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Genelec 8030A (Syno 30) – Testbericht fairaudio

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Die Genelec 8030A (Syno 30) auf dem Schreibtisch …

Als erstes baue ich die Genelec 8030A natürlich auf meinem Schreibtisch auf, links und recht neben dem Computermonitor, schließlich sind sie klein, weiß, rundlich und besitzen ‘nen praktischen Gummifuß – da kann man kaum wiederstehen.

Genelec 8030A auf dem Schreibtisch

Dass sie sich mit Desktop-Dudelei zunächst einfach mal ein wenig einspielen, kann ja nicht schaden, so mein Gedanke. In der Kramkiste finde ich eine billige externe Soundkarte von Creative wieder und nach einer kurzen, dafür aber wilden Kabelorgie unterm Schreibtisch will ich’s dudeln lassen, wähle in Foobar das Erstbeste, was sich als „L’affaire d’un jour“ von Francois Breut herausstellt – und bin geplättet.

Zur Begrüßung klopfen mir die finnischen Zwerge auf den Brustkorb – toktok! –, denn da mischt zu Anfang des Songs eine Bassdrum mit. Ein Gitarrenlauf perlt fast schon überdeutlich vor meiner Nase und von einem mittig auf dem Monitor befindlichen, exakt mundgroßen Areal aus singt mich jemand auf Französisch an. Eine Nahfelderfahrung der heftigen Art. Das Ganze klingt so groß, real und akkurat, dass ich es einfach nicht mit meiner Francois BreutVorstellung (vielleicht auch: meinem Vorurteil) von Desktop-Lautsprechern zusammenbringen kann – und lachen muss. Schon mal kein schlechter Auftakt.

Die nächsten drei-vier Stunden klicke ich quer durch die Musiksammlung und variiere dabei mittels rückseitiger DIP-Schalter, unterschiedlicher Neigungswinkel und Abstände der Box von der Tischplatte meinen „Schreibtischsound“. So kann man dann auch seine Zeit verdaddeln, eigentlich sollten die Genelecs ja nur nebenher laufen. Als ich mich am nächsten Tag schließlich dabei erwische, dass ich je nach Song, der gerade läuft, mit einem kleinen Schraubenzieher am Rücken der 8030A zugange bin, um den „Bass Tilt“ trackindividuell zwischen -2 dB und -6 dB einzustellen, wird’s mir zu bunt. Ich baue den ganzen Rummel wieder ab. So ein Spielzeug darf nicht direkt vor mir stehen, ich muss auch mal arbeiten!

… und auf dem Ständer

Also landet der kleine Aktivling auf dem Lautsprecherständer, allerdings erst nachdem ich als Vergleichsmaßstab eine wohlbekannte Verstärker/Lautsprecher-Kombi noch einmal aufgebaut und angehört habe: und zwar den Denon PMA-2010AEim Verbund mit einem Pärchen Thiel SCS4. Nimmt man noch die Kosten für ein passables Lautsprecherkabel mit in die Rechnung, Genelec 8030Alandet man beim 3½-fachen dessen, was die Genelec 8030A einen zu stehen kommt. Äpfel und Birnen. Aber egal, mir geht es um einen ersten Vergleichspunkt. Als das finnische Böxchen aufgebaut ist und die ersten Takte Musik laufen, erschrecke ich erneut.

Nein, ich würde nicht soweit gehen zu sagen, dass es mit der 8030A nun besser klingt. Zwei Schwachstellen zeigen sich beim Direktvergleich der Systeme. Die Thiel ist kein Bass- und auch kein Pegelmonster, aber deutlich mehr als die Genelec kann sie in der Hinsicht schon. Wohl auch kein Wunder, schließlich ist sie locker doppelt so groß wie die Finnin. Fairerweise muss man natürlich auch die Frage stellen, wer auf 30 Quadratmetern einen Winzling wie die 8030A betreiben wird – halb so große Räume dürften ihr eher zupass kommen. Und vor diesem Hintergrund muss man es dann eigentlich auch andersherum sehen: Für ihre Größe ist es absolut erstaunlich, was die Genelec 8030A an Menge und Tiefe im Frequenzuntergeschoss heraushaut, und solange der Pegel am Hörplatz nicht ungefähr 85 dB (wohlgemerkt: bei drei Metern Hörabstand, in 100 Kubikmetern Raumvolumen) überschreitet, gibt‘s auch keine Probleme. Darüber wird die Veranstaltung dynamisch komprimierter und insgesamt angestrengter, bis es schließlich hart clippt.

Beachtet man aber die Rahmenbedingungen, übertreibt es nicht mit der Lautstärke und legt keine Musik ein, die ganz wesentlich von echter Tiefbassperformance lebt – Genelec gibt als untere Grenzfrequenz der 8030A 58 Hertz an, das ist glaubwürdig –, dann würde ich fast von „Geschmackssache“ sprechen. Tonal balanciert sind beide Lautsprecher, die Genelec spielt vergleichsweise offener obenrum, mit etwas mehr Energie, während die Thiel, wie erwähnt, im Untergeschoss mehr kann. Das Mittenband tönt mit der US-Amerikanerin leicht sonorer, mit der Finnin direkter, drahtiger. Entsprechend geben sich mit der 8030A Stimmen einen Tick heller, man darf aber auch offener sagen, was mir mal besser, mal schlechter gefällt, je nach Aufnahme beziehungsweise Song, der läuft.

Genelec 8030a - Rückseite

Für regelmäßig besser halte ich dagegen das feindynamische Differenzierungsvermögen und die Auflösung, insbesondere ab den Mitten aufwärts. Beim Album The Flying Club Cup der Folkband Beirut fällt mir das vor allem beim Glockenspiel, der Ukulele, der Snare und dem Akkordeon auf. Gerade das Startmoment Beirutder Noten wirkt klarer herausgearbeitet, es tönt unmittelbarer, weniger wattiert, wenn man eine starke Formulierung sucht. Und weil das so ist, spielt die Genelec auch rhythmisch sehr zwingend und auf den Punkt. Grobdynamisch zeigt sie sich dann natürlich wieder limitierter als eine Thiel, und auch der Raumeindruck, den sie vermittelt, ist – bei aller Präzision der Abbildung und Freiheit der Darstellung –, weniger ausladend-raumfüllend, sondern mutet eher kammermusikalisch akkurat an; der Gesamtklangkörper wirkt ein wenig kompakter. Unterm Strich bietet die Genelec 8030A angesichts ihres Preises aber ganz, ganz deutlich mehr als ich erwartet hätte. Hut ab.

Auch im Vergleich zu einer deutlich günstigeren Kombination – Quadral Aurum Megan VIII an Abacus Ampino, immerhin auch noch gut um 1/3 teurer als die Genelecs, aber nicht gleich das Dreieinhalbfache kostend – fällt wieder die räumlich Akkuratesse, Regina Spektordas zwingendere Timing und bessere Auflösungsvermögen der Aktivlinge auf. Ja, das Quadral/Abacus-Gespann vermag höhere Pegel verzerrungsfrei zu bewältigen. Bleibt man aber bei Zimmerlautstärke, wird mit der 8030A beispielsweise Regina Spektors Stimme bei „Poor Little Rich Boy“ plastischer dargestellt, und das charakteristische Klacken – die Dame bearbeitet mit einem Drumstick den Piano-Hocker, auf dem sie sitzt – klingt nicht nur „filterloser“, also im positiven Sinne härter, sondern wirkt auch weniger beschnitten im Ausklang, was dafür sorgt, das der Nachhall im Raum, den das Klacken hinterlässt, glaubwürdiger ausläuft.

Ähnliches erlebe ich mit „Catherine“ von PJ Harvey, allerdings einige Oktaven weiter unten: Was da zu hören ist, halte ich für eine behutsam gespielte Bassdrum, beschwören würde ich es PJ Harveyallerdings nicht – sicher ist aber, dass es mit den Genelecs länger ausschwingt und dass das „Raumecho“ glaubhafter vermittelt wird. Ich würde die Finnen als die audiophilere Lösung bezeichnen – nur dass ich mit ihnen (in meinem großen Raum) nicht richtig laut hören kann. Aber dagegen gibt es ja Abhilfe, schließlich wurde ein passender Sub mitgeliefert.

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Test: Genelec 30, 30+, 40 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher

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