einen Touch Extra-Wärme, was sich über die hochauflösenden WM-4 übrigens ziemlich echt anfühlt und mit der richtigen Software reichlich Gänsehautschauer verursacht.

Die Rückfahrt – Zeit für abschließende Gedanken

Auf der Rückfahrt, allein im Auto, vollzieht sich das Resümee zu meinem Besuch bei ASR fast automatisch in meinen Gedanken. Ich habe einen Firmenchef getroffen, der seinen Weg über Jahrzehnte unbeirrt ging und weiter geht. Visionär und mit einem ganz offensichtlich unverrückbaren inneren Kompass ausgestattet, der ihn und seine Firma in guten wie in schwierigeren Zeiten auf Kurs hielt. Einen Entwickler, der „seinem“ Klang und der Vorstellung der technischen Umsetzung so konsequent wie möglich nachgeht und nicht versucht, irgendeinem Zeitgeist oder Mainstream hinterher zu hecheln. Eine resultierende Echtheit, die sich nicht zuletzt aufs Betriebsklima abfärbt, vor allem aber auf die auffallend eigenständig anmutenden highfidelen Erzeugnisse.

Haben Friedrich Schäfers Verstärker am Ende gar das Zeug selbst zu Ikonen zu werden, oder sind sie es am Ende bereits längst? Ich glaube, die Antwort darauf kennen Sie, oder?

ASR-Firmenlogo

Kontakt:
ASR Audio Systeme Friedrich Schaefer
Hohe Straße 700 – Haus 5A | 35745 Herborn
Telefon: +49 (0 27 72) 649 880
E-Mail: ASR@asraudio.de
Web: https://asraudio.de

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Dan D'Agostino

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: TW-Acustic Raven AC Tonarm: Graham Phantom B-44, Analog Tools, Pyon Sound Iris Tonabnehmer: Steinmusic Aventurin 6, Lyra Titan i, Clearaudio Charisma V2, modifiziertes Denon DL 103R Sonstiges: Plattenklemme Musikus von LaMusika, Plattentellermatten von LaMusika, Dereneville und Steinmusic, externer Plattenspielerantrieb Dereneville DAE-01SP

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight+ Musikserver: Innuos Zenith SE Sonstiges: Electrocompaniet EMP-2

Vollverstärker: Analog Domain Isis M75D, SRA Röhrenverstärker Melissa

Vorstufen: Hochpegel: Silvercore Linestage Two Phonoverstärker: Chord Symphonic, Rike Audio Sabine III, TW-Acustic Raven Phono

Endstufen: Dartzeel NHB-108 (Stereo), Tenor Audio 75 Wi (Monos)

Lautsprecher: Acapella La Campanella, Acapella Harlekin 2

Kabel: Lautsprecherkabel: Vovox Textura Fortis, Analog Tools Reference Serie NF-Kabel: Bastanis Imperial, Analog Tools Reference Serie, Akeno Audio Ultimate, Symphonic Line Reference Netzkabel: Acoustic Revive Absolute, Steinmusic Highline Netzleiste: Eigenbau mit Furutech-FI-E30-NCF-Steckdosen Sonstiges: Analog-Tools-Phonokabel (Reference Serie)

Rack: Racks von Copulare und Audio Lignum, Basen von Symposium Acoustics und Acapella, Symposium Precision und Ultra und Super-Coupler

Zubehör: Stromfilter: Isotek EVO3 Super Titan, Trenntrafos von Steinmusic Sonstiges: Harmonix RFA-7800 Room Tuning Devices, Sicherungen: AHP-Klangmodul IV G, Steinmusic Harmonizer, AHP II Kupfer, Hifi-Tuning Supreme 3 und Audio Magic SHD Beeswax Ultimate & Premiere Ultimate

Sonstiges: Racks von Copulare und Audio Lignum, Basen von Symposium Acoustics und Acapella, Symposium Precision und Ultra-Coupler, Harmonix RFA-7800 Room Tuning Devices, Highendnovum Passiver Multivocalresonantor PMR

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 23,4 m² Höhe: 2,64 m