Demnächst im Test:

Billboard
Canton Vento-Serie

Klangbeschreibung & Vergleiche: Oppo HA-2 SE

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klangbeschreibung & Vergleiche: Oppo HA-2 SE

Oppo HA-2 SE Zubehör Kabel

Die Antwort, klar und deutlich: ja und aber. „Ja“, weil der Oppo HA-2 SE in Kombination mit meinem vornehmlichen Testhörer B&W P7 vom Fleck weg durch imposanten Bassschub, anspringende, direkte und klare Mitten sowie eine fein sämige Hochtonauflösung unmittelbar für sich einnimmt und nicht nur den analogen Ausgang meines iPhones in puncto Transparenz, Detailfülle, Kraft, Attacke, Dynamik, Raum und Musikalität spielend deklassiert, sondern auch die Mehrzahl der mobilen Wandler-Verstärker-Kombinationen unter 500 Euro mit seiner Performance überflügeln dürfte – inwiefern, werden wir weiter unten noch genauer unter die Klanglupe nehmen. „Aber“, weil einem die wirklichen und am Ende vernünftigerweise kaufentscheidenden klanglichen Vorzüge des Oppo erst so richtig bewusst werden, nachdem sich die erste Euphorie über jene allzu ohrenscheinlichen Stärken gelegt hat.

Besonders ans Ohr gewachsen ist mir im knapp vierwöchigen Testzeitraum die für einen mobilen Winzling immer wieder verblüffende Breitbandigkeit des Oppo HA-2 SE. Vom rumorigen Wummern einer Orchesterpauke bis zum feinsten Oberton einer ausschwingenden Gitarrensaite versorgt das ledrige „Nähkästchen“ den Hörer über das gesamte Frequenzspektrum mit überdurchschnittlich aufgelösten instrumentalen Details. Insbesondere die Wiedergabe von Transienten, also der impulsiv-unmittelbaren Klanganteile etwa einer hart angerissenen Saite oder einer beherzt angeschlagenen Snare, gelingt dem Oppo HA-2 SE bemerkenswert überzeugend, was ihn in Kombination mit seiner zupackenden Dynamik und seinem druckvollen Bass zu einem dauerhaften Spaßverstärker von trittsicherer und angenehm involvierender Musikalität macht.

Oppo HA-2 SE Klinkenausgang

Einen letzten Rest „technischen“ Beiklangs, jener leichten „Digitalitis“, unter der, zumindest nach meiner Erfahrung, die meisten (auch hochpreisigen) Wandler mit ESS-Sabre-Chip zu leiden scheinen, kann der kleine Oppo zwar nicht vollständig abschütteln und zieht daher in puncto tonaler Wärme, Klangfarbenpracht und Mittenschmelz gegen diesbezügliche Spezialisten wie etwa den Graham Slee Bitzie (ab 429 Euro) letztlich knapp den Kürzeren. Dafür lässt der HA-2 SE derlei Geräten in Sachen Attacke, Basspräzision und Durchhörbarkeit über ein breites Frequenzspektrum schlicht und einfach keine Chance.

Sowohl im direkten A/B-Umstöpselcheck als auch im tageweisen Langzeitvergleich mit weiteren ebenfalls vorzüglich geratenen Mitbewerbern positioniert sich der Oppo HA-2 SE im Gesamtklang letztlich klar und deutlich als mehrheitsfähiger Generalist ohne echte Schwächen zwischen all jenen Stühlen, auf denen es sich viele Konkurrenz-Hersteller aus Kontinentaleuropa und den USA mit ihren jeweiligen House-Sounds bequem gemacht haben.

Nehmen wir beispielsweise den etwas günstigeren Audioquest Dragonfly Red (199 Euro). Rhythmisch hochbegabt, mit grandiosem Timing und einer geschmeidig fließenden Musikalität, die sich vor allem in organischen Mitten niederschlägt, fehlt es der „roten Libelle“ für manche Hörgeschmäcker ein wenig an Hochtonschmackes sowie räumlicher Trennung einzelner Instrumente, was den „großen“ der beiden aktuellen Dragonflys bei aller charmanten Geschmeidigkeit bisweilen nicht maximal pain of salvationtransparent wirken lässt. Im Vergleich spielt der Oppo zwar nicht ganz so impulstreu und damit rhythmisch eine Winzigkeit weniger exakt, dafür aber in den Mitten um ein Vielfaches klarer, reiner, direkter und damit gesamttonal frischer sowie aufgeräumter abbildend. Konkret präsentiert der Dragonfly Red etwa die (immer noch) hinreißende Prog-Ballade „Ending Theme“ auf der frisch remasterten Remedy Lane von Pain of Salvation (auf Amazon anhören) eher als rhythmisch bewegtes Ganzes, während der Oppo sich stärker darauf verlegt, einzelne Komponenten wie Daniel Gildenlöws anrührende Stimme mit all ihrer Rauheit und Körperhaftigkeit feindynamisch sauber artikuliert und räumlich exakt umrissen in den Raum zu projizieren. Für die musikalische Kompetenz des Oppo spricht, dass die Musik dabei zu keiner Zeit in Einzelereignisse zerfällt.

Oppo HA-2 SE USB-Eingänge

Oder nehmen wir den geringfügig teureren und dabei ausstattungstechnisch hoffnungslos unterlegenen Chord Mojo (derzeit 499 Euro inkl. Case). Dieser klingt aufgrund des von Chord-Mastermind Rob Watts in beispiellos nerdiger Bastelarbeit selbst entwickelten Wandler-Chips in seiner Preisklasse zwar unerreicht untechnisch, verfärbungsfrei und lebendig; er kann im Hochton durch sein sanftes Roll-Off mitunter aber etwas knuffig wirken, verteilt Instrumente nicht allzu großzügig im Raum und liefert Bassattacken nicht mit dem allerdicksten Schubkarren an. Im Vergleich hierzu punktet der Oppo HA-2 SE mit einem druckvolleren und dennoch kaum weniger präzise durchgezeichneten Bass, einem breiteren (wenngleich nicht allzu plastischen) Bühnenpanorama und einer ordentlichen Portion mehr Offenheit, Frische und Strahlkraft vom Präsenzbereich an aufwärts. Alles klare Pluspunkte, die in ihrer Gesamtheit mehr als bloß dafür entschädigen, dass der Oppo insbesondere bei der Wiedergabe von Stimmen und natürlichen Instrumenten nicht ganz die sonore Wärme, Farbe und Kraft des lustig blinkenden Knuffelchens aus England erreicht.

Zudem: Akustisch komplexer Naturschall wie die Hall-unterlegten Rimshots zu Beginn von Finks in audiophilen Kreisen (meiner Erfahrung nach) immer wieder reflexartig rangekarrten „Perfect Darkness“ vom gleichnamigen Album (auf Amazon anhören), die über den Chord Mojo für manche Geschmäcker etwas zu voreilig ausschwingend und klangfarblich etwas zu glanzlos daherkommen, sind durch die charakteristische Kombination des Oppo aus anspringender Dynamik, vorbildlicher Transientenwiedergabe und hochfrequenter Auskunftsfreude schlicht ein Hochgenuss.

Grenzen in Sicht? Nun, nicht wirklich. Nicht einmal den Vergleich mit dem derzeit bei 569 Euro eingepreisten und funktional sogar noch vielfältigeren iDSD Micro der in letzter Zeit doch arg gehypeten Abbingdon Musik Research-Babymarke iFi muss der HA-2 SE scheuen. Die federleichte iFi-Silbertruhe klingt zwar im Bereich unter 1.000 Euro vermutlich unerreicht offen, transparent und dynamisch und bietet Auflösung auf dem Niveau eines ausgewachsenen stationären Wandlers, zeigt allerdings auch die Tendenz, je nach Kabel- und Kopfhörerumfeld ins Kühle, Steril-Technische abzukippen. Auch bleibt der Hochtonbereich des iFi Micro, sofern nicht mit kuschelig tönenden Kabeln gegengesteuert wird, nicht gänzlich frei von Silbrigkeit und Härten.

Nicht so beim Oppo. Zwar ist dessen Hochton ebenfalls nicht typically british, sondern durchaus strahlkräftig und prägnant, läuft allerdings dank angenehmer Seidigkeit nie ernstlich Gefahr, mit einem Überangebot an Hochtondetails auf dem Silbertablett ein Hörorgan zu überfordern und seinen Besitzer unwillkürlich zum Lautstärkeregler greifen zu lassen.

Oppo HA-2 SE Ausgänge

So oder so ähnlich dürfte sich der Oppo gegenüber der Mehrzahl aller aktuell verfügbaren mobilen Wandler-Verstärker-Kombinationen verhalten. Bedeutet in der Konsequenz: Sollte Sie eine der oben genannten special skills des Dragonfly Red, Chord Mojo oder iFi Micro als persönliches „Über-Alles-Kriterium“ für guten Klang definiert haben, werden Sie mit dem jeweils aufgeführten Gerät vermutlich besser fahren als mit dem Oppo. All jene, die keine allzu spezifische Klangphilosophie hegen und stattdessen einfach einen kräftigen, musikalisch begabten und tonal schlüssig klingenden mobilen Wandler und Verstärker suchen, der unten ein bisschen mehr Punch bietet, ohne aufzudicken, und oben etwas mehr Frische, ohne im hörempfindlichen Bereich zwischen zwei und dreieihalb Kilohertz zu „peaken“, könnten mit dem neuen HA-2 SE jedoch für lange Zeit kompromissarm und also wunschlos glücklich werden.

Oppo HA-2 und HA-2 SE Kartons

Übrigens, wo hier doch die ganze Zeit von „neu“ die Rede ist: Was ist denn nun eigentlich klanglich „special“ an der „Special Edition“ des Oppo HA-2? Und: Berechtigt die bauteilige Frischzellenkür womöglich gar zufriedene Besitzer des Standard-HA-2, in den von Freundinnen und Ehefrauen gefürchteten An- und Verkaufsmodus zu wechseln? Nun, auch diese Frage ist schnell beantwortet, und zwar mit einem klaren Jein. Im A/B-Vergleich mit dem herkömmlichen HA-2 wirkt die „SE“-Variante durch den verringerten Noise Floor einen Tick souveräner, der Hintergrund eine Winzigkeit schwärzer, der Bass ein wenig konturierter und zackiger bei gleichbleibendem Schub und die Höhen etwas seidiger bei minimal gesteigerter Natürlichkeit.

Insgesamt markiert die „SE“–Variante weder eine klangliche Revolution noch eine tonale Neuausrichtung im Hause Oppo, sondern kultiviert lediglich bekannte Stärken. Besitzern eines HA-2 wird daher kaum anderes übrig bleiben, als ihren Kleinen zum nächstgelegenen Händler zu tragen, dort ein paar Mal zwischen „mit“ und „ohne“ SE hin und her zu stöpseln, unterdessen am Smartphone den aktuellen Kontostand zu checken und dann auf Grundlage der ermittelten Tatsachen abzuwägen.

Oppo HA-2 und HA-2 SE
Generationstreffen: Oppo HA-2 und HA-2 SE

Unumgänglich scheint ein Upgrade einzig für Hörer, die ihre Musik mehrheitlich im Highres-Format genießen, denn in der Wiedergabe von DSD256-Files schlagen die klanglichen Verbesserungen der „SE“-Version dann doch recht deutlich durch: mehr Rauminformation, mehr klangfarbliche Textur, mehr kantenlose „Echtheit“, mehr Knackigkeit im Bass. Waren die Unterschiede zwischen Musik in CD-Qualität und hochauflösenden Files beim HA-2 noch einigermaßen subtil, eröffnet der HA-2 SE dort durchaus etwas, was man reißerisch eine „neue klangliche Dimension“ nennen könnte.

Und ach, wo wir gedanklich schon beim Händler sitzen: zum Abschluss vielleicht noch ein knappes Wort zur gelungenen Verpaarung des HA-2 SE. Hier nämlich zeigen meine im Testzeitraum gesammelte Erfahrungen mit verschiedenen Over-Ears und Around-Ears, dass es (abgesehen natürlich von elektrostatischen Strom-Junkies) komplett unpassende Hörer zwar nicht gibt, dem Oppo allerdings ein obenrum auf Härtefreiheit und in den Mitten im Zweifel etwas sonorer abgestimmter Hörer mit nicht allzu fettem Bass dann doch zupasskommt. Ich persönlich würde zunächst einen Softie vom Schlage eines Meze 99 Classic, Audeze Sine oder Focal Spirit Classic anstöpseln, ehe ich den Oppo HA-2 SE mit einem Beyerdynamic oder AKG paaren würde. Was freilich nicht heißen soll, dass Anhänger strammer Analyse-Lauscher unter Zuhilfenahme softer Kabel oder klanglicher „Naturalisierungs-Maßnahmen“ wie beispielsweise einem Audioquest Jitterbug am Ende nicht doch mit dem Oppo „warm“ werden können.

Oppo HA-2 SE mit Verpackung

Billboard
Lyravox Karlina & Karlsson Tower

Test: Oppo HA-2 SE | Kopfhörer-Verstärker

  1. 2 Klangbeschreibung & Vergleiche: Oppo HA-2 SE