Oktober 2007 / Ralph Werner
Die WoH-Messe: Sie sieht sich selbst als Ergänzung zur Großveranstaltung „HighEnd“ in München. So wird der „eine große Termin“ in Bayern ergänzt durch ein „paar kleinere“ World of HiFi-Veranstaltungen, die das Thema hochwertige Musikwiedergabe im wahrsten Sinne des Wortes zu den Leuten bringt – denn es handelt sich ja um eine Wandermesse, die durch Deutschlands tourt.
Diese hier fand nun in Hannover statt (29./ 30. September), die nächste wird in Dortmund sein – am 24. und 25. November dieses Jahres. Ein weiterer Unterschied zur HighEnd: Die WoH wird gemeinsam von der High End Society und der STEREO-Redaktion ausgerichtet. Und so sind denn auch die Vorführungen nicht „in der Hand der Hersteller“, vielmehr werden die Anlagen von den beiden Ausrichtern zusammengestellt und präsentiert. Und ein Drittes: Die WoH ist nicht so „übervoll“ wie die HighEnd. Hier herrscht nicht immer diese drangvolle Enge bei den Vorführungen – angenehm für den Besucher, auch wenn die Veranstaltung sicherlich ein paar mehr Gäste verdient hätte.
So auch letzten Sonntag in Hannover. Keine meterlangen Schlangen vor den Hörräumen, fast jeder bekam ein Plätzchen und mit ein bisschen Geschick konnten wir uns sogar in die begehrte zweite Reihe – mittig – setzten. Nun ist die Beurteilung des Klanges auf Messen immer so eine Sache, aber im hannoveranischen Kongresszentrum HCC herrschten, wenn auch nicht ideale, so doch ganz gute Bedingungen. Und vor allem sehr vergleichbare. Die insgesamt neun zusammengestellten Ketten spielten in ähnlich geschnittenen Räumen. Dafür ein Lob, solche Bedingungen findet man nicht häufig.
Wir haben uns drei der neun Anlagen näher angehört. Dabei fiel die Wahl bewusst nicht auf die „superteuren Sachen“, sondern auf die interessanten Komponenten im „gehobenen“ Preissegment:
- Kette 1: Ein Meridian G 06 CD-Player, verstärkt über den Prima Luna Dialog One, gehört über die Lautsprecher Grand Piano Domus von Sonus faber (Kabel von HMS, Rack: Tabularasa).
Wert: cirka 8.500 ¤
- Kette 2: Als Quelle dienten Opera-Konponenten: Der CD-Player Audio Consonance Mini Droplet und der Plattenspieler Audio Consonance Liu. Dabei befeuerte der Vollverstärker Sugden A 21 SE die Lautsprecher Au Cantus V8F (Kabel von Nordost, Rack: Target).
Wert: cirka 12.700 ¤
- Kette 3: Der CD-Player Audio Aero Classic traf auf den Verstärker SQF Double Hybrid – welcher die Lautsprecher C8 Renaissance von Ascendo versorgte (Kabel von Audience, Rack: Creaktiv).
Wert: cirka 23.800 ¤
Frau Paxa – Pressesprecherin der High End Society – präsentierte die Anlage Nummer 1. Es mag das Grundnaturell dieses Sonus faber Lautsprechers sein oder aber die Kombination mit dem niederländisch-chinesischen Röhrenvollverstärker – der Bereich oberer Bass – untere Mitten geriet jedenfalls recht dominant, wenn auch sehr entspannt.
Der Hochton präsentierte sich feinzeichnend – aber es war einfach zu wenig los „obenrum“, um dem satten Fundament Paroli bieten zu können. Dynamisch betrachtet zündete diese Kombination nicht gerade das größte Feuerwerk an – aber die räumliche Darstellung geriet sehr anständig. Insgesamt ein relaxter Vortrag mit klarer Orientierung ins Gemütliche. Unserer Meinung nach tonal eher (bewusst?) unausgewogen und nicht trocken-durchhörbar. Weiter zum nächsten Raum …
Hier zeigte sich ein völlig anderes (Klang-)Bild: knackig, dynamisch und tonal sehr neutral. Nicht die Spur von einem Oberbass-Bäuchlein. Dachte man vielleicht noch beim ersten Track: „etwas sehr trocken, kein rechter Bass“, zeigte ein Ricky Lee Jones Stück, wie schnell und tief die Au Cantus V8F zuschlagen kann. Sehr nett.
Und auch der Hochton war aus anderem Holz geschnitzt, als bei der vorhergehenden Vorführung: sehr transparent und schnell, wohl dem eingesetzten Bändchen-Treiber mitzuverdanken. Sehr anspringend kam die Musik rüber und wesentlich durchsichtiger. Aber manchmal doch leicht körperlos – ja, bisweilen mit „Picksern“ in den oberen Mitten. Insgesamt gefiel es uns deutlich besser, aber nichts ist ohne Makel …
Für 24.000 ¤ sollte dieser sich aber in sehr engen Grenzen halten – das ist nämlich der Preis der (auch technisch) sehr interessanten dritten Anlage, die wir hörten. Das „Günstigste“ waren bei dieser noch die Lautsprecher: Die Ascendo C8 Renaissance sind für 5.800 ¤ zu haben. Ein interessantes Konzept: Auf der Schallwand vorne sieht man nur einen Treiber – den Coax, der Mittel- und Hochton wiedergibt. Letzterer wird durch ein rückseitiges Bändchen-System (optional) unterstützt, so dass im Hochton eine Dipolcharakteristik entsteht.Manche werden den Basstreiber vermissen: Keine Bange, der sitzt im Innern der Ascendo. Ein 20er werkelt hier im Verborgenen und gibt seine Energie via Bandpass-Öffnung nach draußen. Der Vollverstärker von SQF ist ein „doppelter“ Hybrid – dies deshalb, weil sowohl in der Vorstufe als auch in der Endstufe Röhren und Transistoren ihren Dienst tun. Interessante technische Features gibt’s obendrauf: Dass das Display dimmbar ist, kennt man – aber wählbare Schriftarten? Gut, vielleicht kein highendiger Purismus … Sinnvoll kann aber der variable Dämpfungsfaktor zur Anpassung an die Lautsprecher sein. Als Quelle diente der (reinrassige) CD-Spieler Classic von Audio Aero. Wir waren gespannt. Herr Düzgün von der STEREO legte die Scheiben ein und los ging’s.
Tonal lag die Kette ziemlich genau in der Mitte der beiden zuvor gehörten Anlagen. Alles andere als „dicklich“ im Grundton, aber eben auch ohne Härten in den höheren Lagen. Der Mittenbereich wirkte sehr kohärent und stimmig – wohl auch dank des Punktschallquellen-Konzeptes der Ascendo. In punkto Dynamik und Punch kam sie unserer Einschätzung nach nicht ganz an die Au Cantus ran – übertraf aber die Sonus faber-Kette bei weitem. Der Hochton war fein aufgelöst und schnell. Etwas schneller hätte der Bass noch sein können, aber dafür ging es sehr tief runter. Ja, dies war wohl die tonal stimmigste und auch „breitbandigste“ Vorstellung der von uns gehörten Anlagen. Besonders faszinierend geriet aber die Raumdarstellung, insbesondere die Abbildung in der Tiefe. Dies gibt es auf einer Messe eher selten, dass ein Orchester „gefühlte drei Meter“ nach hinten durchhörbar ist. Sehr schön. Wieder haben wir den Coax-Treiber (und das Bändchen hinten) im Verdacht.
Aber wir haben an diesem Tag nicht ausschließlich an Vorführungen teilgenommen – sondern auch einige interessante Gespräche mit den im Erdgeschoss ausstellenden Herstellern geführt:
So zum Beispiel mit Herrn Hans M. Strassner – HMS zeigte auf der Messe seine neue, finale Netzversorgungsstation „Energia Definitiva“. Mit einer „normalen“ Netzleiste plus Filter scheint dieses Werk auch definitiv nichts zu tun zu haben:
Acht Schuko- und zwei IEC-Steckplätze stehen zur Verfügung. Eine dreistufige Filterung ermöglicht eine Anpassung – je nach zu betreibendem Gerät. Die „Leiste“ ist nicht nur via Zeitschaltuhr programmierbar, sondern auch fernbedienbar! Und abschließbar – mit einem Schloss wird Unbefugten der Zugang verwehrt. Der Preis ist auch recht definitiv: 7.800 ¤.
Manchmal kommt man ja von Hölzchen aufs Stöckchen, in unserem Fall also von „Ausgleichsströmen“ zur „Slew Rate“ unter HF-Störnebel Einfluss… und schon hat man eine Stunde verplaudert. Ein nettes und informatives Gespräch.
Auch andere Hersteller zeigten Neues: So waren bei Herr Obst von WOD Audio ein Paar Digital-Monos von Kharma für 4.950 das Stück zu sehen. Bisher ist Kharma ja eher für Lautsprecher ein Begriff – nun also auch Elektronik. Eine passende Vorstufe soll im November dieses Jahres hinzukommen.
Bei „Carat“ – eine in Deutschland neue (französische) Marke – geht es preiswerter zu. Die momentane Produktrange besteht aus einem CD-Player, einem Tuner und einem Verstärker (C57, T57, A57) und ist mit 900, 500 und 1.000 ¤ ausgeschrieben. Die schwarzen Acrylfronten machen schon mal was her.
Ebenfalls aus Frankreich, aber hierzulande schon bekannt: Triangle. Zwei neue/überarbeitete Lautsprecherlinien wurden ausgestellt: Die Genese-Serie soll nicht nur optisch eine Verwandtschaft zum Flagschiff „Magellan“ aufweisen.Die Membranen der Basstreiber sind eine Sandwichkonstruktion, der Bassreflex-Ausgang zweigt im Inneren doppelt ab – „Twin Vent“ nennt Triangle dies und verspricht sich hierdurch eine Reduzierung von Verzerrungen, Resonanzen und Nachschwingern. In den obersten Oktaven spielt ein Hochtöner mit Horncharakteristik. Zwei Standlautsprecher – die „Lyrr“ (3.600 ¤/Paar) und die „Quartet“ (2.600 ¤/Paar) – umfasst die Linie und einen Kompaktlautsprecher: die „Trio“ für 1.570 ¤/Paar. Einen preiswerteren Einstieg liefern die Franzosen mit der Esprit EX-Serie. Deren Spitzenmodell – die „Antal EX“ – liegt bei 1.540 ¤/Paar.
Schließlich gab es noch sehr eigenständiges Lautsprecher-Design im hinteren Teil der Ausstellungsfläche zu entdecken: Herr Roloff zeigte ein Modell seine Lautsprecher. Sorry: Klangskulpturen! Dass das wörtlich gemeint ist, wird durch den Besuch seiner Web-Site klar (www.form-und-ton.de). Die „Ixolino“ zog jedenfalls die Blicke auf sich – durchaus auch die weiblichen. Da ist der „Bullfrog“ des Herrn Martion doch eher ein Männerding (siehe rechts). Ein netter Kontrast: Der eine Lautsprecher rund, geschwungen und 1,3 Meter hoch – der andere 50 x 50 x 50 cm. Herr Martion kündigte Nachwuchs im Tierreich an. Bald komme eine sehr leistungsfähige Endstufe auf den Markt:“Mammut“ – schließlich hätten sich ja auch alle an den Ochsenfrosch gewöhnt. Was sollte man dem noch hinzufügen …