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Klang Audiomat Phono 1.6 (Teil 1)

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang Audiomat Phono 1.6 (Teil 1)

In der Praxis erweist sich das Konzept der Audiomat Phono 1.6 als äußerst angenehm. Man verbindet Trafogehäuse und eigentliches Verstärkergehäuse mit dem DIN-Kabel, schließt das Phonokabel an, wählt auf der Front per Kippschalter zwischen MC- oder MM-Eingang und schaltet das Ganze dann am Netzteil ein. Und dann hört man erst mal nichts. Normal, sagen Sie? Nicht unbedingt. Selbst viele hochwertige Phonoverstärker produzieren nämlich ein mehr oder weniger deutlich wahrnehmbares Grundrauschen oder andere Artefakte, besonders im MC-Betrieb aufgrund des hohen Verstärkungsfaktors. Stellen Sie einfach mal den Lautstärkeregler Ihres Vorverstärkers auf gehobene Abhörlautstärke und schalten Sie blind zwischen den Eingängen um. In vielen Fällen lässt sich der Phonoeingang zumindest erahnen, und sei es durch ein nur unterschwellig wahrnehmbares Hintergrundgeräusch – im schlimmsten Fall streut sogar ein Radiosender ein.

Audiomat Phono 1.6

Nichts dergleichen passiert mit der Phono 1.6: Hier bleibt alles mucksmäuschenstill. Das ist eine nicht zu unterschätzende Qualität für einen Phonovorverstärker, denn wer einmal erlebt hat, wie nervend Einstrahlungen und Rauschen gerade beim Genuss von Platten mit hohem Dynamikumfang und deswegen auch sehr leisen Stellen sein können, der wird eine sehr störungsfreie Phonosignalverstärkung mehr als zu würdigen wissen.

Audiomat Phono 1.6

Arnd Rischmüller, Chef des deutschen Vertriebs, gab mir am Telefon den Rat, dem Audiomat erst einmal etwas Zeit zum Akklimatisieren zu geben – erst danach sei die Phono 1.6 geschmeidig genug, sich mit vollem Eifer in ihren Job zu stürzen. Nun gut, vor dem Vergnügen ist also Warten angesagt. Einige Tage gönne ich der Phono 1.6 zum Warmnuckeln am Stromnetz, immer wieder mal begleitet von leisester Musikverstärkung. Dabei werden zwei Dinge deutlich: Erstens höre ich selbst bei diesen geringen, kaum wahrnehmbaren Lautstärken Details, die mir bisher verborgen geblieben waren, und zweitens kann ich es nun kaum mehr abwarten, meine Lieblingsplatten über die Französin genießen zu dürfen …

Normalerweise höre ich mit einem Sonneteer Sedley USB, dessen ungekünstelte Gangart, gepaart mit seiner großen Flexibilität, ihn zu einem sehr guten Arbeitsgerät macht. Selbst die Kapazität lässt sich mit dem Engländer anpassen. Auch er arbeitet mit einem richtig großen Netzteil (man merkt beim Anheben des Geräts deutlich, wo der Trafo sitzt), und das meint man auch direkt zu hören, so saftig und locker der Sedley untenrum durchziehen kann. Im Prinzip fehlt mit dem Sonneteer also klanglich nichts. Eigentlich. Bis man ihn durch ein Gerät vom Schlage eines Audiomat Phono 1.6 ersetzt. Meine Herren!

Okay, der Sedley ist nur in etwa halb so teuer wie die Phono 1.6, ohne USB-Option und A/D-D/A-Wandler sogar noch mal weniger, doch die Faustregel, dass sich ab einem gewissen Preislevel Verdoppelungen des Preises in nur etwa 5-10 % mehr Klangqualität (wie immer man das definieren mag) niederschlagen, trifft hier eher nicht zu. Mit der Audiomat Phono 1.6 steigt man eindeutig in eine höhere Liga auf – ich würde sogar ganz pathetisch behaupten, dass man die „HiFi“-Zone verlässt und das Reich des Musikgenusses entdeckt. Okay, das ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen – also von vorne.

Audiomat Phono 1.6

Auch wenn man einen solchen Verstärker selten mit einem MM-Tonabnehmer betreiben dürfte, sammle ich erste Eindrücke mit einem der am meisten Spaß machenden Tonabnehmer unter 500 Euro, den ich kenne. Übrigens liegt es nicht an den gerne herbeigeredeten, angeblich inhärenten Mängeln des MM-Prinzips, dass man wohl kaum eine Phono 1.6 mit entsprechendem High-Output-Tonabnehmer gepaart antreffen dürfte, sondern eher an der mangelnden Verfügbarkeit höchstwertiger Vertreter der Gattung. Außer Grado, The Cartridgeman und Soundsmith mit ihren MM- und MI-Tonabnehmern bedienen meines Wissens kaum noch Hersteller diesen Markt, was eigentlich sehr schade ist. Denn schon das kleine Shelter 201 brennt, passende Führung und Verstärkung vorausgesetzt, ein musikalisches Feuerwerk ab, das beeindruckt. Nein, es ist nicht gerade der neutralste Vertreter seiner Spezies, aber who cares?

audiomat Phono 1.6 - Seitenansicht
Audiomat Phono 1.6 – Seitenansicht des Verstärkers …

Mit dem integrierten Phonoeingang meines Linn Majik DSM harmoniert das Shelter schon recht gut, mit dem Sonneteer gehen dann ein paar Türen auf, von denen man mit dem Linn gar nicht wusste, dass sie da sind (vor allem in Sachen Auflösung und Luftigkeit) – aber mit der Audiomat Phono 1.6 klappt mir dann doch das Kinn herunter. Meine Hörnotizen hierzu sind zwar kaum lesbar, so viel wollte ich dazu schnellstmöglich aufschreiben, doch machen sie gut die Hälfte aller Bemerkungen aus. Warum? Weil hier besonders eindrucksvoll klar wird, wie viel Qualität dieser so oft vernachlässigte Teil der analogen Wiedergabekette durchlässt – oder eben vernichtet. Ist tonal schon mit der integrierten Linn-Lösung alles im grünen Bereich, so macht die Audiomat auch gegenüber dem Sonneteer deutlich, dass das unscheinbare Shelter 201 mit seiner vergleichsweise riesigen Nadel viel mehr Informationen aus den Rillen liest, als man hätte erahnen können. Klangliche Details, die sich zuvor überlagerten, treten nun in einem viel größeren Raum auseinander und gewinnen Präsenz. Die bisher so wahrgenommene Zweidimensionalität, die ich zuvor dem Shelter zugeschrieben hatte, verwandelt sich in eine auch nach hinten gestaffelte Bühne – nicht sehr tief, aber immerhin.

Audiomat Phono 1.6
… und die des dazugehörigen Netzteils

War die Stimme von Patricia Barber auf dem Live-Album Companion zuvor zwar durchaus präsent, gewinnt sie nun an Konturenschärfe und Strahlkraft. Der Kontrabass und die Bassdrum ihrer Mitspieler erscheinen straffer, wie frisch gestimmt Patricia Barberund mit mehr Druck. In Sachen Dynamik fällt der Unterschied (zur Sonneteer) zwar wesentlich geringer aus, aber selbst in dieser Disziplin tritt die Audiomat Phono 1.6 als Primus hervor. Neben der gesteigerten Räumlichkeit und Straffheit im Bass ist es aber vor allem die Auflösung im Mittel- und Hochtonbereich, die klar macht, wer hier die Wahrheit für sich gepachtet hat. Egal ob es die Anblas- und Nebengeräusche des Saxophons oder die Saitengeräusche des Basses sind, ob Stimmnuancen oder die Becken des Schlagzeugs im Fokus stehen, alles hört sich wie neu abgemischt an und findet seinen virtuellen Platz auf einer größeren Bühne in einem viel weitläufigeren Raum.

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Test: Audiomat Phono 1.6 | Phono-Vorstufe

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