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Im Hörraum mit den Blumenhofer Tempesta 20

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blumenhofer tempesta 20

Und jetzt wird die Sache anstrengend. Denn nun wollen Sie wissen, wie die Tempesta 20 klingen. Die Blumenhofer gehören aber zu den Lautsprechern, mit denen man einfach Musik hört. Hier muss ich den Tempesta 20 gleich das größte Lob aussprechen, dass ich Lautsprechern überhaupt machen kann: Sie treten sofort hinter die Musik zurück. Es fällt schwer, auf klangliche Eigenheiten zu achten, weil die Blumenhofer die Aufmerksamkeit sofort auf die Musik lenken. Die Über-Alles-Abstimmung scheint also schon mal perfekt gelungen zu sein.

Eva CassidyEin Grund, warum einen die Musik über die Tempesta 20 sofort in den Bann zieht, ist sicher ihre angenehm unmittelbare und direkte Ansprache. Was ich mit „angenehm“ meine, möchte ich an einem Beispiel veranschaulichen: Nehmen wir Eva Cassidy, Live at Blues Alley. Über meine Geithain ME 150, die sicherlich gute Lautsprecher sind, steht Frau Cassidy beim ersten Track, „Cheek to Cheek“, auf der Bühne und singt in den Raum. Ich würde sagen, dass sie dabei den Kopf gehoben und die Augen geschlossen hat (klar, kann man das nicht wirklich heraushören, ist aber das Stimmungsbild, das sich ergibt), um sich auf ihren Gesang und ihre Begleitmusiker zu konzentrieren. Das Ganze wirkt – sagen wir – etwas introvertiert, hat aber Charme.

Über die Blumenhofer geht Frau Cassidy deutlich mehr aus sich heraus. Hier habe ich den Eindruck, dass sie offen ins Publikum blickt, ihrem Publikum also ihre Aufmerksamkeit schenkt und es direkt ansingt. Es gibt aber auch Lautsprecher, bei denen Frau Cassidy nur mich anzuschauen scheint, unmittelbar für mich singt und nur mich anguckt. Wenn ich in meiner Erinnerung krame, fällt mir hier etwa die Hornmanufakatur Akusmatik A 90 ein. Das ist noch intensiver, aber schon ein wenig aufdringlich, um im Bild zu bleiben. Auf jeden Fall gehen die Blumenhofer den goldenen Mittelweg. Sie halten nicht zu viel Distanz, werden aber auch nicht aufdringlich.

blumenhofer tempesta 20

Woher kommt dieser Eindruck? Genau kann ich das nicht erklären. In der Fachliteratur gibt es keine eindeutige Meinung, wodurch solche Aspekte der Wahrnehmung hervorgerufen werden. Vermutlich haben hier Kriterien wie Phasenverhalten beziehungsweise Zeitrichtigkeit ihren Einfluss. Die kann man messen, aber ihre genaue Wirkung auf das Hören kann man nur mittelbar beschreiben.

Darüber hinaus fällt bei den Blumenhofer vor allem das Dynamikverhalten auf. Der Druckkammertreiber legt ganz eindeutig eine hervorragende Geschwindigkeit vor, mit der der Tiefmitteltöner hörbar gut mithalten kann. Dadurch wirkt die Ansprache direkter als über meine Geithain. Und dass Breitbänder, wie die in den Hornmanufaktur-Wandlern, die mit einem extrem starken Antrieb ausgestattet sind und per Back-Loaded-Hörnern abstrahlen, hier nochmal einen drauflegen, dürfte niemanden verwundern.

blumenhofer tempesta 20 bass

Noch etwas fällt mir beim Vergleich auf: Je unmittelbarer die oben genannten Lautsprecher – Geithein ME150, Blumenhofer Tempesta 20 und Hornmanufaktur Akusmatik 90 – tönen, desto relativ „schmalbandiger“ klingt das Ganze. Meine Geithain ME 150 gehen im Bass weit und druckvoll hinunter, auch ihr Hochton ist ausgeprägt, wenn es auch Lautsprecher gibt, die in den Höhen noch mehr Strahlkraft besitzen. Die Blumenhofer hingegen verabschieden sich im Bass etwas früher. Ein Beispiel: Stacey Kent Bei der „Samba Saravah“ auf dem Album Dreamer in Concert von Stacey Kent werden die ganz tiefen Töne, die über meine Geithain das Wohnzimmer erbeben lassen, noch angedeutet, aber nicht mehr mit so viel Druck reproduziert. Auch zu den hohen Frequenzen habe ich den Eindruck, dass sie sich ein bisschen früher ausklinken. Und die Tatsache, dass die Breitbänder der Hornmanufaktur im Hochtonbereich noch zurückhaltender agieren beziehungsweise stärker bündeln, ist auch offenkundig. Ich erinnere mich gut, dass ich Teile meiner Hörsessions mit den Akusmatik auf der Sofalehne sitzend verbracht habe, um noch etwas mehr Hochtondosis von den leicht nach oben abstrahlenden Breitbändern abzubekommen.

blumenhofer tempesta 20 und geithain me 150

Die Blumenhofer Tempesta 20 nebst Geithain ME 150

Dass die Tempesta 20 trotz größerer Gehäuse im Bass nicht ganz so tief hinunterreichen wie meine Musikelektronik Geithain ME 150 dürfte daran liegen, dass man bei Blumenhofer mehr Wert auf guten Wirkungsgrad als auf tiefste Bässe legt. Das geht in Ordnung. Vor allem, weil sich die Tempesta sehr elegant aus der Affäre ziehen. Sie versuchen nicht durch einen betonten Oberbass auf dicke Hose zu machen. Damit dürfen sie auch mal etwas näher an der Wand stehen, das funktioniert gut. Im geringen Maße lässt sich der Tiefton auch durch das Verstellen der Spikes beeinflussen. Bei meinen Versuchen brachten fünf Zentimeter mehr oder weniger Abstand zur Rückwand aber einen deutlicheren Effekt als das Rein- oder Rausdrehen der Spikes.

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Test: Blumenhofer Tempesta 20 | Standlautsprecher

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