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Mit dem Tangentialtonarm zum Beispiel …?
Ja, der Tangentialarm … der arbeitet fehlerfrei.
Clearaudios großer Tangentiantonarm TT2
Einige geben zu bedenken: Klar, der Tangentialarm ist korrekter, denn so werden die Platten halt geschnitten – aber in praxi ist er eben auch schwieriger umzusetzen als so ein Drehtonarm. Der ist natürlich einfacher zu bauen …
… es ist so einfach, dass die meisten nur Drehtonarme bauen. (lacht) Aber die, die ausschließlich Radialtonarme herstellen, haben vergessen, dass alle Schallplatten tangential geschnitten werden. Sie haben ja unsere Schneidemaschine gesehen. Wenn ich das aber weiß, dann weiß ich auch, wie ich eigentlich abtasten müsste. Klar – eine triviale Erkenntnis! Aber nicht jeder in einer beliebigen Garage ist in der Lage, das auch zu bauen. Aber wir machen das (lacht).
Jetzt bloß nicht niesen! Monatsausbeute an Clearaudio „Goldfinger“, dem Top-System für gut 10.000 Euro das Stück
Kommen wir zu ihren Tonabnehmern. Sie verwenden Golddraht als Spulenmaterial, aber Gold ist nun nicht der allerbeste Leiter – warum nehmen sie es?
You are gold! Der haarfeine Golddraht für die Tonabnehmer-Spulen, …
Die Drähte für die MC-Spulen haben einen extrem kleinen Durchmesser, im Bereich zwischen 16 und 20 µm. Wenn ich da nun Kupfer nehme, wie das fast alle tun … nun, Kupfer oxidiert über die Zeit, und Kupferoxid leitet nicht. Diese Oxidschicht wird immer dicker und dicker, sodass die Tonabnehmer irgendwann kaputt gehen. Gold oxidiert nicht, ich habe also über die Zeit konstante Verhältnisse.
… die wirklich sehr klein ausfallen und deren Windungen nur …
Und Silberdraht?
Oxidiert auch.
Ja, aber Silberoxid leitet doch sehr gut.
Stimmt, aber es leitet anders als Silber. Gold dagegen leitet homogen-identisch. Und langzeitstabil. So erreichen wir die gewünschte klangliche Konstanz. Wir verwenden bei allen unseren Moving-Coils Goldspulen.
… noch unter dem Mikroskop sichtbar werden
Und was für ein Magnetmaterial wird eingesetzt?
Neodym-Eisen – das stärkste Material, das man derzeit bekommen kann.
Früher hatten wir vier Magnete in den MC-Systemen verbaut, jetzt, mit unserem neuen Patent, sind es acht geworden. Und beim Goldfinger sogar zwölf. All diese Magnete – wie auch die Spulen – werden von uns selektiert; ein gewaltiger Aufwand, den so sonst eigentlich niemand betreibt. Aber es zahlt sich aus. Der Goldfinger ist letztlich der einzige Tonabnehmer, der mechanisch, magnetisch und elektrisch absolut symmetrisch aufgebaut ist.
Clearaudio Goldfinger – mechanisch, magnetisch und elektrisch absolut symmetrisch. Sagt zumindest Suchy
Es gibt ja Tonabnehmerhersteller, die durch eine sehr geringe Wicklungsanzahl auf eine niedrige Impedanz kommen. Bei Ihren Modellen liegt der Widerstandswert etwas höher, meist so bei 50 Ohm. Was steckt dahinter?
All jene, die so niedrigohmige Systeme bauen – die haben meiner Meinung nach nicht verstanden, worum es eigentlich geht. Weil sie dadurch nämlich immer auch schwächere Quellsignale bekommen, die wiederum hoch verstärkt werden müssen. Und damit verstärken sie natürlich automatisch auch das Rauschen. In Folge sinkt der Signal-Rausch-Abstand.
Allerdings sind solche Systeme einfacher herzustellen als die unseren. Wir haben von Haus aus eine hohe Ausgangsspannung, bei den einfacheren Systemen liegt die so bei 0,6 bis 0,7 mV, ein Goldfinger schafft 0,8 bis 0,9 mV. Durch die recht hohen Windungszahlen und die 50-Ohm-Quellimpedanz unserer Moving-Coil-Tonabnehmer – und die höhere Ausgangsspannung – reduzieren wir das Rauschen deutlich.
Nun, die andere Seite wird argumentieren: Es geht natürlich nicht einfach nur um die niedrige Impedanz, sondern um Effizienz, also um die Relation Spannung/Widerstand, und darum, die bewegte Masse klein zu halten. Und gerade bei stromverstärkenden Phonostufen – die zugegebenermaßen recht selten anzutreffen sind – ist diese Relation ja nicht ganz unwichtig.
Ja, aber die Nachteile einer niedrigen Ausgangsspannung überwiegen nach unserer Einschätzung.
Aber natürlich geht es daneben auch ganz wesentlich um den generellen Aufbau des Tonabnehmers. Fast alle wickeln die Spulen über Kreuz – das tun wir nicht. Und weil wir es anders machen, steigt die Kanaltrennung, linke und rechte Spule arbeiten bei uns nämlich – wenn man so will – „magnetisch separierter“ als bei konventionellen MC-Sytemen.
Fast alle Mitbewerber verwenden auch einen Spanndraht hinten am Antrieb, der für eine Vorspannung sorgt, die die Auflagekraft ausgleichen soll. Ein solches Design ist wiederum einfacher herzustellen. Aber dieses „tension wire“ behindert natürlich auch den Nadelträger bei seiner Bewegung. Und es erzeugt Reflexionen.
Resonanzmessung spielt eine entscheidende Rolle
Was machen Sie da anders?
Nun, darüber reden wir nicht so gerne, das ist ein weiterer technischer Kniff, den wir uns haben patentieren lassen …
Schon klar … aber dann verraten sie uns doch alternativ ein wenig mehr über die neue Phonostufe „Absolut Phono“!
Ich versuche noch immer bei neuen, innovativen Produkten mitzuhelfen. Produkte, die aufgrund der Qualität und des Designs Alleinstellungsmerkmale besitzen. Die Absolut Phono ist so ein Produkt. Wir sind weltweit die Einzigen, die den Moving-Coil-Phonoverstärker direkt an der Headshell untergebracht haben – also unmittelbar an der Quelle.
Dieser Chip gehört zu Clearaudios Phonostufe Absolut Phono und verstärkt das Signal des Systems direkt bei Headshell um 50 dB
Da gab es von Ihnen doch früher schon Versuche in diese Richtung, oder?
Ja, „Harmony“ hieß das damals. Das ist dann aber leider aus unterschiedlichen Gründen kein Erfolg geworden. Heute wiegt die ganze Technik in der Headshell 1 g. Seinerzeit waren es noch 7 g. Die Grundidee, das stimmt, ist aber schon circa 15 – 16 Jahre alt.
Montage und Justage eines Tonarms
Aber ich hatte damals noch nicht verstanden, das richtig umzusetzen. Ich habe die Leute gezwungen, mit einer Phantomspeisung – ähnlich wie bei einem Mikrofon – von meinem Harmony zum MC-System zu gehen. Es waren spezielle Lemosa-Konnektoren im Spiel, die Händler mussten löten, einige Tonarme waren nicht dafür geeignet, nun ja, es gab praktische Probleme bei der Umsetzung.
Und wie wurde das jetzt realisiert? Schließlich muss beim Absolut Phono doch auch eine Spannung zugeführt werden.
Ja, aber nicht zum System, sondern zum Chip, und nicht über eine Phantomspeisung, sondern über vom Signal getrennte Kabel. Wir haben es jetzt konsequent gelöst – das MC wird so angeschlossen, wie man das immer macht. Spezielle Silberkabel – acht Stück an der Zahl – mussten gefunden werden, mit denen ich zum Chip in der Headshell komme. Vier sind für die Spannungsversorgung, vier weitere für den Signaltransport vorgesehen. Das Signal wird vom Chip um 50 dB verstärkt.
Und der prinzipielle Vorteil liegt nun darin, dass die Einstreuungen, die bis zum Vorverstärker passieren, weniger anrichten können, da sie auf ein stärkeres Signal treffen?!
Ja, genau. Das Signal ist schon so stark, dass aufmodulierte elektromagnetische Einstreuungen eine wesentlich geringere Bedeutung haben. Deswegen spielt das System so locker und selbstverständlich.
Wichtig ist natürlich auch, dass wir – genau wie in der Studiotechnik – sämtliche Verstärkung am Signal, also die 50 dB an der Quelle im Headshell wie auch die in der Steuereinheit, symmetrisch betreiben. Und dass es sich um eine Stromverstärkungsschaltung handelt.
Lässt sich die Absolut Phono auch für andere Fabrikate einsetzen? Also, wenn jetzt jemand auf die Idee kommt, das in seinen Nicht-Clearaudio-Tonarm einbauen zu wollen …?
Sagen wir es einmal so: Auf eine gewisse gemeine Art und Weise kann man diesen Headshell-Chip, den ich ihnen schon auf der High End gezeigt habe, zwar in jeden beliebigen Clearaudio-Tonarm hinein bauen – in andere Arme aber nicht.
(lacht) Aber freundlicherweise habe ich jetzt eine Version der Absolut Phono entwickelt, die in der Nähe des Tonarms platziert wird und in der die ganze Schaltung des Ursprungsgerätes steckt. Ich gelange damit zwar nicht ganz bis zum Headshell, aber die Schaltung ist, wie gesagt, die gleiche – und wir kommen schon sehr nah an die Performance heran wie mit dem Chip beim Tonabnehmer.
Damit können Sie unsere Technologie dann auch mit anderen Marken benutzen. Das neue Produkt kommt zur High End 2014 heraus, sieht genauso aus und nennt sich „Absolut Phono i“. Also mit einem zusätzlichen „i“ am Ende – das steht für „inside“!
Vielen Dank für das Gespräch!
Kontakt:
Clearaudio electronic GmbH
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Telefon: 01805 – 05 95 95
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