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Seit fast fünfzig Jahren reift die Firmenkultur nämlich bereits – gerade mal achtzehn Lenze zählte Herr Kiesler, als er mit zwei Mitstreitern die PGH Fernsehen, Rundfunk, Uhren gründete – PGH steht dabei für Produktionsgenossenschaft Handwerk. Wobei Uhren schon damals nicht zu seinen Spezialgebieten zählten. Und Lautsprecher ebenfalls (noch) nicht. Vielmehr erblickte nach den ersten Jahren erst mal ein Transistorverstärker das Licht der damals noch von Röhren dominierten Welt – der Mikrofonverstärker TMV 1.
Interessant für Besucher: Nicht nur der TMV 1, sondern eine ganze Reihe an alten Schätzchen ist im Eingangsbereich des Firmengebäudes ausgestellt. Und selbst die jungen Mitarbeiter (und davon hat’s bei ME Geithain einige, wie wir noch sehen werden) des siebzehnköpfigen Teams sind in der Lage, den Besucher auf Wunsch mit reichlich Infos über die Oldies zu versorgen:
Nun, nach der Firmengründung sollten doch tatsächlich noch an die zwanzig Jahre ins Land ziehen, bevor Joachim Kiesler endlich die Konstruktion der ersten HiFi- und Studio-Lautsprecher in Angriff nahm. Davor stand beispielsweise, Anfang der 70er, erst mal der Orgelbau auf dem Plan: In die Tasten hauen lässt es sich dabei noch heute – mit der ebenfalls für Besucher ausgestellten EO 1002 und den passenden „Orgellautsprechern“, die vom Äußeren zweifelsohne in der Lage sind, UFO-Gläubigen Anlass für neue Theorien zu liefern:
Galaktisch scheint aber auch jene Art von Orgel zu sein, welche leider (aber verständlicherweise) nicht zu den Exponaten im Hause ME Geithain zählt: 70.000 Teile (!) soll die größte der von Joachim Kiesler ersonnenen Kirchenorgeln beinhalten. In Zschopau ist heuer noch eine solche im Einsatz. Ein kleineres Modell hat’s zudem in der Geithainer Kirche. Und wenn auch der Orgelbau mittlerweile eingestellt wurde: Der Reparatur- und Wartungsservice ist bei Bedarf weiterhin an Ort und Stelle …
Highfidel in Sachen Schallwandlung wurde es dann endlich zu Beginn der 80er – wobei sich Herr Kiesler nun ausgerechnet Car-Hifi als Betätigungsfeld aussuchte. Dies allerdings sehr erfolgreich: Die Autolautsprecher Uni 15 (linkes Bild) gehörten zur Bordausrüstung des Trabant und wurden gleich millionenfach gebaut. „Aus Unzufriedenheit mit den am Markt vorhandenen Lösungen“, entwickelte Joachim Kiesler nebenbei eigene Papiermembranen und Mitte der 80er tatsächlich den ersten Heim-Lautsprecher. Welcher auch im Westen einigen Anklang fand – der BR25 verkaufte sich hunderttausendfach. So richtig ernst schien es dem sächsischen Düsentrieb aber erst mit der im weiteren Verlauf entwickelten RL 900 zu werden – zumindest die äußere Konzeption lässt darauf schließen, ähnelt sie den heutigen Modellen doch fast verdächtig. In namhaften Schauspiel- und Opernhäusern (zum Beispiel in der Dresdner Semperoper) kam dieses Modell damals unter anderen zum Einsatz:
Ja, historisch wertvoll und bewegt, so könnte man den Werdegang dieses Lautsprecherbauers wohl kurz und bündig betiteln. Eine zur Enteignung führende Zwangsverstaatlichung und ein nach der Wende vollzogener Rückerwerb der Firma standen während der Jahre übrigens auch noch auf dem Plan …
… sind aber heute keine entscheidenden Themen mehr. Ich erwähnte es schon: Die Geithainer rekrutieren sich in nicht unerheblichem Maße aus sehr jungen Leuten, zum Teil aus mehr oder weniger frischgebackenen Universitätsabsolventen. Der mit für die Gehäusekonzeption verantwortliche Steffen Tränkner (links im unteren Bild) ist beispielsweise so einer, welcher sogleich die Aufgabe aufs Auge gedrückt bekam, uns den Messraum vorzuführen:
Firmenbericht: Besuch bei Musikelektronic Geithain