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Was spricht für die elektrische S/PDIF-Schnittstelle – und was für USB?
Wir sollten auch noch Ethernet in die Überlegungen miteinbeziehen. Wichtig ist, dass man versteht, dass es hier nicht einfach nur um unterschiedliche Übertragungsarten geht, sondern auch um die Wahl der System-Architektur der digitalen Quelle.
Die S/PDIF-Schnittstelle zum Beispiel ist synchron, deswegen ist der Ursprungstakt so wichtig. Deshalb verwenden wir für die S/PDIF-, AES3- [entspricht AES/EBU] und I2S-Ausgänge unseres Flaggschiff-Servers Antipodes K50 einen beheizten Quarzoszillator (OCXO) höchster Qualität und isolieren die Sektion galvanisch. Wenn wir mal Computerbegrifflichkeiten verwenden wollen, dann kann man durchaus sagen, dass diese Digital-Ausgänge so eine Art „Soundkarte“ im Inneren des Musikservers sind.
USB-Schnittstellen unterscheiden sich hier grundsätzlich von S/PDIF. Der USB-Empfänger im DAC wird nämlich zur „Soundkarte“ für den Musikserver – und benötigt daher eine Bus-Verbindung zurück zum Musikserver, damit der „denkt“, der Receiver sei ein Teil von ihm. Deshalb gibt es bei USB auch immer einen Einrichtungsschritt, bei dem die Remote-Audiokarte installiert wird. Der entscheidende Punkt ist nun, dass mit USB quasi ein kleiner Teil des Computers in den DAC eingebaut wird. Taktgenauigkeiten sind in diesem Fall weniger ein Problem als der Umgang mit Rauschstörungen und -interferenzen. Leider haben sich die Standards für USB in einer Weise entwickelt, die diese Rauschprobleme eher noch verschärfen. So ist auf der 5-Volt-Gleichstrom-Leitung nun eine Kommunikation mit einer hochfrequenten Trägerfrequenz erforderlich zwecks Abgleich der gewünschten Spannungs- und Stromwerte zwischen Sender und Empfänger – was gleichbedeutend mit dem Hinzufügen von hochfrequentem Noise ist.
Ethernet ist architektonisch wieder anders aufgebaut. Ganz grundsätzlich gibt es bei jeder digitalen Audiolösung eine Server-, eine Player- (Renderer-) und eine DAC-Stufe. Bei S/PDIF und USB befindet sich diese Player-Stufe außerhalb des DAC (bei USB zumindest größtenteils). Bei Ethernet besteht dagegen keine Notwendigkeit für eine Player-Ebene im Musikserver, da sich die innerhalb des Netzwerkplayers selbst befindet und hinter dem Ethernet-Eingang kommt. Aus meiner Sicht ist dies die schlechteste aller Lösungen, da man einen DAC und einen Computer einfach nicht in einem einzigen Gerät kombinieren sollte. Ethernet ist eigentlich asynchron, aber das ist eher ein zweischneidiges Schwert als ein wirklicher Vorteil. Daten, die ohne Sequenzierung oder Timing ankommen, machen das Leben für den Netzwerkplayer viel schwieriger, weshalb Roon ja beispielsweise das RAAT-Protokoll entwickelt hat, um die Daten zwischen der Server- und der Player-Stufe mit einer gewissen Präzision zu transportieren.
Bei Antipodes Audio haben wir das Ziel, die Arbeit für den DAC so einfach wie irgend möglich zu machen, damit der Wandler sein Potenzial voll ausspielen kann. Wir versuchen, ein hochakkurat getaktetes, rauscharmes Signal hoher Bandbreite zum D/A-Wandler zu schicken und bevorzugen hierfür die synchronen S/PDIF-, AES3- und I2S-Ausgänge.
Als Anbieter von D/A-Wandlern muss man sich freilich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass viele Kunden einfach ihren Standardcomputer verwenden, um Musik wiederzugeben. Da kann es schon sinnvoll sein, Teile der Aufgaben des Rechners in den DAC auszulagern. Aber streng genommen macht man dann die Arbeit am falschen Ort. Einige Hersteller haben das erkannt und bieten nun Überbrückungsgeräte an, um „laute“, rauschende Computerstufen vom DAC fernzuhalten.
Manche behaupten, I2S sei der beste Weg, das Digitalsignal zum DAC zu transportieren. Ist das auch Ihre Meinung? Wo liegen die Vor- und Nachteile?
Um die Frage für mich selbst zu beantworten, benutze ich einfach meine Ohren. Dann weiß ich genug … AES3 klingt musikalisch, aber ein wenig distanziert, nicht so unmittelbar – ein bisschen so wie Ethernet, aber weniger stark ausgeprägt, oder wie DSD gegenüber PCM. S/PDIF hat dagegen etwas „Funkiges“ an sich, mit ein wenig mehr Würze in den Höhen und Röhrencharakter im Bass. Richtig implementiert ist I2S nicht einfach eine Option dazwischen, sondern es klingt in jeder Hinsicht besser. Und hier sind die Gründe dafür.
Zum einen verwendet die I2S-Schnittstelle mehrere voneinander getrennte Verbindungen und ermöglicht damit, dass die Taktdaten ungestört von den Musiksignaldaten übertragen werden. Bei S/PDIF und AES3 werden die Daten über die gleiche Verbindung übertragen, was zwangsläufig zu zusätzlichem Jitter führt.
Zum anderen haben die jüngsten Entwicklungen, wie I2S übertragen wird, zu einem überlegenen Design gegenüber Standards wie S/PDIF, AES3 oder USB geführt. Viele Jahre lang galt der I2S-Standard als unpraktisch, da alle verfügbaren Sender- und Empfängerteile eigentlich nur darauf ausgelegt waren, I2S über ein paar Zentimeter Leiterbahn innerhalb eines CD-Players zu schicken. Das hat sich grundsätzlich verändert.
Drittens: Raten Sie doch mal, wie digitale Audiodaten in einen DAC-Chip gelangen – über I2S natürlich! Es sind also weniger Konvertierungsstufen zwischen verschiedenen Übertragungsmedien erforderlich, je nachdem, wie der DAC-Hersteller dies handhabt.
Und schließlich hat die I2S-Übertragung auch eine viel größere Bandbreite als S/PDIF oder AES3. Das alles spricht für unseren Ansatz, den Computer so weit wie möglich aus dem DAC herauszuhalten.
Doch wenn ich mit all dem richtig liege, warum bieten dann so wenige DAC-Hersteller einen I2S-Eingang an? Ich glaube, dass es wieder auf die Stückzahlen beziehungsweise Marktgegebenheiten hinausläuft … Die große Mehrheit der Leute, die einen D/A-Wandler kaufen, benutzen Standard-Computer, um ihre Musik abzuspielen. Die Anschlussmöglichkeiten, die in diesem Zusammenhang Sinn ergeben, sind Ethernet (wenn die Quelle schlecht ist) und USB (wenn die Quelle nicht so schlecht ist). Würden mehr audiophile Anwender einen gut konzipierten Musikserver verwenden, nun, dann wäre I2S wohl die unumstrittene Wahl.
Eine letzte Frage: Haben Sie vielleicht zwei-drei „Cheap Tricks“ für uns, die das Audiostreaming klanglich nach vorne bringen, aber eben nicht die Welt kosten?
Die Frage zielt wohl auf gewisse Peripheriegeräten ab, die man einer bestehenden guten Lösung hinzufügen kann, um sie zu verbessern … Nun, ehrlich gesagt, davon bin ich nicht so wirklich überzeugt. Der Markt ist voll von speziellen Regeneratoren, Filtern usw. Für mich sind das aber letztlich „Pflaster“ für schlechte Musikserver. Wenn diese Dinge wirklich etwas bringen, dann bedeutet das eigentlich, dass der Musikserver, den Sie haben, seinen Job nicht gut macht.
Mal ein Beispiel: USB-Regeneratoren. Worum handelt es sich dabei? Um einen sorgfältig ausgewählten Hub-Chip, umgeben von einer guten Stromversorgung und einem guten Oszillator. Und wie erzeugt ein Musikserver ein USB-Signal? Hoffentlich doch mit einem sorgfältig ausgewählten Hub-Chip, umgeben von einer guten Stromversorgung und einem guten Oszillator … Macht man’s also gleich richtig, braucht man ein hochwertiges USB-Kabel weniger.
Aber gut, da bin ich vielleicht auch etwas speziell. Wie gesagt, bei Antipodes versuchen wir, die Dinge von Anfang an richtig zu machen. Der andere Ansatz, den viele (nicht alle) Firmen verfolgen, besteht darin, eine normale Computerplatine mit ausreichenden Rechenressourcen zu verwenden und dann mit Zusatzkarten das zu „reparieren“, was diese Computerplatine schlecht gemacht hat. Wenn Sie so einen Musikserver haben, können einige dieser kleinen Helferchen tatsächlich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Aber die Wirksamkeit dieser Dinge hängt doch stark vom Kontext ab.
Meinen Kunden sage ich, dass sie sich darauf konzentrieren können, dem Server gut ausgewählte Netzkabel, Ethernet-Kabel, digitale Signalkabel und Füße/Basen hinzuzufügen. Jedes dieser Elemente kann einen Einfluss auf die Klangqualität eines Musikservers haben, deshalb denke ich, dass man damit das beste Preis-Leistungs-Verhältnis erzielen kann – wenn man denn ein solches Tuning betreiben möchte.
Vielen Dank für das Gespräch!
Wer sich ein eigenes Bild von den Antipodes-Musikservern machen möchte, kann sie für eine Woche zu sich nach Hause holen, der Vertrieb CM-Audio bietet entsprechende Testpakete an.
Vertrieb:
CM-Audio – Flöter Technology Service
Adlerstraße 48 | 41066 Mönchengladbach
Telefon: +49 (0) 2161 – 6782451
E-Mail: info@cm-audio.net
Web: https://www.cm-audio.net/
Hersteller:
Antipodes Audio Limited
Suite 1, Clean Technology Tower
2 Ake Ake Place
Otaki Commercial Park
Otaki 5512
New Zealand
E-Mail: mark@antipodes.audio
Web: https://antipodes.audio/
Interview: Mark Jenkins von Antipodes Audio