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Test: Norma Audio Revo SC-2 und PA 160 MR | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Test: Norma Audio Revo SC-2 und PA 160 MR | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe

 

Januar 2016 / Michael Bruß

fairaudio's favourite Award 2017Kennenlernen durfte ich Herrn Rossi auf der High-End-Messe 2015. Im Gespräch mit ihm wurde mir schnell klar, dass er in allererster Linie ein unglaublich passionierter Musikliebhaber vor allem klassischer Musik ist, der es sich nicht nehmen ließ, selbst im stressigen Umfeld der Messe ein Philharmoniekonzert in München zu besuchen. Zu diesem Themenkomplex später noch einige Worte.

Norma Audio Revo SC 2 und Revo PA 160 M

Auf einem angenehm zurückhaltend und elegant gestalteten Messestand stellte Norma Audio Electronics sein gesamtes Portfolio und einige Prototypen aus – und mir fiel in den etwa 30 Minuten, die ich auf dem Stand verbrachte, auf, dass (meiner Meinung nach) überdurchschnittlich viele weibliche Besucher kurz anhielten und sich die Geräte anschauten, anfassten, und sogar Broschüren mitnahmen – unter anderem eine Mitarbeiterin des französischen Highend-Streamingdienstes Quobuz, mit der ich über diesen Umstand kurz ins Gespräch kam. Ja, das sei alles schon sehr ansprechend, weil schlicht und nicht zu groß, haptisch angenehm, mit schönen Proportionen und sanft geschwungenen Linien. Nur die Preisgestaltung, das sei halt immer das Problem bei „solchen Geräten“. Nun ja, ganz unrecht hatte die gute Frau damit nicht, auch wenn sich die Palette von Norma Audio Electronics im Vergleich sicher nicht verstecken muss. Bei 2.200 Euro starten die Italiener mit dem D/A-Wandler HS-DA1, und das Ende der Fahnenstange ist bei noch nicht gänzlich abgehobenen 14.000 Euro für ein Paar der Mono-Endstufen Revo PA 160 MR erreicht (der Aufpreis für schwarze Gehäuse liegt bei zusätzlichen 600 Euro).

Obwohl das Unternehmen Norma Audio Electronics, das schon seit 1991 Verstärker baut, noch recht jung auf dem deutschen Markt ist (Vertrieb: https://www.audio-components.de/), hatten wir bei fairaudio bereits zweimal die Gelegenheit, die Geräte aus Cremona zu testen. Jörg Dames kümmerte sich (wenn ich mich recht erinnere, mit Vergnügen) um den HS-DA1 Pre, einen D/A-Wandler mit integrierter Vorstufe aus der HS-Serie, sowie den größeren der beiden integrierten Verstärker von Norma Audio, den Revo IPA-140.

Norma Audio Revo SC 2 und Revo PA 160 M

Hier geht es nun um das Dreiergespann aus Vorstufe Norma Audio Revo SC-2 und den oben schon erwähnten Monos Revo PA 160 MR, mit dem ich seit über einem halben Jahr zu Hause höre. Und schon aus haptischen und optischen Gründen bin ich ziemlich glücklich damit: Das Gehäuse der Norma-Audio-Gerätschaften aus der Revo-Serie besteht aus knapp zwei Millimeter dicken, nicht-magnetischen Aluplatten, und für die Front kommt eine Stärke von gut einem Zentimeter zum Einsatz. Die Boden- und Deckenplatten verjüngen sich in sanftem Schwung ein wenig von vorne nach hinten, und die beigefarbene Beschriftung der schwarzen Gehäuse wirkt unaufdringlich und elegant. Alle Geräte lassen sich noch gut von einer durchschnittlich kräftigen Person bewegen. Es gibt keine scharfen Kanten, dafür aber die griffig überstehenden Boden- und Deckelbleche.

Natürlich nutzt aber die schönste Haptik nichts, wenn eine Vorstufe nicht ausreichend mit Eingängen bestückt ist. Dem Norma-Audio-SC-2-Besitzer dürften diesbezüglich nicht allzu schnell die Optionen ausgehen, denn auf der Rückseite finden sich neben je einem Paar symmetrischer und unsymmetrischer Ausgänge vier unsymmetrische Cinch-Eingänge und zwei symmetrische XLR-Sockelpaare.

Norma Audio Revo SC 2 - Anschlussfeld
Norma Audio Revo SC-2: das Anschlussfeld

Alles sitzt bombenfest und erlaubt auch das Anbringen dicker Stecker. In unserem Testmuster des Norma Revo SC-2 sitzt auch das optionale DAC-Modul (1.990 Euro Aufpreis), welches vier Digitaleingänge bietet: USB, Koax, XLR und optisch. Ein koaxialer Ausgang für Digitalsignale ist ebenfalls vorhanden. Der DAC nimmt PCM-Signale unterschiedlichster Formate mit bis zu 192 kHz und 24 Bit an, buffert das Signal und unterwirft es dem strengen Regime seiner internen Clock – so will man Jitter minimieren.

Das Schaltungslayout der Norma-Geräte ist durchgehend unsymmetrisch gehalten – Enrico Rossi weist sogar explizit darauf hin, dass die Benutzung der XLR-Anschlüsse potenziell den Klang beeinträchtigen kann, da ja eine zusätzliche (Symmetrier-)Stufe in den Signalweg eingefügt werden muss. Warum Rossi die in dieser Klasse weitverbreitete symmetrische Schaltung insbesondere bei der Endstufe nicht anstrebt, erklärt er so: Würde man die Verstärker symmetrisch aufbauen, hätte dies weitgehende Konsequenzen insbesondere für die grundsätzliche Topologie der Endstufen – und damit schlussendlich auch für den Klang. „Im Prinzip ist das so ähnlich wie beim Bridging zweier Verstärker: Das bringt zwar mehr Leistung, ist aber nicht unbedingt immer gut für die Qualität. Sieht ein unsymmetrischer Verstärker nämlich als Referenz nur die Signalerde, so ein gebrückter Amp einen anderen, nämlich den das Signal invertierenden Verstärker. Und der Lautsprecher, der angeschlossen ist, wirkt dann auch mit“, so Rossi. Das mache den Endverstärker anfällig für schädliche Oszillationen, die wiederum nur durch eine rigorose Begrenzung der Bandbreite verhindert werden könnten. Dadurch aber gingen die klanglichen Vorteile einer sehr hohen Bandbreite, wie Norma Audio sie bei seinen Verstärkern anstrebe, verloren.

Die Bandbreite von Vor- und Endverstärkern erreicht nämlich wahnwitzige 2 Megahertz (!) – ein Vielfaches des menschlichen Wahrnehmungsvermögens (bekanntermaßen verläuft jenes von 20 bis maximal 20000 Hz). Nun stellt sich natürlich die Frage, wozu man das denn braucht, und darauf hat Enrico Rossi eine Antwort – natürlich. Zuallererst einmal bedeute die Schnelligkeit der Schaltung (die mit der hohen Bandbreite einhergeht) auch einen Gewinn für die Geschwindigkeit der Signalübertragung – insbesondere Transienten sollten hiervon profitieren. „Und stellen Sie sich mal einen 4K-Fernsehbildschirm aus drei Metern Entfernung vor: Selbst bei normaler SD-Auflösung sehen Sie keine Pixel, das schafft das Auge nicht mehr – und doch gewinnt das Bild mit zunehmender Auflösung immer mehr an Schärfe“, sagt Rossi. Analog sei es auch bei Audiosignalen. Schon eine Reduzierung der möglichen Operationsbandbreite der Verstärkerschaltung auf unter 200 kHz habe negative Auswirkungen auf die Klangqualität im hörbaren Bereich: „Dann leiden die Natürlichkeit und Feinheit der Auflösung!“

Blick in den Norma Audio Revo PA 160 MR
Blick in den Norma Audio Revo PA 160 MR

Ein Problem für derart breitbandig reproduzierende Verstärker stellen die unterschiedlichen Peripherien dar, auf die sie in der Praxis treffen können. Kabel und (im Falle des Endverstärkers) Lautsprecher formen mit dem Verstärker ein jeweils eigenes Schwingsystem, in dem sich bei einem solch breitbandigen Konzept gewisse Unwägbarkeiten ergeben können. Um diesen so weit wie möglich von vorneherein aus dem Weg zu gehen, limitiert Norma Audio das eingehende Audiosignal auf 300 kHz – wohlgemerkt arbeiten die Verstärker intern aber immer noch mit bis zu 2 MHz und verarbeiten die Signale mit gehörigem „Geschwindigkeitspuffer“. Es geht laut Enrico Rossi bei diesem Thema nämlich nicht um die Bandbreite des Musiksignals an sich als für den Klang wichtigsten Faktor, sondern vielmehr um die Fähigkeit des Verstärkers, mit irrwitziger Geschwindigkeit zu agieren, um den speziellen Klang hinzukriegen, den er sich wünscht.

Um die Tragweite einer weiteren technischen Besonderheit der Norma-Monos zu verdeutlichen, muss ich etwas ausholen. Als ich kürzlich den Test einer Monsterendstufe aus deutschen Landen für knapp 40.000 Euro las, musste ich breit grinsen: Stand da doch sinngemäß, dass dieser 130-Kilo-Trumm auf Rädern von den Ausmaßen dreier gestapelter Kisten Bier eine ganz besondere Sonderheit, insbesondere in dieser Preisklasse, mit sich bringe, nämlich ein voll geregeltes Netzteil. Ha! Das haben die nur etwas mehr als ein Drittel so teuren Norma Audio Revo PA 160 MR doch auch zu bieten. Im Prinzip hat Enrico Rossi dafür eine Stereoendstufe Norma Audio PA 150 kanalmäßig aufgesplittet und je einen kompletten Verstärkerzug zum Zwecke der Netzteilstabilisierung umgebaut und implementiert.

Die beiden Ringkerntrafos des Norma Audio Revo PA 160 MR
Die beiden Ringkerntrafos des Norma Audio Revo PA 160 MR

Der Aufwand für eine solche Schaltung, insbesondere angesichts der enormen Breitbandigkeit des eigentlichen Verstärkerzugs, ist in der Tat enorm. Die Regelung des Netzteils muss nämlich noch schneller sein als der Verstärker selbst – in Analogie zum Motorsport können Sie sich das in etwa so vorstellen: Selbst der beste und leistungsstärkste Motor in der Formel 1 (also unsere Verstärkerschaltung) kann nicht auf 100 % Leistung liefern, wenn die Benzinpumpe (die Regelung des Netzteils) zu langsam ist, um ihn mit Kraftstoff zu beliefern. Viel Aufwand also, aber auf der anderen Seite seien die Auswirkungen dieser Maßnahme laut Norma Audio nicht hoch genug zu bewerten und messtechnisch sehr deutlich nachzuvollziehen. Herr Rossi hat uns Messungen zur Verfügung gestellt, die den Einfluss des geregelten Netzteils verdeutlichen sollen.

Kurz gesagt soll ein solches geregeltes Netzteil verhindern, dass das Nutzsignal und das Ausgangssignal des Netzteils einer gegenseitigen Beeinflussung unterliegen.

Abbildung 1
Abbildung 1

In der gezeigten Abbildung 1 sieht man die Messung des direkt hinter dem Netzteil abgegriffenen Signals eines handelsüblichen Verstärkers ohne Regelung. Die von der Netzfrequenz verursachten harmonischen Vielfachen des Netzteilsignals (hier mit grünem Hash versehen) und das vom Audioausgang einstreuende Signal (das sollte natürlich schon mal gar nicht der Fall sein) führen laut der Norma-Messung zu Intermodulation im Oberbass- und Grundtonbereich und damit zu Unsauberkeiten und Rauschen. Die von Norma Audio durchgeführte Messung des geregelten Netzteils der Revo PA 160 MR Monos sehen sie in Abbildung 2:

Abbildung 2
Abbildung 2

Das Einzige, was man hier sehe, sei das Eigenrauschen des Messgeräts, sagt Enrico Rossi. Beide Messungen wurden übrigens bei 100 Watt Belastung in eine Acht-Ohm-Last und mit einem 125-Hz-Sinussignal durchgeführt.

Für die freie und unangestrengte Wiedergabe dürfte allerdings auch noch ein weiterer Umstand maßgeblich sein, und zwar die extrem niedrige Ausgangsimpedanz des Netzteils von nur 2 Milliohm bei 20 kHz – normal seien zwischen 10 und 100 Milliohm. Die niedrige Impedanz erlaube es der Verstärkerstufe, ohne Hemmnis (es gibt ja quasi keinen Widerstand) die benötigte Energie zu ziehen. Und das ist verdammt viel: Da die PA 160 MR keine Überlastungsschutzschaltung bis auf die eingesetzte Sicherung besitzen, ließe sich laut Norma Audio theoretisch durch Überbrückung der Sicherung kurzfristig eine Stromlieferfähigkeit von 200 Ampere in 1 Ohm erreichen. Das sollte man aber dann doch tunlichst sein lassen!

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