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Klang-Beschreibung: Lautsprecher Larsen 8

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  1. 2 Klang-Beschreibung: Lautsprecher Larsen 8

notwistNachdem der Zahlensalat abgeschlossen ist, will ich es wissen. Was hat es mit der Basspotenz der Larsen 8 auf sich? Also durchstreife ich meine Musiksammlung nach Stücken mit möglichst „bösem“ Bass. Das Album The Devil, You + Me von The Notwist erscheint mir spontan geeignet, die Tieftongrenzen der Larsen 8 auszuloten. Und was die Larsen zum Beispiel im Track „Alphabet“ an Bass wiedergeben, gefällt mir. Sie dicken nach unten hin nicht auf, neigen nicht zum Dröhnen, und gehen tief hinab. Nein, was Herr Habke da zu kritisieren hatte, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Okay, die harten Tieftonimpulse auf Madonnas American Life, etwa bei „Die Another Day“, kommen nicht ganz so knüppelhart wie ich das schon über andere Lautsprecher gehört habe. Ein bisschen sanfter, runder geben die Larsen die synthetischen Tieftonimpulse schon wieder.

china mosesÜblicherweise höre ich solche Musik aber selten. Die Basswiedergabe der Larsen 8 scheint mir für akustische Instrumente umso geeigneter. Und richtig: Bei der Interpretation des Dinah Washington Klassikes „What a Difference a Day Makes“ auf dem Album This One’s For Dinah von China Moses und Raphael Lemonnier setzten die Larsen den Kontrabass eindrucksvoll in Szene. Das Schwingen der Seiten, des Resonanzkörpers, ja sogar des Fußbodens vermitteln sie mit einer beeindruckenden Natürlichkeit. Das Instrument schiebt sich dabei nicht aufgeblasen in den Vordergrund, sondern bleibt rechts hinten im Raum stehen. Umso deutlicher wird, wie tragend seine Töne sind und welche Durchsetzungskraft das Instrument hat. Die gesamte Darstellung wirkt ganz wunderbar souverän.

Richtig Spaß machen über die Larsen 8 auch gute ältere Aufnahmen. Meine geschätzte Aufnahme des Oscar Peterson Trios Live im Kölner Gürzenich, ein Mitschnitt aus den Archiven des WDR, kommt so was von authentisch rüber, dass ich staune. Ja, auch andere Lautsprecher sind in der Lage, die Qualitäten der nach heutigen Maßstäben veralteten Aufnahmetechnik herauszuarbeiten. Aber selten habe ich das Ganze so stimmig erlebt wie über die Larsen 8 – und ich verwende hier bewusst das Wort „erlebt“. Das Schlagzeug stand im Konzertsaal des Gürzenich wohl weiter hinten. Die Schläge der Bassdrum kommen weich, weil hier kein Stützmikro herangezogen wurde, um bei der Abmischung noch Anteile des Direktschalls unterzumischen und damit den Klang etwas zu schärfen. Und das kommt der Art, wie die Larsen Musik wiedergeben, offenbar im höchsten Maße entgegen. Kongenial lassen sie den authentischen Klang und die Atmosphäre der Aufnahme auferstehen. Ich bin ernsthaft beeindruckt.

Lautsprecher Larsen 8

Sicherlich kommt es der Aufnahme zugute, dass der Mitteltonbereich über die Larsen 8 dezent in den Vordergrund tritt. Ich möchte mich nicht festlegen, ob es sich um eine bewusste Klangabstimmung handelt oder ob es schlicht so klingt, weil der Bass sich nicht in den Vordergrund spielt, sodass sich die Mitten frei entfalten können. Wie dem auch sei: Das Klangbild der Larsen ist dadurch sehr offen und detailreich. Das kommt der Wiedergabe des Klavierspiels von Peterson zugute. Aber auch Stimmen, wie die von China Moses, profitieren davon. Was mir moderne Aufnahmen auch vor Ohren führen, ist, dass die Transientenwiedergabe und damit der Eindruck von explosiver Dynamik nicht die absolute Domäne der Larsen 8 ist. Nicht, dass die Lautsprecher lahm klingen, aber Rennwagen sind sie in diesem Sinne nicht. Wollen sie bestimmt auch nicht sein. Ihre Qualitäten liegen woanders. Meiner Erfahrung nach legen die meisten Lautsprecher entweder einen Schwerpunkt auf die Transientenwiedergabe oder auf die Wiedergabe von Klangfarben. Irgendwie scheint sich beides zugleich auszuschließen oder zumindest scheint es schwer, beide Aspekte unter einen Hut zu bringen, sodass jeder Entwickler für seine Lautsprecher einen Kompromiss zwischen diesen beiden Klangkriterien finden muss. Und was Klangfarben betrifft, gehören die schwedischen Lautsprecher auf jeden Fall mit zum Besten, was mir bisher zu Ohren gekommen ist.

Ich bekomme Lust auf Klassik und höre mir die Scheherazade von Nicolay Rimski-Korsakow, aufgeführt vom Concertgebouw Orchester Amsterdam unter Leitung von Kirill Kondraschin an. Üblicherweise geht es mir im zweiten Satz, der Geschichte vom Prinzen Kalender, etwa so: Das Motiv des Prinzen Kalender erklingt. Es wird zuerst von einem Instrument irgendwo mitte-Lautsprecher Larsen 8rechts im Orchester angestimmt. Der tragende Ton lässt auf ein Blasinstrument schließen, ein bisschen harzig im Klang – ein Holzblasinstrument, etwas eigenartig nöliges im Timbre – ein Fagott? Das Motiv findet weiter rechts einen Wiederhall. Sehr körperhafte Instrumente, etwas eigentümlich, mal genauer hinhören …

Über die Larsen erlebe ich das Stück völlig anders: In der Tiefe des Orchesters stimmt ein Fagott das Motiv des Prinzen Kalender an. Klar, der Prinz oder die Kunde von ihm oder seinen Geschichten nähert sich aus den Tiefen der umliegenden Wälder – was liegt näher, als hier einen Holzbläser zu verwenden? Und da es sich um komische Geschichten handelt, ist ein Fagott irgendwie genau das passende Instrument. Näherkommend nehmen gezupft gespielte Kontrabässe das Motiv auf. In meiner Phantasie taucht ein Wirtshaus auf, eines der lustvolleren Sorte. Propere Dirnen schwingen kess die üppigen Hüften und haben Spaß an dem, was da vom Walde kommt. Schließlich erreicht der Prinz oder die Kunde über ihn die Stadt. Aufgeregt überbieten sich die jungen Menschen auf der Straße – die ersten und zweiten Violinen – darin, sich gegenseitig zu erzählen, was da gekommen ist, bis die Kunde auch in die Höfe und Stuben, zu den Älteren und Alten, den Bratschen und Celli, dringt.

Was ich Ihnen mit alledem sagen will? Ganz einfach: Die Larsen 8 klingen so natürlich, stellen die charakteristischen Klangfarben der einzelnen Instrumente so klar heraus, dass die Musik viel unmittelbarer wirkt als wenn man erst noch darüber nachdenken und bewusst interpretieren muss, was man da hört.

Neben den Klangfarben trägt auch die Räumlichkeit, die die Larsen 8 aufbauen, ein Gutteil zum Gesamterlebnis der Musik bei. Hier stellen sie zwar nicht jedes Instrument und jeden Sänger exakt umrissen dar, dafür bauen sie einen sehr klar wahrnehmbaren Raum auf, in dem sie die akustischen Akteure sauber positionieren und vor allem auch sehr weit in die Tiefe staffeln. Ich empfinde diese Art der Räumlichkeit als sehr natürlich und nicht so artifiziell wie die von Lautsprechern, welche die vielzitierte „holographische“ Räumlichkeit bieten. Die Raumabbildung der Larsen 8 würde ich eher als „atmosphärisch“ bezeichnen.

Lautsprecher Larsen 8

Was bin ich Ihnen noch schuldig? Ja – den Hochton und meine Experimente mit einem anderen Zimmer. Den Hochtonbereich möchte ich als „auffällig unauffällig“ beschreiben. Er drängt sich nicht in den Vordergrund und vermeidet erst recht jegliche Schärfe, trotzdem „strahlt“ der Hochton der Larsen und bietet viel Luftigkeit. Ich gebe zu, diese Kombination habe ich bisher selten gehört. Ob da die nach oben strahlenden Zusatzkalotten beteiligt sind? Auf jeden Fall bieten die Larsen im Hochton besondere, selten zu hörende Qualitäten. Ich empfinde den Hochton als sehr stimmig und natürlich – wie überhaupt die ganze Performance dieser Lautsprecher.

Ein Quervergleich mit meinen Geithain ME150, die in der gleichen Preisklasse spielen, gestaltet sich schwierig. Zu unterschiedlich sind die Akzente, die die Lautsprecher setzen. Gäbe es so etwas wie eine „Über-Alles-Wertung“, sind beide Lautsprecher auf Ohr-, pardon Augenhöhe. Welcher Lautsprecher wem besser gefällt, richtet sich danach, wo man die musikalische Wahrheit sucht. Wer sie im Konzertsaal oder der Bühne eines Jazzclubs sucht, wird sicherlich mit den Larsen glücklich; wer eher neben dem Tonmeister sitzen möchte, dürfte mit den Sächsinnen besser bedient sein.

Lautsprecher Larsen 8Auch wenn ich mit dem, was ich von den Schwedinnen höre, absolut zufrieden bin, räume ich die Larsen 8 noch ins andere Zimmer und schließe sie dort an meine „Zweitanlage“ an. Das Zimmer ist kleiner, hat eine normale Decke und rundherum massive Wände. Natürlich steht hier eine andere Elektronik. Wie zu erwarten, verändert sich der Klang. Der Bass tritt etwas mehr in den Vordergrund, die leichte Mittenbetonung bleibt in Verhältnis dazu aber erhalten. Mir scheint, dass der Präsenzbereich einen Hauch stärker betont wird. Ob das „besser“ ist, mag ich nicht sagen. Vielleicht ist das Ergebnis dieses Versuchs eben schlicht, dass auch Lautsprecher, die den Hörraum konzeptuell einbeziehen, letztendlich genauso auf unterschiedliche Raumbedingungen reagieren wie konventionelle Konstruktionen. Alles andere hätte mich aber auch gewundert.

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Test: Larsen 8 | Standlautsprecher

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