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Klang: Lindemann musicbook:15

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  1. 2 Klang: Lindemann musicbook:15

Das Lindemann musicbook:15 zählt ja zu den immer häufiger anzutreffenden Komponenten, die gleich mehrfach auf den Zahn gefühlt werden wollen. Der erste Zahn, den wir uns vornehmen wollen, ist der USB-Eingang beziehungsweise die in praxi sicherlich häufig vorkommende Verbandlung mit einem Computer/Notebook. Anschließend klopfen wir noch das „CD-Laufwerk“ und die „Analog-Eingänge“ auf ihre klanglichen Qualitäten ab.

Lindemann musicbook:15

Was via USB – als Quelle dient ein mit JRiver bewehrter Lenovo-Laptop – gegenüber meiner teureren Kombi aus separaten Komponenten (Funk MTX und Electrocompaniet ECD 2, jeweils um 2.500 Euro ) auffällt, ist … (leider) zunächst nicht allzu viel. Aber was für mich als Tester durchaus etwas schade ist, spricht ja zweifelsohne für unser audiophiles Taschenmesser. Zudem, keine Sorge, muss ich auch in diesem Test keinesfalls die Flinte ins Korn werfen, wie wir weiter unten noch sehen werden: Denn, logo, je länger und intensiver man sich mit dem Lindemann musicbook:15 beschäftigt, desto mehr kommt man auch dessen Eigenheiten, sprich Differenzen zu meinen Referenzgeräten auf die Schliche.

Doch bevor wir uns an solche Feinheiten machen, zunächst abseits einzelner AB-Vergleiche etwas zum grundsätzlichen Charakter unseres Probanden:

battlesDer – ein bisschen lässt sich’s nach den einleitenden Worten schon erahnen – grundsätzlich ausgewogener und neutraler Natur ist. Ziehen wir zum Beispiel mal die sich häufig ja etwas entgegenstehenden Pole Langzeittauglichkeit und Auflösung aufs Tapet: So setzt in Battles „Atlas“ (Album: Mirrored) nach etwa 15 Sekunden auf dem rechten Kanal eine geloopte, pro 4/4-Takt zwei Mal durchlaufende Flüsterstimme ein, die anfänglich deutlich hörbar ist und durch den dann einsetzenden Micky-Maus-Gesang sowie die sich verdichtende Schlagzeugarbeit zunehmend überdeckt wird (ja, Mirrored ist ein schräges, „nervöses“ Album, nicht zuletzt aufgrund der sehr kompetenten Musiker aber ein Tipp für Experimentierfreudige).

kasabianNun, mit dem Lindemann bleibt die Flüsterei auch in den dichten Passagen zumindest erahnbar – und genau so soll das sein, was letztlich ein hohes Differenzierungs- und Auflösungsvermögen im Mittel/Hochtonbereich voraussetzt. Auch in Sachen Luftigkeit – im Grunde die höchste noch bewusst hörbare Frequenzetage – herrscht keine Spur von Abgerundetheit oder gesoundeter Milde, das Lindemann musicbook:15 fährt hier nahezu Idealkurs: Mögen Becken ganz, ganz oben herum einen Hauch weniger glitzern als über meine Funk/Electrocompaniet-Kombi, wird gleichwohl das feine, fast schon ätherisch eingemischte Plattenknistern in Kasabians „Where did all the love go“ (Album: The West Ryder Pauper Lunatic Asylum, ein Meisterwerk des Britpop/Indierock) anstandslos durchgereicht – ja, so gehört sich das.

Auf der anderen Seite spielt das Lindemann musicbook:15 fern jeglicher künstlich wirkender oder zu Härten neigender Analytik. So zählt etwas „Numerology“ von These New Puritans (Album: Beat Pyramid ) zu den Tracks, die ich häufig zum Antesten fremder Anlagen nehme, weil man anhand der recht vordergründig-giftig abgemischten Hi-Hat recht schnell hören kann, ob sich Komponenten gerne auch mal von der „giftigen“ Seite zeigen. Nun, was solche die Langzeittauglichkeit gefährdende Toxizität angeht, kann dem Lindemann ohne Wimpernzucken eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt werden.

Lindemann musicbook:15

Ja, das richtige Gespür für den Balanceakt aus Präzision/Auflösung und Musikalität/Langzeittauglichkeit ist sicherlich eines der Hauptargumente für den Erwerb hochwertiger Digitalgeräte – andere Meriten wie etwa neutrale Tonalität werden ja schließlich auch von vielen preiswerten Geräten geliefert – und zählt für mich zu den klanglichen Trümpfen des musicbook:15.

salarymanDazu passt, dass das 15er auch in Sachen Dynamik wohlbalanciert agiert, geht es doch weder als betont „trocken-knalliges“ noch als „weich-fließendes“ Gerät durch. Im Grunde kam mir das Thema „Dynamik“ nach Wochen des Hörens mit dem Silberkästchen eigentlich nur in den Sinn, weil dieser Punkt zu den Pflichtübungen unserer Berichte zählt: Denn auch bei komplexer, nichtsalaryman karoshi zuletzt von vielschichtiger Rhythmik lebender Elektronik-Musik wie von Salaryman (Alben: Karoshi und Salaryman, absolut zu empfehlen, geeignet zum Nebenbei- wie zum Zuhören) habe ich das Kriterium Dynamik quasi „überhört“ beziehungsweise unterschwellig einfach durchgewunken: Es eckt nichts an, es weicht nichts auf, wenn’s über den Lindemann geht, könnte man kurz gefasst wohl sagen.

Lindemann musicbook:15

Doch so „amtlich untadelig“ sich das Lindemann musicbook:15 grundsätzlich durch den Hörparcours schlängelt – selbstverständlich gibt es Unterschiede zu meiner ebenso amtlich agierenden deutsch-norwegischen Arbeitskombi zu vermelden (den Electrocompaniet würde ich durchaus als frisch im Hochton bezeichnen, was der Funk, der sich extrovertiertes Funkeln verkneift und sehr verzerrungsarm-ruhig spielt, im Grunde wieder ausgleicht):

Der Bass des Lindemann reicht etwas weniger tief, er lässt es unten herum weniger wummern, was man an kleineren Lautsprecheren wahrscheinlich gar nicht mitbekommt und an größeren gegebenenfalls auch mal für bessere Raumverträglichkeit sorgen kann: Die recht weichen, sustainhaltigen, auf eins geschlagenen Bassdrumstampfer in Blurs „Icecream Man“ (Album: The Magic Whip) stampfen jedenfalls etwas weniger satt, wenn es über unseren Probanden geht, was dafür angenehmerweise die ab 00.35 einsetzende Akustikgitarre blur magic whipfreier und unverdeckter zum Zuge kommen lässt. Auch der tieffrequente, raumfüllende Synthiebass in Salarymans „The Companion“ (Album: Karoshi) wirkt etwas weniger schwarz und tragend.

Eine weitere Besonderheit des Lindemann bekomme ich dagegen nur schwer zu fassen, nicht zuletzt weil sie ebenfalls keineswegs stark ausgeprägt ist und fast unterschwellig wirkt: So meine ich im direkten A/B-Vergleich zu bemerken, dass das Klangbild mit dem Lindemann einen Tick weniger anmachend und räumlich einen Tick weniger frontal anmutet – dafür aber eine etwas übersichtlichere, noch eingängiger fassbare oder breiter gefächerte Draufsicht aufs Geschehen bietet. Die Ortungsschärfe einzelner Instrumente oder Stimmen – die hatte ich bisher noch gar nicht erwähnt – macht bei alledem gleichwohl keinen nennenswerten Unterschied. Meine Funk/EC-Kombi erledigt da regelmäßig einen fehlerfreien Job (wer in Sachen Ortungsschärfe/Plastizität noch mehr von seinen USB-Quellen will, der höre sich beispielsweise mal den Phonosophie DAC1 oder Norma HS-DA1 an) – und das Lindemann musicbook:15 steht meiner Arbeitskombi in keiner Hinsicht nach.

Wie klingt’s per CD und was leistet der analoge Eingang?

Halten wir’s kurz: Wer CDs einlegt, hört Musik in fast gleicher Manier wie über den USB-Eingang. Bei meinen Versuchen gab’s obendrauf sogar noch das fehlende Mosaiksteinchen an Tiefbassdruck und – nah an der Einbildungsgrenze, aber ich bring’s trotzdem mal – offenbar mehr Hochtonglanz.

Lindemann musicbook:15

Was mich persönlich aber noch mehr erfreut – was wohl daran liegt, dass ich privat mit dem Medium CD kaum noch etwas am Hut habe – ist die kompromisslose Qualität der analogen Cincheingänge:

Nun, dass die analoge Vorverstärkersektion keinen schlechten Job macht, war nach den bisherigen Hörrunden zu erwarten, mischt diese Stufe ja eh immer mit. (Obwohl, es kann auch anders ausgehen: Den erwähnten Norma HS-DA1 zähle ich zu den besten USB-DACs, die mir je untergekommen sind; die optionalen Analogeingänge können dieses Niveau deutlich hörbar nicht halten). Dass sie meinen Funk MTX – dessen RCA-Eingänge betreffend, der Berliner spielt seine Stärken eher via XLR aus – klar schlägt, dagegen weniger. Allenfalls abermals das allerletzte Quäntchen Tiefbassdruck vorenthaltend, bekommen Analogquellen hier eine absolut vollwertige, weil neutrale, bestens auflösende und dynamisch-spritzig klingende Vorverstärkung an die Hand, die mit Stand-alone-Pres selbst in der Preisklasse des musicbook:15 unbedingt mithalten sollte. Klar, diese werden meist noch eine höhere Anschlussvielfalt (etwa XLR-Inputs, mehr RCA-Schnittstellen, Phono) bereithalten, aber dafür eben insbesondere kein CD-Laufwerk.

Lindemann musicbook:15

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Test: Lindemann musicbook:15 | Vorstufe

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