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Highland Audio Dílis 4405: Klanglich hoch hinaus?

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Die Highland Audio Dílis 4405 danken ein wenig Sorgfalt bei der Aufstellung und eine – vergleichsweise kurze – Einspielzeit. „Out oft he box“ finden Bass und obere Mitten zuerst nicht so richtig zusammen. Bereits nach wenigen Stunden wird die Geschichte deutlich interessanter. Deshalb der übliche Tipp, die Lautsprecher zu verpolen, gegeneinander aufzustellen und eine Nacht lang durchnudeln zu lassen. Am nächsten Tag sind die Lautsprecher dann wie verwandelt. Jetzt lohnt es sich, ein wenig mit der Aufstellung zu experimentieren. Die Dílis 4405 sollten nicht unmittelbar vor einer Wand stehen, sprich sie vertragen eher eine freie Aufstellung. Ich würde mindestens 30 bis 40 Zentimeter Abstand zu Rück- oder Seitenwänden empfehlen. Bei mir klangen die Lautsprecher exakt auf die Hörposition eingewinkelt am stimmigsten – dazu komme ich später noch.

Anzumerken ist noch, dass die Boxen nach einer längeren Pause – konkret standen Sie bei mir etwa vier Wochen unbenutzt bei Seite – erst ein paar Takte Musik benötigen, bis sie wieder ihr volles Potential ausspielen. Allerdings ist das bei vielen Lautsprechern der Fall. Und die halbe Stunde, die man jeder Anlage zum „Warm Up“ gönnen sollte, reicht auf alle Fälle aus, um auch die Dílis wieder in Höchstform zu bringen.

Die Sache mit dem Understatement hat sich auf jeden Fall ganz schnell erledigt, wenn die Dílis eingespielt und richtig aufgestellt sind. Sobald sie Musik wiedergeben, lassen die Highländerinnen nämlich jede Form falscher Bescheidenheit fallen. Das fängt im Bassbereich an. Die beiden Fünfer schieben zusammen mit dem für die recht kleinen Chassis ordentlichen Gehäusevolumen nelly furtadoeiniges an Bassenergie in den Raum. Das hätte ich den schlanken Säulen in diesem Maß ehrlich gesagt nicht zugetraut.

Ich pflege aktuell ein Faible für Nelly Furtado. Im Track „Big Hoops“ auf dem Album The Spirit Indestructible lässt die Dame es mächtig krachen. Okay, künstlerisch ist das Stück sicher nicht ihr größter Wurf, aber es ist nett ironisch und macht Spaß – besonders, wenn man den Lautstärkeregler mal beherzt nach rechts dreht und die Nachbarn ärgert. Nachbarn ärgern klappt mit den Dílis recht gut.

Wobei: Ihrem Namen werden sie insofern gerecht, als dass sie sich liebevoll um die Gesundheit und das Wohl ihres Besitzers kümmern. Gesundheitsschädlichen Pegelorgien, die nachhaltig ein gutnachbarschaftliches Verhältnis gefährden können, gebieten sie Einhalt. Die Dílis 4405 gehen laut, gehobene Zimmerlautstärke machen sie locker mit, aber darüber ist Schluss. Die Lautsprecher stoßen an ihre Grenzen und fangen vernehmlich an zu verzerren. Geschenkt: Jeder Pegel-Junkie kennt den Spruch: Membranfläche ist nur durch eins zu ersetzen: durch noch mehr Membranfläche. Und zwei beziehungsweise zusammen vier Fünfzöller bieten nun mal nicht wirklich viel davon.

Unterhalb von gesundheitsschädlichen Lautstärkepegeln macht es richtig Spaß mit den Dílis Musik zu hören. Ich wechsle zu meiner nächsten aktuellen Favoritin, der Sängerin Paula Morelenbaum. Mit dem Stück „O samba e o tango“ vom dem Album Telecotecopaula morelenbaum bringt die Brasilianerin einen spannenden Mix nicht nur aus Samba- und Tangorhythmen, sondern auch aus akustischen und elektronischen Klängen. Dabei geht es sehr kontrastreich und hochdynamisch zu. Hier merke ich, dass der Bass der Highländer zwar tief hinunter reicht, in den untersten Lagen aber nicht die allerletzte Kontrolle bietet. Die tiefen, knallharten Bassimpulse, die das Stück beinhaltet, drücken die Highland Audio Dílis 4405 ein wenig abgerundet in den Raum.

Auch in Sachen Differenzierung können etwa meine Geithain ME 150 (Foto unten) mehr – Kunststück, die kosten mal locker das Fünffache der Dílis und weisen, um hier der Physik mal Rechnung zu tragen, immerhin gut ein Drittel mehr Membranfläche auf. Nichtsdestotrotz überzeugen mich die Dílis. So tief hinunter wie die Geithain gehen die Dílis alle Male, und wüsste ich nicht, wie knackig die Bässe über teurere Lautsprecher wie eben meine Geithain klingen – ich hätte nichts zu kritisieren. „Falsch“ machen die französischen Schottinnen (oder schottischen Französinnen?) in dem Sinne nichts. Sie agieren halt im Rahmen ihrer preislichen und konstruktiven Möglichkeiten, und so betrachtet gibt es hier nichts zu meckern.

Auch die anderen Frequenzbereiche geben keinen Anlass zur Kritik. Im Gegenteil: Ab dem Oberbassbereich gewinnt die Wiedergabe deutlich an Kontur und Kontrolle. Die Fäden geben die Highland Audio Dílis 4405 dann auch nicht mehr aus der Hand. Vom Oberbass bis in den Hochton überzeugen sie mit einem antrittsstarken, gut kontrollierten Klangbild. Dabei macht besonders dynamisches Musikmaterial Spaß. Mit ihrem schnellen Ansprechverhalten spielen die kleinen Tiefmitteltöner hier klar ihre Vorteile aus.

Pop und Rock gehen deswegen auf jeden Fall gut – gerne auch mit einer Gesangsstimme. Denn im Mittenbereich sprühen die Lautsprecher vor Lebendigkeit, gehen nach vorne, bringen viel Spaß und Energie rüber. lisa bassengeWas nicht heißen soll, dass die Highländerinnen nur aufs Partymachen aus sind. Da sie die stimmlichen Lagen tonal exakt und schön dynamisch wiedergeben, kann man sich auch gut Musik aus anderen Bereichen anhören, etwa Vocal Jazz. Die etwas spröde Stimme von Lisa Bassenge (Album: Lisa Bassenge Trio: A Sigh a Song) vermitteln die Highland Audio Dílis 4405 glaubhaft. Auch meine üblichen „Hörtestalben“ dieses Genres höre ich über unsere Probanden gerne. Sie reproduzieren die Musik authentisch, bei Liveaufnahmen vermitteln sie viel „Livehaftigkeit“.

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Test: Highland Audio Dílis 4405 | Standlautsprecher

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