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XTZ Master M2: Wie klingt’s?

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 XTZ Master M2: Wie klingt's?

XTZ Master M2 Hochtöner

Wie bereits erwähnt, spielen die Master M2 bei mir mit komplett offenem Bassreflexkanal. In dieser Betriebsart gibt der Hersteller eine untere Grenzfrequenz von 45 Hz an, was für einen Kompaktlautsprecher, dessen Gehäusevolumen nun einmal begrenzt ist, einen respektablen Wert darstellt. Mangels entsprechendem Messequipment kann ich diesen zahlenmäßig auch nicht verifizieren, eines stand aber bereits nach wenigen Takten mit der XTZ Master M2 fest: In einem Hörraum von bis zu 20 Quadratmetern Größe – meiner misst knapp 18 – braucht es definitiv keinen Standlautsprecher, um die „Frequenzgründe“ einer Aufnahme abzufischen.

So kommt der mächtig stampfende Beat in „Bitter End“ des Briten Rag’n’Bone Man (EP: Disfigured) mit seiner abgrundtiefen Bassdrum über meine Magnat Quantum 905 – die ein bemerkenswert größeres Gehäusevolumen zur Verfügung hat – auch nicht nachdrücklicher an meine Ohren. Auch der elektronisch generierte Subbass im Mittelteil von „Guilty“ aus rag n bone mandem Album Wolves grollt genauso furchteinflössend böse aus den hochglanzschwarzen Kompakten wie aus meiner Magnat. Einer im Kellergewölbe noch massiver zulangenden Definion 3 von Teufel kann diese Darbietung natürlich nicht das Wasser reichen, aber: Die massige Berlinerin arbeitet mit einer im Vergleich viel opulenteren Membranfläche und ist zudem für die Beschallung weitaus größerer Räume konzipiert. In meinem 18 Quadratmeter messenden Hörzimmer kann sie ihre objektiven Vorteile eigentlich kaum ausspielen. Im Gegenteil, weiß die XTZ Master M2 die Raumakustik viel geschickter und authentischer für sich auszunutzen. Kommt der Bass aus ihr bei allem – gemessen an ihrem Volumen – erstaunlich umfänglichen Tiefgang doch stets staubtrocken, enorm strukturiert und extrem schnell an meinem Hörsessel an.

XTZ Master M2 Tiefmitteltöner

Dröhntendenzen? Nada! So schlägt die Schwedin zwei Fliegen mit einer Klappe – sie liefert in kleineren Räumen eine in Sachen Vollständigkeit und Druck mit einer Standbox unmittelbar vergleichbare Tieftonleistung, ohne aber deren Nachteile – etwa die Anregung störender Raummoden – zu provozieren. Bei der Wiedergabe des Frequenzkellers lässt die XTZ die kürzlich von mir getestete, in den Abmessungen absolut vergleichbare und preislich auf Augenhöhe befindliche CM6 S2 von Bowers & Wilkins bemerkenswert deutlich hinter sich. Ich hatte das Gefühl, die Schwedin bringt „nach unten“ mindestens eine halbe Oktave mehr auf die Waage. Und steht der Britin, die sich mir als enorm lebendiges und musikalisches Allroundtalent empfahl, bei ebendiesen Attributen kaum nach. Mehr Bass gleich „langsameres“ und bedächtigeres Klangbild? Nein. Hier nicht. Ich finde das höchst eindrucksvoll, zumal sich dank zweier mitgelieferter Schaumstoffpropfen, die den Bassreflexkanal auf dem Rücken der Master M2 entweder nur verengen oder ganz verschließen, ja auch individuelle Anpassungsmöglichkeiten ergeben. Die ich in der Praxis, allerdings natürlich nur auf meine Hörumgebung bezogen, nicht unbedingt empfehlen möchte. Ich empfand die „Klangbalance“ der XTZ beim Einsatz der Stopfen als unharmonisch. „Untenrum“ fehlte mir etwas, was mir dann oben heraus zu viel wurde. Aber das muss im Einzelfall geprüft werden und hängt natürlich sehr stark vom akustischen Umfeld ab.

Stimmen bildet die XTZ Master M2 wunderbar natürlich ab. So ertönt das Gesangsorgan des Editors-Frontmannes Tom Smith bei seiner gänsehauterzeugenden Interpretation des Black-Klassikerssmith and burrows „Wonderful Life“ (Smith & Burrows, Album: Funny Looking Angels) unmittelbar plastisch und kristallklar. Verfärbungen oder ein samtig-weich-warmes Timbre, was in diesem Fall unpassend wäre, spart sich die Schwedin und bleibt somit „nordisch-ehrlich“, wenn man so will. Ohne in den Mitten mit dem mitunter leicht unterkühlten Charakter einer Dynaudio gleichzuziehen – was ich persönlich sehr begrüße –, verbindet die XTZ ihre entlang der musikalischen Vorgabe orientierte Neutralität mit eben jenem Schuss Seele, der Stimmen körperhaft werden lässt.

Eine Gratwanderung, sicher, die die Schwedin nicht nur preisklassenbezogen vorzüglich meistert. Das direkte „Shootout“ mit ihrer britischen Wettbewerberin CM6 S2 von B&W fördert denn auch grundsätzlich unterschiedliche Charaktere zutage. Mitten, also im Schwerpunkt Gesang und Naturinstrumente, „kann“ die Kompakte von der Insel auch, nicht umsonst gelten die Kevlarchassis aus Worthing zu den Besten ihrer Zunft. Einen ganz kleinen Schuss anheimelnder Wärme in Tom Smith‘ Gesang mag sich Natalie Merchantdie CM6 S2 jedoch nicht verkneifen. Das passt gut zu ihrer Gesamtabstimmung und ist zuwenig auffallend, um sich das Attribut „Effekt“ gefallen lassen zu müssen. Aber es ist meines Erachtens das kleine Quäntchen mehr Nüchternheit, welches das Stück über die XTZ noch „echter“ erscheinen lässt. Ein Eindruck, der sich übrigens auch bei weiblichen Stimmen, etwa bei Natalie Merchants „Maggie said“ (Album: Natalie Merchant) bestätigte. Keine Kompromisse machen beide Wettbewerberinnen hinsichtlich ihrer realistischen Raumabbildung in Breite und Tiefe der virtuellen Bühne und der hervorragenden Ortbarkeit einzelner Details auf dieser. Die Bowers & Wilkins erscheint bei ihrer Interpretation räumlicher Abmessungen einen Hauch großzügiger als die Schwedin, die sich auch in dieser Disziplin strikter an die Vorlage gebunden fühlt, allerdings handelt es sich eher um Nuancen, die geschmacklicher Natur sind.

XTZ Master M2 Bi-Wiring terminal

Wer wie der Autor häufig auf Konzerten unterwegs ist und reale Dimensionen demzufolge recht gut abschätzen kann, wird tendenziell eher der XTZ Master M2 Glauben schenken, aber dennoch an der ein wenig „lässigeren“ Darbietung der CM6 S2 durchaus Gefallen finden. Eine qualitative Unterscheidung in „besser“ oder „schlechter“ möchte ich deshalb auch nicht vornehmen.

Vollkommen unstrittig sind indes die Allrounderfähigkeiten der B&W, die sich auch gegenüber weniger sorgsam gemasterter beziehungsweise stark komprimierter Musik zumindest so gnädig zeigte, dass entsprechende Titel nicht gar so arg nervten. Nun, das sieht die Schwedin anders! Mit einer gewissen „Null-Toleranz-Strategie“ führt sie mir die Fehler meiner derzeit matthew goodfavorisierten Interpreten The Intersphere oder Matthew Good gnadenlos vor Ohren. Ist es bei der Mannheimer Indierocktruppe die enorm dicht verwobene Struktur ihrer Arrangements („Relationship of the Unseen“, „…Like it is“), die in Verbindung mit heute offenbar unvermeidbarer Kompression vor allem bei forciertem Pegel zu einem klebrigen Soundbrei vermengt wird, fällt das von mir sehr geliebte „Harridan“ des kanadischen Alternative-Rockers (Album: Chaotic Neutral) ab den oberen Mitten aufwärts mit unangenehm nasalen Verfärbungen auf und klingt insgesamt seltsam „gepresst“. „Ist ja schon gut!“, möchte man der Schwedin beschwichtigend zurufen, „ich hab’s kapiert“. Sie möchte eben hochwertiges Material serviert bekommen, drunter macht sie es nicht. Kann man es ihr verdenken? Eigentlich nicht.

seth walkerBluesbarde Seth Walker etwa trifft mit „Kick it around“ (Album: Seth Walker) punktgenau den Nerv der lackschwarzen Schönheit und zaubert geradezu eine intime, fast livehaftige, Clubatmosphäre in mein Hörzimmer. Die musikalische Darbietung findet nicht mehr „im Lautsprecher“, sondern in der Tat rund um meinen Sessel statt, Walker und seine Band scheinen zum Greifen nah. Dabei groovt und swingt das rhythmische „Kick it around“, dass es eine wahre Freude ist. Keine Spur mehr von Kompressionseffekten und bapnasalen Attitüden. So möchte ich Musik hören und so kann mich auch Wolfgang Niedeckens ergreifende Neufassung des BAP-Klassikers „Kristallnaach“, wie er sie bei seinen Unplugged-Konzerten im April 2014 in der Kölner Philharmonie (Album: Das Märchen vom gezogenen Stecker) aufführte, emotional so richtig packen.

Die Rauminformationen und die Atmosphäre des erhabenen rheinischen Konzerthauses weiß die XTZ präzise zu übertragen, zieht sich selbst scheinbar aus dem Geschehen heraus. Hoppala – das hat dann schon fast audiophile Züge! Denn selbst sehr sorgfältig abgestimmte Wettbewerberinnen wie die B&W CM6 S2 oder eine Nubert nuVero 60 bringen an dieser Stelle mehr eigenen Charakter ein, interpretieren hörbarer, hinterlassen einen deutlicheren akustischen Fingerabdruck. Der ja in beiden Fällen unwidersprochen positiv zu sehen ist. Ambitionierte „Audiophilisten“ erwarten allerdings ein Quäntchen mehr Distanz zum Geschehen. Den die XTZ liefert. Um den Preis, dass sie nicht unbedingt als Allrounderin durchgeht. Nicht bezogen auf bestimmte Genres – schließlich gibt es fast überall sehr gute und weniger gelungene Einspielungen –, jedoch im Bezug auf die Güte des „Materials“, welches man ihr vorsetzt.

XTZ Master M2

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Test: XTZ Master M2 | Kompaktlautsprecher

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