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Und was habe ich von einer Mitgliedschaft bei Ihnen, außer, dass mir am Monatsende ein paar Euro weniger im Portemonnaie verbleiben, die ich ansonsten auch in Schallplatten oder andere Tonträger hätte umsetzen können?
Wenn wir einmal die materiellen Aspekte aufzählen, dann sind es natürlich die bereits erwähnten Vereinszeitschriften, die vergünstigten Schallplatten und Masterband-Kopien unserer Edition Phönix sowie Rabatte bei Partnerfirmen wie ArtPhönix, JPC, um nur einige Punkte zu nennen. Darüber hinaus existieren besondere Konditionen bei Aktionen wie jetzt gerade bei Tacet oder Manger.
Im Memberbereich unserer Website stehen bereits ausverkaufte Hefte zum Download zur Verfügung und im Internetforum gibt es einen ebenfalls abgeschlossenen Bereich, wo sich jeder an Diskussionen über den Verein einbringen kann. Für Firmenmitglieder ergibt sich die Möglichkeit, im Internetforum gezielt in einem eigenen Bereich exklusiv zu werben. Die Links unserer Mitgliedsfirmen werden auf unserer Website außerdem besonders herausgehoben. Über diese materiellen und virtuellen Vorteile hinaus ist es für viele Mitglieder aber auch das Bewusstsein und die Freude, sich aktiv oder zumindest durch einen finanziellen Beitrag an einer großartigen Sache zu beteiligen und etwas zum Erhalt und der Förderung der analogen Musikwiedergabe beizutragen.
Beruflich sind Sie Vermessungsingenieur und widmen sich der AAA nur nebenamtlich, erwähnten Sie mal. Erinnere ich mich da richtig? Und die anderen Analogaktivisten arbeiten für die drei Buchstaben ebenfalls nur aus Spaß an der Freud?
Ja, so ist es in der Tat. Wie in allen anderen Vereinen auch, geht ohne ehrenamtliches Engagement gar nichts. Es sind die Mitglieder, die den Verein auf Plattenbörsen vorstellen, als Autoren für die „analog“ schreiben, als Moderatoren im Internetforum aktiv sind, Stammtische organisieren oder auch im Vorstand und seinem Umfeld tätig sind. Es sind diese vielen Aktiven, die sich einbringen und für unseren Verein auf einen großen Teil ihrer Freizeit verzichten.
Okay, aber wie kommt man denn überhaupt auf die eigentlich eher abwegige Idee, einen solchen Verein zu gründen? Die rein altruistische Liebe zum Analogen wird da ja nicht alleinige Triebfeder gewesen sein …
Vor genau 20 Jahren war die Situation völlig anders als heute. Damals sah es wirklich danach aus, als hätte der Schallplatte das letzte Stündlein geschlagen. Da gab es begründete Ängste, dass nicht nur die Schallplatte als erhaltenswertes Kulturgut den Bach runter geht, sondern auch eine ganze Branche mit sich reißen würde: die Hersteller von Tonabnehmern, Plattenspielern, Phonostufen und dergleichen, sowie die Presswerke und schließlich auch den Fachhandel und ganz zuletzt würde das entsprechende Know-how aussterben.
Um dem drohenden Untergang etwas entgegenzusetzen und auch Aufklärungsarbeit zu leisten, beschlossen Wilfried Zahn, A. J. van den Hul und Dusan Klimo, sich mit Gleichgesinnten zusammen zu tun und eine Organisation von Anhängern analoger Musikwiedergabe ins Leben zu rufen. Am 18. November 1990 wurde dann in Mülheim die Analogue Audio Association gegründet.
Inzwischen haben wir von den gesteckten Zielen viel erreicht und die Situation ist heute deutlich entspannter. Allerdings gibt noch vieles, woran wir arbeiten wollen. Unter anderem ergab sich aus der Überlegung, dass die Grundlage aller analogen Tonträger nicht die Schallplatte – sie ist das Endprodukt –, sondern das im Tonstudio entstehende analoge Tonband ist, die Idee, hier ebenfalls tätig zu werden.
Da die Erhaltung dieses analogen Tonträgers explizit in der Vereinssatzung steht, gingen wir also daran, hier etwas anzubieten, das ein Alleinstellungsmerkmal nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt hat (von den USA einmal abgesehen): analoge Tonbänder in Masterbandqualität. Für unsere Serie aus neun Titeln, die in Zusammenarbeit mit dem Wiener Label Quinton entstanden, haben wir dann auch 2009 den Positive-Feedback-Online´s-Writers´-Award als Produkt des Jahres erhalten.
Eine neue Bedrohung für die Qualität der Musik im Allgemeinen ist der War of Loudness. Auch hier möchten wir Aufklärungsarbeit leisten und die Initiativen von Menschen wie Friedemann Tischmeyer unterstützen, die diesem unseligen Trend den Kampf angesagt haben.
Ihre „Club-Zeitschrift“ erinnert ja eher an ein HiFi-Magazin als dass es da nur um Vereinsklüngel ginge, zumindest bei den, zugegeben, nicht allzu vielen Ausgaben, die ich bisher in der Hand hielt, kam‘s mir löblicherweise so vor. Was sind denn da die typischen Themenbereiche, die angeschnitten werden? Können unsere Leser bei Interesse da mal unverbindlich ein kostenfreies Schnupperexemplar ordern?
Selbstverständlich kann jeder Interessierte ein kostenfreies Schnupperexemplar in der AAA-Geschäftsstelle bestellen. Ist jemandem auf unserer Website ein bestimmtes Heft aufgefallen ist, dass ihn thematisch interessiert, kann er unsere Vereinszeitschrift auch als Nichtmitglied kaufen.
Die Themen sind sehr vielfältig und reichen von Vorstellungen diverser Schallplattenspieler, Tonbandgeräte über Schallplattenrezensionen oder Beschreibungen von Plattenwaschmaschinen aber auch Label-, Firmen- oder Künstlerportraits bis hin zu so exotischen Themen wie Coverausstellungen und Monowiedergabe. Natürlich berichten wir ebenso über unsere diversen Aktivitäten wie zum Beispiel die Stammtische, Schallplattenbörsen-Gruppen oder die Teilnahme an Veranstaltungen anderer Ausrichter wie den Norddeutschen Hifi-Tagen in Hamburg oder der Langen Nacht der Ohren in Berlin. Selbstverständlich berichten wir auch ausführlich über unsere eigene HiFi-Messe. Regelmäßig werden zudem die Anlagen einzelner Vereinsmitglieder vorgestellt.
Zum Abschluss: Welche klanglichen Unterschiede sehen Sie zwischen Schallplatte, CD und Festplattenmusik? Wo wünschen Sie sich die CD in 10 Jahren hin? Und wo sehen Sie die Schallplatte dann?
Der Klang einer Schallplatte berührt mich emotional mehr und bringt mich näher an die Musik. Die Musik lebt, hat Klangfarben, Raum und eine Unmenge an feinsten Details. In anderen Worten: In meinen Ohren klingt Musik von der Schallplatte weniger technisch als von einer CD. Da ich selber noch keinen direkten Vergleich gegenüber Musik von der Festplatte erlebt habe, kann ich dazu leider nichts sagen.
Wenn ich die aktuellen Trends betrachte, dann sehe ich die Schallplatte in 10 Jahren in friedlicher Koexistenz mit kostenpflichtigen Downloads, wobei letztere dominieren werden, während die CD ein Nischendasein fristen wird. Ähnlich wie für den Analogliebhaber unter anderem auch die ästhetischen Aspekte wie großformatige Cover, der haptische Genuss beim Herausholen der LP aus der Hülle oder beim Auflegen auf den Plattenteller zur Schallplatte gehören, so wird es auch Digitalliebhaber geben, denen ein physikalischer Tonträger mit Booklet und Cover lieber ist als die reinen Daten plus zugehörigen Informationen auf einem Bildschirm.
Herr Bergmann, vielen Dank fürs Gespräch.
Ich habe Ihnen zu danken, Herr Dames.
Interview: Analogue Audio Association e.V./Analog Forum