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Angeleint & angehört: Spendor SP100R²

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  1. 2 Angeleint & angehört: Spendor SP100R²

Na ja, eigentlich mag ich diese mir manchmal doch etwas konstruiert erscheinenden Testdramaturgie-Bögen nicht, bei denen die ersten Hörrunden in die Hose gehen – auweia – und dann nach Kabeltausch, Boxenrücken und wohlmeinendem Zureden am Ende – hurra, wer hätte das gedacht? – doch mal wieder die Sonne aufgeht. Aber manchmal ist’s eben so wie es ist. Und dann kommt man als HiFi-Schreiber eigentlich auch nicht drum herum, von der „Wende“ im Hörraum zu berichten – schließlich sollen Sie es beim Probehören ja leichter haben …

Spendor SP100R2 Weiche
Auch die ohne serielle Widerstände im Signalweg auskommenden Frequenzweichen werden komplett in Hailsham gefertigt, selbst die Spulen wickelt man selbst

Die SP100R² kamen als Vorführmodelle beziehungsweise bereits im eingespielten Zustand bei mir an – weswegen es gleich aus dem Karton heraus ernst werden sollte für unsere Probanden. Was aber eher zu ernsten Gesichtern im Hörraum führte: Tonal unausgegoren – sowohl tieftonseitig etwas zu fett als auch oben rum ein bisserl zu scharf – und dynamisch träge tönte es. Vom BT-Vertriebsmann war zuvor allerdings auch zu vernehmen gewesen, dass die Engländer nach längeren Transportreisen stets ein paar Stunden Zeit benötigen, um wieder voll auf der Höhe zu sein. Okay, es war eh fast Feierabendzeit, warum sollte man unseren reisekranken Sensibelchen also nicht ruhig eine Nacht zur Rekonvaleszenz gönnen …

Was auf jeden Fall eine gute Idee war, denn über Nacht – in der die SP100 R² durchspielten – vollzog sich schon eine vernehmliche Wandlung: Hätte die Performance am Vortag wohl kaum für einen ordentlichen Testbericht gereicht, so klang es tonal nun schon deutlich homogener: Die Aggressivität im Hochton war verschwunden, aber auch das Timing geriet präziser. Dabei zeichnete sich schon zu dieser Zeit ab, dass die Mittenwiedergabe der Spendor – dazu später noch mehr – wohl ein außerordentliches Sahnestückchen abgeben könnte.

Bevor es aber ans endgültig bewertende Hören gehen sollte, juckte es mich in den Fingern, noch an einigen Stellschrauben zu drehen, missfielen mir angesichts der doch schon schwergewichtigeren Preisklasse der Spendor SP100 R² nach wie vor die wenig involvierende Räumlichkeit, ein Mangel an Transparenz/Durchzeichnung sowie der immer noch nicht ganz nahtlos integrierte, etwas pummelige Bassbereich:

Was auch daran lag, dass ich aus gedankenloser Gewohnheit dem Bi-Wiring-Terminal unserer Probanden zuvor vermeintlich hochwertigere Kimber-Kabelbrücken aufgezwungen hatte, und die mitgelieferten „schnöden“ Blechbrücken ohne näheres Probehören in der Schublade verschwinden ließ. Nun, teure Extras müssen sich nicht immer entsprechend bezahlt machen, in diesem Fall klang es „mit Extra“ merklich schlaffer und weniger energetisch.

Spendor SP100R2 Terminal

Zum Thema „Blechbrücken“ mal generell: Lösen/bewegen Sie solche vor dem ersten Hören unbedingt einmal oder reinigen gar die Kontaktflächen, denn mitunter „kleben“ diese unbewegt schon viele Äonen aneinander – höhere und hörbare Übergangswiderstände können der Fall sein (vielleicht kennen Sie das ja von den Batterien in Fernbedienungen, Taschenrechnern etc.). Möglicherweise ist dies nicht selten ursächlich dafür, dass aufs schnelle erste Hören frisch montierte Kabelbrücken das Rennen fälschlicherweise für sich entscheiden.

Tja, es ist schon überraschend, was Feinheiten bisweilen ausmachen, mit Blechbrücken und unten an den Bassbuchsen kontaktierten HMS-Fortissimo-Kabeln (oben kontaktiert tönte es etwas nervöser, einen Tick heller) wirkte die Darbietung nun merklich spielfreudiger, agiler, wenngleich mir immer noch ein wenig zu laid back. Kein echter Fortschritt – fast ein wenig überraschend – ließ sich übrigens mit dem Wechsel auf Bi-Wiring-Ansteuerung mittels eines Real Cable BW OFC 400 erzielen – zu vernehmende Unterschiede sollten da eher auf grundsätzliche Kabelcharakteristika zurückzuführen sein denn auf die Anschlussart.

Soendor SP100R2 Single- oder Bi-Wiring

Einen ganz entscheidenden Schritt nach vorne ging es schließlich mit ein wenig Gefummel in Sachen Aufstellung. Die vom Vertrieb in Eigenregie gefertigten (mittlerweil baut aber auch Spendor entsprechende Ständer), mitgelieferten Ständer lassen sowohl 3-Fuß- als auch 4-Fuß-Aufstellung zu beziehungsweise weisen vorne-mittig ein zusätzliches Gewinde für Spikes auf.

Und so montierte ich – ein bisserl Bequemlichkeit war da womöglich schon im Spiel – zunächst jeweils nur drei Audioplan-Antispikes, kam aber einige Tage später beim gemeinsamen Probehören mit dem Kollegen Martin Mertens auf die Idee, es einfach mal mit vier Füßen zu versuchen. Wonach wir beide nicht schlecht staunten: Der Gewinn an Dynamik, „Schnelligkeit“ und strafferer Durchzeichnung war – zumindest auf meinem Holzdielenfußboden – schon recht deutlich, zudem wirkte der Bass sowohl in Sachen Timing als auch tonal merklich besser integriert. In puncto Bühnendarstellung machten die Engländer im wahrsten Sinne des Wortes einen Schritt nach vorne und klangen zudem räumlich definierter, weniger diffus.

Spendor Sp100 R2
Während des Tests kamen statt mitgelieferter Metallspikes die bewährten Audioplan Antispikes aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff zum Einsatz. Wichtig: Nicht ganz festziehen, sondern ein paar Umdrehungen Spiel lassen

Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass es den SP100R² alles andere als egal zu sein scheint, auf was man sie stellt – eigentlich logisch bei einem Konzept, das die Gehäusewände bewusst mitschwingen lässt. Last but not least sei in diesem Zusammenhang noch erwähnt, dass unsere Probanden eine stärkere Einwinkelung danken – direkt auf die Ohren zielend, fand ich es räumlich, aber auch hochtonseitig am stimmigsten. Eine freie Aufstellung mit ausreichend Platz zur Rückwand (zirka > 70 Zentimeter) sei ebenfalls angeraten.

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Test: Spendor SP100R² | Kompaktlautsprecher

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