Inhaltsverzeichnis
Kandidat zwei ist Apples Airplay, bis 2010 auch Airtunes genannt. Anders als Bluetooth setzt Airplay immer ein vorhandenes (W)LAN voraus, das sowohl vom Sender als auch Empfänger gleichzeitig erreicht werden kann. Die Konsequenz ist, dass die Reichweite Airplays nur von der des WLAN abhängt. Anders als bei Bluetooth addieren sich hier nicht die Fehlereinflüsse (wie Jitter der Drahtlosverbindungen), weil ja nur ein und dasselbe WLAN genutzt wird. Dies sind wesentliche Unterscheidungsmerkmale beider Wireless-Technologien.
Für Airplay muss also der Nutzer dafür sorgen, dass ein kabelgebundenes LAN (Ethernet-Technik mit mindestens 1-Gbit-Geschwindigkeit) oder WLAN (mindestens WLAN-Standard 802.1n) bereits funktioniert und die entsprechende Bandbreite und Stabilität für unterbrechungsfreie Wiedergabe liefert, um die relativ hohe maximale Übertragungsrate von 120 Mbit/s für Airplay bereitzustellen – pro Verbindung Sender/Empfänger allerdings. Das ist auch der Grund, warum Airplay in Automobilen keine wirkliche Unterstützung findet – es fehlt das Netzwerk. Apple bietet aber hierfür CarPlay an, einige Autos unterstützen das auch inzwischen. Die anders als bei Bluetooth immer fest eingestellte Datenrate für die für uns interessanten Audiosignale ist bei Airplay 16 Bit bei 44,1 kHz Samplingfrequenz – und diese nutzt dazu den Apples Lossless Audio Codec (ALAC). Die Gefahr von erneuter verlustbehafteter Codierung zur Übertragung des Audiosignals besteht also nicht, wie oben schon dargelegt. HD-Audio wird vor der Übertragung per Airplay an den Empfänger allerdings downgesampelt.
Eine Besonderheit ist Apple TV, das digital 48 kHz kabelgebunden per Toslink ausgibt, was aber seinen Grund in den 160 kbit/s bei 48 kHz aller iTunes-Movies hat. Wiedergabe von HiRes-Material über Airplay klappt nur dann, wenn der Mediaplayer die Bittiefe und Samplingrate auf 16/44,1 herunterrechnet – in Echtzeit, während der Wiedergabe. Bei mir funktionierte das mit dem Mediaplayer „Decibel“ unter Mac OS Yosemite mit 24/192-Audiomaterial auf einem Vierkern-CPU-Rechner und WLAN-n nicht unterbrechungsfrei, wohl weil der Weg vom NAS übers WLAN in den Player, anschließender Samplingratenkonversion und danach Streaming via Airplay auf das Mu-So wohl doch etwas zu viel des Guten waren.
Audioausgabe an Airplay unter MacOS X mit dem Mediaplayer „Decibel“
Somit ist Airplay also eine Schnittstelle für Audio, Video und sogar Fotos, die keine Datenübertragung im Sinne von beliebigen Dateien zulässt. Aber das Streaming von Bildschirminhalten funktioniert, zum Beispiel können iPads ihr Bild auf Apples TV-Set-Top-Box spiegeln, inklusive Ton. Das Datenstreicheln geht soweit, dass auch Metainformationen oder Spielzeiten von Audiotracks zum Empfangsgerät gestreamt werden, es diese Informationen also nicht selbst berechnet – wie auch, es weiß ja nicht, wann die ankommenden Nutzdaten zu Ende sein werden.
Airplay muss kostenpflichtig von Apple lizenziert werden, wenn es offiziell von Hardware genutzt werden soll, was es für preiswerte Geräte weniger interessant erscheinen lässt. Open-Source-Software wie Kodi (früher XBMC) scheint das aber legal umgangen zu haben, Software für Windows wie zum Beispiel Shairport (www.shairport4w.sourceforge.net) ebenfalls. Neben der „Apple-Compusphäre“ auf Mobilgeräten wird auch Google Android per App unterstützt. Das habe ich auch ausprobiert und es klappte mit der kostenlosen App (Google Play Store) „AllConnect“, welche auch als Mediaplayer für UPnP fungieren kann. In der Praxis wird damit einfach unabhängig von den Audioausgabeeinstellungen Androids einmalig ein Airplay-Gerät als Wiedergabegerät gewählt (zum Beispiel der Naim Mu-So) und die Wiedergabe wie in jedem anderen Mediaplayer gesteuert.
Anders als Bluetooth, und hier hat Apple durch alleiniges Weiterentwickeln von Airplay alle Freiheiten, arbeitet Airplay synchron mit mehreren Empfängern unter automatischem Ausgleich von Netzlatenzzeiten, also Laufzeiten der Audio- beziehungsweise Videosignale im WLAN-Netzwerk. Multiroom-Systeme sind damit sehr einfach realisierbar, es können mehrere Quellen und Empfänger im selben WLAN parallel und autark voneinander arbeiten, entsprechende Bandbreite des WLANs vorausgesetzt. Wohn- und Kinderzimmer-Entertainment kommen sich so nicht ins Gehege, wenn der eine Musik hört und der andere den Flugsimulator mit dem iPhone auf seinem iMac steuert. Das Verfahren ist in der Praxis denkbar einfach: Es wird immer am jeweiligen Sender (Tablet, Smartphone, PC) ein Audio- beziehungsweise Video-Ausgabegerät gewählt und somit festgelegt, welches Gerät seine Daten wohin ausgibt; es werden also Sender/Empfänger-Paarungen gebildet, wobei ein Sender mehrere Empfänger bedienen kann, aber natürlich nicht umgekehrt – denn wer will schon Kelly Clarkson aus dem Kinderzimmer singend zum Gitarrenspiel von Bob Dylan aus dem Wohnzimmer hören … Dass damit auch raumübergreifend gehört wird, bemerkt Airplay gar nicht, das WLAN erledigt das.
Die Airplay-Praxis ist somit simpel: Befindet sich ein Airplay-Empfänger im selben Netzwerk, bietet die Quelle, also der Abspieler/Sender, dieses Gerät als Audioausgabegerät per Airplay-Symbol an. Bei MacOS ist dieses Symbol in der Menüleiste neben der Uhr zu sehen.
Audiogeräteeinstellungen an einem Computer
Dort wählt man das Ausgabegerät und die Übertragung der Audiosignale beginnt sofort. Die Lautstärke wird entweder am Empfänger oder am Sender (digital) direkt im Mediaplayer eingestellt, die Geräte synchronisieren ihre Einstellungen in Echtzeit.
Computer-Audio: Drahtlos-Technik und HiFi