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Klang La Rosita Maverick Mk 2 (Teil 1)

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang La Rosita Maverick Mk 2 (Teil 1)

Lali Puna, Faking the BooksNachdem ich mich mit dem Maverick Mk 2 und seinen Eigenheiten im Allgemeinen und der Fernbedienung im Besonderen angefreundet habe, komme ich zum klanglichen Teil. In Anbetracht des zu Erwartenden fange ich mit Lali Puna, Faking the Books an. Und mit dem extrem abwechslungsreichen und dynamischen Elektropop der koreanischstämmigen Sängerin und Keyboarderin Valerie Trebeljahr legt der La Rosita Maverick Mk 2 an meinen Geithain ME 150 gleich so was von los, dass es sofort wieder da ist, dieses breite Grinsen. Wenn der La-Rosita-Verstärker eines nicht ist, dann langweilig. Hier ist Vollgas angesagt. Bremsen ist feige! Die Welt ist eine Kurve! Anschnallen und ab geht’s. Das ist zumindest der erste Eindruck.

La Rosita Maverick Mk 2 im HörraumDie Bässe auf „Small Things“ schnellen plastisch und voller Energie durch den Raum. Das ist knackig, kontrolliert, dynamisch. Das ist Bass – wobei, ging es da nicht schon mal tiefer hinunter? Gab es da nicht schon mal einen Hauch mehr Schwärze? Gibt es – sagt zumindest mein Musical Fidelity AMS 35i. Und scheint meinen Geithain nach unten hin glatt noch mal eine halbe Oktave mehr Tiefgang zu entlocken. Wie das? Nun, ich würde sagen, dass der La Rosita die Zügel schon sehr straff hält und die Geithain vielleicht ein wenig zu eng am Zaum führt. Die können durchaus damit umgehen, wenn man ihnen ein bisschen Leine zum freien Ausschwingen lässt. So ist etwa der sehr tiefe Bass der „Samba Saravah“ auf dem Album Dreamer in Concert von Stacey Kent über den Maverick Mk 2 gerade noch zu erahnen, während der Musical Fidelity es hier gut vernehmlich grollen lässt.

Nach eiserner Kontrolle hört sich der La Rosita im Bass aber auch nicht an. Dafür kommt er zu schnell, zu federnd und locker rüber – insgesamt halt etwas schlanker als über den AMS 35i. Weil ich gerade die Gelegenheit habe, tausche ich die Geithain gegen ein Paar Diapason Adamantes aus, die seit Neuestem meinen Gerätepark bereichern. Hier ändert sich das Bild ein bisschen. Die Dreamer in Concert von Stacey KentKombination Maverick/Adamantes versucht es offenhörbar in Sachen Tiefgang und Präzision mit der Kombi aus AMS 35i und ME 150 aufnehmen. Das kann allerdings gut an der Wechselwirkung zwischen Verstärker und Lautsprecher liegen. Das tiefe „Gegrummel“ der „Samba Saravah“ liegt meiner Einschätzung nach ziemlich genau auf der Abstimmfrequenz der Bassreflexgehäuse der Geithain. Und da spielt die Impedanz eines Lautsprechers gerne verrückt. Es kann gut sein, dass die Diapason dem Maverick Mk 2 hier einfach bessere Arbeitsbedingungen bietet als die Geithain. Was uns zweierlei sagt: Zum einen, dass an der Aussage von Romeo Barisic, der aus Österreich den deutschen Markt für La Rosita betreut, der Maverick profitiere von Lautsprechern, die sich auch gut mit Röhren vertragen, also eine stabile, eher hochohmige Last darstellen, etwas dran ist. Zum anderen zeigt das Ganze mal wieder, welche Bedeutung dem Zusammenspiel von Verstärker und Lautsprecher zukommt.

Sobald ich den untersten Grenzbereich der Geithain verlasse, spielt der Maverick Mk 2 seinen knackigen Charakter voll aus. Dabei fällt mir auf, dass der französische Verstärker die Schallausbreitung irgendwie anders zu „modellieren“ scheint. Das ist schwer zu beschreiben. Während der Musical Fidelity tiefe Töne eher als von den Lautsprechern kommende Wellenfront präsentiert, wirkt es über den La Rosita mehr so, als ob tiefe Töne sich hier in Form einer sich zwischen den Lautsprechern ausdehnenden Kugel im Raum ausbreiten. Auf jeden Fall zeigt der La Rosita im Bass ganz eigene Qualitäten – an die ich mich absolut gewöhnen könnte. Dieser Bass kann süchtig machen. So knackig, kontrolliert und doch federnd, da verzichte ich gerne auf die letzte „Schwärze“.

La Rosita Maverick Mk 2

Da sie mir einfach besser vertraut sind, halte ich mich im Folgenden an die Geithain. Auf den Bass folgt der Grundton. Der ist für Stimmen wichtig. Ergo höre ich mich durch ein umfassendes Stimmen-Programm. Hier fällt mir zuerst die Präzision auf, die die Darbietung des La Rosita über den kompletten Wiedergabebereich kennzeichnet. Das gilt ganz besonders für die Aspekte Auflösung beziehungsweise Detailwiedergabe und Dynamik. Feinste Aspekte der stimmlichen Lautbildung zeichnet der Maverick Mk 2 genauso minutiös nach Feistwie zarte dynamische Abstufungen. In diesen Punkten übertrifft er sogar meinen ganz bestimmt nicht schlechten Musical Fidelity. Der zeigt im Vergleich wiederum, dass sich der La Rosita in Sachen Klangfarben etwas zurückhält. Was dazu führt, dass ich je nach Sängerin beziehungsweise Sänger eher zum einen oder zum anderen Verstärker tendiere. Bei Feist mit ihrem Album The Reminder ist ganz klar der Maverick Mk 2 mein Favorit. Die spröde Stimme dröselt der Franzose mit einer Intensität auf, dass der Gesang unter die Haut geht. Das ist in Verbindung mit dieser unglaublich knackigen Basswiedergabe (ich muss es nochmal erwähnen) einfach irre. Der eher sonore, von subtilen Klangabstufungen geprägte Gesang von Gregory Porter, Album Liquid Spirit, gefällt mir dagegen über den AMS 35i besser. Ganz Gregory Porter, Album Liquid Spiritbesonders, da hier der eher weich gespielte Bass von den subtilen, feinen Klangfarben des Class-A-Boliden profitiert. Bei Lucinda Williams, World Without Tears, kann ich mich nicht entscheiden. Die bluesigeren Titel gefallen mir über den AMS 35i besser, die rockigen über den Maverick. Tja, leider kann man offenbar selbst in dieser Preisklasse noch nicht alles haben.

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Test: La Rosita Maverick Mk 2 | Vollverstärker

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