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Interview mit Takanori Toyoshima

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Interview mit Takanori Toyoshima

Takanori Toyoshima – General Manager des Planning Departments – und „Dolmetscher“ David Walter, Mitarbeiter der Produktplanung für den Bereich Pro-Audio

Toyoshima-san verfolgte jede Frage äußerst aufmerksam und machte sich sichtlich Gedanken bei den Antworten, indem er sich Zeit nahm und wohlüberlegt und strukturiert antwortete. Toll: Die Unterhaltung hatte keinen Charakter einer PR-Veranstaltung, sondern war ein ehrliches, offenes, zwangloses Gespräch. Die Sprachbarriere überwinden konnte David Walter, seines Zeichens Mitarbeiter der Produktplanung für den Bereich Pro-Audio. Herr Walter ist ein aus Österreich stammender Tontechniker, der im Anschluss an sein Japanologie-Studium seit nunmehr vier Jahren in Tokyo lebt und arbeitet.

Toyoshima-san, vielen Dank für Ihre Zeit. Es freut mich, dass Sie trotz des wichtigsten Presse-Events im Audio-Technica-Kalenderjahr Zeit für fairaudio und seine Leser gefunden haben. Heute wurden in erster Linie neue Kopfhörer vorgestellt. Man konnte anhand der technischen Daten etwas beobachten, das sich nicht auf Audio-Technica beschränkt: Der Trend geht eindeutig zu geringeren Impedanzen. Der Grund dafür ist ja sicher in der zunehmenden Mobilität der Kopfhörer-User zu suchen, richtig?

Auf jeden Fall! Der Mobilfunkmarkt boomt, mit ihm auch der Verkauf von Kopfhörern. Und Kopfhörerverstärker, die in Mobiltelefone eingebaut sind, haben deutlich weniger Output als ein HP-Out von stationären Geräten. Das beeinflusst natürlich die Entwicklung aktueller Kopfhörer. Und es stimmt: Eigentlich hat das gesamte AT-Sortiment eine geringe Impedanz, meist 16 oder 32 Ohm.

Audio-Technica-President: Matsushita Kazuo

Audio-Technica-President: Kazuo Matsushita

Es geht bestimmt auch um die erzielbare Lautstärke, oder?

Durchaus. Bei der Entwicklung neuer Kopfhörer sehen wir uns die Entwicklung auf dem Mobilmarkt sehr genau an. Wir messen beispielsweise die Ausgangsspannungen und sorgen für eine optimale Anpassung von In-Ears, aber auch von anderen Hörern an die Verstärker. Denn wenn die Impedanz zu hoch und die erzielbare Lautstärke zu gering ist, bekommen wir negatives Kundenfeedback – und das wollen wir natürlich in jedem Fall vermeiden.

Und weitere Punkte gibt es: Bei hoher Impedanz eines Kopfhörers muss der Verstärker mehr leisten, was natürlich die Batterie schneller leert. Das ist aktuell ja ein großes Problem …

(Toyoshima-san lacht, wohl weil man die Batterieanzeige meines iPhones sieht, die schon im einstelligen Bereich liegt. Ich befürchte sowieso, dass der Saft nicht zum Recording des gesamten Interviews reichen wird und ich statt der Hilfe der Navigationssoftware einen der freundlichen Polizisten in einem Koban bitten muss, mir den Weg zum Hotel zu erklären.)

Wir versuchen, die Kopfhörer mit geringer Impedanz so gut wie möglich zu entwickeln. Das Erzielen einer guten Klangqualität ist dabei etwas erschwert, wir vollführen also eine Gratwanderung.

die ja auch gut gelingt, wie die Ausstellungsmodelle gerade eindrucksvoll bewiesen haben.

Es gibt natürlich auch noch eine andere Möglichkeit, nämlich die Verwendung eines zusätzlichen Kopfhörerverstärkers. Wir haben beispielsweise den AT-PHA100 mit eingebauter Batterie und genügend Power für Kopfhörer mit hoher Impedanz.

Audio-Technica Hi-Res-Driver

Ich habe ebenfalls einen mobilen Verstärker für Telefon und Tablet. Der ist hervorragend, aber aus Bequemlichkeit benutze ich ihn eher selten, muss ich zugeben …

Hier in Japan sind derartige Kopfhörerverstärker sehr gängig, wirklich viele Menschen benutzen solche Mobilgeräte. Wir haben auf dem heimischen Markt daher eine enorm hohe Modellvielfalt, anders als in Europa oder den USA.

Nach meiner Beobachtung ist die Verwendung eines externen Amps zumindest in Deutschland eher die Ausnahme. Aber wenn ich den Menschen in der Bahn „auf die Köpfe schaue“ und beobachte, wie sich der Markt entwickelt, dann drängt sich der Eindruck natürlich auf, dass die Bereitschaft, viel Geld für hochwertige Kopfhörer auszugeben – gerade geschlossene und In-Ears – in den letzten Jahren enorm gestiegen ist. Oder nein: Es ist offensichtlich! Was glauben Sie – ersetzt das langfristig bei vielen Hörern die Ausgaben für die hochwertige Heimanlage?

Nun, dieser Trend hat in Japan vielleicht schon etwas früher begonnen als in Europa und Amerika: Die typischen Häuser hier sind recht klein und bieten nur begrenzten Platz für große Anlagen mit ausladenden Lautsprechern. Ein großer Hörraum ist absoluter Luxus, den sich viele nicht leisten können oder wollen. Zudem sind die Wände und Decken üblicherweise sehr dünn, so dass an hohe Abhörlautstärken aus Rücksicht auf die Nachbarn und andere Familienmitglieder nicht zu denken ist. Alleine daher war die Verbreitung von Kopfhörern in unserem Land schon immer recht hoch.

Dazu kommt, dass gerade in den Ballungsgebieten viele Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln pendeln, und das auch oft für weite Strecken. Dadurch geht Zeit für das Hören zuhause verloren, auf der anderen Seite steht die Zeit in der Bahn eben auch zum Musikgenuss zur Verfügung.

Audio Technica In-Ears

Ja, ich konnte das schon gut beobachten: Ich bin vorhin mit der Yamanote-Linie gefahren. Es war brechend voll, aber dennoch so ruhig, dass man jedes Knarzen des Zuges hören konnte. Viele hatten Kopfhörer auf, andere starrten in ihre Handys und spielten Spiele. Aber das Telefonieren in der Bahn ist ja genauso verboten wie aus seinem Telefon oder den Kopfhörern irgendwelche Töne an die Umwelt abzugeben.

Und genau diese Umstände sorgen dafür, dass wir sehr viele unterschiedliche Modelle auf dem Markt finden, mit unterschiedlichsten Eigenschaften. Und um auf das Thema von vorhin zurückzukommen: Wenn früher jemand zum Geburtstag, zum Uni-Abschluss oder sonstigen Gelegenheiten eine klassische Stereoanlage bekommen hat, dann ist es heute häufig ein aktuelles Smartphone mit gutem mobilen Kopfhörerverstärker und ebensolchen Kopfhörern. Ja, das hat sich stark geändert.

Daher ist unser Ansatz ja auch nachvollziehbar. Wir von Audio-Technica sehen unsere Aufgabe darin, das Zuhause-Erlebnis vom Hören mit der Stereoanlage auch für draußen und unterwegs zu bieten. Als Hersteller möchte man natürlich das Bestmögliche für den Kunden bereitstellen, ohne ihn finanziell über die Maßen zu fordern. Unsere „Hi-Res“-Kopfhörer sind dafür sicher ein gutes Beispiel. Doch nicht nur die Entwicklungen bei den Kopfhörern, auch und gerade bei den Vorverstärkern schreitet sie voran. Sehr üblich sind ja mittlerweile diese Systeme, über die wir gerade gesprochen hatten, die neben dem eigentlichen Kopfhörerverstärker auch eine hochwertige D/A-Wandlung, eine eingebaute Batterie und weitere Features bieten. Da ist gerade von uns noch einiges zu erwarten. (grinst)

Audio technica

Eine andere Möglichkeit, statt auf hochwertige kabelgebundene Systeme zu setzen, ist ja, mit Wireless-Verbindungen zu arbeiten. Darauf setzt Audio-Technica ja auch.

Ja, das stimmt, das tun wir. Man muss allerdings sehen, dass Bluetooth zwar praktisch ist, doch qualitativ durchaus begrenzt. In einer hochwertigen Kette ist es also tatsächlich der Flaschenhals. Dieser wird aber sicher nicht auf ewig bestehen, unsere Research & Development-Abteilung ist da nicht untätig.

Dual Magnetic Field Driver

Bei – ich nenne sie mal „modernen“ – Anwendungsfeldern wie Wireless-Systemen für die Wiedergabe unterwegs, ist ein weiterer Punkt die gewünschte akustische Entkoppelung von der Umgebung. Wie das gemacht wird, ist ja bekannt: Zum einen gibt es die passive Dämpfung, also durch mechanisch-akustische Maßnahmen, die ja auch die Umgebung vor Emissionen schützt, zum anderen wird mittlerweile viel Gebrauch gemacht von Inversschall zur Geräuschunterdrückung. Wie sieht es dabei ihrer Meinung und Erfahrung nach mit den Vor- und Nachteilen aus?

Ein klarer Nachteil bei hoher Dämmung ist ja, dass man unter diesen Hörern meist nicht besonders lange hören kann. Der Druck, das Gefühl der Abgeschlossenheit ist im Vergleich zu offenen Systemen natürlich unangenehmer auf die Dauer. Und bei Noise-Cancelling-Systemen ist das Problem, dass man schnell ein zischendes Rauschen als Artefakt erhält. NC beeinflusst durch die zusätzliche Aufgabe natürlich auch in gewissem Maße das Nutzsignal. Derartige Probleme sind prinzipbedingt und betreffen natürlich alle Hersteller.

Wir arbeiten bei AT kontinuierlich daran, das Beste von passiver Dämmung und aktiver Störschallreduktion zu kombinieren, um Umgebungsgeräusche auszublenden und einen hervorragenden Musikgenuss zu gewährleisten. Das gelingt natürlich noch nicht perfekt, doch mit jeder Produktgeneration werden wir einen Schritt besser darin. So haben wir mit „Tri-Level“ zum Beispiel mittlerweile verschiedene Stufen etabliert, auch verschiedene Anwendungsfelder werden berücksichtigt, so dass man auf verschiedene Anwendungsfelder spezialisierte Programme wählen kann.

Dann können wir ja gespannt sein, was diesbezüglich in Zukunft gezeigt wird. Toyoshima-san, ich danke ihnen herzlich für das aufschlussreiche Gespräch.

(Meine iPhone-Batterie hat mich übrigens mit dem letzten bisschen Energie noch sicher ins Hotel gebracht. Musik gehört habe ich bei der U-Bahn-Fahrt allerdings nicht.)

Audio-Technica Gebäude

Das Modell des neuen Haupt-Firmengebäudes von Audio-Technica, das sich gerade im Rohbau befindet

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Firmenbericht: Audio-Technica in Tokyo

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Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: Thorens TD-316 MkII mit Nagaoka MP-110

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Lavry DA-11, Merging Technologies HAPI (AD/DA-Wandler) CD-Player: Rega Apollo

Vollverstärker: Rega Mira

Endstufen: Abacus Electronics 60-120D Dolifet

Lautsprecher: Harbeth Super HL5 Plus XD, Genelec 8010A, JBL Control 1C, Piega TMicro 5, Vogel Custom Blue, Vogel Custom White

Kopfhörer: Stax SRS-2170, Focal Celestee, AKG K240DF, Beyerdynamic DT150, Beyerdynamic Custom One, Beyerdynamic Free Byrd, Sony MD-7506, KOSS Porta Pro

Kopfhörerverstärker: integrierte Lösungen im Lavry DA-11, Merging Technologies HAPI, Harrison-Mischpult

Mobiles HiFi: iFi iDSD nano

All-In-One: Arcam Solo Mini DAB+

Kabel: Lautsprecherkabel: Oehlbach Ultrastream NF-Kabel: Vovox Link, Vovox Sonorus

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 51 m² und 12 m² Höhe: 2,3 m und 2,1-2,6 m