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Klang Dynaudio Xeo 4 (Teil 1)

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang Dynaudio Xeo 4 (Teil 1)

Die Vorgängerserie mit Xeo 3 und 5 habe ich noch sehr gut im Ohr, Letztere habe ich vor einiger Zeit an dieser Stelle getestet (Dynaudio Xeo 5). Klanglich entsprachen beide deutlich der Familiendoktrin der Dänen, die sich stark der Neutralität verpflichtet fühlt. Nach audiophilen Gesichtspunkten ist das ganz klar der richtige Weg, emotional haben sie mich persönlich damit allerdings eher nicht abgeholt. Hier hat Dynaudio angesetzt und die überarbeitete Serie im positiven Sinne „gefälliger“ und temperamentvoller ausgelegt. Wobei sich Dynaudio-Produktmanager Roland Hoffmann an dem von mir ausschließlich positiv gemeinten Attribut „gefällig“ ein wenig reibt: „Die neue Xeo zeigt mehr von der Aufnahme, da sie klanglich transparenter und auch zeitrichtiger abbildet. Sie hat eine sehr dezente Zurückhaltung in den obersten Frequenzen und eine sehr gleichmäßige Energieabstrahlung des Hochtöners im Raum. Ebenso im Bassbereich: Die neue Xeo 4 reicht etwas tiefer hinab, im Gegenzug wird auf die bei Kompaktlautsprechern übliche Anhebung im oberen Bass verzichtet. Das lässt sie sicherlich noch neutraler, wenn man so will – gefälliger – erscheinen.“

Dynaudio Xeo 4

Aha, also doch! In jedem Fall sind wir uns einig, dass „gefälliger“ irgendwie das falsche und doch wiederum das richtige Wort für meinen ersten Eindruck der handlichen Nummer Vier ist. Was mich freut, so was passiert im journalistischen Alltag auch nicht so häufig. Aber sei’s drum: Man kann auch ganz pointiert sagen, die Neue hat mehr „Schmiss“, verrät indes ihre Ideale nicht. Ehrlichkeit ist Trumpf! Und so führt sie dem Pophörer auch U2/Songs of Innocencegnadenlos die wüste Komprimierung des neuen U2-Albums Songs of Innocence vor Augen. Sänger Bono Vox klingt hier geradezu metallisch, seine Stimme hat kaum Volumen. Bei hoher Abhörlautstärke scheint zudem die Raumabbildung immer enger zu werden, die Darstellung wirkt wie durch einen zu engen Flaschenhals gepresst, zischelig-scharfe Sibilanten können dann zusätzlich den Spaß am ansonsten musikalisch gelungenen – weil an frühe Zeiten der Band erinnernden – Werk gehörig verderben. Doch dafür können die Xeos nichts, sie machen ihren Job. Und wenn das Ausgangsmaterial eben nicht mehr hergibt, dann ist das (leider) so. Mir lag Songs of Innocence in einer „Mastered for iTunes“-Version vor – wenn die Apple-Mannen, oder jene, die im Auftrag für sie arbeiten, mit jeder Produktion so lieblos umgehen, sollten sie das Mastern vielleicht lieber lassen …

Gewebekalotte der Xeo 4

Dennoch werden – nicht nur, aber eben auch – Liebhaber der rockigeren und raueren musikalischen Gangart die geänderte Abstimmung und den damit einhergehenden Zugewinn an Dynamik und musikalischer Emotionalität zu schätzen wissen, die die neuen Dynaudios Xeos im Gepäck haben. Wenn Robert Levon Been, Dave Grohl und Peter Hayes ihr eigens für den unbedingt empfehlenswerten Sampler Sound City – Real to Reel eingespieltes „Heaven and all“ zum Besten geben, vibriert die Luft vor lauter gitarrensaitiger Energie, die enorm druckvoll und Sound City – Real to Reelkonzentriert das Hörzimmer flutet. Die klassische Rockbesetzung aus Schlagzeug, Bass und Gitarre entwickelt eine Unmittelbarkeit und Präsenz, die in diesem musikalischen Genre heute selten zu finden ist. Und die von einem HiFi-System, respektive von Lautsprechern, auch erst einmal übermittelt werden will. Auf diesem Sampler, zu dessen Entstehungsgeschichte es übrigens auch einen sehr informativen wie unterhaltsamen, von Ex-Nirvana-Schlagzeuger und Foo-Fighters-Leadsänger Dave Grohl produzierten Film gibt (www.soundcitymovie.com), wird eindruckvoll deutlich, dass Rock’n’Roll und sauber produzierter Sound nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen. Alle Tracks des Albums weisen einen für heutige Verhältnisse ungewöhnlichen Dynamikumfang auf und erlauben eine realistische wie räumlich sehr plastische Abbildung des musikalischen Geschehens. Wenn eine Snaredrum knallt, ist das eine akustische Ohrfeige, wenn ein E-Bass knarzt, glaubt man, den Staub von den Wänden rieseln zu hören. Eine körperhaft dichte Atmosphäre, die die Xeo 4 gut zu transferieren weiß.

Zunächst beeindruckt ihr gemessen am Gehäusevolumen reichlich portionierter Tiefgang, der sich vor dem mancher Standlautsprecher nicht verstecken muss. Weder bei der ambitioniert bedienten Bassdrum in „Heaven and all“, noch beim Marcus Wiebuschelektronisch generierten und sich cinemascopeartig auftürmenden Tiefbassgewitter in Marcus Wiebuschs „Haters gonna hate“ (Album: Konfetti) kommt der Wunsch nach noch mehr Tiefgang in meinem 18 Quadratmeter großen Hörraum nicht wirklich auf. Ein direktes Shootout mit meiner passiv von einem Röhrenhybridamp (Magnat RV-3) angetriebenen Magnat Quantum 905 bescheinigte der Standbox am unteren Frequenzende zwar noch mehr „fühlbare“ Performance – also im hörbaren Bereich kaum wahrnehmbare Subfrequenzen –, die sie noch darstellen kann, ob man dies aber wirklich immer braucht oder will, steht ja auf einem ganz anderen Blatt.

Bass/Mitteltontreiber der Dynaudio Xeo 4

Wenn man mich fragt, ob mir bei der kleinen Dänin subjektiv Bass fehlt, könnte ich das verneinen. Und das will etwas heißen. Zumal die Xeo 4 auch bei Pegeln deutlich oberhalb Zimmerlautstärke oder bei komplexeren musikalischen Strukturen im Bass nicht unsauber wird. Ein wenig erinnert mich dieses Tieffrequenztalent an die kleinen Schwäbinnen aus dem Hause Nubert, etwa eine nuPro A 300, die aus ihren geringen Gehäusevolumina ebenfalls unheimlichen Tiefgang herausholen, ohne sich dabei hörbar anzustrengen. Auch bei ihnen gilt, dass man bei mittleren Raumgrößen bis etwa 20 Quadratmeter eigentlich auf einen Floorstander verzichten kann. Und auf einen Subwoofer auch. Wobei das ja nun auch Geschmackssache ist. Übrigens macht die „Xeo 4“ zu keiner Zeit den Eindruck, dass sie gewollt „gesoundet“ ist, man also den Bassbereich mit etwaigen elektronischen Kniffen – die über ihre integrierten DSP-Module ja möglich wären – aufgeblasen hätte. Ich gehe davon aus, dass so etwas auch gegen die Entwicklerehre der Dynaudio-Mannen gegangen wäre. Genauso, wie Verfärbungen im wichtigen Seth WalkerMittenband hinzunehmen – seit jeher eine Domäne der Lautsprecher aus Skanderborg. Und so steht die beeindruckende Stimme des Gentleman-Bluesers Seth Walker in „Easy come, easy go“ (Album: Sky Still Blue) plastisch-dreidimensional, aber dennoch fokussiert weit vor den Lautsprechern mitten im Hörzimmer und gelangt vollkommen unverfälscht an meine Ohren.

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Test: Dynaudio Xeo 4 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher

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