1950: Der Kreis der Audiophilen ist noch klein. Man hört mit selbstgebauten Verstärkern und Lautsprechern. Wer es sich leisten kann, greift zu Geräten von Lorenz, Telefunken oder AEG. Im Radio laufen deutsche Schlager von Rudi Schuricke, Hans Albers, René Carol oder Lys Assia. Ambitionierte Musikliebhaber sammeln die neuesten Platten von Frank Sinatra, Nat King Cole oder Bing Crosby, ihre Plattenspieler stammen von Dual oder Perpetuum Ebner. Klassikliebhaber schwören auf die neuesten Aufnahmen von Wilhelm Furtwängler oder Herbert von Karajan und Wagner-Fans geraten bei Arturo Toscanini in Verzückung … Bonn fremdelt derweil noch mit seiner neuen Rolle als politisches Zentrum der jungen Bundesrepublik Deutschland. In diesem Umfeld gründete Dieter Linzbach in Bonn „HiFi Linzbach“ (https://www.hifi-linzbach.de/), vermutlich eines der ersten HiFi-Geschäfte der Bundesrepublik. Es feierte kürzlich sein 75-jähriges Jubiläum.
Fast forward – gleich mal groß einsteigen!
2025. Als ich anlässlich der großen Jubiläumsfeier bei HiFi Linzbach ankomme, nimmt mich Bijan Khavari, Sohn des Audio-Components-Gründers Adib Khavari (https://www.audio-components.de/), in Empfang und lotst mich sofort in die gerade beginnende Vorführung des neuen Sonus-faber-Spitzenmodells Suprema – natürlich in der höchsten Ausbaustufe, bei dem jede der elegant geschwungenen 5-Wege-Säulen durch einen Subwoofer unterstützt wird. Rund 800.000 Euro kostet so ein System. Käufer werden übrigens für zwei Tage nach Italien ins Werk von Sonus faber eingeladen, um dort alle Details der Lautsprecher zu besprechen und zu bemustern – Furniere, Leder und endlos viele weitere Details, denn schließlich wird jeder Lautsprecher individuell nach der Bestellung gefertigt.

Das Highlight der Veranstaltung war ganz klar die Sonus faber Suprema mit zwei Subwoofern am großen McIntosh-Besteck. Auch Günter Kürten von Thorens war zugegen und steuerte sein Referenzlaufwerk für diese imposante Anlage bei
Da die Sonus faber Suprema samt Subwoofer passive Lautsprecher sind, fehlt noch die notwendige Verstärkerelektronik. Die steuert McIntosh bei, ebenfalls im Vertrieb von Audio Components. Zum Einsatz kommen hier – wen wundert‘s – ausschließlich Geräte der 75-Jahre-Edition der amerikanischen Verstärker-Pioniere. McIntosh wurde allerdings schon 1949 gegründet und feierte damit bereits im letzten Jahr sein 75jähriges Jubiläum. Linzbach führt die Marke seit den 1960er Jahren.

Auf beiden Seiten erlauben kleine Fenster in den Gehäusen der Suprema den Blick auf die Frequenzweiche
Auf der Verstärkerseite kommt das ganz große Besteck zum Einsatz: Die Subwoofer befeuern zwei MC2.1KW AC 75th Anniversary Monoblöcke, das Paar schlägt mit 132.000 Euro zu Buche, was angesichts der Kosten für die Lautsprecher fast preiswert anmutet … Wobei, wenn man den unglaublichen Materialaufwand sieht, den McIntosh hier betreibt, kommt einem die Summe tatsächlich gar nicht mal so übertrieben vor. Jeder Verstärker besteht aus drei Gehäusen, die jeweils rund 45 Zentimeter breit, 30 Zentimeter hoch und 75 Zentimeter tief sind. Zwei der Gehäuse sind dem Netzteil vorbehalten, das dritte beinhaltet die Verstärkerschaltung samt der McIntosh-typischen Autoformer – einer Technologie, die die Amerikaner aus der Röhren-Zeit, in der die Geschichte von McIntosh begann, mit in die Transistor-Epoche übernommen haben.

Das hier ist ein Kanal des McIntosh MC2.1KW AC 75th Anniversary. In den beiden unteren Gehäusen ist das Netzteil untergebracht
Ausgangsübertrager sind bei den meisten Röhrenschaltungen notwendig, um die Ausgangimpedanz an die gängiger Lautsprecher anzupassen, Ausnahmen bilden hier lediglich die eher selten zu findenden OTL-Schaltungen. Bei McIntosh ist man der Überzeugung, dass auch Transistorschaltungen davon profitieren, wenn die Ausgangsstufe eine stabile Last sieht. Deshalb setzt man in den höherpreisigen Geräten auch bei Transistorschaltungen Ausgangsübertrager (besagte Autoformer) ein, die es erlauben, den Verstärker an die Impedanz der Lautsprecher anzupassen.
Die Sonus faber Suprema selbst werden von zwei MC1.25KW AC 75th Anniversary (43.000 Euro/Paar) angesteuert, die Vorverstärkung übernimmt die zweiteilige McIntosh-Referenz-Vorstufe C 12000 AC 75th Anniversary (22.900 Euro), und als digitale Quelle kommt ein Streamer/Server/DAC von Aurender, der A20 (16.500 Euro) samt passender Master Clock MC10 (16.980 Euro) zum Einsatz.
Wie’s klingt?
Groß, mächtig und definitiv beeindruckend. Ich frage mich, was jemand, der den Klang der 1950er Jahre erlebt hat, wohl zu einer solchen Performance sagen würde. Und ich beneide jeden, der sich so eine Über-Anlage leisten kann. Allerdings sollte man ihr auch ein angemessenes Domizil bieten können. Denn obwohl das Ganze in der wunderschönen Villa, in der HiFi Linzbach in Bonn residiert, im größten Hörraum aufgebaut ist – einem Salon mit bestimmt 100 Quadratmetern Fläche und etwa fünf Metern Raumhöhe –, habe ich den Eindruck, dass der Raum die geballte Schallenergie eines Fortissimo kaum aufnehmen kann. Der Schalldruck ist physisch zu spüren! Das Audio Components mit seinen Marken hier einen recht großen Raum einnimmt, hängt damit zusammen, dass HiFi Linzbach und Audio Components schon seit langen Jahren gute Partner sind.

Die Sonus faber Suprema kann man mit einem oder zwei Subwoofern betreiben. Die Trennung zu den Subs erfolgt über eine externe Frequenzweiche
Vater und Sohn
Nach dieser ersten, ziemlich spektakulären Vorführung habe ich Zeit, Vater und Sohn Salgert, die aktuellen Firmeninhaber und Geschäftsführer von HiFi Linzbach, zu begrüßen. Benno Salgert, der Vater, begann 1978 bei HiFi Linzbach, wurde 1981 Teilhaber und übernahm das Geschäft 1992 komplett. Seit 2009 wird er von seinem Sohn Michael unterstützt. Beide sind im Stress, denn trotz guter Vorbereitung gibt es bei der dreitägigen Jubiläumsfeier immer noch genug zu organisieren und zu improvisieren.
Der Gegenentwurf
Ich bleibe noch ein wenig bei McIntosh und höre mir, quasi als Gegenentwurf, die kleinstmögliche McIntosh-Anlage an, die lediglich aus einer Komponente besteht: dem neuen MSA5500 AC (9.995 Euro; bald bei uns im Test), einem „Streaming Integrated Amplifier“, der dank Apple AirPlay, Bluetooth 5.0, Google Cast, Spotify Connect und Tidal Connect in Verbindung mit Internet und Smartphone/Tablet eine komplette digitale Wiedergabekette bildet. Diese hübsche (ok, man muss das Design von McIntosh mögen) Preziose spielt an einem Paar F10-Lautsprecher von Matin Logan, die mit 3.496 Euro/Paar als durchaus bezahlbar durchgehen – besonders angesichts des beachtlichen Klangs, den sie in Kombination mit dem „kleinen“ McIntosh in dem circa 20-Quadratmeter-Raum, in dem die Anlage aufgebaut ist, bieten.

Mein persönlicher Favorit ist der kleine Streaming-Verstärker McIntosh MSA5500 AC. Cooles Design, toller Klang
Auch ansonsten hat Audio Components für das Linzbach-Firmenjubiläum so gut wie alles aufgefahren, was die Premium-Marken McIntosh und Sonus faber zu bieten haben. Dazu gehören natürlich die legendären Röhren-Endstufen von McIntosh. Besonders imponieren die MC901 AC, zwei Röhren-Transistor-Hybrid-Endstufen (55.550 Euro/Paar), die für das Bi-Amping von Lautsprechern gedacht sind. Jeder Mono-Block besteht aus einer leistungsstarken Transistor-Endstufe für den Bassbereich und einer Röhrenendstufe, die den meist weniger leistungshungrigen Mittel/Hochtonbereich ansteuern soll. Richtig schick finde ich das Doppel-VU-Meter, das den Output der beiden Verstärker in einem Instrument anzeigt.

Schick: Das Doppel-VU-Meter der McIntosh MC901 AC, das parallel die Leistungsabgabe von Transistor- und Röhrenendstufe anzeigt
Beeindruckt von dem, was McIntosh und Sonus faber in Kombination für Klangerlebnisse bieten, tue ich mich beinahe schwer damit, mich den anderen Vorführungen zu widmen, ganz davon abgesehen, dass im Hof neben Erfrischungen und Kulinaria noch entspannte Gespräche mit Verkäufern, Vertriebsmitarbeitern und Kollegen anderer Magazine locken.
Toller Kontrast
Eine mindestens ebenso lange Geschichte wie mit McIntosh verbindet HiFi Linzbach mit Bowers & Wilkins. Und so steht anlässlich des Firmenjubiläums exklusiv ein Paar B&W 801 Abbey Road Limited Edition (60.000 Euro) zum Hörtest bereit. Quellen und Verstärkung kommen von Marantz – logisch, beide Marken werden in Deutschland von D&M Germany vertreten. Das aktuelle Verstärker-Spitzenmodell von Marantz, das jüngst getestete Model 10 (14.500 Euro), sorgt für die Energie, als Quellen dienen der SACD-Player SACD 10 (11.000 Euro) sowie der Netzwerkplayer/Vorverstärker Link 10N (12.000 Euro).

Einen anderen, aber nichtsdestotrotz nicht weniger faszinierenden Klang bieten die B&W 801 Abbey Road Limited Edition an Marantz-Elektronik
Auch diese Vorstellung ist mehr als beeindruckend. Wobei ich es absolut spannend finde, wie unterschiedlich Klangkonzepte sein können. Bei McIntosh/Sonus faber steht der Genuss klar im Vordergrund. Was nicht heißen soll, dass man nicht auf höchstem Niveau Musik hört. Aber dieser Klang will den Bauch ansprechen, will berühren, will Musik zum Erlebnis machen. Im direkten Vergleich dazu klingen B&W und Marantz fast schon studiomäßig – ein toller Kontrast und eine Fortbildung für all jeden, der einmal hören möchte, wie unterschiedlich sich perfekter Klang jenseits von HiFi-Kriterien präsentieren kann.

Kunst auf Bestellung: HiFi Linzbach vermittelt auf Wunsch den Kontakt zu dem Künstler, der hier Ikonen der Musikgeschichte portraitiert hat
Mit von der Partie
Auch die Marken AVM und PMC sind bei HiFi Linzbach mit von der Partie, und sie liefern ebenfalls eine gelungene Vorstellung ab.
Das Thema Kabel und Zubehör vertritt AudioQuest. Der in den Niederlanden beheimatete Vertrieb führt mit McIntosh und Magico vor. Zu hören gibt es Netzfilter, Kabel aller Art sowie Kabelzubehör.

Thijs Helwegen führt die Einflüsse von Kabeln, Kabelzubehör und Netzfiltern von AudioQuest sehr engagiert und nachvollziehbar vor
Auch Accuphase, ebenfalls Partner von HiFi Linzbach, ist mit nahezu der gesamten Modellpalette vor Ort – führt aber nicht vor. Bemerkenswert ist dabei die fast unauffällige Premiere des „kleinen“ Accuphase-Vollverstärkers E3000. Von der Analog-Fraktion sind im Einsteiger-Segment Dual und vom Einsteigersegment bis in höchste Preisregionen Thorens vertreten – wobei Thorens-Geschäftsführer Gunter Kürten seinen „New Reference“-Plattenspieler (220.000 Euro) standesgemäß an der großen Sonus faber/McIntosh Kette vorführt.
Mein Resümee nach diesem schönen, audiophilen Tag? HiFi Linzbach hat sich anlässlich seines 75-jährigen Firmenjubiläums auf bewundernswerte Weise traditionsverbunden und modern präsentiert – und ich erwische mich bei der Frage, wie HiFi wohl im Jahr 2100 aussieht, wenn HiFi Linzbach hoffentlich sein 150. Firmenjubiläum feiert …
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