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Analog Forum 2014

Inhaltsverzeichnis

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November 2014 / Tobias Zoporowski

Bereits zum 28. Mal veranstaltet die in Oberhausen beheimatete Analog Audio Association (AAA) ihr Branchentreffen „Analog Forum“. Und ich? Ich war noch nie da! Unfassbar. Da war es doch an der Zeit, dieses Versäumnis dringend nachzuholen. Also machte ich mich am ersten – und strahlend schönen – November-Wochenende auf den Weg nach Krefeld ins idyllisch gelegene Land- und Tagungshotel „Mercure“. Vor Ort traf ich bereits vormittags auf nahezu volle Parkplätze, von denen mit mir ganze Ströme von HiFi-Aficionados zum Veranstaltungsort pilgerten. In dessen Räumlichkeiten hatten knapp 100 Aussteller in insgesamt 37 Räumen und auf 1.200 Quadratmetern ihre analogen Preziosen aufgebaut.

Dabei sollten Vintage-HiFi-Freaks genauso auf ihre Kosten kommen wie Freunde aktueller Analogtechnik abseits des Mainstreams. Was mir sofort auffiel, war die trotz hohen Besucherandranges sehr entspannte und freundliche Atmosphäre im Erdgeschoß der „Spielstätte“, welches für dieses Event nahezu komplett belegt war. Denn es gab ja nicht nur hochwertige und aus Komponenten verschiedenster Hersteller sorgfältig zusammengestellte Anlagen – deren Preisgestaltung sich insgesamt freilich am oberen Rand des für Normalverdiener maximal Möglichen orientierte – zu sehen und zu hören. Ein straffes und hochgradig informatives Workshop-Programm rund um korrektes Plattenspieler-Setup, Röhrentausch, Vermeidung von Brummschleifen bis hin zum Geheimnis einer authentischen Basswiedergabe in Wohnräumen rundeten das Analog Forum an beiden Veranstaltungstagen ab.

Uli Apel
Hat den richtigen Riecher beim Messen: Uli Apel

Nicht zu vergessen die Service-Angebote, die man so auf kaum einem anderen Branchen-Event findet: Wer wollte, konnte etwa sein – gern auch etwas betagtes – HiFi-Gerät von Messtechnik-Profi und Toningenieur Uli Apel durchchecken oder seine Schallplatten reinigen lassen. Unentgeltlich, versteht sich.

Analog Forum 2014 in Krefeld

Analog Forum 2014 in Krefeld

In zwei großen Vitrinen im Foyer vor dem Händlersaal wurde die Geschichte der Compact Cassette erzählt und mit raren Exponaten – etwa einer Sammlung originalverpackter (bespielter) Bänder des renommierten Labels Sheffield Labs oder einem ganz frühen Sony-Rekorder im seinerzeit enorm beliebten Tischformat – untermauert. Natürlich konnte man sich auch mit „schwarzem Gold“ eindecken, diverse Händler boten neues wie gebrauchtes Vinyl feil, manche Rarität soll darunter gewesen sein. Die nicht ganz geringe Zahl von Freunden alter Bandmaschinen konnten sich mit teilweise längst vergriffenen Ersatzteilen für ihre Schätzchen eindecken oder ihren Vorrat an Leerbändern und Spulen auffüllen.

Analog Forum 2014 in Krefeld

Im Zentrum des Geschehens standen allerdings die Musikvorführungen in den über 30 Hotelzimmern und Konferenzsälen, die ausnahmslos alle von erstaunlich guter akustischer Qualität waren. Man kennt das ja von ähnlichen Veranstaltungen und Messen wie etwa der High End in München: Die Räumlichkeiten vor Ort kommen einer hochwertigen Musikwiedergabe fast nie entgegen und so zieht mancher Besucher kopfschüttelnd von dannen.

Nicht so in Krefeld. Zwar hatte Raumakustik-Experte Thomas Fast in praktisch allen Vorführräumen mit seinen Wandelementen für Optimierung gesorgt, mir schien es aber so, als böten die Zimmer der ländlichen Herberge indes generell ganz gute Voraussetzungen zum Musikhören.

Premiere bei Genuin

Analog Forum 2014 in Krefeld

Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist mir unter anderem die Vorführung bei Genuin Audio (www.genuin-audio.de). Erstmalig präsentierte Vertriebschef Thomas Wendt – der unter anderem die Marken Perreaux und AudioSolutions in Deutschland vertritt – die ersten Produkte seiner Eigenmarke Genuin im Verbund. Sowohl der Zwei-Wege-Standlautsprecher „Gate 1“ als auch der Hybridvollverstärker „Straight“ wurden von der Aachener HighEnd-Koryphäe Reinhard Thöress entwickelt und werden in Handarbeit gefertigt.

Beide Produkte sind puristisch-konsequent konstruiert und gefallen durch ungewöhnliche Details. So arbeitet die knapp 1,20 Meter hohe Box nach dem Transmissionsline-Prinzip, wobei das Bass-Mittelton-Chassis in der Mitte der Schallführung angeordnet wurde. So will man der „Gate 1“ das konstruktionsbedingt etwas wellige Übertragungsverhalten einer herkömmlichen Transmissionline bei mindestens gleich guter, wenn nicht besserer Basspräzision abgewöhnt haben. Ihre Frequenzweiche kommt mit extrem wenigen Bauteilen aus, ihr Gehäuse besteht aus Pappelholz, was bei geringem Eigengewicht eine sehr hohe innere Dämpfung verspricht und ergo kaum zusätzlich beruhigt werden muss. Mit ein Grund für den recht hohen Wirkungsgrad der optisch sehr attraktiven Box. Sie ist für 7500 Euro Paarpreis zu haben.

Analog Forum 2014 in Krefeld

Im Verbund mit dem Hybridamp „Straight“, in welchem eine im gegenkopplungsfreien Eintaktbetrieb arbeitende Vakuum-Triode den vollen Spannungshub zur Aussteuerung des Lautsprechers bereitstellt – während ein Leistungs-FET in die Rolle eines Class-A-Impedanzpuffers zwischen Triode und Lautsprecher schlüpft –, spielte die „Gate 1“ enorm kohärent, groovy und mit einem hervorragenden Sinn für musikalischen Fluss. Die Soul- und Bluesmusik, die Thomas Wendt mittels einer Revox-Bandmaschine zuspielte, ließ mindestens Füße mitwippen und so manche Finger im Takt schnippen – eine tolle Premiere! Auch der „Straight“ wird, wenn er in diesen Tagen in den Verkauf geht, 7500 Euro kosten.

Heed mit ungerichtetem Schall

Heed Auch bei Heed gab es eine Premiere: Kannte man den Hersteller aus Ungarn bislang vor allem für seine Komponenten im handlichen Midi-Format, spielte im Vorführraum des deutschen Heed-Vertriebs BT Audio (www.bt-vertrieb.de) erstmals der Prototyp eines neuen Standlautsprechers, der mit dem ungewöhnlichen Konzept der ungerichteten Schallabstrahlung arbeitet und diesen so im Raum verteilt, dass das Ohr auf Anhieb keine Quelle ortet. Darauf musste man sich einlassen, was aber vor allem dank der sehr humorvollen Präsentation des ungarischen Entwickler-Teams rasch gelang. Der genaue Zeitpunkt der Markteinführung in Deutschland wurde noch nicht bekannt gegeben, der Preis soll allerdings bei um die 12000 Euro je Paar liegen.

Heed

Audiorama en miniature

An die legendären Kugellautsprecher aus dem Hause Grundig fühlte sich erinnert, wer die Vorführung im Raum „Passion“ besuchte: Die etwa handballgroße „Sphere“ von Wolf von Langa (www.wolfvonlanga.com) begeisterte durch ihre verblüffend losgelöste und raumfüllende Wiedergabe, ihre Abbildungspräzision im Nahfeld kam einem professionellen Studiomonitor nahe. Zwei gleich große Breitbandchassis sind jeweils in der Vorder- und Rückseite der auf Wunsch in vielen Lackierungen erhältlichen Holzkugel eingelassen, die sich dank einer entsprechenden Befestigung sogar auf handelsübliche Fotostative montieren lässt. Geniale Idee! Das kleine Wurfgeschoß spielte mit einer derartigen Verve, dass ich mich nicht nur, aber auch aufgrund ihres fair kalkulierten Stückpreises von 498 Euro beinahe zu einem Spontankauf hätte verleiten lassen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden …

wolf von langa

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Messebericht: Analog Forum 2014

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