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Leinen los: Furutech Evolution II

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  1. 2 Leinen los: Furutech Evolution II

Na denn. Fangen wir mal ganz vorn an und tauschen das Nordost-Netzkabel in meiner Kette, welches üblicherweise den Digital-Analogwandler AMR DP-777 versorgt, gegen ein Evolution Power II von Furutech.

Furutech Evolution II

Preislich spielen das Nordost Heimdall 2 für 899 Euro und das 100 Euro günstigere Furutech zwar in derselben Liga, doch überrascht es mich, wie deutlich die klanglichen Differenzen ausfallen. Wohl gemerkt, wir reden über Netzkabel!

Alison BalsomGelangt der Strom via Evolution II zum DAC kann sich Alison Balsoms virtuose Trompete auf Paris (auf Amazon anhören) nochmals einen Tick realistischer aus dem Gesamtklang lösen als gewohnt, während der orchestrale Unterbau an Substanz und Schubkraft gewinnt. De facto wird hier mehr Bassenergie freigesetzt, etwa so, als ob im begleitenden Orchester plötzlich zwei Kontrabassisten zusätzlich für Tieffrequentes zuständig sind. Schwärze und Tiefgang dagegen verharren trotz des deutlichen Plus‘ an Schubkraft gegenüber dem Nordost – das mit schlankerem, gleichwohl gut definiertem und festem Bass aufwartet – auf ähnlichem Niveau.

Im Mitteltonbereich präsentiert sich das Evolution II dann etwas dezenter und gefühlsmäßig neutraler als das Heimdall 2, welches dafür mit den opulenteren Klangfarben aufwartet.
Bei den Höhen lassen sich schließlich die geringsten Klangunterschiede ausmachen. Weder Furutech noch Nordost lassen es an Auflösung oder gar Hochtonausdehnung mangeln.
Bei der Raumdarstellung befleißigt sich das Furutech einer etwas großformatigeren Abbildung als das amerikanische Pendant und wird mit seiner vor allem in der Breite recht großzügig angelegten Bühne gewiss auch highendige Geschmäcker zufriedenstellen.

Furutech Evolution II Phono

Danach steht das Phonokabel Ag-12 für den Einsatz zwischen dem Pyon-Sound-Tonarm und Einsteins Phonovorstufe The Turntables Choice bereit. Wer der Meinung ist, vom japanischen Edelanbieter Furutech Kabel mit vorbildlicher Neutralität erwarten zu können, liegt damit gewiss nicht falsch. Nun, auch dass AG-12 verhält sich tonal mustergültig, ja verwaltet geradezu salomonisch alle Frequenzbereiche. So präsentiert es sich gerade im wichtigen Mittel-Hochtonbereich sehr ausgewogen. Es ist weder der schlanken Seite zuzuordnen noch lässt es sich durch zuviel Hüftspeck im Bereich der unteren Mitten ausbremsen. Dazu mobilisiert es auch im Bassbereich immer ausreichend Tieftonenergie, um im Bedarfsfall authentisch und druckvoll agieren zu können. Klasse auch, dass die Stimme von David Roth David Roth auf dem Stockfischalbum Pearl Diverauf dem Stockfischalbum Pearl Diver (auf Amazon anhören) wie gewohnt angenehm sonor und mit genügend Brustton reproduziert wird, inklusive des einen oder anderen wohligen Schauers, der einem dabei über den Rücken fährt.

Beim Fingerpicking der Gitarre ist sowohl das Anzupfen der Saiten als auch der Ton des Korpus‘ mühelos zu verfolgen. Zwar löst mein Phonokabel von Analog Tools solche Strukturen noch etwas feiner auf und bringt beispielsweise die leisen Kratzgeräusche, die entstehen, wenn die Fingernägel beim Anschlagen über die umwickelten Stahlsaiten der Gitarre rutschen, deutlicher zu Gehör. Aber das ist nicht gerade verwunderlich, denn schließlich sind für das Phonokabel aus der Kaarster Manufaktur auch fast dreihundert Euro mehr zu investieren. Gleichwohl liefert Furutechs „Kuckkucksei“ AG-12 eine überraschend ausgereifte und komplette Vorstellung, die zu einem ausgesprochen vernünftigen Preis den Einsatz selbst in sehr hochwertigen analogen Setups ermöglicht.

Furutech Evolution II NF

Da ist es keine große Überraschung, wenn Furutech mit den NF-Kabeln Evolution II in symmetrischer und unsymmetrischer Ausführung schließlich sogar die teueren Magnankabel herausfordert. Kaum, dass die Verbindungen zwischen Accustic Arts Preamp II-Mk2 und Audionets Amp I V2 sowie dem symmetrischen Analogausgang des D/A-Wandlers von Abbingdon Music Research hergestellt sind, fügen sich die Evolution II so harmonisch in meine Kette ein, als wären sie schon immer da gewesen. Obwohl konsequent auf Neutralität getrimmt, wirken sie aber nie öde oder vordergründig. Vermutlich, weil der klanglichen Diktion der Furutechs ein unverkennbar organisch fließender Charakter innewohnt. Für mich ein Punkt, an dem viele Strippen scheitern, mit denen es leicht zu technisch und artifiziell klingt.

Oft fällt es gar nicht so leicht, gerade gekonnt ausbalancierte Kabelverbindungen zu beschreiben, denn charakterliche Eigenheiten wie „goldene Höhen“ oder die berühmte Mitteltonverliebtheit, über die man sich wortreich auslassen könnte, sind bei ihnen häufig nicht auszumachen. So geht es mir jetzt mit den Evolution-II-NF-Kabeln. Allerdings dürfte einem geübten Hörer bei etwas intensiverer Beschäftigung mit ihnen durchaus auffallen, dass es den NFs von Furutech gelingt, selbst Thomas Dybdahlshochfeine Details hörbar zu machen, etwa das Ausschwingen einer Triangel nachdem der eigentliche Anschlag längst verklungen ist.

Die hohe Informationsdichte ist freilich nicht nur auf Triangeln beschränkt. So können selbst die vertrauten Magnan Vi NF-Kabel in Sachen Auflösungsvermögen nicht ganz mithalten, was wird mir schmerzlich bewusst wird, als sich die Sprachverständlichkeit Thomas Dybdahls auf One Day you’ll dance for me, New York City (auf Amazon anhören) mit dem Einsatz der Evolution II nicht unerheblich steigert.

SultanDas ist aber noch nicht alles, denn egal, ob Weltmusiker Burhan Öcal ein Perkussion-Feuerwerk abbrennt (Yenlik I-VII, Gemeinschaftsprojekt Sultan mit Pete Namlook, auf Amazon anhören) oder die formidable Klara Würtz gemeinsam mit Partner Pieter Winkel die schwarzen und weißen Tasten des Flügels aufs heftigste attackieren (Lebensstürme, Allegro für vierhändiges Klavier in A moll von Franz Schubert, auf Amazon anhören), die Evolution II garantieren mitreißende Dynamik und ein nahezu ungebremstes Signal. Nahezu? Na, weil es hier tatsächlich noch Luft nach oben gibt, wie mir der Umgang mit den exklusiven Black Diamonds von Klara WürtzTellurium Q gezeigt hat. Seitdem liegt meine persönliche Messlatte bezüglich Dynamikverhalten tatsächlich noch ein ganzes Stück darüber.

Doch die Black Diamonds spielen natürlich in einer anderen, höheren Preisliga. Verglichen mit den dynamisch ebenfalls sehr begabten NF-Kabeln Heimdall 2 von Nordost, immerhin meinen persönlichen Favoriten in diesem Preissegment, sieht es aus der Erinnerung heraus wie ein Schlagabtausch auf Augenhöhe aus.

Gäbe es überhaupt etwas zu kritteln, wäre das wohl eine ganz dezente Einschränkung der Bandbreite an den extremen Frequenzenden. Dort noch ohne Limitierungen auszukommen, ist gemeinhin aber das Privileg von Kabeln der absoluten Oberklasse, dort wo die Luft sehr dünn wird und die Preisschilder umso dicker.

Furutech Evolution II Lautsprecher

Mit dem Lautsprecherkabel Evolution II ist die Furutech-Verkabelung dann endlich komplett. Beim Anschluss an die Acapellas fällt zunächst die noch moderate Physis des Lautsprecherkabels auf. Auffallend, weil die meisten Anbieter die Zuleitung zum Lautsprecher gerne etwas dicker ausfallen lassen und womöglich dafür auch ein paar Euro mehr aufs Preisschild schreiben. Doch selbst auf den Meterpreis umgerechnet, ist das Evolution II für die Lautsprecher keineswegs das kostspieligste im Bunde. Im Vergleich zu den manchmal fast unterarmdicken Trossen einiger Wettbewerber, deren Biegsamkeit sich nicht selten an der von Eisenbahnschienen zu orientieren scheint, lassen sie sich dankenswerterweise noch problemlos hinter den Lautsprechern verlegen.

Accustic Arts initiierten Reihe Uncompressed WorldDer jüngste Zugang der von Steffen Schunk und Accustic Arts initiierten Reihe Uncompressed World trägt den Titel Audiophile Saxophon (auf Amazon anhören). Der besondere Zauber dieser mit enormer Sorgfalt produzierten Aufnahmen kann allerdings schnell dahin sein, wenn es nennenswerte Defizite seitens der Wiedergabekette zu beklagen gibt. Andererseits versprechen die unkomprimiert aufgenommenen Musikstücke, wenn die Qualität der Komponenten mithält, einen schockierend realistischen Klangeindruck.

Was soll ich groß um den heißen Brei herumreden? Via Evolution II klingt das titelspendende Blasinstrument schon auf dem ersten Track absolut zauberhaft. Der Sound des Saxophons auf „Trees“ schimmert golden und angenehm warm, gleichwohl der typisch metallische Charakter des Instruments nie zu überhören ist. Das macht mein gut dreimal so teures Lautsprecherkabel auch nicht besser und selbst Tellurium Qs edles Black Diamond hat den Klang des Instruments nicht grundlegend anders hinbekommen. Auch bei den Klangfarben der übrigen Instrumente gibt es nichts zu meckern. In Analogie zu den NF-Strippen kann ohne viel Umschweife ein Häkchen hinter Neutralität gemacht werden.

Mit kernig-kräftigem Tiefgang im Bass machen die Furutech Evolution II die Bedeutung des in letzter Zeit häufiger zu lesenden Anglizismus „beefy“ anschaulich. Klar, dass der nicht bis in tiefste Lagen so kontrolliert und definiert daherkommt, wie es Tellurium Qs Nobelstrippe möglich macht. Was am Ende aber wirklich zählt, ist, dass der etwas breitschultrige Bass den nachfolgenden Frequenzbändern zweifelsohne ein durchaus trag- und glaubfähiges Fundament bereitstellen kann.

Furutech Evolution II an Acapella Lautsprecher

Die darauf aufbauenden Mitten und Höhen zeichnen sich durch angenehme Klarheit und, wie soll es auch anders sein, sehr gute Sprachverständlichkeit aus. Auch zeigt sich wieder, dass ein Evolution II keine besondere Betonung des Hochtonbereichs benötigt, um gut aufgelöst und detailfreudig zu klingen. Das Gehör dankt diese Auslegung insbesondere bei langen Hörabenden, die ermüdungsfrei und entspannt vonstatten gehen.

Ein weiteres Häkchen fährt das Kabel ein, weil es auch komplexe dynamische Strukturen intakt lässt. Wenn der Ausnahme-Klarinettist Helmut Eisel mit dem Sebastian Völz Trio loslegt, gibt es davon auf Talking Sinatra reichlich zu hören. Zeitgemäßer Drive und ein paar dynamisch recht anspruchsvolle Stellen inklusive. Ohne energetische Verluste liefert es den musikalischen Inhalt an den Lautsprecherterminals ab.

Bei der Raumdarstellung ist für knappe tausend Euro die opulente Großzügigkeit eines Tellurium Q Black Diamond nicht zu bekommen. Auch das ebenfalls kostspieligere Heimdall II hat ein luftigeres Flair zu bieten. Sobald man sich aber erst einmal etwas eingehört hat, beginnt die kompaktere Wiedergabe des Furutech ihren ganz speziellen Reiz zu entwickeln. So erscheinen die Akteure auf der imaginären Bühne sehr griffig und nahbar, werden Musiker und ihre Instrumente ausgesprochen haptisch dargestellt.

Schon mal bei Thomas Dybdahls im imaginären New Yorker Loft auf dem Sofa gesessen, während er ein paar roh belassene Akkorde auf dem alten Klavier in der Ecke in die Tasten hämmert? Doch, doch, genau so fühlt es sich an, wenn den Furutech Evolution II die letzte Wegstrecke vor den Lautsprechern anvertraut wird.

Ist die Kette komplett mit Furutechs Evolution II verkabelt, tönt es nicht ganz unerwartet wie aus einem Guss. Dennoch hat der Weg dorthin gezeigt, dass die Furutech-Kabel auch im Verein mit markenfremden Signalleitungen einen hervorragenden Job machen.

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Test: Furutech Evolution II | Kabel

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