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Nicht aus der Lameng entwickelt: Technik Burmester B10

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  1. 2 Nicht aus der Lameng entwickelt: Technik Burmester B10

burmester b10

Der Tieftöner stammt nicht aus dem Katalog der gängigen Anbieter hochwertiger Chassis, sondern ist eine Eigenentwicklung. Dass eine Firma wie Burmester so etwas stemmen kann, liegt nicht zuletzt an der Stellung als Audio-Ausrüster für den Porsche Panamera, den B10-Tieftöner konnte Berndt Stark zusammen mit dem Hersteller der Panamera-Tieftöner realisieren.

Ziel bei der Entwicklung des Tieftöners war ein möglichst perfektes Einschwingverhalten, ein Thema, mit dem sich Berndt Stark schon seit mehr als zwei Jahrzehnten beschäftigt. Damals gab es einen Lautsprecher, der ihm besser gefiel als zahlreiche andere, viel größere und teurere Konstruktionen, die nach gängigen Kriterien bessere Messwerte aufwiesen. Was den von ihm favorisierten Lautsprecher von den meisten anderen Konstruktionen abhob, war das Einschwingverhalten, welches er mit sogenannten Tonbursts – kurzen Sequenzen von Sinusschwingungen bei verschiedenen Frequenzen – untersuchte.

burmester b10

Die daraus resultierenden Grundüberlegungen wandte er auch bei der Entwicklung der Burmester B10 an. Das Ergebnis, sagt Stark, sei ein Lautsprecher, der schneller und damit sauberer ein- und ausschwingt als die meisten anderen. Dies sei wichtig, weil die Stereo-Ortung im Bereich des Grundtons über die erste Wellenfront funktioniert. Je präziser diese von einem Lautsprecher wiedergegeben werde, desto weniger Mühe bereite es dem Gehirn des Zuhörers, den Schall zu orten. Das Einschwingverhalten im Grundton sei auch wichtig für subjektive Kriterien wie Spielfreude, Spaßfaktor und das Empfinden von Sauberkeit im Klang.

Einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung des angestrebten Verhaltens soll laut Stark die Membran des Tieftöners leisten. Dabei komme es letztendlich vor allem auf das Zusammenspiel der Membran mit der Sicke an. Er habe zwei oder drei Jahre geforscht, um die optimale Kombination zu finden, letztendlich sei eine beschichtete Glasfasermembran die beste Lösung gewesen.

burmester b10

Bei den vom Hochtöner wiedergegebenen Frequenzen spiele das Einschwingverhalten eine geringere Rolle, weil dort die Einschwingprozesse so kurz seien, dass das Gehör sie kaum mehr wahrnehme. Beim Hochtöner gehe es vielmehr um Auflösung, also die Fähigkeit, komplexe Signale mit schnell wechselnden Frequenzen und Amplituden korrekt wiederzugeben. Diese Auflösung sei früher oft durch einen „vorlauten“ Hochtöner vorgegaukelt worden, denn wenn der Tweeter lauter spielt als eigentlich angemessen, dann werden eben auch die Obertöne lauter wiedergegeben, was dann zu einem künstlichen Eindruck von Auflösung, insbesondere auch einem künstlichen Empfinden von räumlicher Wiedergabe, führt. Aktuelle Hochtöner und besonders der der B10 sollen dieses künstliche Suggerieren von Details nicht mehr nötig haben.

burmester b10

Bei besagtem Hochtöner handelt es sich um einen sogenannten Ringradiator. Die Ringmembran ist aus Titan mit einer Dicke von nur 25 Tausendstel Millimetern gefertigt und in sich V-förmig gefaltet. Die Schwingspule treibt die Membran mittig an; man kann sich die Membran also quasi als rundes Satteldach vorstellen, das auf eine Schwingspule geklebt ist. Die Membran wird innen und außen von einer Gewebesicke geführt und sollte deshalb vor Taumelbewegungen sicher sein.

Da die Membran weich aufgehängt ist, liegt die Resonanzfrequenz des Hochtöners trotz einer dynamischen Masse von nur rund 0,2 Gramm weit unterhalb des ihm durch die Frequenzweiche zugewiesenen Übertragungsbereichs (ab 2,3 Kilohertz) und kann die Wiedergabe nicht stören. Das Magnetsystem setzt auf den Werkstoff Neodym und sollte dadurch hohe Feldstärken erreichen, was erfahrungsgemäß der Klarheit und Impulsivität der Wiedergabe gut tut. Hinter dem Magneten befindet sich eine gewölbte Kammer, in der sich der rückwärtig abgestrahlte Schall „tot läuft“ und die Wiedergabe nicht stören kann.

burmester b10

Ringradiatoren gibt’s schon lange (der erste wurde bereits 1947 von James Bullough Lansing patentiert und ab Anfang der 50er Jahre von JBL als Modell 075 kommerzialisiert), auch der dänisch-chinesische Chassis-Produzent Vifa oder der dänische Hersteller Scan-Speak haben welche im Programm, die in vielen High-End-Boxen erfolgreich eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um Modelle mit Gewebemembran und Gewebesicke, die als Mittelding zwischen Kolbenschwinger und Biegewellenwandler funktionieren. Einen Ringradiator mit Metallmembran und Gewebesicke (der demzufolge klassisch als Kolbenschwinger arbeitet) hat, soweit ich das überblicke, nur Burmester. Eine kleinere Version soll auch im Automotive-Bereich zum Einsatz kommen. Wenn ich mal spekulieren darf, halte ich es für wahrscheinlich, dass sich der B10-Hochtöner irgendwann auch in anderen Burmester-Lautsprechern wiederfinden wird. Eine Entwicklung nur für eine einzige Box erscheint doch etwas arg extravagant.

Das – exzellent verarbeitete – Gehäuse der B10 besteht aus 22 Millimeter starkem MDF und ist innen fast nur an den Wänden bedämpft. Würde das Gehäuse ganz mit Dämmmaterial aufgefüllt, meint Stark, führe das zu einer weniger kraftvollen Basswiedergabe. Zur Bekämpfung der Stehwelle bei 800 Hertz gibt’s jedoch an einer spezifischen Stelle auch eine Bedämpfung im Innenraum. Im Bereich des Tieftöners ist das Gehäuse innen aufgedoppelt, bietet also eine Gesamtmaterialstärke von fast fünf Zentimetern, um dem Tieftöner eine stabile und resonanzarme Grundlage für seine Arbeit zu geben.

burmester b10

Auf die Frontseite der Box hat man eine massive Aluplatte gesetzt, die durch eine Zwischenlage aus Filz vom Holzkorpus entkoppelt ist und die Front zusätzlich dämpft. Zugleich bildet sie einen kleinen Trichter, der die seitliche Abstrahlung des Hochtöners begrenzt. Dies sei für HiFi-Zwecke möglicherweise nicht ideal, meint Berndt Stark, weil in häuslichen Situationen meist eine möglichst homogene Abstrahlung auch zur Seite gewünscht sei. Im Studio, wo die Wurzeln der B10 liegen, sei dagegen viel Direktschall und wenig seitliche Reflektion beziehungsweise Diffusschall gefragt.

Die Studio-Gene der Burmester B10 zeigen sich noch an einem weiteren Feature, nämlich einer Art Raumanpassung, obwohl dergleichen gelegentlich auch bei anderen HiFi-Lautsprechern zu finden ist. Unter den Lautsprecherklemmen findet sich ein Schalter, der in eine Plus- und eine Minus-Position zu verstellen ist. Technisch verbirgt sich dahinter ein Hochpass zweiter Ordnung, der in der Plus-Stellung vor die Frequenzweiche geschaltet wird und im Zusammenspiel mit deren Basszweig und der Eigenresonanz des Tieftöners eine Anhebung des Oberbasses um zwei bis drei dB bewirkt. Andererseits fällt dadurch der Frequenzgang unterhalb der Anhebung schneller ab.

burmester b10 hinten

Einen ähnlichen Effekt hat es, wenn die mitgelieferten Schaumstoffzylinder in die Bassreflexrohre auf der Rückseite der B10 hineingeschoben oder herausgenommen werden. Besagte Zylinder sind aus offenporigem Schaum; man kann sie also auch nur teilweise in den Bassreflexkanal schieben und dadurch einen Effekt erreichen, der weder ganz zu noch ganz offen bedeutet. Insgesamt kann man die Stärke der Basswiedergabe also in recht hohem Maße beeinflussen.

burmester b10

Sowohl die Aluminium-Frontplatte als auch das Basschassis werden löblicherweise von Maschinengewinde-Schrauben/Gewindehülsen gehalten – lediglich der weniger mechanische Kräfte in Gang setzende Hochtöner ist mit Holzschrauben montiert

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Test: Burmester B10 | Kompaktlautsprecher

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