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März 2014 / Ralph Werner
„Hier war ich doch neulich erst!“, geht’s mir durch den Kopf, als ich mich vom Gate zum Terminal des Flughafens Nürnberg hindurchschlängele. Nun, „neulich“ ist dann doch schon wieder mehr als ein Jahr her. Aber der Anlass war ein ähnlicher, nämlich ein Firmenbesuch. Nur lasse ich mich heute nicht in die Geheimnisse des Röhrenvertriebes einweihen (siehe Report BTB Elektronik), sondern besuche das analoge Schwergewicht aus Erlangen: die Familie Suchy respektive die „Clearaudio electronic GmbH“ (Web: www.clearaudio.de).
Lauschig: Blick auf den Eingangsbereich
Von Erlangen bekomme ich allerdings recht wenig mit, denn nach kurzer Fahrt vom Airport stehe ich – im Wald. Clearaudios Firmensitz liegt in einem unter Landschaftsschutz stehenden Waldstück, nördlich von der City gelegen. Dass hier von circa 1950 bis 1980 der für die Stadt prägende Elektronikriese Siemens Röntgenfilme hergestellt hat, kontrastiert ein wenig mit dem fast schon idyllischen Eindruck des Ortes; Konzern-Produktionsstätten sehen gemeinhin anders aus.
Den „Blues“ hat man bei Clearaudio wirklich nicht, sieht man mal von dem ein oder anderen Gemälde ab. Daneben: Export- und Marketingmann Robert Suchy
Herzlich begrüßt werde ich vom fürs Exportgeschäft und das Marketing – und an diesem Tag: für mich – zuständigen Robert Suchy, den ich auf eine kleine Runde ums Firmengebäude begleite. Und schon stehen wir vorm ersten Produktionsaggregat:
Was ist denn hier los?
„Oh weia, ist das HiFi-Business schon ein derart hartes Brot geworden, dass man ein zweites Standbein in der Forstwirtschaft sucht?!“, mutmaßt es noch in mir herum, schon preist neben mir jemand die mental und physisch befreiende Wirkung des Holzhackens an. Praktisch sei es obendrein, schließlich heizten einige Familienmitglieder daheim mit Holz. Nein, mit der Firma habe das nun nichts zu tun, und nein, in den vielen großen, blauen Containern, die hier zu sehen sind, lagere nicht Kleinholz, sondern das Verpackungsmaterial für die Clearaudio-Produkte. „Das passt einfach nicht mehr ins Gebäude hinein – und dabei haben wir wegen der Geschäftsexpansion der letzten Jahre schon den Großteil des Baus ‚annektiert‘“, so Robert Suchy.
Passt nicht mehr rein: Die Container auf dem Clearaudio-Firmengelände beherbergen das Verpackungsmaterial
Vom Wald in die gute Stube – hinein geht’s, auf einen ersten Begrüßungskaffee (dem noch so einige Tässchen folgen), standesgemäß mit einem italienischen Gastro-Profiteil gebraut, welches manchem Café ganz gut zu Gesicht stünde. Natürlich eine Siebträgermaschine – analog rules.
Rückseite des Clearaudio-Gebäudes
Bevor es zum Rundgang durch die Firma geht, erfahre ich beim Kaffeeplausch schon einiges Interessantes – und teils Überraschendes – zu Clearaudio. Ein Beispiel? Gern: Was war das erste Produkt der Erlanger? Ein Tonabnehmer? Ein Tonarm? Oder doch ein Laufwerk? Nein – ein phasenkorrigierter Zweiwege-Kompaktlautsprecher namens „Delta 2“, von dem im ersten Jahr gut 3000 Paar verkauft wurden. Das war 1978, im Jahr der Firmengründung. „Der kann sich klanglich auch heute noch sehen lassen!“, gibt sich Suchy überzeugt.
Clearaudios erstes Produkt: Zweiwege-Lautsprecher Delta 2
Firmenbericht: Clearaudio