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Hingehört: Denon PMA-2500NE

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Denon PMA-2500NE im Hörraum

Die Line-Eingänge
Es gibt viel tun tun – legen wir Musik auf. Wobei ich lieber mit dem Streamen beginne und den PMA-2500NE mit analogen Signalen meines North Star Design Supremo DAC versorge, der wiederum per USB an einen Rechner angeschlossen ist, auf dem JRiver läuft. Die Musikdaten selbst liegen auf einer an meine Fritz!Box angeschlossenen Medienfestplatte. Ich verwende ein kabelgebundenes LAN.

melody gardotDie ersten Töne verwirren mich regelrecht – wofür der Denon allerdings nur bedingt etwas kann. Doch optisch macht er mit seinen Abmessungen von stattlichen 43,5 x 40 x 18 cm (und einem Gewicht von 25 kg) einen sehr massiven Eindruck. Und irgendwie habe ich erwartet, dass dieses Schwergewicht gleich wuchtig loslegt. Aber nix da – der erste klangliche Eindruck ist regelrecht zart. Ich habe meine Hörsession allerdings auch mit Melody Gardot, Worrysome Heart (auf Amazon anhören) begonnen. Beim gleichnamigen Titelsong steht die fragile Stimme der Sängerin klar im Mittelpunkt – und der Denon PMA-2500NE gibt das Ganze einfach mustergültig wieder. Der melancholische Gesang trägt das Stück, die Begleitinstrumente untermalen lediglich, dominieren aber nie die Stimme. Was nicht heißen soll, dass der Japaner die Instrumente vernachlässigt. Doch er versteht es, diese Stimme mit ihrer speziellen Charakteristik so was von beeindruckend herauszuarbeiten, dass alles andere in den Hintergrund tritt. Das hätte ich bei dem wuchtigen optischen Auftritt des Amps irgendwie nicht erwartet – auch wenn das nüchtern betrachtet natürlich Quatsch ist.

Denon PMA-2500NE innen

Generell zeigt der PMA-2500NE bei Stimmen eine phänomenale Performance. Zwar habe ich den Eindruck, dass er manche mir vertraute Stimme eine Nuance heller wiedergibt als ich sie im Ohr habe, das kann aber einfach daran liegen, dass er nicht warm amy winehouaseabgestimmt ist. Nein, jetzt auch nicht kühl, aber auf die beliebte kleine „Freundlichkeit“ im Grundton, derer sich aktuell recht viele Verstärker befleißigen – ich erinnere mich da zuletzt an den Krell Digital Vanguard oder die Quad Artera Kombi – verzichtet er. Macht nix, im Gegenteil: Wenn man sich eingehört hat, kommt einem die Tonalität des Denon absolut richtig vor. Denn auch schwierige Stimmen wie die von Ami Whinehouse (Back to Black, auf Amazon anhören) oder Patty Smith (Outside Society, auf Amazon anhören) bringt er unglaublich sauber und auf den Punkt rüber. Etwas schwerer haben es die Herren der Schöpfung. Gregory Porter (Liquid Spirit) hat mit der präzisen Mittenwiedergabe des PMA-2500NE kein Problem – der Mann kann singen. Roger Cicero (Männersachen) nutzt offenhörbar hier und da den Nahbesprechungseffekt seines Mikros, um seiner Stimme patty smithmehr Substanz zu verleihen – was man über den Verstärker zumindest bei diesem Album gut hören kann. Spaß machen tut’s trotzdem. Und so ist das eher ein Zeichen dafür, dass der Toningenieur hier nicht ganz aufgepasst hat und dass der Japaner in den stimmlichen Lagen über ein wirklich herausragendes Differenzierungsvermögen verfügt. Er erinnert mich stark an den ebenfalls extrem präzise und klar agierenden AVM Ovation A 6.2 – und der AVM kostet fast das Vierfache des Denon PMA-2500NE!

Natürlich versteht der Denon nicht nur Stimmen in feinsten Details wiederzugeben. Sein hervorragendes Auflösungsvermögen in den Mitten beweist er auch bei Instrumenten. Klavier – ich habe hier Place to Be von Hiromi (auf Amazon anhören) herangezogen – gibt er mit jeder Nuance der Anschläge wieder. Das Auftreffen der Hämmer auf die Saiten entfacht jedes Mal ein kleines Feuerwerk aus Grundton und Obertönen. Die imponierende Feindynamik, derer sich der große Japaner befleißigt, ist irre. Wie gesagt – er kann auch ganz zart. Dinu Lipattis eher zurückhaltende Interpretationen (EMI-Sampler mit Werken von Bach, Mozart, Scarlatti und Schubert) funktionieren genauso wie das energiereiche Spiel von Lise de la Salle, wenn Sie Prokofiev interpretiert.

Denon PMA-2500NE

Der Denon PMA-2500NE steigt bei alledem tief in den Basskeller herab und stellt die Musik auf das passende Fundament. Wobei zu den unteren Frequenzen hin die ansonsten enorm straffe, kontrollierte Spielweise des großen Japaners ein bisschen aufweicht, was etwas zu Lasten des Differenzierungsvermögens geht. Wenngleich ich die Stimme von Stefanie Boltz nur in homöopathischen Dosen ertrage – ab und zu gebe ich mir gerne mal Le Bang Bang, weil das Kontrabass-Spiel von Sven Faller so souverän ist. Und das kommt über den Denon schon gut rüber – aber nicht mit der letzten Virtuosität und mit so vielen Details, wie über meinen (drei Mal teureren) Musical Fidelity AMS35i. Das Schwingen der einzelnen Seiten, die Resonanz des Instrumentenkörpers – das alles gibt der Denon schon wieder, aber weniger konkret als mein Class-A-Bolide. Preisklassenbezogen gibt es an der Bass-Performance des PMA-2500NE nichts zu meckern und ich würde es auch nicht tun, wenn er mich in den Mitten nicht so arg verwöhnt beziehungsweise meine Erwartungshaltung so weit nach oben geschraubt hätte.

Im Hochton macht der Japaner sehr klare Ansagen. Das heißt einerseits, dass er hier keine künstliche Zurückhaltung übt, andererseits, dass er auch in der Lage ist, feinste Strukturen zu zeichnen. Das gilt sowohl für Details als auch für dynamische Abstufungen. Dezent oder seidig ist das nicht. Muss es auch nicht, denn der PMA-2500NE gibt sich schlicht der Wahrheit verpflichtet und bietet eine wahre Informationsfülle. Besen auf Becken, ein immer wieder gerne als Prüfstein für das Hochton-Auflösungsvermögen herangezogener Klang, beherrscht der Bolide aus dem Effeff. Da verkommt nichts zum Rauschen – ganz klar ziehen die Besen-Borsten ihre Bahnen über die Bronze. Trompeten strahlen – ja, das sind Blechbläser und das Blech funkelt eben auch akustisch. Das Obertonspektrum von Klaviertönen gibt der Denon ebenfalls fein und nötigenfalls auch mit der metallischen Härte wieder, die hohe Klaviertöne nun mal charakterisiert.

Denon PMA-2500NE Volume

Insgesamt wirkt der PMA-2500NE enorm schnell. Das Timing passt, rhythmisch ist er auf Zack, allein der Bassbereich fällt hier wie oben beschrieben ein kleines bisschen ab. Das mindert aber nicht den ungeheuren Spaß, den man mit dem Denon beim Musikhören haben kann.

Spaß macht auch die räumliche Abbildung, denn die funktioniert sehr gut. Hier überzeugt der PMA-2500NE mit einer realistischen Abbildungsgröße, gibt präzise Auskunft über die Ausdehnung des Aufnahmeraums und positioniert Vokalisten wie Instrumente exakt und stabil im virtuellen Raum. Wenn es um großes Orchester geht, schätze ich zum Beispiel die Fantastische Symphonie von Hector Berlioz (Orchestre Symphonique de Montreal unter Charles Dutoit). Im zweiten Satz, dem Walzer „Un Bal“, „murmeln“ zu Beginn die großen Streicher im Hintergrund und schaffen den Eindruck eines großen, vollen Ballsaales, in dem aber noch nicht getanzt wird. Denn setzen vorsichtig vorne die Geigen ein, beginnen den Tanz, der sich schnell zu den Bratschen und Celli ausbreitet, von den Bläsern aufgenommen wird, bis der ganze Saal (das ganze Orchester) sich im Walzerschritt zu drehen scheint. Toller Effekt, den der Denon wunderbar umsetzt. Aber auch kleine Besetzungen stehen konkret und plastisch auf der virtuellen Bühne. So ziemlich das Kontrastprogramm zur Fantastischen Symphonie dürfte Lucinda Williams sein. Die lucinda-wiiliamsdüsteren Texte von Down Where The Spirit Meets The Bone (auf Amazon anhören) singt sie klar und in realistischer Größe auf der Bühne stehend, flankiert von den jeweiligen Begleitinstrumenten. Das hat fast Live-Charakter und geht unter die Haut. Äh – habe ich ihnen schon von der phantastischen Stimmwiedergabe des Denon berichtet? Und diese E-Gitarren …

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Test: Denon PMA-2500NE | Vollverstärker

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