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Neben der zu keiner Zeit unter Besucherarmut leidenden Schallplattenbörse …
… hatten sich auch einige Plattenlabel an den Start gebracht. Das schwedische, in Deutschland von Applied Acoustics (www.applied-acoustics.de) vertriebene Label Opus 3 records ist rein auf akustische Musik (Jazz, Blues, Singer-Songwriting, …) spezialisiert, hält nichts von Musik eintönig klingen lassender übermäßiger Komprimierung (Stichwort: Loudness War) und schwört bei allen Aufnahmen auf den Einsatz von lediglich zwei Mikrofonen. Leider – wenn die Auswahl an schwarzen Scheiben auf dem Analog Forum auch als durchaus umfänglich zu bezeichnen war – setzt man bei Opus 3 Neuproduktionen schon seit längerer Zeit ausschließlich aufs SACD/CD-Format.
Herr Friedel Plöger von der Musikkammer am Opus 3 Stand
Auch bei MSP-Analogue (www.msp-analogue.de) präferiert man die puristische Stereo-Mikrofonierung (AKG C12 VR Röhrenmikrofone) und verzichtet zudem im weiteren Produktionsverlauf auf jegliche digitale Schnitte beziehungsweise Nachbearbeitung – von der Studio-Live-Aufnahme soll die Musik die Schneidemaschine möglichst wenig behandelt, quasi in Bio-Qualität erreichen, so die ungefähre Produktionsphilosophie des jungen Bonner Unternehmens.
Und ja, klar: Neben CDs beinhaltet das Portfolio auch 180 Gramm Pressungen. Oder sagen wir mal besser: Soll es künftig beinhalten. Bisher ist alleinig das Album Portraits I (Jazz-Standards und eigene Kompositionen) erschienen – Labelmitbegründer und Pianist Tom Peters sowie Label-CEO und Streicherin Katharina Peters sehen da aber freilich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, ein klassisch angerichtetes Album (Beethoven, Rachmaninow) und Orgelkonzerte aus der Dresdner Frauenkirche sind bereits in Planung …
Pianist und Streicherin: Tom und Katharina Peters
Direkt neben MSP-Analogue hatte sich’s dann ein aus Schwerte stammender und auf Röhrentechnik spezialisierter Hardware-Hersteller eingerichtet, der Vor-Endkombis, Integrierte, Kopfhörer-Pres, DACs, aber auch einzelne Bauteile (Trafos, Übertrager, Röhren, …) zu seinem Portfolio zählt.
Wenn wir von alledem leider auch nichts zu Gehör bekamen, sprich nichts über die akustischen Qualitäten sagen können: Als für eine solch kleine Manufaktur auffällig geht zum einen sicherlich die Preisgestaltung durch; beispielsweise liegt der unten abgebildete, neu vorgestellte Authentic 84 PP Vollverstärker bei gar nicht mal so ultrahighendigen 2.000 Euro, geht dabei aber nicht mal als unterster Einstieg in die Produktpalette durch.
Der Authentic 84 PP Vollverstärker 2 x 12 Watt/8 Ohm
Ungewöhnlich mutet aber vor allen Dingen auch der Name dieses Herstellers an – Kraut Audio Labs (www.kraut-audio.de). „Alles klar“, denkt man sich, und ist kurz davor, sein Gegenüber mit Herr Kraut anzureden, bekommt dann aber eine auf Dipl.-Ing. Werner Wegscheider lautende Visitenkarte in die Hand gedrückt. „Nee, international bezeichnet man uns doch bisweilen eh schlicht als ‚die Krauts‘, der Name kommt für einen deutschen Hersteller einfach gut“, lautet die einleuchtende, nett selbstironische Erklärung für diesen einprägsamen Markennamen.
Herr Kr …, pardon, Werner Wegscheider
Dass einem beim Verlassen des Raums am benachbarten Plattenstand – keine fünf Meter entfernt – im Vorbeigehen ausgerechnet Folgendes ins Auge sticht, war dann aber doch lediglich purer Zufall, oder?
Auf Röhrentechnik spezialisierte Hersteller aus deutschen Landen gab es freilich auch an anderer Stelle: Obwohl im Vorführraum des Essener Herstellers MalValve (www.malvalve.de) neben aller feinen Röhrenelektronik insbesondere die ungewöhnlich konzipierten und auch leider preislich nicht gerade banalen Lautsprecher MalStat four (45.000 Euro/Paar) neugierig machten:
Die in einem gegossenen Kunststoffgehäuse daherkommenden und mit über 95 dB/W/m Wirkungsgrad deklarierten Drei-Wegler sind mit externer Frequenzweiche, einem elektrostatischem Hoch- sowie magnetostatischen Mitteltöner – beide zusammen zu einem koaxialen Dipol vereint – und einem ebenfalls als Magnetostat ausgeführten Tieftöner ausgestattet. Dieter Mallach, Entwickler und Inhaber von MalValve, nennt die einheitliche Klangcharakteristik der verwendeten Chassis und das phasenkohärente Ideal der Punktschallquelle als zwei der entscheidenden Ziele bei der Entwicklung dieses wahrlich nicht alltäglichen Lautsprecherkonzepts.
Messebericht: Analog Forum 2010