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Klang Kelinac KEL 711Mg (Teil I)

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  1. 2 Klang Kelinac KEL 711Mg (Teil I)

Seven Mary ThreeGleich beim ersten Stück, „Punch In Punch Out“ (Album: American Standard) der leider nicht mehr existierenden Südstaatenrocker Seven Mary Three, lieferte die Kelinac einen Vorgeschmack ihres mitreißend lebendigen Charakters. In dem Song lässt sich Sänger Jason Ross ausschließlich von Drummer Giti Khalsa begleiten. Eine ungewöhnliche Kombination, die mir sogleich mehrere Erkenntnisse brachte:

1. Ein derart in allen Klangfarben realistisch staubtrocken und „punchy“ in meinen Hörraum transportiertes Drumset habe ich über eine HiFi-Kette bis dato selten gehört. Die Illusion eines echten Schlagzeuges gelingt der Kelinac KEL 711Mg ausgezeichnet. Man glaubt fast, die Luftverdrängung des Bassdrumfells spüren zu können, so unmittelbar stellt sie es vor meinen Hörplatz.

Die Chassis der Kelinac werden mit Gewindeschrauben und entsprechenden Metallhülsen befestigt - gut so, da wartungsfreundlich...
Die Chassis der Kelinac werden mit Gewindeschrauben und Metallhülsen befestigt – gut so, da wartungsfreundlich …

2. Ihr Timing stimmt. Als Ex-Schlagzeuger kann ich recht gut beurteilen, wie wichtig der Zeitfaktor in einem Takt ist. Die Französin spielt auf den Punkt. So und nicht anders muss das klingen. Sicher kann man einwenden, dass Timing und Realismus bei einem Lautsprecher der 4.000-Euro-Liga selbstverständlich ohne Tadel sein sollten. Das ist korrekt, aber: Feinheiten machen den Unterschied. Ihre ebenfalls aus Frankreich stammende Kollegin „Genese Lyrr“ von Triangle, mit der ich vor einigen Jahren das Vergnügen hatte, oder eine T+A TCD 310S, in deren Vorstellung ich erst vor Kurzem hineinhören konnte, spielen selbstredend in derselben Liga, blasen aber etwa einen Drumkick ganz minimal auf, sodass er voluminöser klingt als er meinem Empfinden nach sollte. Marginalien, ja. Meckern auf hohem Niveau, auch. Dennoch gefällt mir der in dieser Disziplin trockenere, entschlackte Tonfall der Kelinac besser.

3. Erkenntnis: Die Abgrenzung zweier übereinanderliegender Frequenzbänder (Drums, Gesang) gelingt ihr sehr gut. Jason Ross‘ Stimme steht auch räumlich deutlich abgegrenzt vor dem zuweilen sehr dicht gespielten Schlagwerk, zu Überdeckungseffekten kommt es nicht.

Nach diesem vielversprechenden, aber musikalisch nicht besonders fordernden Auftakt, ließ ich mit „Love is lost“ und „Where are we now?“ (Album: The Next Day) von David Bowie wesentlich komplexere Strukturen auf die schlanke Französin los. David BowieWovon sie sich nicht beeindrucken ließ. Wieder bestach sie mit eher trocken-knorriger Note, vor allem im Bass, der mit einem druckvollen und dabei stets definierten Tiefenrelief – warum mir bei dieser Formulierung das Bild einer Schiefertafel vor meinem inneren Auge erscheint, vermag ich nicht zu sagen, eigentlich trifft es das aber gut – ans Gehör gelangt. Ganz klar: Wer auf fette Donnerbässe steht, ist bei der Kelinac 711er an der falschen Adresse. Sie „schiebt“ nicht. Und dennoch entsteht der Eindruck eines umfassend vorgetragenen Tieftonbereiches, der durchaus weit hinabreicht. Aber eben ohne jeden „Fettansatz“, der im Zweifel auch Dröhntendenzen hervorrufen könnte.

... ob man da nciht auch die Innenverkabelung hätte anlöten könen, statt auf Kabelschuhe zu vertrauen?
… ob man da aber nicht auch die Innenverkabelung hätte anlöten können, statt auf Kabelschuhe zu vertrauen?

David Bowies androgyn-kühle Stimme steht plastisch und wie ein Scherenschnitt im Raum. Von „Natürlichkeit“ zu sprechen, fällt bei einer solchen Produktion schwer. Verfärbungsarmut attestiere Tori Amosich der Kelinac indes sehr gern. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie im Mittenband zu irgendwelchen Effekten neigt. Ein kleiner Quercheck mit Tori Amos‘ sparsamst instrumentierter Interpretation des Nirvana-Klassikers „Smells Like Teen Spirit“ (EP: Cruzify) unterfüttert dies. Diesen Titel habe ich schon über so viele HiFi-Ketten gehört und bei vielen Lautsprechertests verwendet, dass ich mich zu urteilen traue: Mittenbezogen klingt hier weder etwas zu warm, noch zu kalt, noch sonst wie „falsch“ – eben doch … „natürlich“. Jetzt ist es raus.

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Test: Kelinac KEL 711Mg | Standlautsprecher

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