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Test: XTZ 99.25 Mk3 | Kompaktlautsprecher

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  1. 1 Test: XTZ 99.25 Mk3 | Kompaktlautsprecher

Dezember 2016 / Martin Mertens

Wenn ich es mit weniger bekannten Herstellern zu tun habe, werfe ich gerne mal einen Blick in Google Maps, um zu sehen, wo eine Firma denn genau sitzt. So verfügbar, darf natürlich ein Blick auf den Firmensitz via Street View nicht fehlen. Oft denke ich dann: Ok, passt irgendwie. Ich gebe zu: Bei XTZ kriege ich’s nicht so ganz zusammen. Da sitzen die Jungs, die Lautsprecher wie die hier zum Test anstehende XTZ 99.25 MK3 entwickelt haben und sie vertreiben?

XTZ 99.25 Mk3 Rückseite

Nein, bevor ich mich hier in topographische, städtebauliche oder architektonische Schilderungen ergehe, die eh nicht mein Fachgebiet sind – gucken Sie lieber selber mal unter der Firmenadresse nach: Gamla Nissastigen 17,31441 Torup, Sweden. Und um zu verstehen, warum mich das befremdet, kann ich nur auf andere schwedische Produkte verweisen, die ich kenne. Bei Larsen passen Produkte und Herkunft irgendwie ins Bild. Oder auch bei Harmony Design. Schaut man sich in beiden Fällen die Orte im Netz an, dann denkt man: Ok, hier kommen Produkte, die jenseits des Mainstreams liegen, aus Gegenden, die, nun ja, auch nicht zwingend Zentren der internationalen Design-Szene sind.

Dass die XTZ 99.25 MK3 (deutscher Vertrieb: www.xtz-deutschland.de) aus einem kleinstädtischen Umfeld südlich von Göteborg kommen und nicht aus einer Metropole, würde man dagegen nicht vermuten. Die Oberfläche meiner Testexemplare ist in matt-weißen Lack gehalten. Design und Lackierung sind so was von gelungen, dass man meinen könnte, die Lautsprecher kämen aus Cupertino. Die Verarbeitung ist auffallend gut. Die breiten Fasen an den Seitenwänden sind perfekt ausgeführt, die Chassis sitzen absolut bündig zur Gehäuseoberfläche in exakt gefrästen Aussparungen und selbst die Rückseite lässt nichts zu wünschen übrig. Die Bassreflexrohre verschwinden mit einer großzügigen Verrundung übergangslos im Gehäuse. Die Bi-Wiring-Terminals sind leicht versenkt eingebaut, Buchsen und Steckbrücken, mit denen sich der Hochton anpassen lässt, sind hochwertig, die Lackierung ist ohne Fehl und Tadel.

XTZ 99.25 Mk3 Frontbespannung
Die XTZ 99.25 MK3 mit Frontbespannung

Wie der Konzern mit dem angekauten Apfel als Logo, lässt XTZ in Asien produzieren. Hier enden allerdings die Gemeinsamkeiten. Denn im Gegensatz zu den Kaliforniern verfällt man bei den Schweden nicht gleich in Schnappatmung, wenn man die Preise hört: 990 Euro – für das Paar! Ein weiterer Unterschied ist, dass XTZ auch eine Version in schwarzen Hochglanz anbietet.

Die eingesetzten Chassis lassen dabei nicht den geringsten Verdacht von Sparsamkeit aufkommen. Für den Hochton ist ab 3,5 kHz ein „echtes“ Bändchen (inklusive Übertrager, und eben kein Magnetostat), des Spezialisten Fountek (im DIY-Bereich sind dafür allein schon circa 180 Euro/Paar fällig) zuständig. Mit einer Stärke von lediglich 18 µm und starkem Neodym-Antrieb haben wir hier schon mal ein exzellentes Ansprechverhalten zu erwarten. Da wird es spannend sein zu hören, ob der Übergang vom Tiefmitteltöner sauber gelingt. Der ist mit 6½ Zoll nicht ganz so klein und muss ziemlich weit in Richtung Hochton spielen, bis ihn die Frequenzweiche mit 18 dB aus dem Rennen nimmt. Und auch wenn es sich um ein wohlbeleumundetes Chassis aus der Excel-Serie des norwegischen Anbieters Seas handelt, das mit einer gefrästen Magnesium-Membran ausgestattet ist, fängt selbst dieses Chassis irgendwann an zu bündeln. Das ist physikalisch bedingt und die Naturgesetze können selbst dann nicht ausgehebelt werden, wenn sich Norweger und Schweden zusammentun.

XTZ 99.25 Mk3 Bändchentreiber ausgebaut
Bändchen mit integrierter Übertragertechnik

Dazu kommt, dass die Membran des Tiefmitteltöners einerseits etwas Masse benötigt, um auch tiefe Frequenzen wiedergegeben zu können; andererseits steht diese Masse mit ihrer Trägheit der Wiedergabe hoher Frequenzen entgegen. Eine homogene Abstimmung für das Zusammenspiel des extrem „schnellen“ Bändchens mit dem Tiefmitteltöner zu finden, dürfte eine Herausforderung sein. Zumindest die mit MKP-Kondensatoren und MOX-Widerständen edelst bestückte Frequenzweiche sollte ihren Beitrag dazu leisten, dass der Übergang zwischen Tiefmitteltöner und Hochtöner so reibungslos wie möglich ausfällt. Ich bin gespannt, wie sich das Ganze im Hörtest schlagen wird.

Um es klanglich möglichst vielen Geschmäckern recht zu machen oder um sie an unterschiedliche Aufstellungsbedingungen anzupassen, bieten die XTZ 99.25 zwei Möglichkeiten. Zum einen kann man den Bass zügeln, indem man die Bassreflexöffnungen der Lautsprecher mit den beiliegenden Schaumstoffpfropfen verschließt. Damit werden sie quasi zu geschlossenen Konstruktionen. Der Bass reicht dann nicht mehr ganz so tief, was je nach Aufstellung und räumlichen Gegebenheiten wünschenswert sein kann. Am anderen Ende des Hörspektrums lässt sich der Hochton gegenüber der neutralen Abstimmung leicht anheben (+3 dB) oder dezent (-2 dB) bis stärker (-4 dB) absenken. Hier spielt vor allem die Beschaffenheit des Hörraums eine Rolle. Wer die Chassis nicht sehen oder von Kinderhänden oder Haustieren schützen will, kann die magnetisch haftenden Frontbespannungen anbringen, die zum Lieferumfang gehören.

XTZ 99.25 Mk3 Terminal
Das Terminal der XTZ 99.25 MK3, mittels Steckbrücken (nicht im Bild) lässt sich hier auch die Hochtondosis anpassen

Da Bändchen allgemein in der Vertikalen stark bündeln, sollten die 99.25 MK3 unbedingt auf Ohrhöhe stehen. Idealerweise möglichst frei auf soliden Lautsprecherständern. In meinem Hörraum fühlen sich die XTZ 99.25 MK3 dort am wohlsten, wo auch meine Valeur Audio Micropoint 4 SE die beste Performance bringen: ein gleichseitiges Hördreieck von 2,8 Meter Seitenlänge, wobei die Lautsprecher nicht ganz auf die Hörposition ausgerichtet sind. Der Abstand der Lautsprecher zu den Rück- und Seitenwänden des Raumes beträgt rund 80 Zentimeter.

XTZ 99.25 Mk3 Bass/Mitteltreiber
Der Bass-Mitteltöner der XTZ 99.25 MK3

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