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Drahtlos-Technik und HiFi

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Drahtlos-Technik und HiFi

März 2015 / Jens Bondarenko

Denken Sie beim Telefonieren, Surfen oder Spielen mit Handys oder Drahtlostelefonen, gleich ob zu Hause oder unterwegs, jemals darüber nach, wie es ohne sie war? Kaum vorstellbar, sie sind völlig selbstverständlich geworden. Aber lustige und zuweilen abstruse Abkürzungen und Begriffe, die teils schon Kinder kennen, geben kaum Auskunft darüber, wofür wir sie im Telefon nutzen: GSM, GPRS, EDGE, UMTS, LTE, NFC, ANT, GPS, GLONASS, WLAN, Bluetooth, Airplay – alle beziehen sich auf drahtlose Datenübertragung! Und wir würden auch gern mehrere für verschiedene Zwecke parallel nutzen, je nach Verfügbarkeit.

Drahtlosigkeit beim Musikhören ist noch immer nicht für jeden selbstverständlich, was auch an gelegentlicher Intransparenz der Technologien liegen könnte. Dem soll mit diesem Artikel abgeholfen werden: Wir sehen uns WLAN, Bluetooth und Airplay genauer an. Was unterscheidet die Techniken und welche Rahmenbedingungen ergeben sich? Jede Technologie besitzt ihre Spezifika, doch das kann sich auch als Vorteil erweisen, wie wir noch sehen werden. Und eine Entwarnung gleich zu Beginn: Die anderen oben genannten Begriffe stellen auf Funktechniken ohne direkten Audiobezug ab.

Drahtlosigkeit bezieht sich für uns hier allein auf Audiosignalverbindungen. Musikelektronik, die sich drahtloser Beschallung drinnen oder draußen, mobil oder stationär widmet, unterstützt am häufigsten die digitalen Basistechnologien Bluetooth, Airplay und Wireless Area Network (WLAN, im angelsächsischen Raum oft Wi-Fi genannt). Alle drei koexistieren meist friedlich, und es wird vielerorts Out-of-the-box-Nutzbarkeit von den Geräteherstellern suggeriert. Eine Frage bleibt aber irgendwie immer unbeantwortet, verlässliche Auskunft ist rar: Was braucht der Musikliebhaber denn tatsächlich, um seine Vorstellungen von Flexibilität, Benutzbarkeit und Klangqualität zu realisieren?

Naim Mu-So mit Tablet
Naim Mu-So mit Tablet

Mithilfe des recht frisch am Markt befindlichen Naim Audio Mu-So – einem Allroundvertreter, der alle verbreiteten drahtlosen Audio-Schnittstellen mit der derzeit machbaren Technik optimal unterstützt – stelle ich die genannten drei Technologien näher vor. Der Mu-So besitzt neben aller Drahtlostechnik natürlich auch einen DAC, der PCM-Daten verarbeitet, mehrere Verstärker sowie insgesamt sechs Lautsprecher. Er wird also per Bluetooth oder Airplay mit auf einem Computer – auch ein Smartphone oder Tablet ist ein ebensolcher – abgespieltem Audio versorgt. Bluetooth und Airplay liefern diese Daten, wie wir sehen werden, unterschiedlich an und wandeln mehrfach von einem spezialisierten Audiocodec in PCM und umgekehrt. Die WLAN-Schnittstelle hingegen nutzt der Naim Mu-So zum Direktzugriff auf Audiodateien, zum Beispiel per UPnP, um sie selbst abzuspielen, was auch für Audio-Streamingdienste wie Spotify oder Internetradio gilt. Bedient wird er in den Grundfunktionen per eigenem Bedienfeld, Details und Playlisten verwaltet man mit einer iOS- oder Android-App. Ohne ein solch modisches Mobilgerät wird’s schwierig, alle Funktionen des Mu-So sinnvoll zu nutzen, Bluetooth und Airplay sind eben speziell für Mobilgeräte entwickelt worden.

Die Naim Mo-So-App
Die Naim Mu-So-App

Grundsätzlich sollte man verstehen, dass bei Bluetooth und Airplay für die Übertragung ein Audiocodec genutzt wird, den der Nutzer kaum oder gar nicht beeinflussen kann. Bluetooth und Airplay unterscheiden sich hierbei.

Naim Mu-So

Beispiel Bluetooth: Dass am Abspielgerät (man kann auch sagen: Sender), etwa dem Smartphone, aus einer MP3-Datei beim Abspielen errechnete Signal wird drahtlos nach den Bluetooth-Vorschriften gefunkt, und deshalb zuvor mit einem Dateiformat wie MP3 erneut (!) codiert. Es ist fast verrückt: Eine MP3-Audiodatei wird am Computer/Smartphone/Tablet beim Abspielen tatsächlich zunächst geräteintern in PCM umgewandelt, erneut mit einem Codec wie MP3 komprimiert, und erst dann gefunkt und am Empfänger ein weiteres Mal in PCM gewandelt, um dann im DAC final ins Analoge konvertiert zu werden. Was dabei an Klang auf der Strecke bleibt, kann man sich denken.

Drahtlos-Logos
Die Logos von Bluetooth, Airplay und WLAN/Wi-Fi (v.l.n.r)

Deswegen sind Codecs wie AptX bei Bluetooth (oder ALAC bei Airplay) auch so wichtig. Verwendet man nämlich diese, so wird die MP3-Datei aus unserem obigen Beispiel – bevor sie drahtlos auf die Reise geht – natürlich auch umgewandelt, aber eben verlustfrei in die genannten Formate und nicht verlustbehaftet durch erneutes Konvertieren in MP3. Beim WLAN sieht die Sache noch einmal anders aus: Hier kann man bisweilen je nach „Sender“ beziehungsweise der auf diesem laufender Software sogar festlegen, in welchem Audiocodec gefunkt werden soll – klugerweise sollte da ein Lossless-Format gewählt werden.

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