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Zum Ausklang unseres Besuches stand uns persönlich der Sinn dann weniger nach einer Fitnesskur als nach einem Plätzchen zum Relaxen und erfrischenden Getränken … wofür schlussendlich der 70 Quadratmeter große Vorführraum bestens geeignet schien. Bei aller Erfrischung kam es uns in gewisser Weise aber doch irgendwie recht trocken vor. Akustisch jedenfalls: Auf um die 0,3 Sekunden Nachhallzeit haben die Geithainer nämlich ihr Hörzimmer getrimmt (zum Vergleich: moderne, spärlich eingerichtete Wohnzimmer erreichen nicht selten durchschnittliche Nachhallzeiten von über 1 Sekunde, um die 0,5 bis etwa 0,7 Sekunden gelten zuhause als ausgewogen).
Neben der Durchführung von Kundenvorführungen dient dieser Raum natürlich auch dazu, dass die Mitarbeiter einer geregelten „Hörarbeit“ nachgehen können. Den mit zum vierköpfigen Entwicklerteam gehörenden Markus Schmidt betrifft dies zum Beispiel, der uns neben Getränken gleich noch eine anständige Hörprobe servierte: Eine eigens entwickelte Umschaltanlage macht es dabei nicht nur möglich, dass zwischen den einzelnen Lautsprechermodellen ohne Zeitversatz gewechselt werden kann, sondern beim Umschalten auch gleichzeitig Höreindrücke-verfälschende Lautstärkeunterschiede ausgeglichen werden. Nun, einen ausführlich-validen Hörbericht kann und will ich an dieser Stelle natürlich nicht liefern – aber in Sachen Dynamik und Tieftonkontrolle geriet’s nicht nur über die großen ME 800K – die leider mit fast 40.000 Euro zu Buche schlagen – derart eindrucksvoll, dass einem bei Paukenschlägen nicht nur die Ohren schlackerten …
… wir aber dennoch keinesfalls ausgeknockt wurden und deshalb durchaus noch in der Lage waren, mit Herrn Kiesler zum Abschluss unseres Besuches einen gepflegten Plausch hinzulegen. Uns interessierte zum Beispiel, ob er bei seinen Produkten Unterschiede zwischen dem Heim- und Studioanwendungsbereich machen würde, was er kurz und knapp verneinte. Worauf wir sogleich nach den für ihn wichtigsten Grundanforderungen an einen guten Heim- und Studiolautsprecher Lautsprecher fragten – was Herr Kiesler dann etwas ausführlicher beantwortete:
„Wichtig sind Klangfarbenneutralität, eine korrekte Ortung und ein korrektes Entfernungsempfinden. Erreicht wird dies unter anderem dadurch, dass die Abstrahlung eines Lautsprechers nicht über mehr oder weniger weit voneinander entfernte Treiber zerlegt wird, wie das bei Mehrwegesystemen ja häufig anzutreffen ist [bei ME Geithain gelangen durchweg dem Punktschallquellenideal nahestehende Koaxial-Systeme zum Einsatz, der Autor]. Darüberhinaus wird die Wirkung der Richtcharakteristik eines Lautsprechers häufig unterschätzt: Im Vergleich zu anderen Frequenzbereichen bewertet das menschliche Ohr zwischen 2-4kHz den Direktschall um etwa 2,5dB höher als den Diffusschall, was bei der Entwicklung von Lautsprecher entsprechende Berücksichtigung finden muss. Je nach Lautsprechermodell und dem damit verbundenen optimalen Hörabstand achten wir beispielsweise darauf, dass der Lautsprecher im Bereich zwischen 2-4kHz weniger stark bündelt. Ansonsten käme es in diesem Bereich zu einer Überbetonung, was weder der Klangfarbetreue noch dem Entfernungsfinden dienlich wäre – das Klangbild würde nämlich präsenter wirken und subjektiv dichter an den Hörer rücken.“
Zu guter Letzt wollten wir den Firmenchef eigentlich noch fragen, mit welcher Art von Musik er denn persönlich so am liebsten probehört. Brauchten wir dann aber gar nicht:
Tschüss, Geithain!
Firmenbericht: Besuch bei Musikelektronic Geithain