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Mit der Phonar Ethos S 180G im Wohnzimmer …

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  1. 2 Mit der Phonar Ethos S 180G im Wohnzimmer ...

Phonar Ethos S 180GUm mir einen umfassenden Eindruck von der klanglichen Bandbreite der preiswerten Phonar zu machen, habe ich sie in zwei komplett unterschiedlichen Setups und in zwei unterschiedlichen Räumen postiert und gehört. Zum einen gab sie in unserem Wohnzimmer die „Alltagsentertainerin“, die sowohl für die gepflegte Hintergrundbeschallung – etwa beim Frühstück – als auch für die Wiedergabe des Fernsehtons verantwortlich zeichnete. Der Wohnraum ist mit knapp 30 Quadratmetern normal groß, dabei übersichtlich, aber nicht spartanisch möbliert. Die A/V-Elektronik in diesem Zimmer bewegt sich durch die Bank in bezahlbaren Kategorien und besteht in der Hauptsache aus einer Kompaktanlage des Typs „Yamaha Pianocraft E 400“ (die zweiteilige Version mit „CD-only“-Player), in die – via externem D/A-Wandler („FiiO Taishan D-03K“) – die digitalen Tonsignale des Plasmafernsehers, des DVD-Spielers und des AppleTV eingespeist werden. Keine sonderlich anspruchsvolle, eher eine pragmatische, aber tonal durchaus ansprechende wie homogene Kombination. Gezielte Optimierungen der Raumakustik habe ich im Sinne der Wohnqualität hier nicht vorgenommen.

Fuß der Phonar Ethos S 180G

In meinem Arbeitszimmer sieht das etwas anders aus: Hier arbeiten die Lautsprecher in einer durch diverse gezielt platzierte Dämpfungselemente von Fast Audio angepassten Hörumgebung, der akustische Eindruck ist durch bewusst kurze Nachhallzeiten sehr trocken und direkt. Angetrieben habe ich die Phonars hier mit meinem Magnat RV-3 Hybridvollverstärker. Einem Kraftpaket, der Boxen dieser Preisklasse im Alltag vermutlich eher selten „vor die Flinte“ bekommen dürfte und der sein „Futter“ in diesem Test von Pioneers Netzwerkplayer N-50 zugespielt bekam.

Aber bereits im „Wohnzimmeralltags-Setup“ gab das schlanke Nordlicht eine sehr bemerkenswerte Visitenkarte ab. Denn auch die Raumgröße sowie die übersichtlich gehaltene Möblierung hinderten die Ethos S 180G nicht an ihrer tendenziell warmen Abbildung, wobei sie gerade bei Fernsehton – etwa bei Dokumentationen oder Nachrichtensendungen – eine vorzügliche Sprachverständlichkeit offenbarte. Klar und deutlich lösten sich männliche wie weibliche Sprecher von den Lautsprechern und standen mit scharfen Konturen mitten im Raum. Ihre grobdynamischen Qualitäten stellten die Phonars unter anderem beim sonntäglichen „Tatort“ unter Beweis, indem etwa Pistolenschüsse mit ansatzloser Attacke ins Auditorium platzten oder gellende Martinshörner die Gehörgänge reizten.

Phonar Ethos S 180G im Wohnzimmer

Nun gehört Filmton nicht zu den nativen Sequenzen eines fairaudio-Tests – und soll es auch nicht werden –, aber was mir hier besonders positiv und plakativ, weil visuell nachvollziehbar, auffiel, war die Sorgfalt, mit der die weiße Säule akustische Ereignisse im Raum platziert. Die auf dem Fernsehschirm dargestellte Szene spielte sich in der Tat in meinem Wohnzimmer, nicht in der Anlage oder den Lautsprechern, ab. Ich saß mitten im Geschehen. Ganz ohne Mehrkanal-Virtual-Surround-Heimkino-Irgendwas-Effekt. Den ich – mangels entsprechender Gerätschaften – auch gar nicht realisieren könnte. Natürlich habe ich in dieser Konstellation auch Musik gehört. Bei – Sie mögen es mir verzeihen! – einer Folge der Castingshow „The Voice of Germany“ blieb ich bei dem denkwürdigen Auftritt einer jungen Dame namens Katrin Ringling hängen, die den Kate-Bush-Klassiker „Running up that Hill“ eindrucksvoll mit rauchig-samtiger Stimme interpretierte. Die ohrenscheinlich gut aufgelegte Studioband spielte druckvoll und dynamisch auf, was insgesamt für einen satten und wohlig-warmen Grundton sorgte. Bassdrumkicks reichten tief hinab, hatten „Schmackes“ und Punch.

Spaßeshalber wagte ich den „Clash of Generations“ und ließ Phonars hübsche „Ethos S 180G“ gegen eine 23 Jahre alte Canton „Ergo 70“ antreten. Jene Box, die in unserem Wohnraum sonst für den alltäglichen Beschallungsjob zuständig ist und den sie trotz ihres Alters in bestem Zustand noch immer tadellos erfüllt. Interessant hier: 1991, als ich die Canton neu erwarb, war sie mit einem Kaufpreis von rund 1600 D-Mark nach heutigen Maßstäben in etwa vergleichbar. Auch sie ist knapp einen Meter hoch, baut recht schlank und verfügt über einen rückwärtig eingelassenen Bassreflexkanal. Mit Seth Walkers „Kick it around“ (Album: Seth Walker), zugespielt von der Yamaha Pianocraft, Phonar Ethos S 180G im Vergleich mit einer alten Canton Ergobestätigte sich dann indes – und ich hatte es in etwa so erwartet –, dass in der Lautsprecherentwicklung die Zeit beileibe nicht stehen geblieben ist und die Canton seinerzeit für vollkommen andere Hörgewohnheiten abgestimmt wurde.

Im Bass grollt sie nachdrücklich tief, fast böse, lässt dabei aber Präzision vermissen und regt bei hoher Lautstärke auch den Parkettboden über Gebühr an. Das Ergebnis: Ein aufschwimmender, dröhnender Tieftonbereich, der zudem die darüberliegenden Frequenzbänder beeinflusst. Nicht zum Vorteil. Das schwungvoll-groovende Stück scheint über die in Ehren ergraute „Taunusbox“ fast einen Takt langsamer und schleppender zu tönen, als über die quicklebendige und agile Phonar, die in diesem nicht wirklich ernst gemeinten Vergleich – die „Ergo 70“ ist immerhin fast ein Oldtimer! – alle Zügel fest in der Hand hielt und in wirklich allen Disziplinen wie Präzision, Natürlichkeit und räumlicher Abbildung deutlich vorn lag. Völlig klar: Früher war nicht alles besser! Effizientere Fertigungsmethoden und moderne Entwicklungstools ermöglichen heute bereits in der „unter-1000-Euro-Liga“ ein Qualitätsniveau, das Anfang der Neunzigerjahre so nicht zu erzielen gewesen wäre. Frappierend. Bleiben darf unser altes Schätzchen aber trotzdem …

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Test: Phonar Ethos S 180G | Standlautsprecher

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